Der "Hunde arbeiten am Vieh" - Quatsch-Thread

  • Hallo Cherubina,


    unser Schwarzi-Border (papierlos, aber aus hütenden Eltern) hatte sein Frühlingserwachen mit knapp 5 Jahren vor knapp 3 Monaten, seit Spockie-Koolie hier ist, und er hat seine erste Lebenshälfte ja woanders und völlig ohne Viehkontakt verbracht.


    Obwohl wir ihn seit der Weidesaison 2014 mit auf die Koppel nahmen, hatte er immer ziemliche Schiss vor den Kühen, und auch das Training an Schafen habe ich im letzten Jahr mit ihm gesteckt, nachdem er vor dem Trainingspferch den Rückwärtsgang einlegte.


    Aber seit der Koolie da ist, ist es, als ob ein Schalter umgelegt wurde.


    Caterina

  • Ich hab mal eine Frage und hoffe ihr habt ein paar Infos dazu. Gerne auch seiten wo ich das nachlesen kann.
    Erstmal vorweg, welcher ist der üblichste koppelgebrauchshund in Deutschland?


    Meine Frage stützt sich etwas darauf, ich gehe davon aus das der border collie ist, werde aber gerne belehrt.


    Wie kommt es das aus dem deutschen Schäferhund ein Dienst und Schutzhund geworden ist? Was hat ihn aus seiner Aufgabe vertrieben, oder war das hüten schon immer eher beiwerk?

  • Ich hab mal eine Frage und hoffe ihr habt ein paar Infos dazu. Gerne auch seiten wo ich das nachlesen kann.
    Erstmal vorweg, welcher ist der üblichste koppelgebrauchshund in Deutschland?


    Meine Frage stützt sich etwas darauf, ich gehe davon aus das der border collie ist, werde aber gerne belehrt.


    Wie kommt es das aus dem deutschen Schäferhund ein Dienst und Schutzhund geworden ist? Was hat ihn aus seiner Aufgabe vertrieben, oder war das hüten schon immer eher beiwerk?

    Ich antworte einfach mal aus meiner Sicht, auch wenn ich in der genauen Zuchtgeschichte des Deutschen Schäferhundes sicher große Lücken habe.


    Der in Deutschland häufigste Koppelgebrauchshund ist mit Sicherheit der Border Collie, allerdings ist die Koppelschafhaltung nicht die traditionelle Art der Schafhaltung in Deutschland. Insofern war der Deutsche Schäferhund auch nie ein Koppelgebrauchshund, sondern ein Hütehund, der an großen Wanderschafherden gearbeitet hat, die ohne Zaun gehütet wurden.
    Heute erfreuen sich einige Schläge des Deutschen Hütehundes (Schafpudel, Strobel, Gelbbacke, Harzer Fuchs...) für diese Aufgabe größerer Beliebtheit, als ausgerechnet der deutsche Schäferhund, aber auch dieser wird noch ab und an dazu verwendet. Aber die Arbeit für solche Hunde ist in Detschland eher rar geworden und so gibt es einfach keine große Stückzahl dieser Rassen bzw. Schläge. Der Deutsche Schäferhund hat einfach ausgehend von der Arbeit an der Herde einen großen Siegeszug angetreten und hat sich züchterisch sicher von seinen Ahnen an den Schafen entfernt. Ob er nun schlechter dazu geeignet ist als die alten ursprünglicheren Hütehundschläge, kann ich nicht beurteilen.


    Ganz grob die Unterschiede der Arbeitsweise:
    Der Border Collie ist sehr genau steuerbar, arbeitet auch präzise an kleinen Schafgruppen und auf sehr weite Distanz.


    Der deutsche Hütehund ist meist erst an großen Herden richtig glücklich, ist sehr ausdauernd und kann recht kräftesparend auch den ganzen Tag an einer gedachten Linie aufpassen, dass die Schafe dort nicht drüberlaufen (Straße, Ackerrand). Dieses "Auf der Furche gehen" kann einen Border schonmal in die völlige Erschöpfung treiben, weil er permanent hochkonzentriert und unter Strom ist solange er arbeitet.

