Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Huhu Maren12,
    deine Treppensorge hatte ich auch. Elvis kam über die Streunerherzen direkt aus dem LIDA-Tierheim, ohne vorheriges Kennenlernen. Seine Betreuerin kannte ihn, aber auch eher flüchtig, hat mich aber dennoch lange und ausführlich beraten. Ich wohne auch ohne eigenen Garten mitten in der Stadt. Den ganzen Trubel, Treppen, Lärm, Feuerwehrautos mit Sirenen, ÖNPV etc. hat Elvis aber super gemeistert. Treppe ist er gegangen, als habe er das immer schon getan. Er ist generell nicht lärmempfindlich, aber im Nachhinein merke ich auch, dass er in der Anfangszeit auch ganz schön geflasht war und alles einfach hingenommen hat.


    Bei der Übergabe am Flughafen wollte ich Elvis eigentlich in der Box mitnehmen. Bei den Streunerherzen bekommt man (gegen Kostenbeteiligung) ein Sicherheitsgeschirr, wenn man selbst noch keins hat, es wird am Flughafen angepasst. Elvis war brennend neugierig und wollte raus aus der Box zu den Menschen. Ich habe ihn dann doppelt gesichert an Leine und Zugstopphalsband mitbekommen.
    Soweit ich weiß, werden ängstliche Hunde wenn, dann auf der Rollifahrer-Toilette aus der Box geholt.


    Insgesamt war bei Elvis eher absehbar, dass er nicht ängstlich ist. Dafür habe ich andere Dinge komplett unterschätzt. Zum einen den Jagdtrieb, den er als Jagdgebrauchshund natürlich volle Kanone hat. Zum anderen (auch wenn das naiv klingt) wie wenig ein Hund können kann. Es war am Anfang für mich als Hundeanfänger ganz schön anstregend, ihn hier auf den Bürgersteigen durch die Fußgänger zu fädeln oder Zuhause zu merken, dass er das Konzept Wohnung oder Zusammenarbeit mit Menschen einfach nicht kannte. Die ersten 2 Monate wollte er auch in jeden Hauseingang, in jede Tür, in jedes Auto und zu jedem Menschen.


    Will sagen: bei uns hat das soweit mit der Direktübernahme aus dem Ausland geklappt. Aber momentan glaube ich, ich persönlich würde das nicht noch einmal so machen. Sehe ich in ein paar Jahre vielleicht auch anders. Und bevor das falsch ankommt: ich bin sehr, sehr, sehr, sehr froh, dass dieser schlappohrige, verrückte Elvis jetzt hier ist und gerade schnarchend neben mir Eichhörnchne auf den Baum jagt.

  • Huhu,


    Danke für deinen Erfahrungsbericht :smile: Bei den Streunerherzen schau ich ja auch sehr oft in die Vermittlung, und es klingt schon mal gut, dass sie ausführlich beraten (und hoffentlich auch genug Erfahrung haben, um zu beurteilen, welcher Hund fürs Stadtleben eher geeignet wäre).


    Mit Jagdtrieb rechne ich auch eher, was aus dem Süden kein Herdenschutzhund ist, ist ja doch meist ein Jagdhund (-mix) . Einen starken Jagdtrieb hatte meine vorherige Hündin auch, ich hab also zumindest eine gewisse Vorstellung, worauf ich mich in der Hinsicht einlasse :ugly: Zur Nor gibt es hier aber sogar 3 eingezäunte Auslaufflächen in der Nähe, damit könnte Hundi auch mal ohne Leine flitzen, bis es irgendwann (hoffentlich) auch in freier Wildbahn ohne Leine klappt.



    Die ersten 2 Monate wollte er auch in jeden Hauseingang, in jede Tür, in jedes Auto und zu jedem Menschen.

