Werden Hunde heute schnell überfordert?

  • Yep, lasst uns die Schere schließen! Macht sich sicher gut auf Plakaten. :D



    Edit: @Maus1970: Tja, da wäre dann noch die Frage welche der Theorien denn nun richtig sind oder nur in Teilen richtig oder oder oder...

    Sicher gibt es die diversesten Ansätze und Theorien und es stellt sich die Frage was ist richtig oder falsch und warum. Aber das ist nicht der Punkt auf den ich hinaus wollte. Mir geht es darum, daß meiner Meinung nach, ganz egal welche Theorie ich für richtig halte und warum, die ganze Sache nur dann Rund wird wenn man sich auch traut seinem Gefühl zu vertrauen, weil es oftmals ein sehr wichtiger Indikator ist. ( Unter anderem würde ich vermutlich dann auch sehr schnell merken wenn ich mir "meiner" Theorie daneben liegen würde. )


    LG


    Franziska mit Till

  • Ich beobachte so häufig, dass Hunde in eine emotionale Abhängigkeit zum Menschen gebracht werden, weil sie keine Chance bekommen eigene Lösungen zu finden.
    Beispiel Unsicherheit: Da hat ein Hund Angst vor einem Müllbeutel. Was passiert? Der Beutel wird entweder schöngefüttert, der Hund wird mit latenter Gewalt hingezerrt, weil da muss er halt durch oder es wird ein Forenhilferuf gestartet und 50 Patentrezepten in Betracht gezogen. Wer lässt dem Hund denn noch die Zeit die er braucht um selber festzustellen, dass der Beutel keine Bedrohung ist? Wer wartet denn einfach ruhig und souverän, bis der Hund sich traut sich der vermeintlichen Gefahr zu stellen oder in seinem Tempo zu nähern?
    Also wird rumexperimentiert bis der Hund völlig gestresst ist und mit Panik auf jeden Müllbeutel reagiert und dann wird “gemanaged“. Wir gehen jedem bösen Beutel fleissig, weiträumig und vorausschauend aus dem Weg und bestimmen wo die Individualdistanz unseres Hundes liegt.
    (Ist jetzt nur ein Beispiel)

  • Du kannst darüber grinsen. Für mich bedeutet Stadtleben, dass mein Hund drei bis vier mal täglich durch Menschen- und Hundemassen über eine Hauptstraße mit sich stauenden Autos muss, nur um sich lösen zu können. Das verstehe ich unter Stadtstress.


    Herrje - das Grinsen war doch nicht gegen dich gerichtet. Und nein, das muss ein Hund nicht unbedingt in der Stadt. Es gibt ja auch ruhigere Straßen. Und selbst Feli schnüffelt und markiert in aller Seelenruhe neben Müllautos und rollenden Mülltonnen, mit Rute oben - so schlimm kann es also nicht sein!
    Wobei es ganz sicher auch jede Menge Hunde gibt, für die das zuviel ist. Aber nicht für jeden Hund.

  • Müllautos gibt es auf dem Dorf doch genauso. :D Ich hatte versucht, in meinem ersten Stadtbeitrag zu erklären, was ich meine. Dass ich nicht die ruhigen Ecken meine, wo man weder die hupenden Autos und die über den Hund trampelnden 50 Menschen hat, noch Wildbestand wie im Wald auf dem Land. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das - das, was ich meine - für Hund wie Mensch anstrengend ist. Natürlich können es manche besser und manche weniger gut, wir sind ja nicht alle gleich. Trotzdem glaube ich, gelesen zu haben, dass es für alle eine Grundbelastung ist, auf die der zusätzliche Stress dann noch drauf kommt.
    Vielleicht stimmt das gar nicht. Würde mich schon (immer noch, auch nach Jahren des Rätselns :D ) interessieren. Dein Beitrag las sich für mich wie: "Stimmt nicht, weil stresst uns gar nicht, aber ich meide diese Stressauslöser ja auch (Kudamm.)"
    Während ich halt mit Stadtstress Kudammverhältnisse meine. Da reden wir, glaube ich, aneinander vorbei. Ich hatte doch betont, dass es genug ruhige Ecken in Berlin gibt und dass ich die nicht meine. Würde ich schon nur auf der anderen Seite des Blocks leben, hätte ich deutlich mehr Ruhe.

