Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Hund schützen, wo nötig. Kontakt anbieten, aber nicht erzwingen.Nimm Dich ganz zurück mit Deinen Erwartungen.
    Vergiss alle Erziehungsratgeber, denn Erziehung ist nicht das Problem.
    Vertrauen aufbauen geht nur über Respekt.

    Ja das habe ich ganz zu Anfang gemerkt. Ich "kannte" nur meine alte Hündin, die nie ängstlich war, absolut verträglich mit Gott und der Welt, alleine bleiben konnte, stubenrein war. Das wurde mir auch über Minni zugesagt vom Tierheim (es war ein Blinddate). Bekommen habe ich einen angstaggressiven, unsicheren, extrem sensiblen Hund, der weder stubenrein ist noch alleine bleiben kann.
    Anfangs habe ich viel verglichen, was ich mit meiner alten Hündin machen konnte (und mir so wieder gewünscht hatte), was jetzt nicht mehr geht. Das war eine stressige Zeit.
    Dann hatte ich ein Gespräch mit einer Bekannten, auch Hundehalterin, und seitdem sehe ich die Dinge anders. Ja, mein Hund ist anders als ich es erwartet hatte, aber da kann sie nichts für. Ich kann natürlich immer dem Traum meiner alten Hündin hinterher hängen, aber sie wird nicht wieder kommen, das wird mich nur unglücklich machen. Andere Hunde sind anders, aber darum ja nicht "schlechter". Ich habe mit diesem Hund eine komplett andere Grundlage, mit der ich arbeiten muss, werde mit Dingen konfrontiert, die ich nicht kenne, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. Man wächst mit seinen Aufgaben und man bekommt immer den Hund, den man gerade braucht.

    Ich hab mit Ella auch so Phasen. Dann springt und hüpft sie rum und freut sich sichtlich und geht auf meine helle Singsangstimme richtig ein, dann mach ich eine unbedachte Bewegung die ihr plötzlich nicht so geheuer ist und sie weicht zurück.Passiert... wird aber auch immer besser.


    Mir tut es auch etwas leid dass sie sich beim Geschirr anziehen immer noch erst so in die Couch drückt wenn ich damit ankomme, aber sobald es angezogen ist schüttelt sie sich und kommt schwanzwedelnd mit.
    Hier bin ich mir aber nicht ganz sicher ob Bonny dass nicht auch fördert weil sie Geschirr anziehen auch nicht mag und immer angekrochen kommt wie ein geprügelter Hund...

    Ähnlich ist das auch hier. Ich würde sie in diesen fröhlichen Phasen gerne vielleicht zum Spielen animieren, aber das klappt nicht. Vielleicht braucht sie dafür noch Zeit.


    Minni warf sich immer wie ein nasser Sack Mehl ins Körbchen, Bauch nach oben, wenn ich sie anziehen wollte. Sobald sie angezogen ist, kommt sie immer freudig mit.
    Ich habe sie dann eine Zeit lang mit Geschirr im Haus rumlaufen lassen, so umgingen wir das gruselige Anziehen.
    Sie kam dann irgendwann mal in den Flur, als ich dort mit dem Geschirr stand, darauf habe ich aufgebaut, viel Kekse reingeworfen. Mittlerweile kommt sie in 95% der Fälle nach einigem Locken in den Flur und ich kann sie dort zumindest im Stehen anziehen. Den Mund leckt sie sich dabei immer.

    Ist der Mensch unsicher, ist der Hund es auch, weil er nicht weiss ob er übernehmen muss. Ich denke das gilt bei Angsthunden umso mehr. Ich ahne aber wie schwer das ist, denn mal eben ne neue Haut anzuziehen ist nicht leicht.