    Das erinnert mich an den Hund meiner Eltern... Der kommt aber aus einem deutschen Tierheim und wurde auch hier geboren, aber im kommt es nicht in den Sinn, dass es Leute geben könnten, die in nicht streicheln oder füttern wollen... Und da es so oft klappt, dass dann wildfremde Menschen, die grad aus ihren Haustüren kommen, an ihm rum knuddeln oder ihr Essen mit ihm teilen, sieht er weiterhin jede offene Tür und jeden Hauseingang als Einladung an :tropf:


    Was mir dabei noch in den Sinn gekommen ist: zur allergrößten Not (also ich bekomme den Hund wirklich nicht aus der Wohnung, weil er zu viel Angst hat o.ä.) könnte ich vielleicht auch mit meinen Eltern verhandeln, dass ich 1,2 Wochen samt Hund bei ihnen einziehe. Die wohnen ländlicher und haben selber einen Hund, an dem sich der Südländer orientieren könnte, das würde sicher helfen, um den ersten Kulturschock zu überstehen.



    Ich werde mich am besten demnächst mal mit einer Orga in Verbindung setzen und mal hören, was die dazu sagen. Und ob ich überhaupt einen Hund vermittelt bekommen würde...


    Viele Grüße
    Maren

  • Ich finde total super, dass du dir all diese Gedanken machst und drücke die Daumen, dass alles völlig unkompliziert abläuft. Von der Eingewöhnung bis zum routinierten Freilauf!
    Ich glaube, wenn man bereits Hundeerfahrung hat sieht die Welt in Bezug auf die Eingewöhnung auch etwas anders aus. Das war für mich als Hundeanfängerin schon eine ziemliche Packung.


    Bei den Streunerherzen bin ich überzeugt, dass sie dir nur einen Hund vermitteln würden, von dem sie glauben, dass er sich gut in deine Lebensumstände einfinden wird. Du kannst die Bedingungen und Notwendigkeiten ja auch sehr klar beschreiben (hab ich damals auch, eine ander Orga wollte mir nur ungerne einen Hund nach Berlin vermitteln), das finde ich toll.


    Die Frau, die bei mir die Vorkontrolle gemacht hat, hat inzwischen zwei Streunerherzen-Hunde bei sich zu Hause. Beide sind allerdings schon älter (ich glaube, sie waren 12 und 13 Jahre alt - oder 10 und 12?), aber sie ist völlig begeistert weil beide sehr ausgeglichen, entspannt und umgänglich sind.
    Wenn ich es richtig im Kopf habe, werden ängstliche Hunde auch als ängstlich beschrieben.


    Auch die Betreuung nach der Vermittlung fand ich super, meine Ansprechpartnerin war superhilfreich, als Elvis mit einer hartnäckigen Ohrenentzündung zu tun hatte und ich eine nicht-tierärztliche Meinung brauchte.


    Von dem, was ich erlebt habe, kann ich die Streunerherzen wirklich nur empfehlen. Es gibt bestimmt viele weiterem mindestens ebenso großartige Organisationen, aber aus erster Hand kenne ich eben bloß die Streunerherzen.


    Aber ob Ausland oder Tierheim um die Ecke, ich drücke dir und Zukunfts-Hundi jetzt schon die Daumen!

  • Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen... allerdings habe ich seit einiger Zeit mit ein paar Tierschutzhunden (aus dem Ausland) zu tun und allesamt würde ich nicht geschenkt wollen (nicht böse gemeint)


    Entweder sind die Hunde sehr ängstlich,zu früh kastriert,nicht oder schlecht sozialisiert gegenüber Hunden und/oder Menschen


    Natürlich liegt das an dem Herkunftsland aber für mich persönlich würde so ein Hund nicht in frage kommen.
    Von denen die ich kennen gelernt habe würde ich nur einen als Alltagstauglich bzw Angenehm bezeichnen.
    Damit meine ich nur dinge wie normal an einer Leine laufen/hören etc.
    Die meisten Hunde kamen auch nicht frisch aus dem Ausland. Aber die Angst sitzt wohl bei manchen so tief das man so viel machen kann wie man möchte...


