"xy mit einem Tabu belegen"
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Hallo ihr Lieben,
seit ich diesen Satz vor kurzem in einem Thread gelesen habe, lassen mich die Gedanken darum nicht mehr los. In diesem Fall ging es um Nagetiere, die vom Hund als Taubzone akzeptiert werden sollten. Diese Aussage hat bei mir das Grübeln ausgelöst, als ich ein Webinar über Anti-Staubsauger-Training geschaut habe.
Wieso ist es uns Menschen nicht möglich, dem Hund ohne große Diskussion zu vermitteln, dass wir xy nicht möchten und er das diskussionslos akzeptiert, ohne den Einsatz von Strafe (darunter fallen für mich auch Schreckreize wie brüllen, auf den Boden stampfen etc)?
Es fiel auch der Vergleich mit einer Welpenmutter, die kein großes Theater machen muss, wenn sich ein anderer Hund den Welpen nähert. Sie bleibt ruhig, gibt aber eindeutige Signale und der andere Hund akzeptiert es ohne einen weiteren Versuch zu unternehmen.
Mir ist zwar klar, dass wir keine Hunde sind und Hunde das auch wissen, aber wieso können die das untereinander (gute Sozialisation mal vorausgesetzt) und wir Menschen schaffen das nicht?Wenn wir Menschen es mit Strafe versuchen, führt das meist ja nur dazu, dass der Hund es nur noch außerhalb unserer Reichweite macht. Wenn ich da so an unsere Pferdeäpfel denke... Oder liegt es vielleicht daran, dass der Hund gar nicht verknüpfen kann, dass er beispielsweise die Pferdeäpfel generell nicht fressen soll? Sähe es eventuell anders aus, wenn wir als Menschen selbst ein großes Interesse an den Äpfeln hätten und dem Hund fehlt einfach die Sinnhaftigkeit dahinter, weshalb er es einfach nicht versteht?
Möchte man also nicht mit Strafe arbeiten, bleibt einem doch nur die Variante, jedes Verhalten kleinschrittig positiv aufzubauen, damit der Hund in ein paar Wochen oder Monaten gelernt hat, wenn er stattdessen das neu erlernte Verhalten zeigt, gibt es dafür was tolles? Und das, was gerne an Rudeltheorien (Unterwerfung im wahrsten Sinne des Wortes) verbreitet wird, in welche Kategorie für mich auch "mit einem Tabu belegen" gehört, ist in der Umsetzung auch nichts anderes als Strafe - jedenfalls so, wie es von den Trainern, die danach arbeiten, angewandt wird. Und übrigens auch kein Verhalten, das ich jemals in Dokumentationen über freilebende Wolfsrudel gesehen habe. Als diese ganze Domianztheorie damals auf Wölfe übertragen wurde, hat man ja leider außer Acht gelassen, dass es sich um Wölfe in Gefangenschaft gehandelt hat.
Wie ist das denn nun mit dem Tabu? Können wir etwas erfolgreich ohne große Diskussion mit einem Tabu belegen, ohne mit unserem Verhalten schon Strafe anzukündigen? -
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Mir ist zwar klar, dass wir keine Hunde sind und Hunde das auch wissen, aber wieso können die das untereinander (gute Sozialisation mal vorausgesetzt) und wir Menschen schaffen das nicht?
Soweit ich weiß, können Hunde das untereinander gar nicht. Ressourcen sind nur solange im Besitz eines einzelnen Hundes, wie der darauf aufpasst. Verlässt er die Szenerie, gehört die Ressource niemandem mehr und jeder Hund kann sie für sich beanspruchen.
Ich habe dafür nun keine Belege, sondern das höchstwahrscheinlich einfach nur mal hier im Forum aufgeschnappt.Aber meines Wissens ist das die aktuell geltende Meinung in der Hunde-/Wolfsforschung? Gibt hier sicher Leute, die das beantworten können.
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Sicherlich können Hunde untereinander deutlich feiner und detaillierter kommunizieren.
Hunde können sich nicht vermenschlichen, aber wir können so weit es geht uns verhundlichen (bis zu einem gewissen Maß natürlich).