  • Ich beobachte so häufig, dass Hunde in eine emotionale Abhängigkeit zum Menschen gebracht werden, weil sie keine Chance bekommen eigene Lösungen zu finden.
    Beispiel Unsicherheit: Da hat ein Hund Angst vor einem Müllbeutel. Was passiert? Der Beutel wird entweder schöngefüttert, der Hund wird mit latenter Gewalt hingezerrt, weil da muss er halt durch oder es wird ein Forenhilferuf gestartet und 50 Patentrezepten in Betracht gezogen. Wer lässt dem Hund denn noch die Zeit die er braucht um selber festzustellen, dass der Beutel keine Bedrohung ist? Wer wartet denn einfach ruhig und souverän, bis der Hund sich traut sich der vermeintlichen Gefahr zu stellen oder in seinem Tempo zu nähern?
    Also wird rumexperimentiert bis der Hund völlig gestresst ist und mit Panik auf jeden Müllbeutel reagiert und dann wird “gemanaged“. Wir gehen jedem bösen Beutel fleissig, weiträumig und vorausschauend aus dem Weg und bestimmen wo die Individualdistanz unseres Hundes liegt.
    (Ist jetzt nur ein Beispiel)

    Folgendes Szenario:kaputter Fahrradsattel liegt im Gras.
    Anton höchst skeptisch: was liegt da? Hab ich noch nie gesehen ! Liegt doch sonst nicht hier.
    Vorsichtig wird sich rangerastet, immer
    mich und Bandit im Auge .
    Das war schon richtig spannend zu beobachten xD

  • Der elementare Aspekt dabei ist doch, wie das "Gassi" aussieht. Reines Spazierengehen kann für einen Hund wahnsinnig aufregend und auslastend, aber auch totlangweilig sein. Es kommt darauf an, was man in welcher Intensität macht.


    Wir gehen im Grunde auch "nur spazieren" - die große Runde dauert meist 2,5-3,5 Stunden. Es darf überall geschnüffelt werden, wo geschnüffelt werden möchte, ich mache keine speziellen Unterordnungsübungen oder trainiere irgendwas anderes als das, was wir für den Alltag brauchen. Der Anspruch besteht darin, kein Wild zu jagen, auch nicht, wenn es fünf Meter vor uns steht und dann losrennt, nicht ohne Absprache zu anderen Hunden zu gehen und Menschen in Ruhe zu lassen. Mehr machen wir meist nicht.
    Dreimal pro Woche gibt es Nasenarbeit, entweder in Form von Fährtenarbeit oder Leckerli-Suchspielen. Fahrrad fahren wir auch noch, damit der körperliche Bewegungsdrang gestillt wird. Manchmal gibt es Hundebegegnungen und es wird getobt oder gemeinsam geschnüffelt, sonst gehen wir allein.


    Würde unser "Gassi" nun daraus bestehen, eine große Runde von einer Stunde einen Feldweg entlang zu gehen, der nicht Richtung Feld verlassen werden darf, 5 Minuten UO zu machen und zehnmal einen Ball zu holen, wäre mein Hund definitiv völlig unzufrieden. Anderen Hunden reicht genau das.

  • Genauso wie ein Spaziergang für den Hund enorm anstrengend ist, wenn er denn Fuss gehen muss. Dabei muss sich der Hund ja auf seinen Menschen voll konzentrieren, und je langsamer man geht, um so anstrengender für den Hund. Dabei ist nicht nur das gerade ausgehen gemeint ;-) Ich denke je aufgedrehter ein Hund ist, desto mehr Ruhephasen und ruhige Abläufe benötig er auch.


    Leider liest man aber auch hier immer in vielen Threads wenn es um Probleme mit dem Hund geht : IST ER GENÜGEND AUSGELASTET, was macht ihr mit dem Hund. Für manch einen Hund ist oft Ruhe das beste um wieder zum Ausgleich zu kommen, auch für "spritzige" Rassen, und gerade bei denen wird oft der Fehler gemacht, sie zu überfordern, weil man glaubt, das braucht so ein Hund .


    Bei ängstlichen Hunden noch wichtiger, alles in Ruhe, und auch der Mensch muss die Ruhe ausstrahlen sowie auch Geduld haben. Der Irrglaube ein Hund sei nur zufrieden wenn er rennen kann, seinen Auslauf und seine "Kumpels" begrüssen kann, dem widerspreche auch ich.


