Bellen - wie reagieren
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Es ist jetzt kein gravierendes Problem aber ich weiß irgendwie nicht, wie ich mich am besten verhalten soll. Vielleicht hat der ein oder andere eine Idee?
Es geht um meine Hündin. Zu Hause haben wir mit bellen gar kein Problem. Ganz selten meldet sie mal, wenn ihr Geräusche richtig unheimlich sind (Kleinkindgeplärre im Hausflur z.B.) Draußen beim spazieren an der Leine - auch beim Fahrradfahren - null Probleme beim passieren von anderen Hunden. Da können die anderen bellen, starren sonstwas. Juckt sie gar nicht.
Wenn wir allerdings auf unsere große öffentliche Wiese hinterm Haus gehen und dort schon ein anderer Hund ist (egal ob sie ihn kennt oder nicht), meldet sie laut. Oder wenn wir irgendwo länger sind z. B. Abhängen auf der Wiese, am Strand etc. und dann ein fremder Hund dazu kommt, kläfft sie. Leine ich sie (in Absprache) ab, rennt sie mit lautem Getöse auf den anderen Hund zu, kurzes schnüffeln, alles gut. Aber chic ist anders...
Ganz schlimm ist es bei ihrer Erzfeindin. Die Hündin (American Bully) gehört einer Freundin aus dem Haus nebenan. Vor einem Jahr hat sie Jodie mal richtig durchgeschüttelt und seit dem hat Jodie natürlich Angst vor ihr. Die Hundhalterin und ich verstehen uns gut. Wir haben schon eine Trainerin kommen lassen, um daran zu arbeiten, wie wir Begegnungen der beiden gestalten können. Es lässt sich ja nicht vermeiden, dass wir uns treffen. Wenn wir uns draußen treffen, kläfft Jodie richtig panisch. Wir gehen dann in großem Abstand an einander vorbei, verringern den Abstand solange, bis wir beieinander stehen und uns unterhalten können. Jodie beruhigt sich dabei immer ziemlich schnell und wir können ohne Probleme zusammen spazieren gehen. Soweit so gut. Nur ist es manchmal so, dass Jodie die andere Hündin schon viel eher hört (sie trägt so ein kleines Glöckchen) als wir uns sehen. Vor allem im Dunkeln. Und dann kläfft und kläfft und kläfft sie. In diesem Augenblick weiß ich nicht, wie ich das unterbinden kann. Wir verständigen uns immer per Zuruf, ob der andere Zeit hat, damit wir unser Begegnungstänzchen machen können, ansonsten dreht einer von uns beiden einfach um. Bis jetzt ruf ich jodie in diesen Situationen immer zu mir uns lass sie hinter/schräg hinter mir sitz machen. Aber sie kläfft dann eben hinter mir im sitzen weiter. Ich kann kein Aufhören bestätigen, weil sie nicht aufhört. Oder zu kurz um etwas zu bestätigen. Ich habe Angst damit ihr Kläffen zu bestätigen. Ich kann sie ja auch total verstehen. Alles in ihr schreit Gefahr! Gefahr! und ich bleib einfach stehen. Da würd ich auch ausflippen. Sie bleibt auch ansprechbar. Ihr blick pendelt immer zwischen mir und "der Gefahr". Aber sie hört eben nicht auf zu bellen. Sie ist einfach mega gestresst.
Habt ihr Tipps, was man machen kann? Ich überleg nochmal die Trainerin zu holen. Aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dachte, ich frag hier mal.
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Ich hab mir da mal ein paar Gedanken zu gemacht.
Wie sieht es denn allgemein mit der Leinenführigkeit aus? Unabhängig vom Problem würde ich ganz stark an der Impulskontrolle an der Leine und Erregung im Alltag arbeiten. Ich würde ganz langsam mit wenig Ablenkung anfangen und wenn es ne Zeit gut läuft, die Ablenkung immer weiter steigern und dabei jedes ruhige Laufen an lockerer Leine bestätigen bzw. auch jedes ruhige Verhalten auf der Wiese etc. wenn ihr dort Pause macht. Dafür müssen die Reize natürlich erstmal weit genug weg sein, das kann natürlich schwierig werden.Außerdem würde ich versuchen, ein Alternativverhalten aufzubauen. Vielleicht hilft ihr ein Knochen zum Kauen oder ein Kauspielzeug. Dabei kann sie Stress abkauen und gleichzeitig nicht bellen. In einem anderen Thread wurde der Vorschlag mit einem Dummy gemacht, den der Hund tragen soll als seine 'Aufgabe' in solchen Situationen. Das könnte man auch unter Kommando stellen und dann, wenn der Hund es entsprechend verinnerlicht und generalisiert hat, auch in diesen Situationen abrufen.