  • Du gehst von falschen Grundannahmen aus.




    "Der Deutsche Schäferhund, wie du ihn heute kennst geht auf kurz- und stockhaarige Schläge von Hütehunden aus Deutschland zurück, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts auch in vielen Gegenden Europas vorkamen und sich auch dort zu eigenen Rassen entwickelt haben. Sie alle waren keine reinen Hütehunde, hatten zwar die Aufgabe, die Herden zu treiben, sollten aber auch das Hab und Gut der Hirten bewachen und beschützen."


    Deutscher Schäferhund – Wikipedia





    "Die Wurzeln der Altdeutschen Hütehunde liegen vermutlich im frühen Mittelalter. Mit der Entwicklung des Wanderhirtentums und des Hütewesens ging die Zucht entsprechender Hütehunde zum Treiben von Schafen, Schweinen und Kühen sowie zum Wehren und Schützen der Herden einher."


    Ursprünge - AAH-Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde :: powered by alphaNEXT

  • Mich würden mal Geschichten aus der Jugend eurer Hunde interessieren, also bevor ihr mit ihnen das Training begonnen habt. Wieviel Kontakt hatten sie zum Vieh? Haben sie schon durchs Gatter versucht zu fixieren und zu treiben? Gab es Spätzünder oder kleine Schisser? Wann und wie hats gefunkt?


    Wir haben ja den Milchviehbetrieb und da kann man den Kontakt zum Vieh nicht vermeiden ;)
    Sprich vom ersten Tag an lief er hier normal mit durch den Stall, da war er 8 1/2 Wochen.
    Wenn man so will, hatten die Welpen aber auch schon beim Züchter "Kontakt" zum Vieh, die konnten die Schafe nämlich vom Auslauf aus gut sehen.


    Als Phelan 4 Monate alt war, polterte es plötzlich im Bullenstall hinter mir, als ich meine Schroteimer voll machte.
    Ein vorwitzger Bulle war der Meinung dem Bordchern unsanft am Fell zu zupfen und das hat er mal eben unmissverständlich geklärt, in dem er einmal kurz in die Nase fasste.
    Von dem Tag an wurde das Interesse am Vieh größer, wenn Frauchen irgendwo drinnen war, wurde neugierig geguckt, wenn ich Tiere bewegte fing er an am Gitter (er wartete stets draußen) hin und her zu laufen, die Kälber durften beim tränken ja nicht mehr aus der Reihe tanzen.
    Ab da fing ich auch an, ihn zu trainieren, sich beherrschen zu lernen.


    Noch heute ist es so, dass er den Kühen keines Blickes würdigt, solange wir nur durch den Stall laufen, füttern, auf dem Futtertisch stehen etc.
    Aber sobald einer zu den Tieren rein geht, ist seine volle Konzentration da und so soll es auch sein.
    Seit er Kleine da ist, fühle ich mich um einiges sicherer, wenn ich mich zwischen den Tieren bewege, gerade in so Situationen wenn man bei der frisch gekalbten Kuh drinnen ist.
    Er würde mich niemals stehen lassen und wäre bei dem kleinsten Wort sofort neben mir.


    Mit 9 Monaten haben wir ja das richtige Training begonnen, aber es ist sehr interessant was alleine die Zeit an Entwicklung bringt und ich bin gespannt, wie er sich noch entwickeln wird.


    Ich hab mal eine Frage und hoffe ihr habt ein paar Infos dazu. Gerne auch seiten wo ich das nachlesen kann.
    Erstmal vorweg, welcher ist der üblichste koppelgebrauchshund in Deutschland?


    Meine Frage stützt sich etwas darauf, ich gehe davon aus das der border collie ist, werde aber gerne belehrt.


    Wie kommt es das aus dem deutschen Schäferhund ein Dienst und Schutzhund geworden ist? Was hat ihn aus seiner Aufgabe vertrieben, oder war das hüten schon immer eher beiwerk?


