Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Hallo @Juli_82
    Dein Text hat mich emotional sehr berührt und mir gefällt, dass Du durchhältst

    Aber ich sehe eben auch unsere Fortschritte. Er kann sich besser auf mich konzentrieren, zumindest für kleine Zeitspannen. Wenn gerade die Außenreize gering sind, funktioniert der Rückruf, Stop und Umkehrsignal.

    Das sind große Fortschritte für die kurze Zeit, in der Emil bei Dir ist.
    Wir haben einen Border Collie aus einer span Perrera und Faro war anfangs ähnlich wie Dein Emil.
    wir haben sehr viel erreicht und sind froh, diesem Hund die Chance gegeben zu haben.
    Ruhe, Geduld und ganz viel Zeit sind die Zauberworte

    Aber auch sie verarbeitet Stress mit Bewegung.

    Faro auch. Nach einer Stresssituation muss er rennen und ich lasse das auch zu, denn so baut er den Stress schneller ab, als würde ich versuchen, ihn zur Ruhe zu bringen. Das Gerenne dauert nur ein paar Sekunden und dann lässt Faro sich auch zur Ruhe bringen.

  • Wir üben doch schon seit 8 Monaten. :( :(

    Du hast doch schon viel geschafft.
    Ich habe im Grunde genommen das gleiche Problem, manchmal vergisst Ben einfach, dass hinten an der Leine noch jemand ist. Da haben wir uns hingearbeitet. Früher hat er es immer vergessen, dann meistens und jetzt halt nur manchmal. :smile:

  • Vielen Dank für eure interessanten Rückmeldungen. Anscheinend haben die meisten doch eher positive Erfahrungen mit seriösen Tierschutzorganisationen gemacht, das ist super! Und den Tipp, den Hund erst mal ausgiebig kennenzulernen bevor man ihn übernimmt, kann ich nur unterschreiben.

    Faro auch. Nach einer Stresssituation muss er rennen und ich lasse das auch zu, denn so baut er den Stress schneller ab, als würde ich versuchen, ihn zur Ruhe zu bringen. Das Gerenne dauert nur ein paar Sekunden und dann lässt Faro sich auch zur Ruhe bringen.

    So ist es bei Emil auch. Nach einem Spaziergang mit neuen, für ihn aufregenden Situationen und vielen Außenreizen ist er anfangs in der Wohnung wie von Sinnen durch die Räume gerast. Das passiert inzwischen nur noch selten bzw. wirklich nur kurz. Ich glaube auch er baut durch Bewegung Stress ab. Bei einem Hund, wo absehbar kein Freilauf möglich ist, ist "rennen lassen" draußen natürlich ein schwieriges Thema. Ich ermögliche ihm regelmäßig Sozialspiel und Freilauf auf gesichertem Gelände, aber täglich kann ich ihm das nicht bieten. Gleichmäßiges, flottes Joggen mit mir tut ihm z. B. auch gut, aber er ist ein Hund, der definitiv auch Kopfarbeit braucht, ich versuche schon gar nicht mehr ihn durch Bewegung auszulasten, da ist er nicht kaputtzukriegen ;-).

  • Gleichmäßiges, flottes Joggen mit mir tut ihm z. B. auch gut, aber er ist ein Hund, der definitiv auch Kopfarbeit braucht, ich versuche schon gar nicht mehr ihn durch Bewegung auszulasten,

    Kopfarbeit ist sehr wichtig und meine Jungs liebe Nasenarbeit in allen Variationen. Faro hat durch diese Arbeit auch deutlich mehr Selbstvertrauen bekommen, weil ich ihn viel lobe, wenn er eine Sache toll macht. Kleines Ding', große Wirkung

  • So ist es bei Melli auch. Wenn sie Stress hatte (Enkel war mal wieder da :D ), dann muss sie erstmal rennen und Blödsinn machen. Da folgt sie auch nicht immer, aber ich weiß es mittlerweile ja.


    Nasenarbeit war auch der Knackpunkt bei ihr. Durch die Objektsuche hat sie sehr viel Selbstvertrauen bekommen und plötzlich waren Geräusche und Untergründe gar nicht mehr so gruselig.
    Außerdem wird die Bindung stärker, denn sie arbeitet für ihr Leben gerne.

