Ein fescher Spanier zieht ein

  • Die Orga, für die ich PS bin, würde so einen Hund immer erst auf eine erfahrene PS setzen, damit jemand mit Ahnung erst mal drüber guckt, was zukünftig überhaupt machbar ist und wie der Hund sich hier in Deutschland in fremder Umgebung zeigt.
    Die allermeisten, die sich im gewohnten Umfeld (siehe Video) schon so zeigen, brechen hier erst recht erst mal zusammen.
    Ganz selten verhalten sich die Hunde hier dann doch überraschend gelassen.


    Eine mit der Thematik erfahrene PS kann wichtige Vorarbeit leisten und man kann mit Ruhe die geeigneten Interessenten aussuchen, die im besten Fall auch mehrfach zu Besuch kommen müssen. Und manchmal wird selbst das schwierig, weil es für bestimmte Angsttypen keine geeigneten Stellen gibt.


    Und was der Hund neben der Angst noch auspackt, kann man in Tendenzen dann vielleicht auch schon sehen. Angst geht schnell einher mit Aggression. Ein ängstlicher Hund ist nicht nur lieb, sondern kann in Konfliktbereichen auch heftig nach vorne gehen, wenn er keine andere Möglichkeit mehr sieht. Flucht wäre in vielen Fällen immer die erste Lösung, Kämpfen die, wenn Flucht nicht mehr möglich ist.


    Ich habe selbst zwei ehemalige Angsthunde übernommen. Beide hatten totale Panik in geschlossenen Räumen, regelrechte Platzangst und sind wortwörtlich die Wände hoch gegangen. Bei beiden war es gar nicht möglich, die mit in Wohnräume zu nehmen. Selbst daran musste man sie in Minischritten gewöhnen.


    Da ich eine Hundepension habe, haben sie erst mal dort abseits von zu viel menschlichen Kontakt überhaupt erst mal zur Ruhe kommen können. Um überhaupt den Stresslevel erst mal wieder runter zu bekommen, der die Basis dafür ist, dass ein Hund überhaupt erst aufnahmefähig ist.


    Beide haben sich mit viel Arbeit, Nachdenken und Mühe so gut entwickelt, wie es möglich war. Mit der einen kann ich in die Außenwelt gehen, die funktioniert mit mir als sichere Basis inzwischen überall, die andere funktioniert nur über gewohnte Abläufe und hier auf meinem Gelände.


    Mir liegt es fern, Angst schüren zu wollen und ich bin auch definitiv pro Tierschutzhund und auch pro Auslandstierschutz.
    Aber gerade dadurch, dass ich sehr viel Erfahrung habe und auch beruflich mit Hunden arbeite, habe ich schon einiges gesehen.


    Panische Hunde, die sich ratzfatz jedes Halsband und Geschirr abfressen, Hunde, die sich durch Türen raus fressen, Hunde, die sich niemals vom Menschen anfassen lassen werden und auf der anderen Seite aber auch viele Hunde, die total einfach und auf jeden Fall anfängergeeignet waren. Die sind zum Glück in der Überzahl. Am Ende steht und fällt es aber auch damit, wie verantwortungsvoll eine Orga an die Hundevermittlung ran geht.


    Und da sehe ich hier deutliche Defizite.


    Das alles würde ich auch so sehen, wenn eure Situation für den Anfang weniger chaotisch wäre, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Hund sich nicht besonders schnell in einen normalen Alltag integrieren lässt.


    Nach Übernahme Hotel, Urlaub, Büro und was noch alles mit dem Hund zu unternehmen, ist auf jeden Fall unmöglich und auch nicht fair. Da hätte jeder Hund schon seine Schwierigkeiten, denn das Wichtigste nach einer Umsetzung in neue Umgebung ist, egal ob Welpe, Hund aus dem lokalen Tierheim oder Hund aus dem Ausland, Ruhe, Ruhe, Ruhe, gesichert Pipi in Garten, Ruhe, Ruhe, Ruhe.

  • Also erst mal Danke für die zahlreichen Antworten. Ich war im ersten Moment erst mal ziemlich sprachlos und habe eine ganze Weile gewartet, bis ich antworte.
    Es sind sicher viele gutgemeinte Ratschläge dabei und ich habe ganz sicher keine Beifallsstürme erwartet. Aber einige Beiträge... ich wusste ja nicht, dass es hier so viele "Spezialisten" gibt, die nach dem Ansehen von ein oder zwei Videos meinen, den Hund komplett einschätzen zu können. Ich möchte mich dazu aber nicht weiter auslassen..