Wenn du das Beispiel der Hundemutter anführst: wenn du da genau hinschaust, wie die ihre Welpen erzieht, kannst du ja Rückschlüsse ziehen. Es ist ja auch nicht immer so, dass Mutti nur böse gucken muss und Welpe geht weg. Gibt halt auch die Welpen, die es richtig wissen wollen und die werden im Zweifel auch mal abgeschnappt, in die Seite gekniffen oder oder oder. Der Unterschied wird sein, dass die Mutter keine Probleme hat, den Welpen auch mal abzustrafen.
Eindeutig und klar auf den Punkt und situativ angemessen. Und danach ist alles wieder gut.
Und das kannst du ja genauso bei einem Hund machen.Bei Hunden gilt, wer hat, der hat.
Die meisten Hunde lernen doch sehr früh, dass Menschen nicht so klar ihre Ressourcen abgrenzen und wer als Mensch da lange rum hampelt, bei dem lernt der Hund auch, dass es nicht eindeutig ist und dass weiter probieren auch Erfolg haben kann. Wenn es kein klares "Nein" gibt, sondern nur ein "Jein" oder ein "Vielleicht", ist es einfach nicht klar aus Hundesicht.
Es gibt Dinge, da brauche ich nicht lange dran rum zu trainieren und die einfach verboten sind und situativ angemessen einfach auch mal abgestraft werden müssen.
Hunde fragen nach Eindeutigkeit und Klarheit, was nicht heißt, dass ich böse sein muss. Aber ich kann doch genauso gut dem Hund vermitteln, dass ein Verhalten nicht erwünscht ist.Hier mal ein Vergleich.
Hundemutter hat ein Schweineohr. Hundemütter nutzen so etwas auch gezielt, um ihren Welpen etwas beizubringen. Sie hat also ihr Schweineohr da liegen und Welpe kommt an. Wenn er noch keine Lernerfahrung gemacht hat, dass Mutti auch mal böse wird, wird er versuchen, sich das Ohr zu holen. Je nachdem, wie die Hundemutter vom Typ her ist, reicht ein Knurren und der Welpe hält Abstand. Knurrt sie nicht und lässt den Welpen bewusst in die Falle laufen, maßregelt sie ihn, wenn er sich das Ohr nehmen will. Welpe lernt, dass andere ihre Ressourcen verwahren und es verboten ist, sich diese einfach zu nehmen.
Oftmals überlassen Hundemütter nach Erziehungserfolg dem Welpen dann sogar das Schweinohr, geben es also frei, indem sie einfach weg gehen.Deutlicher geht es doch nicht.
Und jetzt setzt du dich mal auf den Boden mit einem Schweineohr, dass du direkt vor dir hin legst.
Wie kannst du dem Hund vermitteln, dass es deins ist und er ist nicht nehmen darf?Der Fehler bei uns Menschen ist, dass wir alles gerne verbal und über Kommandos regeln wollen.
Für den Hund wäre der Sachverhalt aber schneller und deutlich klarer, wenn wir gerade in solchen Erziehungssituationen darauf verzichten, den Hund zuzuquatschen und einfach auch mal kurz und knackig körperlich werden. Dafür muss ich ja nicht den Hund anschreien, hauen oder treten. Ich kann aber trotzdem sehr klar vermitteln, dass ein gewisses Verhalten gerade nicht erwünscht ist.
Durch Klarheit dem Hund gegenüber verhalte ich mich viel fairer, als wenn ich uneindeutig bin oder immer nur nett. -
Und jetzt setzt du dich mal auf den Boden mit einem Schweineohr, dass du direkt vor dir hin legst.
Wie kannst du dem Hund vermitteln, dass es deins ist und er ist nicht nehmen darf?Der Fehler bei uns Menschen ist, dass wir alles gerne verbal und über Kommandos regeln wollen.
Für den Hund wäre der Sachverhalt aber schneller und deutlich klarer, wenn wir gerade in solchen Erziehungssituationen darauf verzichten, den Hund zuzuquatschen und einfach auch mal kurz und knackig körperlich werden. Dafür muss ich ja nicht den Hund anschreien, hauen oder treten. Ich kann aber trotzdem sehr klar vermitteln, dass ein gewisses Verhalten gerade nicht erwünscht ist.