  • @flanagan
    ich glaube, ich sollte mal aufschreiben, was wir schon alles geschafft haben. Man vergisst es so leicht.
    Mein Mann kam übrigens gerade von der Gassirunde zurück (bin zwar vorhin schon gelaufen, aber mein Mann wollte nochmal eine Runde los) und war ganz begeistert, von dem tollen Hund, den wir haben. Sie lief schön neben ihm, hat niemanden angebellt... Was will man mehr ;-)
    Bei uns ist es auch so, wie bei euch: Zuerst passiert es ständig (ob nun ziehen oder kläffen oder sonst was), dann gibt es immer mal wieder Situationen, wo es super läuft, die werden immer mehr und dann kommt das unerwünschte Verhalten nur noch ab und zu durch.
    Hach, eigentlich können wir doch stolz auf unser Hunde und uns sein. Wir haben das erreicht und es macht uns stark!


    @Juli_82
    mich hat deine Geschichte sehr angerührt! Ich finde es toll, dass du dich für Emil entschieden hast - auch wenn es schwer ist.
    In ganz vielem habe ich übrigens unsere Hündin erkannt, wenn auch manches nicht ganz schlimm ist.
    Du schaffst das mit Emil - da bin ich mir ganz sicher!

  • So ist es bei Emil auch. Nach einem Spaziergang mit neuen, für ihn aufregenden Situationen und vielen Außenreizen ist er anfangs in der Wohnung wie von Sinnen durch die Räume gerast. Das passiert inzwischen nur noch selten bzw. wirklich nur kurz. Ich glaube auch er baut durch Bewegung Stress ab.

    Klar, den Du ihm draußen machst.

    Gleichmäßiges, flottes Joggen mit mir tut ihm z. B. auch gut

    Nee, dann hat er keine Zeit, seine Umgebung ruhig kennenzulernen. Das baut Stress auf.
    Ruhe lernen ist die Nr. 1.


    ich versuche schon gar nicht mehr ihn durch Bewegung auszulasten, da ist er nicht kaputtzukriegen

    Und warum wohl?
    Weil Du das antrainiert hast!


    Ich sehe da einen Sack voll unguten Erwartungen.


    Programm runterfahren.


    LG, ist nicht böse gemeint, nur als Denkhilfe. :streichel:

  • Danke für deinen Ratschlag, die Sache mit der Ruhe versuche ich so gut es im (manchmal trubeligen) Alltag möglich ist, umzusetzen.
    Ich jogge ca. 1 - 2 Mal die Woche mit Hund, er wird nicht täglich zum joggen genötigt, das habe ich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Mein Eindruck ist einfach, dass diese Art der Bewegung meinem Hund gut tut und Spaß macht, und dass er danach genauso entspannt ist wie nach einem normalen Spaziergang.
    Stresssituationen bei einem reizempfänglichen Hund lassen sich meiner Meinung nach nicht vermeiden, in unserem Fall etwa weil wir Nachbars Katze über den Weg laufen oder uns im Wald ein Reiter begegnet etc. :ka: .
    Die Erkenntnis, dass ein Hund nicht mit Bewegung ausgelastet werden kann, kommt zum Glück nicht jetzt erst, dank meiner Hundetrainerin ist es gar nicht so weit gekommen, dass ich das versucht habe. Unser "Programm" ist entsprechend abwechslungsreich und das Ruhethema wird groß geschrieben. Einige erwähnten ja hier schon das Thema Nasenarbeit, das ist ganz eindeutig Emils Königsdisziplin und da steigen gerade wir langsam ein. :gut:
    Und ja, Erwartungen sind kontraproduktiv, ich arbeite stetig daran meinen "Sack" mit selbigen (noch weiter) zu leeren ;) . Dass diese übermäßig hoch sind kann ich meinen eigenen Zeilen allerdings nicht entnehmen.

  • Das gilt jetzt irgendwie für Beide Teetrinkerin und Juli_82.



    Ich bin ja ein großer Freund von Pausen :D aber so mancher muss sich vielleicht auch dazu zwingen.


    Macht ihr unterwegs auch mal Pausen. Einfach mal auf eine Wiese setzen und sich die Dinge anschauen? Einfach nichts tun, für Hunde ist das trotzdem viel (sie wittern und schauen ja dann doch was so los ist). Und einige Hunde haben dann da anänglich auch echt Probleme, die Welt einfach mal ganz in Ruhe wahrzunehmen. Auch bewusst mal flanieren. Wenn Hund hektisch ist, neigt man gern dazu sich anstecken zu lassen und sich seinem Tempo ein bisschen anzupassen.


    Pause heißt hier, es passiert nix, du kannst entspannen.


    In eurem Fall nun nicht direkt an einen Radweg, aber auf eine ruhige Wiese, wo mal ab und an etwas vorbei kommt.


    Kami kann überall entspannen, aber ich mache das auch mit hochreaktiven Hunden, damit sie sich zwischenzeitlich auch mal etwas runter fahren. Der Weg dahin kann allerdings dauern.