    Nur, um etwas klar zu stellen: Elfos ist KEIN Angsthund. In ihm steckt ein Gos d Atura, der sich vom Wesen her grundsätzlich Fremden gegenüber vorsichtig verhält. Ja, ich weiß, Elfos verhält sich in den Vidos nicht nur vorsichtig, aber das kann man ihm nach einem Aufenthalt in der Tötungsstation wohl nicht verdenken. Ich vertraue der Einschätzung der Türschützer in Spanien, die den Hund inzwischen kennengelernt haben.


    Wir haben ein eigenes Haus mit Garten und sicherer Umzäunung. Wir wohnen am Stadtrand in einer reinen Wohngegend und verkehrsberuhigter Straße, auf der kaum Autos fahren. In ca. 500 Meter Entfernung ist ein See und Wald. Wir haben bereits ein Angebot von anderen Hundebsitzern, die eine 2 ha große, umzäunte Wiese gepachtet haben, diese ebenfalls zu nutzen.


    Natürlich ist sowohl die Vermittlerin als auch die Mitarbeiterin, die den Kontrollbesuch duchgeführt hat, über unsere Situation (und dazu gehört auch die Hochzeit meiner Tochter) informiert. Beide haben keine Bedenken und sie wirken nicht gerade so, als wären sie verantwortungslos oder würden ihren Job erst seit gestern machen.
    Die Vermittlerin hat einen engen Kontakt zur Aufnahmestelle in Spanien und ist über Elfos bestens informiert. Er braucht nicht lange, bis er Vertrauen fasst, wenn er merkt, dass er in Sicherheit ist.


    Und ganz so blauäugig, wie hier einige meinen, bin ich nun auch nicht. Ich habe keine langjähigen Erfahrungen mit eigenen Hunden, aber ich habe mir jede Menge Literatur besorgt und setze mich mit dem Thema Körper- und Hundesprache und allem anderen, was ich über Hunde lernen kann, sehr intensiv auseinander. Ich weiß, dass das nur Theorie ist, aber im Moment ist das, was ich tun kann, um mich auf den Hund vorzubereiten.
    Ich bin auch nicht die naive "Tierliebhaberin", die das ach so arme und bemitleidenswerte Tier retten möchte. Wir wissen durchaus, was auf uns zukommen kann und werden uns diesen Problemen gemeinsam stellen.


    Den Tierschutzverein gleich als verantworungslos zu bezeichnen, finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich daneben.


    Und letztendlich zum Büro: Es handelt sich um eine kleine Außenstelle, in meinem Büro sitzt nur noch eine weitere Kollegin. Elfos wird eine Hundehöhle bekommen, in die er sich bei Bedarf zurückziehen kann. Die Türen der Büros stehen fast alle offen und die Kollegen sind zum größten Teil selbst Hundebesitzer und freuen sich auf Elfos.


    Es gibt im Leben immer viele Wenn und Aber. Wenn ich die alle berücksichtigen würde, bräuchte ich keinen Finger mehr zu rühren. Das Wohl des Hundes wird bei uns immer an erster Stelle stehen - und unser Hund wird Elfos sein! Ihr könnt mich jetzt meinetwegen als uneinsichtig bezeichnen, aber ein weiteres Gespräch mit der Vermittlerin hat mich in meiner Ansicht bestärkt. Wir werden diesen Hund nicht wegen einer Reihe von ablehnenden Ansichten aufgeben!


    Ich sehe ein, dass ich einen großen Fehler gemacht habe: Dass ich es gewagt habe, hier diesen Beitrag veröffentlicht zu haben. Sorry für die Aufregung, die ich euch bereitet habe, wird nicht wieder vorkommen...

  • @Aroha: nimm es bitte nicht übel, aber ein Hund, der sich in der Auffangstation so und so verhält, kann sich hier um Lichtjahre anders verhalten.


    Und ich stelle noch ein Mal die Frage: hast du einen Plan B?


    Und geht dein Wissen über den Gos über die sehr wohlmeinenden Beschreibungen hinaus?

  • Dann wünsch ich dem Hund, dass er bei Euch bleiben kann und du die Probleme, die du mit ihm haben wirst, alle gut meistern kannst, sodass der arme Kerl nicht zum Wanderpokal wird.