Durch Klarheit dem Hund gegenüber verhalte ich mich viel fairer, als wenn ich uneindeutig bin oder immer nur nett.Soweit ich weiß, können Hunde das untereinander gar nicht. Ressourcen sind nur solange im Besitz eines einzelnen Hundes, wie der darauf aufpasst. Verlässt er die Szenerie, gehört die Ressource niemandem mehr und jeder Hund kann sie für sich beanspruchen.
Das heißt also, dass so etwas auch wirklich nur funktioniert, wenn wir die Ressourcen für uns beanspruchen? Der Hund kann verstehen "Aha, das gehört gerade Frauchen.", er kann aber nicht verstehen, dass wir etwas für uns beanspruchen, es dann aber nicht weiter beachten (Beispiel Pferdeäpfel) und trotzdem Besitzansprüche erheben?
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Der Fehler bei uns Menschen ist, dass wir alles gerne verbal und über Kommandos regeln wollen.
Für den Hund wäre der Sachverhalt aber schneller und deutlich klarer, wenn wir gerade in solchen Erziehungssituationen darauf verzichten, den Hund zuzuquatschen und einfach auch mal kurz und knackig körperlich werden.
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Ich persönlich halte das nicht gänzlich für einen Fehler.
Will ich, dass der Hund auch Dinge die gerade nicht in meinem unmittelbaren Einzugsbereich sind, (wenn Essbares z.B. sich gerade nicht unbedingt in meiner Hand befindet) in Ruhe lässt und nicht für sich beansprucht, dann bau ich ein Kommando auf. (Kommandos sind auch nicht per se Zugequatsche.) Das kann ich dann nutzen, wenn der Hund in der Ferne an was heran will, was ich aber als mein Eigentum beanspruchen möchte. Was so in der Gegend rum liegt gehört aus Hundesicht ja nun mal Niemandem.
Oder ich muss mich sogar anderer Methoden bedienen, will ich in jeder Situation verhindern, dass der Hund an Dinge ran geht an die er nicht soll.Aber ich pflichte Dir bei, dass es unter Umständen manchmal angebracht sein kann dem Hund anderweitig klar zu machen, dass das Ding was er gerade will, nicht seines ist bzw. er es nicht haben darf. Aber nicht grundsätzlich.
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Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe aus meiner Sicht.
Natürlich kann ich für mich Ressourcen beanspruchen und das tue ich im Alltag ja auch automatisch. Ich lege ja auch die Regeln fürs Zusammeleben fest, was ist erlaubt, was ist verboten.
Lerntheoretisch entstehen alleine dabei ja schon reichlich positive wie negative Strafen. Rein lerntheoretisch ist das Anleinen ja schon eine Strafe.Ich treffe ganz einfach die Entscheidungen. Wenn ich dem Hund grundsätzlich verbiete, nicht auf Tische zu springen oder sich Essen vom Tisch zu holen, geht das, je nach Hund zwar, nur in einem gewissen Maß, wenn ich nicht mehr anwesend bin. Ein cleverer Hund wird natürlich schnell checken, dass er sich ein Brötchen vom Tisch klauen kann, wenn ich es nicht sehe. Und das finde ich auch völlig normal und in Ordnung. Muss ich halt die Sachen weg packen.
Je klarer ich mich selbst verhalten, desto ernster nimmt mich mein Hund ja auch und umso leichter ist es am Ende, meine Ansprüche durch zu setzen.
Wenn ich nicht möchte, dass mein Hund draußen Pferdeäpfel frisst, verbiete ich es ganz schlicht. Das hat dann mit Ressource gar nichts zu tun, sondern einfach mit einem Verbot. Das kann ich über das vorherige Erlernen eines Abbruchsignals genauso steuern wie situativ in dem Moment den Hund von den Pferdeäpfeln zu vertreiben oder weg zu schicken oder einfach davon abzuhalten, diese zu fressen.
Wenn ich versuche, den Hund über Verbalien zu führen, muss ich ja immer davon ausgehen, dass der Hund gewisse Wörter und damit verknüpfte Handlungen erst mal lernen muss. In der Zeit, wo man noch übt, kann ich diese also noch gar nicht nutzen, sondern nur verhindern, dass der Hund Dinge tut, die ich nicht möchte.
