Der "Hunde arbeiten am Vieh" - Quatsch-Thread

  • Da es ja "nichts wird, wenn alle nur mitlesen" ;-) Schreib ich halt auch ein paar Zeilen.


    Bei uns sind die Hunde auch für die Arbeit am Vieh da. Fest zu unseren Nutztieren gehören Schafe (die Stammherde umfasst seit dem Umzug nur noch 27 Alttiere, im Frühjahr kommen dann Lämmer dazu), Gänse, Hühner und meistens auch Enten. Daneben fällt es mal mehr mal weniger an, dass Rinder der Nachbarn gearbeitet werden müssen.


    Die üblichen Aufgaben sind, mir die Tiere (z.B. ihre Partnerin und Gössel schützende Ganter) vom Hals oder den Raufen fernzuhalten, wenn gefüttert wird, oder gereinigt oder die Eier eingesammelt. Daneben können meine beiden Schwarzen auch zuverlässig die Hühner auf dem gesamten Grundstück einsammeln und eintreiben. Enten, Gänse etc. von a nach b bewegen sowieso. Luna dient auch als Eierdetektor, wenn die Hühner die Eier wieder mal verstecken.


    Gemäß dem Motto: "den Ersten versaust du immer", habe ich die Ausbildung des Aussies an den Schafen in den Sand gesetzt. Im Alltag auf den eigenen Flächen fällt das nicht so auf und er ist trotzdem unersetzbar, weil wir z.B. lange Zeit gar keine Pferche hatten und daher der Hund die Schafe sammeln und halten muss, wenn Wurmkuren, Scheren, Klauenpflege etc. anstehen. Aber da mit den Aufgaben auch die Ansprüche wachsen, haben wir vor einiger Zeit bei Corinna nochmal von vorn mit dem Training angefangen, so dass auf mittelfristige Sicht auch Tätigkeiten außerhalb der Flächen (Umtriebe) möglich sein sollen.


    An den Rindern sind die Hunde meine Rückendeckung und Lebensversicherung - Umkoppeln mit Bullen und Kälbern in der Herde ist ohne die Hunde undenkbar und ich wäre schlicht lebensmüde, wenn ich das versuchen würde. Die Hunde setze ich aber auch in den Stallungen ein, wenn Kälber / Jungrinder etc. aussortiert werden müssen. Gerade der Altbulle hat genug Kraft und sportlichen Ehrgeiz, um auf die Stallgasse zu springen und ungemütlich zu werden. Entwichene Rinder haben unsere drei Hunde auch schon eingesammelt und wieder nach Hause gebracht.

  • Umtrieb gestern. Gleich vorweg: Ein Hunde hätte auch gereicht, ich weiß. ;) Da wir aber ein paar Nadelöhre hatten, vor allem an einer Straße, wo dann die höchst ungeduldigen Autofahrer warten müssen, habe ich beide Hunde mitgenommen, damit man das besser leiten kann. Zumal ich an dieser Passage dann erst mal allein da stehe, weil meine Gehilfin die Autofahrer in Schach halten muss. (Und das ist jedes Mal ein Theater - die Leute bekommen es nicht hin einfach stehen zu bleiben ... ich stehe jedes Mal große Ängste aus, dass einer meinen Hund platt fährt.)


    Als wir gestern unterwegs waren, habe ich nicht verstanden, warum Nian sich dauernd rechts wegschleichen will und Stressanzeichen zeigt. Zum Glück habe ich gefilmt, denn heute morgen kam mir die Erkenntnis: Er denkt, dass Hope, die Aussie-Hündin, ihn anbellt. Immer, wenn sie in seine Richtung läuft, zuckt er quasi zusammen. Er hat zwar schon oft mit ihr gearbeitet, aber sie war gestern wegen der Aufregung übermäßig kläffig. Wobei die Lämmer auch drauf reagieren, wenn sie denen ins Ohr schreit ... :lol: Tja, aber so ein Gebrüll ist für mein sensibles Borderchen wohl etwas zu viel gewesen. Cooma lässt sich da sichtbar weniger rausbringen.