    Ich war gestern in der Situation so geschockt über ihre Reaktion, dass meine erste intuitive Reaktion war, ihr zu zeigen, dass ich nicht böse bin (da sie ja Angst vor mir hatte). Aber ja, du hast Recht, ich bin ein unsicherer Mensch. Nicht nur in Bezug auf den Hund, sondern in Bezug auf mein komplettes Leben. Dies ist bei mir krankheitsbedingt und wird niemals weggehen. Ich lerne Bewältigungsstrategien um meinen Alltag zu meistern, aber meine Persönlichkeit kann ich nicht ändern.


    Tatsächlich waren die Angsthunde in meiner aktiven Tierheim-Patenzeit immer die, wo ich mir dachte, so einen würde ich mir nie freiwillig holen. Einfach aus dem Grund, da ich mir dachte, dass ich ja selber nicht die Stärke habe, dem Hund zu zeigen, dass er keine Angst haben muss. Nun geht es bei Minni ja, sie geht gut an der Leine mit, Autos machen ihr nur Angst, wenn sie besonders laut oder nah sind, anderen Hunden können wir ausweichen (so gut wie möglich), sie ist kein Leinenkläffer, sie kennt alltägliche Dinge bzw. ihre Angst davor ist für mich händelbar.


    Gerade bei Dingen wie "Konfrontationen mit blöden Hundehaltern und ihren unangeleinten Hunden" fehlt mir eindeutig Souveränität. Das wäre aber utopisch, zu glauben, dass sich lebenslange Schwierigkeiten plötzlich lösen, nur weil man einen Hund hat.
    Aktuell ist dort meine Strategie, die Leute zu ignorieren. Da ich da sonst nicht mit klarkomme. Das scheint für Minni aber schon ausreichend zu sein. Sie guckt phasenweise zu mir hoch, wenn wir auf andere Hunde treffen und wartet darauf, dass ich das regele.
    Ich muss mir da für die anderen Situationen nur noch ähnliche Strategien zurecht legen.

  • man bekommt immer den Hund, den man gerade braucht.

    Dessen bin ich mir sicher, oft verinnerlicht man das aber erst etwas später.
    Mein letzter Hund hat mich gelehrt, was ich theoretisch schon darüber wusste, was Angst alles so bewirken kann ... tjaaa - nun sehe ich klarer und habe zusätzlich noch meine "Weichei-Seite" an mir entdeckt (und sie zugelassen), fühle mich jetzt aber stärker als vorher (ahnt jemand, was ich meine? :ugly: :headbash: ).
    Ich habe mich über Angsthunde/deprivierte Hunde schlaugemacht, dazu gelesen und mein Hund taute zusehends auf (auch Dank meines anderen souveränen Hundes) und ich fühlte mich jetzt, nachdem mein Angsthund tot war (hatte ihn 7 Jahre), dazu berufen, wieder einen schüchternen Hund aufzunehmen, da ich auch jetzt einen souveränen Ersthund habe..


    Hihi, mein Ü-Ei ist aber jetzt mal so gar nicht schüchtern - im Gegenteil! :lol:


    So soll's denn sein, ich werde mich auch darauf einstellen. "Junge Unrast" war zwar nicht geplant, aber mein Motto "Wer weiß, wozu's gut ist" wird sich auch hier bestimmt wieder bestätigen.

    Aber ja, du hast Recht, ich bin ein unsicherer Mensch. Nicht nur in Bezug auf den Hund, sondern in Bezug auf mein komplettes Leben.

    Wer weiß, was Dir die Minnie noch so alles beibringen wird... ;)
    L. G.

  • Das stimmt ;)
    Es hat alles seinen Zweck, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Dass ich so lange gesucht habe und kein Hund dabei war, der zu mir passte. Und dass da dann plötzlich die kleine Minni auftauchte :herzen1:

  • hihi, er wird dich auf Trab halten

    Jaaaaaaahaaaaaa! :roll: :lol:
    + News ticker + News ticker + News ticker + .... :
    Gerade war ich kurz draußen (extra). Erst geht er aufs Sofa (da soll er eigentlich nicht drauf, da zu klein für alle und so...), um durch das Fenster zu gucken, wie ich das finde [jaaa, er hat diesen fragenden Seitenblick á la " Naaa?, meckerst Du jetzt bzw. bekomme ich (wenn auch negative) Zuwendung?". Immerhin hat er diesmal die Pflanzen auf der Fensterbank in Ruhe gelassen. :tropf: (Vorhangziehen hatten wir davor, blöd nur, dass ich mich abgewendet habe und in ein anderes Zimmer gegangen bin, nachdem ich "Knabber-Stopp" kommentarlos auf die Textilie gesprüht hatte)], hat sich dann ins Körbchen gelegt, dann konnte ich natürlich beim Reinkommen sein Heldendasein direkt loben.
    Jetzt schläft er einen komatösen Schlaf und wir werden sehen, wie es weitergeht. :pfeif: Hoffe, er verarbeitet das im Schlaf und denkt sich keine neuen Strategien aus.


    Der Schelm! Der hat es faustdick hinter den Ohren. :roll:
    (Und ich habe noch eine Ersatzflasche "Knabber-Stopp". Harrharr! :ugly: )
    L. G.

  • Aber ja, du hast Recht, ich bin ein unsicherer Mensch. Nicht nur in Bezug auf den Hund, sondern in Bezug auf mein komplettes Leben. Dies ist bei mir krankheitsbedingt und wird niemals weggehen. Ich lerne Bewältigungsstrategien um meinen Alltag zu meistern, aber meine Persönlichkeit kann ich nicht ändern.
    Tatsächlich waren die Angsthunde in meiner aktiven Tierheim-Patenzeit immer die, wo ich mir dachte, so einen würde ich mir nie freiwillig holen. Einfach aus dem Grund, da ich mir dachte, dass ich ja selber nicht die Stärke habe, dem Hund zu zeigen, dass er keine Angst haben muss.

    Ich glaub wir sind uns da recht ähnlich (bei mir ist es auch krankheitsbedingt ;) ). Meine Schwester hatte auch einen Angsthund und ich stand quasi wie auf Nadeln, wenn ich mit ihm raus musste. Anfangs war es auch so, dass meine Angst seine bestätigt und gefördert hat ... aber irgendwann ging es auch mir u.a. aufgrund von Bewältigungsstrategien besser und Lace hat das gespürt. Von da an ging es besser, weil ich mir eine I don't care-Haltung zugelegt hab (die mal mehr, mal weniger geholfen hat :p ). Leider war Lace wirklich schwer traumatisiert und wir haben es nie ganz geschafft, ihm seine Angst zu nehmen. :(


    Vor ca. 5 Monaten hab ich mich dann in einen Hund aus Spanien verliebt und obwohl sie ihn als schüchtern und zurückhaltend beschrieben haben, habe ich beschlossen, ihn zu adoptieren. Was ich bekommen habe ist ein eigenwilliger und selbstbewusster Hund, der zwar in manchen Situationen vorsichtig ist und Zeit braucht, aber er ist auch sehr selbstständig. Seine Souveränität beruhigt mich und es klingt kitschig, aber er gibt mir Halt. :herzen1:


    Dessen bin ich mir sicher, oft verinnerlicht man das aber erst etwas später.Mein letzter Hund hat mich gelehrt, was ich theoretisch schon darüber wusste, was Angst alles so bewirken kann ... tjaaa - nun sehe ich klarer und habe zusätzlich noch meine "Weichei-Seite" an mir entdeckt (und sie zugelassen), fühle mich jetzt aber stärker als vorher (ahnt jemand, was ich meine? :ugly: :headbash: ).

    Von Angsthunden lernt man wirklich unglaublich viel! Gegen meine "Weichei-Seite" wehre ich mich aber noch. :headbash:

  • Der Schelm! Der hat es faustdick hinter den Ohren.

    das finde ich gut :D
    Bonnie hat mich ja auch sehr überrascht als Hund mit Deprivationsschäden, und trotzdem ist sie so eine Rotznase :)
    Bei mir hat Chilly meine weiche Seite geweckt

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