    Der Deutsche Schäferhund stammt aus vielen Landschlägen, die einst zum hüten der Herden eingesetzt wurden.
    Die richtige Zuchtgeschichte des DSH begann ja mit Max von Stephanitz, der einen universell einsetzbaren Gebrauchshund züchten wollte.
    http://huetefuchs.de/537096981…096981f0b96719/index.html


    Welchen Typ Hund man für seine Schafe braucht, hängt davon ab, wie ich meine Schafe halte ;)
    Habe ich eine Wanderschäferei, sprich ich beweide Flächen mit meiner Herde im freiem gehüt, werde ich auf die Schläge des Altdeutschen Hütehundes zurück greifen.
    http://www.a-a-h.org/index.html


    Wie diese Hunde arbeiten, wird hier beim Leistungshüten gut erklärt, wie ich finde (hier übrigens mit zwei DSH).


    Bei den Wanderschäfern, sind meist die Leitschafe sehr zahm und folgen stehts dem Schäfer.
    Die Hütehunde stecken (wie im Video zu sehen und erklärt wird) stets die Grenzen ab, wo die Schafe nicht hin laufen sollen ohne dabei die Schafe groß zu stören.


    Bei Border Collie, Kelpie und Co handelt es sich im Koppelgebrauchshunde und nicht, wie oft falsch gesagt, um Hütehunde.
    Halte ich meine Tiere also in Koppelhaltung, sprich auf eingezäunten Flächen, wo ich nicht den ganzen Tag bei sein muss, während sie weiden, haben meine Hunde eine ganz andere Funktionalität.
    Hier muss ich die Tiere umpferchen, wenn eine Koppel schier gefressen ist, ich muss sie mal einpferchen zur Klauenkontrolle, Entwurmung, Schafschur oder ich muss sie auch mal verladen, wenn sie auf weitere Weideflächen müssen.
    Diese Hunde müssen ganz anders arbeiten, als ein Hütehund und die Zuchtgeschichte ist auch eine ganz andere.
    http://www.abcdev.de/


    Hier in dem Video wird erklärt, wie Trials (die Meisterschaften der Koppelgebrauchshunde) im Verhältnis zu der täglichen Arbeit auf einer Farm stehen.


    Die Schafe in Koppelhaltung sind meist auch nicht zahm und gerade in Ländern wie England, Schottland, Neuseeland ziemlich wild und nicht an den täglichen Kontakt mit dem Menschen gewohnt, wie es bei der Wanderschäferei der Fall ist.


    Welchen Hund ich mir also hole, hängt nicht von meiner Vorliebe für eine Rasse ab, sondern wie ich mein Vieh halte und welche Aufgabe mein Hund übernehmen soll und da ist die Wanderschäferei leider recht selten geworden.

  • Dieses Selbstbewusstsein fehlte Sumi da offensichtlich. Das Schaf war doof und Sumi hatte nichts entgegenzusetzen - was ich mit 4 Monaten allerdings auch eher normal finde. Da ist Phelan deutlich kerniger :bindafür:


    Langsam wird sie ja wieder etwas mutiger. Heute ist sie zum Beispiel hinter mir unter dem Zaun durchgeschlüpft um ans Wasser zu kommen und die Schafe in der Nähe sind weggesprungen. Ich hoffe solche Kleinigkeiten und die Zeit und Reife machen es wieder besser...


    Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass es für mich kein Weltuntergang ist, wenn Sumi sich nicht gut zur Arbeit an den Schafen eignet, aber es wäre schon schön irgendwann mit ihr ins Training einsteigen zu können.

  • Hallo Cherubina,


    ich würde sagen, das ist eher Rudeldynamik, denn die Trainerin, bei der ich es mit Schafen versucht hatte, kam auch auf die Idee, ihre Hündin im großen Pferch vor Schwarzis Nase die Schafe hin- und hertreiben zu lassen... hatte nicht den gewünschten Effekt.


    Der Koolie dagegen wohnt hier, und als Rüde ist er auch Konkurrenz.


    Das ist für mich die berühmte Dimension "x", die sich bei mehreren Hunden zusätzlich auftut.


    Und Trieb hat Schwarzi ja schon, halt bis dato ausschließlich auf Spielzeug gemünzt.


    Caterina

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