Du könntest auch mit anderen HH trainieren. Dass ihr einfach schaut, ab welcher Entfernung Jodie noch ruhig sein kann und dort einsteigen und ruhiges Verhalten loben und festigen. Oder ggf auch mit dem einen Hund, der sie durchgeschüttelt hat, üben, aber da würde ich glaub ich vorher die Trainerin fragen. Du schreibst, sie bellt und manchmal dreht ihr beide einfach um. Vielleicht hat sie so gelernt, die Gefahr abzuwehren?
Hinter dem Bellen können verschiedene Motive liegen. Auf der Wiese hast du geschrieben, rennt sie mit lautem Getöse auf den Hund zu. Das liest sich für mich nicht direkt wie ängstliches Verhalten, sondern könnte zB auch territorial begründet sein (obwohl es ja Zuhause damit keine Probleme zu geben scheint mh..
) Bei dem einen Hund, der sie mal 'durchgeschüttelt' hat, kann es natürlich aber auch Angst/ Unsicherheit sein. Je nach Motiv würde man da sicher auch unterschiedlich dran arbeiten. Vielleicht kann dir deine Trainerin da helfen, weil sie den Hund auch in versch. Situationen beobachten kann.
Es liest sich so, als ob der Hund bereits total in einem Verhaltensmuster drin ist und er da erstmal irgendwie verstehen muss, es geht auch anders.
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Oh vielen Dank für deine lange Antwort!
Impulskontrolle ist ein sehr gutes Stichwort! Sie ist ein kleiner Kontrollfreak
. Das haben wir aber z.B. zu Hause schon sehr gut im Griff. Am Anfang ist sie mir überall hin gefolgt. Das ist jetzt zu 99 % weg. Das 1% passiert, wenn ich mich ungewönlich lange in einem Raum der Wohnung aufhalte, ohne dass sie mich sieht (Klo z.B oder alle Jubeljahre zum Rauchen in die Küche - mit geschl. Tür). Dann muss sie gucken kommen.
Lockere Leine klappt auch nur wenn sie sehr enspannt ist. Eigentlich braucht sie immer einen leichten Druck. Also sie läuft, Leine spannt sich sich, sie gibt etwas nach, wird wieder schneller, Leine spannt sich, sie gibt etwas nach, läuft wieder schneller... usw usf. Das war ja auch mal viel, viel schlimmer und wahrscheinlich ist das mittlerweile ein Druck, den ich aus Gewohnheit gar nicht mehr so wahrnehme. Aber auf jeden Fall noch verbesserungswürdig. Danke, für den Hinweis!
Wir haben sie ja "gebraucht" bekommen. Aus sehr schlechter Haltung. Auf Grund von angezeigten Misshandlungen wurde sie konfisziert und kam ins Tierheim. Vorher ist sie schon ein paar Mal von selber abgehauen, wurde ins Tierhheim gebracht und musste immer wieder in ihr Zuhause zurück. Sie hat also schon einiges durch und hat sich dadurch schon bestimmte Verhaltensmuster angeeignet, die jetzt ganz schwer zu durchbrechen sind.
Was heute z.B. gut geklappt hat: Jodie auf der Wiese am schnüffeln, ich mit Humpi Frisbee spielen. Fremder Hund an Leine kommt, Jodie wufft 1-2 Mal, ich ruf sie ran, lass sie neben mir Sitz machen, geb ihr ein Leckerli und sie ist ruhig. Der Hund lief noch eine Weile an der Leine an uns vorbei - kein Gebelle. Das hat schon mal gut geklappt aber der Abstand war auch recht groß.
Alternativverhalten trainieren klingt gut. Dummyarbeit macht sie nur, weil ne fette Belohnung beim Bringen lockt. Ansonsten lässt sie apportieren herzlich kalt. Tricksen macht ihr ein bißchen Spaß. Da kann sie aber noch nicht so viel. Wir machen nur das, was sie schon "mitgebracht" hat. Aber da könnte ich evtl. ansetzen...
Wenn ich's genau bedenke, ist sie eher terretorial, als ängstlich, da hast du recht (Ausnahme die Bully Dame von nebenan). Sie hält so und so nicht viel von Fremdhundkontakt. Sie bewacht z.B. auch ganz stark Futterresourcen. Anderes wie Spielzeug, Bezugspersonen, Schlafplätze ist egal. Aber wehe es steht eine Tasche mit etwas Essbaren drin auf dem Fußboden. Oder ich hab die Futterbox aufgelassen, etc. Dann bewacht sie ganz stark gegenüber Hund und Katzen im Haushalt. Wer zu nahe kommt wird weggeknurrt.
A propos Impulskontrolle: Sie muss jeden Menschen, der ihr ansatzweise signalisiert, dass er es gut mit ihr meint, wie blöde ablecken (Hände, Arme - was sie bekommt) und vor allem Küßchen ins Gesicht geben (also sie versucht irgendwie ans Gesicht zu kommen). Das ist mega anstrengend und ich bekomm es nur mit viel Strenge/Druck unterbunden. Sie bebt dann wie bis zum Anschlag angespannt an ihrem Platz. Aussichtslos ist es, wenn die andere Person drauf einsteigt. Dann kann ich sie nur noch abflücken kommen und am Halsband wegführen.