    Danach, als ich sie alleine getrieben habe, war Nian völlig normal und hat gut gearbeitet. Der hat jetzt ein Aussie-Trauma, wetten. :p


    Achja. Eins muss ich noch sagen: Ich hasse Lämmer. |)


    [Externes Medium: https://youtu.be/7IFdTFMT5CI]
  • @flying-paws Was mir an Deinen Videos so gefällt ist die durchgehend ruhige, harmonische Zusammenarbeit zwischen den Schafen, den Hunden und Dir. Kein Stress (ausser der schreiende Exote einem zu nah auf die Pelle rückt wie im letzten Video... ;) ), kein Gehetze und keine Gerenne wie es zumindest hier leider oft üblich ist.


    Besonders schön finde ich auch, wie man im letzten Video die unterschiedliche Arbeitsweise von zwei Hundetypen sieht - und dass die Hunde trotzdem gut zusammen arbeiten und den Job gemeinsam erledigen können. Meiner Erfahrung nach haben Borderfanatiker leider oft kein Auge für das Talent von Hunden, die am Vieh weder 'eye' noch den (Border-)typischen Schleichgang zeigen.


    Hast Du Videos von Deinem Altdeutschen Schäferhund? Wenn ich mich richtig erinnere, ist er schon etwas älter? Können oder konnten die Border auch mit ihm zusammen arbeiten oder hast Du die Hunde für jeweils unterschiedliche Aufgaben eingesetzt?

  • Ja, man muss schon umdenken, weil ein Aussie (und einige andere Rassen ja auch) andere Techniken zum Bewegen nutzen.
    Trotzdem muss man auch ehrlicherweise sagen, dass der Trainingsaufwand bei so einem Hund viel höher ist, wenn man so was wie auf dem Video erreichen möchte als beim BC. Bei dem ist das meiste schon “werksmäßig vorinstalliert“, was man beim Aussie mühsam durch Training aufbauen muss.


    Ich habe einen Altdeutschen Hütehund, genauer, einen Süddeutschen Schwarzen, das ist richtig.
    Der arbeitet allerdings nicht an den Schafen. Zum einen habe ich kein Einsatzgebiet für ihn und zum anderen war er wegen seines schweren Deprivationssyndroms nicht trainierbar. Er versteckt sich meist am Auto, wenn wir bei den Schafen sind.

  • Ja, man muss schon umdenken, weil ein Aussie (und einige andere Rassen ja auch) andere Techniken zum Bewegen nutzen.
    Trotzdem muss man auch ehrlicherweise sagen, dass der Trainingsaufwand bei so einem Hund viel höher ist, wenn man so was wie auf dem Video erreichen möchte als beim BC. Bei dem ist das meiste schon “werksmäßig vorinstalliert“, was man beim Aussie mühsam durch Training aufbauen muss.


    Erlebst Du das regelmässig, dass Aussies - oder eben 'Nicht-Border' mehr Trainingsaufwand brauchen? Ich habe durchaus 'Nicht-Border' bzw. auch nicht reine Border kennen gelernt, die da mithalten konnten - wobei ich schon auch denke, dass Border einfach durch ihre Art zu arbeiten die Feinmechaniker unter den Hütern sind.


    Hast Du auch Erfahrung mit anderen Rassen? Beardies oder Shelties zum Beispiel? In den USA scheint es jemanden zu geben, der auch mit Boxern hütet.

  • Aber da mit den Aufgaben auch die Ansprüche wachsen, haben wir vor einiger Zeit bei Corinna nochmal von vorn mit dem Training angefangen, so dass auf mittelfristige Sicht auch Tätigkeiten

    Irgendwie hat es das Zitat ein bissel zerschossen *hmpf* ...darf ich fragen, was Du nun anders trainierst? Bzw. was Du vorher geübt hast? ...und das "wie" wäre auch interessant zu erfahren...so lange das hier nicht den Rahmen sprengt...(?)



    So weite Strecken muss ich nicht bewältigen *puuh* :D ....wir müssen zwar schon mal durch die Öffentlichkeit, sind aber recht kurze Strecken, zwar mit vielen Kurven bzw. abbiegen, aber alles in Hofnähe...das habe ich mit Midna allerdings noch nicht gemacht, nur mit Sierra. :D
    Sicherheit geht vor. :lol:


    Ich finde Lämmer ja irgendwie lustig...so schön unberechenbar und "doof". :lol:
    Das ist aktuell Midnas Job, sie sind noch nicht 24h am Stück auf der Weide, also ist tägliches rausbringen und wieder reinholen angesagt. Das erste Mal war etwas holprig, ging dennoch erstaunlich gut.....und wie gut das klappt, wurde mir gestern bewusst.
    Habe sie gestern ,nach dem ich die "Flaschies" versorgt habe, spontan rausbringen wollen, Hunde waren drin und da es eigentlich nur aus dem Stall raus, links abbiegen, übern Sandpaddock und rechts abbiegen geht und sie die Strecke schon x mal gelaufen sind und eh raus wollten, dachte ich geht ohne....ging nicht.
    Die Mütter und Lämmer sind wie aufgescheuchte Hühner in alle Richtungen gerannt, nur nicht zur Weide... |) ...voll das Irrenhaus.
    Mit Midna sieht es so aus, dauert zwanzig Sekunden, wenn überhaupt....







    Hmpf...mist, fehlen noch fünf Bilder, will gerade nicht weiter hochladen....hole ich nachher nach...

  • Erlebst Du das regelmässig, dass Aussies - oder eben 'Nicht-Border' mehr Trainingsaufwand brauchen?

    Ja. Es gibt durchaus talentierte "Nicht-Border", aber bei allen, die ich bisher da hatte, benötigte es im Schnitt mehr Training um den selben Stand zu erreichen und es gibt am Ende trotzdem Einschränkungen im Einsatz bzw. ein BC ist einfach für mehr verwendbar.


    Wobei ... es gibt einen Kelpie-BC-Mix, dem schreibe ich mal zu, dass er sich da im Rahmen eines reinen BC bewegt. Aber der Kelpie ist ja eh recht nah am BC von der Arbeitsweise.

  • Irgendwie hat es das Zitat ein bissel zerschossen *hmpf* ...darf ich fragen, was Du nun anders trainierst? Bzw. was Du vorher geübt hast? ...und das "wie" wäre auch interessant zu erfahren...so lange das hier nicht den Rahmen sprengt...(?)


    So weite Strecken muss ich nicht bewältigen *puuh* :D ....wir müssen zwar schon mal durch die Öffentlichkeit, sind aber recht kurze Strecken, zwar mit vielen Kurven bzw. abbiegen, aber alles in Hofnähe...das habe ich mit Midna allerdings noch nicht gemacht, nur mit Sierra. :D
    Sicherheit geht vor. :lol:
    (...)


    Soweit ich mich an Sierra erinnere, arbeitet sie anders bzw. tickt anders, sie reagiert in Situationen, in denen sie gemaßregelt wird, anders, aber auch Sierra hab ich nicht immer als 'bedienerfreundlich' in Erinnerung. Erzähl doch mal, wie sie jetzt so ist.


    So und nun zu den Fragen:


    Das Konzept, das wir bei den vorherigen Trainern verfolgt haben, passt nicht zu meinem Hund. Es muss nicht immer das Fetchen an erster Stelle im Training kommen und das es das nicht tut, heißt nicht gleich, dass es der Hund nicht kann. Wir haben extrem viele Fehler gemacht. Schon das erste Training ist unfair für den Hund gelaufen, weil er keinen Kontakt zum Vieh bekam (Netz davor), hat er sich von der Trainerin einen Schlag mit dem Stock eingefangen. Dazu muss ich sagen, dass ich die andere Hälfte abbekommen habe - wir haben also wenigstens gemeinsam gelitten und das Unheil (Stock) nicht kommen sehen.


    Das zweite Training (andere Trainerin) war nicht besser, aber auch das habe ich damals nicht erkannt. Der junge Hund wurde auf der Flanke durch die Schlepp teilweise so begrenzt und eng an die Schafe gezogen, dass er nicht aufmachen konnte und dadurch weg wollte - er hat ja Druck von den Schafen und dem Menschen bekommen.


    Ich bin dann erstmal bei einer Trainerin geblieben, mit Seminaren und Co., aber muss ehrlich sagen, dass es einfach keinen Plan B für Anderslernende dort gab. Mein Hund wird in 1000 Jahren nicht vor mir weichen, wenn ich auf ihn zugehe. Da nutzt es mir auch nichts, wenn er das aus Angst vor der Trainerin tut und ich dann angefahren werde. Ich habe dort NIE gelernt oder gesagt bekommen, dass und wie ich Druck auf die Schulter machen kann.
    Ich bin auch immer fröhlich auf der Linie rumgelatscht und war mir deren Existenz nicht bewusst. Bei meinem Shepherd ist sowas fatal - Bedienfehler ahndet der konsequent, immer, absolut immer und der läuft nur dann richtig, wenn ich es richtig mache. Der schenkt mir gar nichts.