  • Das wäre abr sehr schade, wenn Du nicht weiter berichten würdest!
    Ich habe nur mitgelesen und keine Meinung und keine Erfahrung zu bzw. mit einem Hund aus dem Tierschutz.
    "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um"- so könnte man Deine Erfahrung hier wohl überspitzt nennen.
    Viele Mitglieder, sehr viele sehr erfahren- und trotzdem kennt keiner Dich oder den Hund. Dass da auch sehr viele Meinungen und Warnungen kommen, war eh klar.


    Geht Euren Weg, ich wünsche Euch Freude mit Elfos!
    Nach dem, was ich las, vermute ich stark, dass es gut gehen wird. Und falls es Schwierigkeiten gibt, holt Euch Hilfe.


    Mehr kann man doch von außen und wegen zweier Videos nicht sagen?


    Alles Gute!

  • Ernstgemeinte Frage- wenn du dich mit Körpersprache auseinandergesetzt hast, was siehst du denn auf den Videos?


    Ich gehe zudem davon aus, dass das seine Betreuerin und keine fremde ist. Der Hund meidet, möchte teilweise nicht mal laufen, die Ohren sind eng nach hinten angelegt, die Rute wird nicht freu getragen, er reagiert nervös und unsicher auf Umweltreize (die noch nicht mal stark zu sein scheinen) usw. Dieser Hund soll nur ein bisschen ängstlich sein und sich schnell einleben? Der Hund steht auf einer grünen Wiese. Kein fremdes Hotel, keine fremden Menschen, nichts.


    Direktimporte wie diese sind leider oft der Grund, warum hiesige Tierheime immer voller werden.


    Und lass dir gesagt sein, Praxis und Theorie sind VÖLLIGE unterschiedliche Sachen.


    Im übrigen ist das auch super unfair dem Hund gegenüber so ein Prigramm durchzuziehen. Warum du da nicht drauf hingewiesen wurdest, nun ja.


    Ich hoffe nur, du wurdest darauf hingewiesen, dass ein Sicherheitsgeschirr/Doppeltsicherung ein absolutes Muss ist.


    Ja, es gibt im Leben viele wenn und abers. Gegen die Hundeanschaffung sagt auch niemand etwas. Aber gegen die Art und Weise.


    Ach ja, mit dem Büro hast du dir das nett vorgestellt. Wie viele hier. Ich würde an deiner Stelle mal die Suchfunktion betätigen. Oft ist es nicht durch aufstellen einer Höhle, in die sich der Hund selbstständig zurückzieht (oft wunschgedanke) getan. Sorry, das klingt nicht nur naiv, dass IST naiv.


    Kein Verständnis. Vor allem weil hier jeder versucht hat dir zu helfen. Muss wohl jeder seine Erfahrungen selber machen...

  • Mehr kann man doch von außen und wegen zweier Videos nicht sagen?

    Ich frag mich immer noch, warum der Hund in den beiden Videos kein normales Halsband oder Geschirr trägt, sondern eine "selbstgebastelte" Schlinge aus einer normalen Leine.


    Das ist nur bei sehr ängstlichen Hunden nötig, die sich vor lauter Panik aus allen normalen Halsbändern und Geschirren befreien.

  • Muss wohl jeder seine Erfahrungen selber machen...

    Und der arme Hund leider auch...........

  • Ich frag mich immer noch, warum der Hund in den beiden Videos kein normales Halsband oder Geschirr trägt, sondern eine "selbstgebastelte" Schlinge aus einer normalen Leine.
    Das ist nur bei sehr ängstlichen Hunden nötig, die sich vor lauter Panik aus allen normalen Halsbändern und Geschirren befreien.

    Vielleicht hat es sich einfach nicht gelohnt für die kurze Zeit des Videos ein Halsband anzuziehen... oder sie hatten keins in passender Größe.. kann doch viele Gründe geben. Der Hund wirkt nicht soo scheu, als wenn er sich kein Halsband anziehen lassen würde.

  • Der Hund wirkt nicht soo scheu, als wenn er sich kein Halsband anziehen lassen würde.

    M.E. wirkt er so scheu, dass er fluchtartig das Weite suchen würde, sobald irgendwas Unvorhergesehenes (z.B. ein lautes Niesen eines Menschen) passiert und das wäre für mich Grund genug in genau dieser Situation die Hände von genau diesem Hund zu lassen.

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