Also danke nochmal @CrazyHazy, du hast mir schon ein bißchen die Augen geöffnet
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Freut mich, dass es dir schonmal weiterhelfen konnte
So wie du das beschreibst, würde ich weiterhin ganz stark an Impulskontrolle/ Frustrationstoleranz arbeiten. Da bist du ja auf einem guten Weg.
Ich würde die Erwartung gar nicht mal immer erfüllen und versuchen, die Erwartungshaltung und Erregung dadurch im Alltag in den Griff zu bekommen. Zuhause kannst du sie auch auf ihren Platz schicken, damit sie dir nicht hinterherläuft. Aber das klappt ja auch schon super, so wie du es schreibst. Leinenführigkeit ist eine super Übung zur Impulskontrolle, hier gibt es auch einige Threads, die sich diesem Thema annehmen.
Das ist wirklich traurig, was ihr widerfahren ist und die ganzen Umgebungswechsel.
Aber toll, dass du ihr diese Chance gibst und an den Baustellen arbeitest. So wie es sich liest, hast du ja doch schon einige Dinge erreicht.
Toll, was für einen Fortschritt sie heute gemacht hat, das klingt doch super.
Daran kann man doch toll ansetzen.
Mit dem Dummy kannst du auch die Futterbelohnung verbinden. Sie trägt ihn und dann gibt es die Belohnung. Am Anfang reicht wirklich ein ganz kleines Stück, oder gar das Aufnehmen und wieder in die Hand legen. Das kannst du in reizarmer Umgebung mal ausprobieren und evt aufbauen, und wenn es klappt, das Tragen immer weiter verlängern. Wenn sie gerne trickst, vielleicht hilft ihr das auch in den Situationen. Das lenkt sie wahrscheinlich erstmal ab, aber so kommt sie ja auch aus dem Muster raus. Manche haben hier auch schon berichtet, dass ihre Hunde gerne zur Belohnung mit der Pfote in die Hand tatschen, so high five mäßig.
Das mit dem Ablecken der Hände kann auch eine Übersprungshandlung sein, vor lauter Freude (auch Stress)/ Unsicherheit etc. Das würde ich ganz vermeiden, indem ich sie auf ihren Platz schicke und ihr etwas zum Kauen anbiete. Dem Besuch würde ich erklären, sie diesbezüglich zu ignorieren. Hat auch wieder viel mit Frust aushalten zu tun. Ich habe vor Kurzem mal einen Thread aufgemacht, weil meine Hündin unserem Besuch vor Freude/Stress die Hände angegnabscht hat. Da waren super Tipps bei.
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Welche Rasse ist sie?
Für mich hört es sich insgesamt nach einem recht gestressten Hund an.
Die Besuchersituation, das Verhalten draussen...
Wie wird sie denn beschäftigt? -
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@muecke Die Vorbesitzer haben sie als Dackel-Boxer-Mix bei Tasso angemeldet. Kann hinkommen, kann aber auch noch etwas anderes drin sein. Sie hat auf jeden Fall diese typische Dackel-Kläffe und auch die Jagd-Ambitionen eines Dackels.
Zur Auslastung: Ein typischer Tag in der Woche sieht so aus: Morgens 15 min auf die Wiese zum lösen, dann fahr ich mit Jodie 10 min mit dem Rad ins Büro. Im Büro liegt sie in ihrem Körbchen in meinem Zimmer, wo sie auch richtig schläft und mittags radeln wir wieder nach Hause (also nach 4 h Büro). Zuhause ess ich was und fahr dann mit dem großen ins Büro, während Jodie zu Hause bleibt. Sie ist dann ca. 3 h alleine (oder weniger, wenn meine Tochter schon zu Hause ist). Alleine bleiben ist kein Problem (mit Kamera überprüft). Sie bellt nicht, sie schläft. Wenn ich dann zu Hause bin geht es am frühen Abend nochmal für eine Stunde aufs Feld. Dort wird im Freilauf spaziert, viel geschnüffelt und ein bißchen gearbeitet (Rückruf, "Versammeln", "Verloren & Finden"), Pausen gemacht, etc. also ganz easy. Abends vorm Schlafen gehen wir noch mal für 15 min lösen auf die Wiese. So sieht eigentlich fast jeder Tag aus. Also stressig find ich das jetzt nicht...
Sie ist schon ein kleiner Kontrollfreak. Da arbeiten wir jetzt verstärkt dran, dass sie lernt die Verantwortung an mich abzugeben. Und dieses übermäßige Lecken erkläre ich mir als erlernte Strategie. Wenn man bedenkt, wie sie ihre ersten Lebensjahre verbracht hat, war das vielleicht das beste Signal, Menschen für sich "gut zustimmen". So nach dem Motto: "Schau ich hab dich ganz doll lieb, dann tust du mir doch nichts"... Meine Vermutung.
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