    Meine Erfahrungen sind somit leider überwiegend negativ bzw neutral aber in die richtung das für mich ein solcher Hund nicht in frage käme :)

  • Finde ich sehr seltsam, ich hatte bisher nur Hunde, die überhaupt nicht auf diese Beschreibung passen. Also so richtig überhaupt gar nicht.
    Nur Feli ist in bestimmten Situationen ängstlich, aber das wusste ich vorher und sie ist trotzdem ein ganz unkomplizierter Hund, der alles richtig macht. Neulich hat sie mich gerettet, als ich im Wald die Orientierung verloren hatte. Ich habe zu ihr "Auto" gesagt, sie hat mich mit ihren Knopfaugen angesehen und ist losgelaufen. Dreimal abgebogen und wir waren wieder auf der Zielgeraden zum Auto.
    Alle meine Hunde waren und sind nur freundlich zu Mensch und Hund, lieb, zutraulich, stadttauglich, leinenführig, können allein bleiben etc.
    Ich arbeite mit Kindern, und bisher konnte ich sogar jeden dieser Hunde mit zur Arbeit nehmen.


    Woher kommen diese total unterschiedlichen Erfahrungen? Ich kann es mir nicht erklären.

  • Ich habe inzwischen das Vorurteil entwickelt, dass Hunde aus Rumänien, Ungarn & Co. eher ängstlicher sind und Hunde aus Spanien, Italien & Co. eher entspannter.
    Steile These, was? Sie ist aber nur der kleinen Stichprobe hier in meinem Umfeld geschuldetet und mit andern Hunden könnte die gleich ganz anders aussehen.
    Und klar ist in jedem Fall: ein Angsthund ist immer ein Angsthund, ein ängstlicher Hund immer ein ängstlicher Hund, egal woher er kommt.


    Die meisten Tierschutzhunde, die ich kenne, kommen hier gut zurecht und die Halter mit ihnen auch. Zu anderen Hunden, egal ob aus deutschen Tierheimen oder vom Züchter habe ich keinen Unterschied feststellen können.

  • Ich würde meine Hunde sofort auch ein zweites Mal nehmen. Sie kamen alle drei direkt aus dem Ausland. Alle drei kamen aus der Tötung/Lager in eine Pension, wurden dort ärztlich behandelt und geimpft und durften nach 4 Wochen bzw. 2 Monate ausreisen. Ich hatte mich direkt für sie entschieden, auf Grund meiner Zusage wurden sie aus den städtischen Lagern heraus geholt und geimpft. Diese Pensionen sind in der Regel Verwahrstellen. Dort sitzen die Tiere ihre Quarantäne ab. Viel gearbeitet wird mit ihnen nicht, der menschliche Kontakt ist zeitlich äusserst begrenzt.


    Ängstllich waren meine Hunde nicht als sie kamen, aber reserviert. Das finde ich schon einen Unterschied. Terry aus Rumänien kannte nix, nicht mal Hauseingänge. Aber schon 24 Stunden nach ihrer Ankunft lief sie auch durch Türen. Bibi kam direkt aus der Tötung aus Ungarn, hatte bereits in einem Haushalt (ihrem Wesen nach wie Terry an der Kette) gelebt, kannte daher den engen Kontakt zu Menschen nicht, sie zog sich oft zurück. Auf Grund ihrer Misshandlung dauerte es natürlich seine Zeit, bis sie sich öffnete. Inzwischen ist sie ein menschenbejahender, lustiger und freundlicher Hund geworden.


    Und Hundekind aus Rumänien hat ihre Vergangenheit gut verarbeitet, obwohl sie in der wichtigsten Phase ihres Lebens im Zwinger untergebracht war. Sie gibt sich wie ein super sozialisierter Hund, jedoch kann auch sie ihre Herkunft nicht verläugnen. Alle drei Hunde zeigen einen gesteigerten Schutzinstinkt. Anfangs hatte ich bisschen Sorge, inzwischen finde ich es aber gut, dass sie wachsam sind. Ich bekomme das sicher gut gehändelt.