    Versuch auch mal drauf zu achten, WANN gezogen oder gepöbbelt wird. Ob es nicht vielleicht doch an oder nach einem stressigen Tag auftritt oder vielleicht gar nach einer bestimmten Situation. Das nimmt vielleicht etwas "Ärger/Frust" aus der Situation. Weil du weißt, das es es in dem Moment dann einfach noch nicht kann und dann ist das eben so.


    Es ist wirklich erstaunlich was das so alles ausmachen kann.


    Beispiel, das Hundetier wurde hier des nachtens mal von einer Hündin angegriffen. Das war für sie ziemlich traumatisierend, für mich auch.


    Erst schien alles OK, aber letzendlich wurde sie danach ziemlich unsicher im Umgang mit größeren Hunden (war eine größere Hündin), wenn sie angeleint ist. Wir haben das trainiert und EIGENTLICH ist das kein Thema mehr. Das heißt wir gehen ruhig vorbei, alles ist schick, sie schaut mich danach an und bekommt einen Keks. Im Freilauf ist das kein Thema, weil sie sich da freier bewegen kann.


    Wir treffen also täglich an die 20 Hunde und alles ist schick, man schnackt mit den Haltern. Kami interessiert sich eh nicht für andere Hunde und sitzt oder liegt irgendwo entspannt rum und glotzt in die Botanik.


    ABER wenn das Tier Stress hat, weil der Tag stressig war, ich schlechte Laune habe,... dann packt sie das einfach nicht und lässt dann dochmal einen Brüller von sich. Das kommt selten vor, aber an diesen Tagen KANN sie es einfach nicht, die Löffelchen sind aus.


    Löffeltheorie:
    Die Löffeltheorie oder „Keine Löffel mehr da“ - MarkertrainingMarkertraining


    Kennt man von sich selbst. Man ist schlecht drauf, gestresst,... und plötzlich explodiert man wegen Dingen, die einem sonst völlig egal wären.


    Das macht alles nicht besser, aber hilft vielleicht, FALLS das eine Rolle spielt, gelassender damit umzugehen. Dann schiebt man selbst nicht solchen Frust, weil man sich sagen kann "Es war zu viel, es geht jetzt einfach nicht, morgen sieht die Welt schon wieder bunter aus".


    Könnt ja mal drauf achten. So kommt man teils auch noch auf ungeahnte Stressauslöser, wo der Hund vielleicht nicht auslöst (bei deiner Bellen), aber es offensichtlich trotzdem Stress auslöst.

  • @SanSu
    ja, wir bauen tatsächlich hin und wieder Pausen ein. Wenn sich eine Parkbank (gibts bei uns auf dem Land leider zu selten) anbietet, dann setze ich mich schon gerne mal hin. Oder ich stehe auch manchmal einfach ein paar Minuten einfach so hin und genieße die Aussicht. Wenn ich im Ort unterwegs bin, dann gibt es auch immer mal wieder die Gelegenheit, einen Schwätzchen zu halten. Anfangs hatte Cassy mit solchen Auszeiten echt Probleme, aber mittlerweile setzt sie sich gleich hin und nach kurzer Zeit legt sie sich auch hin. Es kann sein, dass sie dann zwar plötzlich wieder aufsteht und bellt, aber ich lasse mich davon meist nicht beirren und stehe weiter hin und gucke oder rede.


    Unserer Trainerin ist es ganz wichtig, dass Hunde lernen, Pausen zu machen. Sie ist gar kein Fan davon, Hunde ständig mit Programm zu bespaßen. Sie ist der Meinung, dass ein Hund nur lernen kann, wenn er auch genügend Erholungszeiten hat. Und ihr ist auch wichtig, dass Hunde lernen, Pausen machen zu können. Sie sagt, ihr fällt es so oft auf, dass Hunde nicht warten können. Diese "Übung" baut sie auch im Training regelmäßig mit ein.


    Cassy muss so viel lernen, die braucht derzeit eigentlich gar keine weitere große Auslastung. Klar, sie ist ziemlich verspielt und da machen wir gerne mal Bödeleien mit ihr, was sie sehr genießt, aber es gibt kein Agility oder ähnliches.


    In unbekannten Gegenden forder ich von Cassy noch keine Leinenführigkeit ein. Mich hat das mal so aufgeregt, als wir einen Rudelspaziergang gemacht haben und ich sprach deswegen mit der Co-Trainerin, warum Cassy so irre zieht. Sie sagte mir, dass das alles so aufregend für sie ist, dass sie die Leinenführigkeit noch nicht umsetzen kann. Ich solle es einfach ignorieren und loben, wenn sie mal nicht zieht.

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