Ich kann aber auch direkt in dem Konflikt meine Präsenz zeigen. Der Lerneffekt ist vielleicht da sogar eindeutiger und besser und vor allem für den Hund viel verständlicher.Und genau da trennt sich die formale Erziehung (Dressur) von der sozialen Erziehung.
Ich bin der Meinung, dass man einen Hund gar nicht alleine durch positive Verstärkung erziehen kann, da vieles auch unbewusst geschieht und auch die Umwelt den Hund konditioniert und Belohnen und Strafen oft Hand in Hand gehen.
In einigen Bereichen macht es Sinn, positive oder negative Strafe direkt einzusetzen und das hat auch gar nichts mit Boshaftigkeit, Aggressivität oder so was zu tun, sondern dient einfach dazu, dass der Hund ein Verhalten seltener oder gar nicht mehr zeigt.
So viel wie möglich das erwünschte Verhalten belohnen und so wenig wie möglich unerwünschtes Verhalten bestrafen ist ein guter Mittelweg.
Aber manche Situationen erfordern einfach vom Menschen, dass er klar für seine Ansprüche eintritt, sich in die Beziehung/in den Konflikt einbringt und damit dem Hund auf faire Weise hilft, sich richtig verhalten zu können.
Dafür muss ich nicht brüllen oder auf den Boden stampfen - da zeige ich kurz und knapp deutliche Präsenz, vielleicht auch mal körpersprachlich und immer auf den Punkt und bin nicht nachtragend und biete bei Erfolg direkt wieder eine Versöhnungsgeste dem Hund gegenüber an.
Genauso wie es Hunde machen. -
Ah jetzt versteh ich das, ok. Danke für die Erklärung!
Allerdings trenne ich eigentlich formale Erziehung und "soziale" Erziehung nicht wirklich voneinander, weil es meiner Meinung nach, eng miteinander verwoben ist.
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Ich bin der Meinung, dass man einen Hund gar nicht alleine durch positive Verstärkung erziehen kann, da vieles auch unbewusst geschieht und auch die Umwelt den Hund konditioniert und Belohnen und Strafen oft Hand in Hand gehen.
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Das seh` ich übrigens genauso.
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Ah jetzt versteh ich das, ok. Danke für die Erklärung!
Allerdings trenne ich eigentlich formale Erziehung und "soziale" Erziehung nicht wirklich voneinander, weil es meiner Meinung nach, eng miteinander verwoben ist.
Obwohl ich Training und Alltagserziehung jeweils eigenständig betrachte (aber nicht unbedingt methodisch) und daraus resultierend auch anders mit Situationen umgehe (oft unbewusst).
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Wieso ist es uns Menschen nicht möglich, dem Hund ohne große Diskussion zu vermitteln, dass wir xy nicht möchten und er das diskussionslos akzeptiert, ohne den Einsatz von Strafe (darunter fallen für mich auch Schreckreize wie brüllen, auf den Boden stampfen etc)?
ES ist doch möglich. Wo liegt das Problem?
Auch umgekehrt. Mich muß kein Hund "anpampen" damit ich verstehe, was Phase ist. Es gibt aber grenzen. Spätestens dann, wenn beide einen Anspruch auf die selbe Sache geltend machen wollen. -
Das heißt also, dass so etwas auch wirklich nur funktioniert, wenn wir die Ressourcen für uns beanspruchen? Der Hund kann verstehen "Aha, das gehört gerade Frauchen.", er kann aber nicht verstehen, dass wir etwas für uns beanspruchen, es dann aber nicht weiter beachten (Beispiel Pferdeäpfel) und trotzdem Besitzansprüche erheben?
Genau, du kannst dich, wenn du auf hündisch erziehen möchtest, hinstellen und sagen: "So, diese Pferdeäpfel gehören mir." Der Hund wird sich denken: "Okay, nehme ich halt den Haufen da drüben."
Hunden reicht diese Form der Erziehung. Die interessieren sich nicht dafür, ob ein anderer Hund vielleicht irgendwo einen Pferdehaufen frisst, weil er davon krank werden könnte, oder weil sie das ekelig finden. -
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