    Neben diesen Fehlern haben wir im Training immer alles geahndet, was unschön war und das Konzept dahinter sollte sein, das Falsche zu verbieten und dann müsse der Hund automatisch das Richtige, nämlich das Fetchen anbieten, weil er ja die Gelegenheit dazu hat. (Nicht meine Idee, nur einer der Sätze, bei denen mir ein Licht aufging) Das ist aber falsch für uns. Der Hund wurde nur verunsichert, wusste am Ende gar nicht mehr, was er durfte und hat dann wahllos alles mögliche probiert - meist schnell. Aus heutiger Sicht kann ich zugeben, dass wir ihm nur gesagt haben, was er nicht machen soll und das so ziemlich ständig, aber nie, was er machen soll.


    Ein Problem, das wir noch hatten, waren die Schafe. Meine waren nicht eingehütet, sehr schnell und versprengen sich auch leicht. Die Schafe im Dauertraining waren anders - die klebten am Menschen. Wir haben also daheim nichts umsetzen können. So kam mein junger von mir (und diesmal nur mir) allein gelassener Hund auf Ideen, wie er die Schafe kontrollieren kann und die ihm passende, auch funktionierende, war TEMPO TEMPO TEMPO. Sprich, er hat darauf gesetzt, dass er schneller ist und die dann eben schnurstracks überholt, Hinterhandwendung rein und in die Richtung in die sie gehören. Da der Schmarrn so gut funktioniert hat, fällt es uns bis heute schwer, ihm klar zu machen, dass Tempo raus und aufmachen die bessere und weniger anstrengende Methode ist. Wenn es hektisch wird oder ich (mal wieder) unsortiert in der Gegend rumstehe, die falsche Richtung ansage oder so, dann glaubt er, die Kontrolle zu verlieren und wird schneller .... oder er nutzt die Gelegenheit, sie schnell mal zu versprengen. Ein wenig Spaß muss sein.


    Das ist so grob der Äußere Rahmen dessen, was ich mit ihm versaut habe - ich bin sicher, flying-paws könnte das ggf. besser verständlich erklären.


    Trotzdem muss ich sagen, dass trotz meiner ganzen Kritelei der Hund selbst ein echtes Naturtalent ist - der kläfft nicht und zeigt sehr schöne Sachen, wenn man ihn nur lässt, also vernünftig mit ihm zusammen arbeitet. Er hat eine Engelsgeduld mit Lämmern, er hält mir absolut zuverlässig jedes Tier fern, wenn ich es möchte (ist ja auch so ein Aussieding, das denen Spaß macht). Der kann Rinder lesen und ist der beste Helfer bei denen. Auch daheim erledigte er unsere typischen Hof-Arbeiter-Aufgaben und darin sehe ich auch die Stärke der Aussies. Für recht verschiedene Tierarten im Nah- und Stallbereich sind die super, erst recht, wenn sie sonst noch die Hofpolizei spielen dürfen. Einen weitläufigeren Outrun und Umtrieb mit Hindernissen können die auch, aber es ist im direkten Vergleich zu den Bordern im Training einfach immer wieder zu sehen, dass das bei denen Arbeit und Zeit kostet, während der Border viel von dem, was wir mühsam und mit Tränen immer wieder beackern schon im Betriebssystem hat. Die scheinen mir auch nicht so oft nachzufragen, ob die Regeln noch gelten und das nun wirklich ein Outrun ist, obwohl doch der Baum heute 10cm weiter links steht ;-)


    Edit: so Sachen wie Midnas 20-Sekunden Auftrieb sind bei uns auch Standard - für solchen Kleinkram braucht es ja auch nicht so viel Mehraufwand als beim Border. Das fällt unter den häuslichen Bereich und wenn ich nur solche Nahbereichsarbeiten hätte, würde mir der Aussie allein vollkommen zureichen. Außerdem hätte ich in dem Bereich noch meine Allzweckwaffe, das Labrahüti ... die musste mir schon Enten aus dem Teich holen, dem Aussie zutreiben und vom Wasser bzw. Ufer aus mit dem zusammen in die Ställe bringen, ohne dass die wieder in Nachbars Teich landen ....

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