Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Er wird ca auf 2 Jahre geschätzt. Wir haben schon alle Schuhe, Jacken, Fernbedienungen etc weggeräumt.

    Soll ich einfach immer raus, wenn er so hochfährt..beim Gassi gehen ist er fast noch am entspanntesten oder sollte man ihn zwischendurch zu Ruhepausen "zwingen" (ins Körbchen schicken)

  • Er wird ca auf 2 Jahre geschätzt. Wir haben schon alle Schuhe, Jacken, Fernbedienungen etc weggeräumt.

    Soll ich einfach immer raus, wenn er so hochfährt..beim Gassi gehen ist er fast noch am entspanntesten oder sollte man ihn zwischendurch zu Ruhepausen "zwingen" (ins Körbchen schicken)

    Nein, er muss Ruhe und Impulskontrolle lernen. Mit Rausgehen bewirkst du das Gegenteil. Kannst gern mal euren Tagesablauf schildern, vielleicht versteckt sich da ja ein Grund für seine Unruhe.

  • Wenn ich Frühdienst habe (ich arbeite im Schichtdienst) gehe ich 6.00 Uhr die erste Runde (immer die gleiche Strecke 30 min), dann bekommt er Frühstück.

    Er schläft dann den ganzen Vormittag (mein Ex Mann schaut immer nach ihm, kann sich aber auch nicht mit ihm beschäftigen, da er Homeoffice macht)

    14.00 Uhr komme ich nach Hause und wir gehen die zweite Runde

    Dann möchte er beschäfigt werden (verständlich, wenn er den ganzen Vormittag rumgelegen hat).

    Wir gehen in den Garten, schnüffeln, üben die Grundkommandos (kannte er schon)

    Meistens gehe ich dann ca 17.00 Uhr nochmal eine Runde, weil ihm nach meinem Empfinden langweilig wird...er anfängtzu fiepen und die Couch zu beissen etc.

    Man kann ihn dann schwer ablenken, aber beim Gassi gehen ist er sofoert mit dabei.

    18.00 Uhr Abendbrot

    dann ist er meistens ruhiger seit ein paar Tagen

    19.15/19.30 Uhr letzte Runde

    20.00/20.30 schläft er tief & fest


    Er ist in der Zeit von 14.00 Uhr bis 18.00 extrem unruhig...weil er ja so lange alleine ist oder? Oder weil er sich nicht "austoben" kann? Er ist auch im Garten nur an der Schleppleine, da der Rückruf auch noch nicht funktioniert, weil er mit so vielen anderen Dingen abgelenkt ist.

  • Wenn ich Spätdienst habe, fast gleicher Ablauf...

    6.00 Uhr erste Runde, 10.00 Uhr zweite Runde


    Ab 15.00 Uhr kommen meine Kinder nach Hause (12 & 14) und gehen mit ihm in den Garten und spielen.

    Trauen sich noch keine Gassirunde, da er noch sehr zieht und sie Respekt vor anderen Hundebegenungen haben.

    18.00 Uhr komme ich, Abendbrot für ihn, kleine Runde und dann nochmal die letzte Runde 19.30.

  • Ich schreib mal auch ein bisschen was mir so einfällt :D


    Ich hab meinen Hund so 2einhalbjährig bekommen. Straßenhund aus Ungarn, saß vorher ein halbes Jahr in einer überfüllten Auffangstation und konnte und kannte gar nichts als er hier ankam.

    Mit dem bin ich die ersten 2 Wochen Urlaub zwar nicht immer dieselbe Runde aber in nächster Nähe zur Wohnung und so oft rausgegangen, wie ich glaubte es sei nötig. Nach den 2 Wochen war Thema Stubenreinheit durch. Danach fing bei uns der Alltag an, der Hund kam mit ins Büro. Es gab also eine Zeitspanne in der nichts passierte und 4 Spaziergänge, immer zu recht gleichen Zeiten. Nach einem Monat sind wir dann zur Hundeschule gegangen und ich hab versucht rauszufinden, was der Hund kann und will und was ich für den Alltag von ihm brauche... nach drei Monaten war der Hund schlussendlich "angekommen", zeigte einschätzbares Verhalten, führte zuverlässig Grundkommandos aus, war leinenführig und konnte allein bleiben. Aufgrunddessen hatte der natürlich auch viele Freiheiten, wie ohne Leine laufen und viele Sozialkontakte, da er recht umgänglich war. Ein gutes halbes Jahr hat es aber gedauert bis das Hundetier kapiert hatte was Spielzeuge sind und dass man damit Spaß haben kann. Mittlerweile ist er fast 16 und immernoch verspielt wie nix gutes xD


    Jegliches Training habe ich immer kurz gehalten, dafür mehrere Einheiten hintereinander mit einem "Pause-Signal". Aufhören mit "Schluss-Signal" und wenn es gerade gut lief. Außerdem hab ich drauf geachtet, dass der Hund tief und fest schläft und ausreichend Input verarbeiten kann. Nach einem Trainingstag folgte meistens ein Ruhetag oder ein Tag mit einem langen Spaziergang, aber sonst mit nix anderem.