    Mein Fazit aus 6 Jahren "rumänisch-ungarischem" Zusammenlebens - ich würde mich auch weiterhin für einen Hund aus Rumänien entscheiden wollen. Ich finde sie einfach toll, ihr ganzes Wesen spricht mich sehr an. Was Vermittlungsprotale betrifft - über BrunoPet oder Fellchen in Not bekommt man aussagekräftige Steckbriefe der Hunde und es sind sehr viele Hunde vor Ihrer Vermittlung in guten Pflegestellen untergebracht, wo man sie dort erst einmal persönlich kennen lernen kann.


    Meine Rumänischen Mädels sind über Fellchen in Not vermittelt (war in beiden Fällen erst Pflegestelle, aber die Bindung der Hunde wurde so eng, dass ich mich nicht von ihnen trennen konnte, Bibi aus Ungarn war Endstellenzusage, sonst hätte man den Hund nicht aus der Tötung geholt. Ihre Vermittlungschancen in Ungarn waren durch das fehlende Auge gleich Null gewesen. Inzwischen hätte ich den Hund schon hundert Mal vermitteln können. Trotz fehlendem Auge !)


    Das A und O ist der Import von gesunden !! Hunden. Das bedeutet, dass Vereine mit offenen Karten spielen müssen. Transparenz ist das Zauberwort. Ganz ehrlich, ich würde wenn es ein Tier aus dem Auslandstierschutz sein sollte, einen Hund nach mehrfachen Kennenlerntagen aus einer Pflegefamilie übernehmen. Die Tiere sind nämlich bereits etwas "eingedeutscht", in der Regel haben sie es im Pflegehaushalt mit anderen Hunden zu tun, die ihnen bissi bei der Sozialisierung behilflich sind. Die Pflegefamilie kann bereits Aussagen zum Charakter treffen und das finde ich sehr sehr wichtig.


    Manmuss sich eben informieren, Meinungen einholen und hinfahren und gucken. Dann klappt es auch mit einem Hund aus dem Ausland.

  • Mist, wieso kann ich die Rechtschreibfehler nicht korrigieren ? Wollte den Post bearbeitet nochmal senden und plötzlich hatte ich keine Rechte mehr. Wasn Käse

  • Finde ich sehr seltsam, ich hatte bisher nur Hunde, die überhaupt nicht auf diese Beschreibung passen. Also so richtig überhaupt gar nicht.

    Kenne so einige, aus südlichen wie aus östlichen Ländern, die so ängstlich sind, das sie das Haus/Garten nicht verlassen wollen!
    Die sieht man dann natürlich nicht in der Öffentlichkeit.

  • Ich kenne ja auch nicht nur meine Hunde, sondern unzählige andere. Ein derartig schlimmer Fall ist mir nicht bekannt, zumindest keiner, bei dem man das nicht vorher wusste.


    Man kann natürlich nicht einen Hund ausschließlich nach Foto aussuchen und dann erwarten, dass das schon alles gut geht!
    Da muss man schon ein bisschen mehr Informationen einholen, dann muss mal jemand den Hund aus dem Zwinger holen, ihm Geschirr und Halsband umlegen und ein bisschen mit ihm herumlaufen, schauen, wie er auf fremde Hunde und Menschen reagiert etc. Da sieht man doch schon einiges!
    Meine Freundin Johanna aus Italien fährt mit bestimmten Hunden bei Bedarf sogar mal in die Stadt, um zu sehen, wie sie darauf reagierten.


    Wenn man nun bei Facebook einen knuffigen und armen Hund sieht und den sofort haben will und sich mit "der ist total lieb" zufrieden gibt, dann geht man eben ein ziemlich großes Risiko ein.


    Auch wenn man alles nach bestem Wissen und Gewissen macht, kann man mal daneben liegen. Aber solche extremen Fälle könnte man damit wirklich minimieren.

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