    Ist ein Hund sicher, ausgeglichen und sozial..was heute ja immer seltener wird...denn das mit dem ausgeglichen sein ist eben der Punkt wo es dann immer zu den Problemen kommt u.a., kann er auch rumsausen ab und an, das sollte auch nicht das Thema sein denk ich :-) =)

  • Ich denke ein großes Problem ist, daß die Hundehaltung, besonders bei engagierten Hundehaltern die "alles Richtig machen" möchten, häufig viel zu verkopft ist.

    Exakt das denke ich auch!!!


    Meine Güte, man schaue sich mal in anderen Foren um.... Es wird diskutiert aufgrund welcher Lerntheorie mit einem Hund zu welcher Zeit was zu machen ist.....


    Lerntheorien haben sicherlich ihre Berechtigung... theoretisch!


    Letztendlich geht es um das praktische Miteinander, dem gemeinsamen Leben und Erleben!


    Vor ein paar Jahren habe ich diesen Fehler gemacht: Ich hatte 2 ungestüme Jungspunds, Wurfgeschwister und wollte es "richtig" machen, habe Überlegt, gedacht, entsprechend gehandelt..... und alle Instinkte, jedes "Bauchgefühl" über Bord geschmissen....
    Mit einem Jahr waren die beiden eine pure Katastrophe.....


    Ich habe dann diesen Erfolgsdruck, dieses "Meine Hunde müssen überall und immer "vorzeigbar" und perfekt sein!" hinter mir gelassen, ich habe sie einfach wieder Hunde sein lassen, mit ihren Macken und ihren ganz besonders liebenswerten Seiten...
    Seitdem sind wir wieder ein Team....


    Und dabei ist es mir völlig egal, ob meine Hunde gerade unberechtigt eine positive Verstärkung (Leckerlie, weil guckt grad so niedlich :herzen1: ) oder eine "negative Verstärkung" (hab grad keine Zeit und kann mich nicht um Dich kümmern = "Entzug von Privilegien") erfahren.
    Sie machen Fehler, ich mache Fehler, irgendwie klappt es trotzdem :D
    Von Zeit zu Zeit scheinen wir wohl auch was "richtig" zu machen :D

  • Persönlich finde ich es manchmal schon schwierig, die richtige Balance zu finden, zwischen zu viel und zu wenig.
    Max ist da etwas komplizierter, und es hängt dann auch sehr von seiner aktuellen Tagesform ab.
    Momentan sind wir insgesamt kaum anderthalb Stunden draußen, weil es ihm sonst zuviel ist.
    Er kriegt soviel Input nicht gut verarbeitet, wird ruhelos, dreht total auf, ist aggressiv und weiß nicht wohin mit sich.


    Allerdings ist auch er der Typ Hund, der immer noch mehr und weiter will, nur minimale Signale zeigt, wenn er überfordert ist, was uns anfangs irritiert hat - wenn er doch will, wie kann er da überfordert sein? Tja, nicht immer weiß der Hund es am Besten... Mittlerweile sehe ich es auch viel besser, wenn es ihm zuviel ist.


    Ideal ist aktuell für ihn eine immer gleiche, kurze Morgenrunde, nachmittag eine längere Runde (maximal ne Stunde, und das kann schon grenzwertig sein, je nachdem was los ist und wohin wir gehen) durch den Wald oder im Wäldchen und abends wieder nur kurz. Nachts gehts dann meistens nur noch in den Garten, ansonsten nochmal die Morgenrunde.
    Sonst nur Suchspiele, das erdet ihn und macht Spaß. Und alle paar Tage Dummy apportieren. Da er dabei aber relativ schnell hochfährt, nur nach sehr klaren Regeln, mit Pausen und nicht zulange.


    Ist halt teils ein bißchen langweilig, und ich hab auch die Gedanken gehabt und teils auch noch, kann das genug sein? Machen wir nicht zuwenig? Es ist schwierig, eigene Überzeugungen zu ändern. Aber ich sehe ja, es tut ihm gut, wenn wir vorerst weiterhin sehr strukturiert und einfach eher "langweilig" sind.
    Sicherlich wird es mit der Zeit noch besser werden, es braucht eben Geduld.

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