    Beim "Grenzen setzen" muss man sich überlegen was der Hund genau macht was man nicht will und was viel besser in der jeweiligen Situation wäre. Es gibt Dinge, die man kann man ad hoc managen oder ganz einfach verhindern, manches kann man aussitzen, weil man es sich leisten kann den längeren Atem zu haben, manches muss man erstmal unterbrechen und sich dann überlegen, wie bestimmte Situationen vorerst einfach nicht mehr auftreten können, damit der Hund einfach unerwünschtes Verhalten nicht einüben und perfektionieren kann. Generell geht es beim Hund ums "aushalten lernen", so dass man ihm immer mehr zumuten kann, aber das nicht über "da muss er durch", wenn man adäquat trainieren kann und es sich nicht um irgendeinen Notfall handelt. Klare Kommunikation ist wichtig sonst fangen Hunde an zu raten und machen halt irgendwas und schnell werden "Grenzen" zu Wischiwaschi-Erinnerungen des Halters.

  • Klingt ehrlicherweise nach Überforderung, nicht nach Langeweile. Wahrscheinlich da du denkst, dass er "zu lange allein und ohne Unterhaltung" ist.


    Hunde aus dem Ausland erleben einen extremen Kulturschock. Da ist Alltag ohne irgendwas schon auslastend ohne Ende. Der Hund analysiert alles extrem, um Verhaltensweisen und Routinen irgendwie abzuspeichern. Da der Hund so fein durchschläft, wenn keiner sich um ihn kümmert, zeigt das eigentlich, dass er das auch braucht. Sobald aber dann alle da sind, knallen ihm die Sicherungen durch. Kommandos üben ist da meist kontraproduktiv. Da ist insgesamt viel zu viel Action in kurzer Zeit. Gassi, Garten, wieder Gassi und nochmal Gassi innerhalb von 5 Stunden. Wie soll der Hund da irgendwann runterkommen? Der dreht und dreht und dreht immer weiter hoch und speichert gerade ab, dass dieser Zeitraum seine Stressquelle ist.


    Normal reguliert man dann auf ein Minimum herunter für 4 Wochen und schaut, wie sich der Hund dann verhält. (Stressabbau dauert lange). Oft wird der Hund anfangs noch anstrengender, aber sobald der "Entzug" geschafft ist, werden die Hunde meist endlich entspannt und ruhig. Minimum heißt: Kein sinnloses Training (Sitz, Platz etc. braucht niemand), nur zum Pinkeln raus und ihn einfach mal grundlegend in Ruhe lassen (auch Pause von den Kindern).

  • Vielen lieben Dank!


    Aber wie verhält man sich am besten um ihn zur Ruhe zu bekommen?

    Er fiept und kratzt an der Terrassentür, macht Sachen kaputt etc. wenn er mal keine Aufmerksamkeit bekommt.

    Soll man ihn dann zurück ins Körbchen führen?


    Was wäre denn zB ein "optimaler" Nachmittag, wenn ich nach Hause komme. In der Zeit von 14.00 - 18.00 Uhr?


    Vielen Dank nochmal für all die hilfreichen Antworten!

  • Viele arbeiten mit am Schlafplätzchen anleinen. Wahrscheinlich wird dort dann laut protestiert. Leider muss man das einfach irgendwie aussitzen.


    Hat er eine Art Hundehütte im Garten? Vielleicht ist er wirklich gern draußen, dann könnte man testen, ob er angeleint dort zur Ruhe kommen könnte oder ob er dann dauerhaft seine Umgebung studiert.


    Du kommst heim, gehst im Idealfall nicht sofort raus (Verknüpfung Frauchen kommt heim und sofort Action verhindern). Nach 20 min geht ihr dann raus, ohne dass er draußen Aufgaben bekommt. Einfach mal 15-30 Minütchen durch die Gegend schleichen und ihn pinkeln lassen, Gegend anschauen, gemütlich schnüffeln und wieder rein. Hund wieder "ignorieren" und einfach dem eigenen Alltag nachgehen, denn das ist das Ziel: Alltag reinbekommen. Er kann beim Abendbrot machen zuschauen oder die Kinder beim Spielen beobachten oder oder, aber er bleibt Zuschauer und soll Ruhe lernen. Nach einem spannenden Nachmittag und Abend voller Eindrücke geht ihr die letzte Runde, wieder nur kurz zum Erleichtern, rein und schlafen. Du siehst, garnix los... So bleibt es natürlich nicht. Aber man muss seinen Erregungslevel gerade komplett ausbremsen und DANACH steigert man dann gezielt, ohne zu überfordern.


    Sollte es nach 4 Wochen überhaupt nicht besser werden, liegt wo anders ein Problem (gesundheitlich? zu unsaubere Umsetzung? Oft hilft es aber.

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