Rüde ist die reinste Hormonschleuder - HILFE!

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe seit ein paar Wochen viele (leichte und mittelschwere) Probleme mit meinem intakten Rüden. Kurz zu Bobo: Er ist vier Jahre alt, ein (wie gesagt) unkastrierter Maltesermischling, der seit seiner 9. Lebenswoche bei mir lebt. Er ist normalerweise sehr wohlerzogen und sozial aber leider scheint er das in letzter Zeit vergessen zu haben. Ich versuche mal, das möglichst strukturiert zu schildern:


    Problem Nr. 1: Es ist mir absolut nicht mehr möglich ihn abzurufen, wenn er sich irgendwo festgeschnüffelt hat (oder Pipi schleckt). Das kenne ich in abgeschwächter Form schon von ihm (ist halt ein Rüde) aber früher hat es gereicht dann nochmal ein zweites Mal zu rufen. Mittlerweile kommt er einfach kackendreist gar nicht. Teilweise schaut er nicht mal auf, wenn ich auf ihn zugestapft komme. Weiterlaufen bringt auch nicht wirklich was. Er kommt zwar irgendwann, das kann aber dauern und ich bekomme dann ein total beklemmendes Gefühl, wenn ich ihn nicht mehr im Auge hab. Insgesamt hat sein Gehorsam leider stark abgenommen, vor allem, wenn er "was in der Nase hat". Dann reagiert er einfach gar nicht mehr. Ich habe es die Tage mal statt Leckerlis mit Schinken versucht. Damit klappte es zwar ein bisschen besser, aber immer noch wesentlich schlechter, als ich es eigentlich von ihm gewöhnt bin.


    Problem Nr. 2: Er frisst zur Zeit wirklich schlecht und ist auch meiner Meinung nach dünner geworden (hab ihn schon länger nicht mehr gewogen). Selbst Dinge, die er sonst heiß und innig geliebt hat (z.B. Quark, Rinderdörrfleisch, Honig) werden jetzt nur noch mit gaaaaanz langem Zahn genommen oder einfach liegengelassen. Da er sonst wirklich sehr verfressen war bereitet mir das irgendwie Sorge.


    Problem Nr. 3: Ab und zu ist es jetzt schon vorgekommen, dass er an Orten, wo er mal kurz die Füße stillhalten muss (in der Bank, im Bus usw.), anfängt zu jaulen. Das kenne ich sonst gar nicht von ihm. Bobo war schon immer ein "Dabei-Hund" und ich habe ihn von Anfang an daran gewöhnt, dass man manchmal auch mal das Schnütchen halten und still sitzen/liegen muss. Das hat immer super funktioniert bis vor ein paar Wochen. Ich versuche sein Gejaule so gut es geht zu ignorieren aber es ist mir halt schon peinlich, wenn er im Bus anfängt zu jammern.


    Problem Nr. 4: Mittlerweile steht er leider bei Hundekontakten total unter Strom. Hündinnen wird halb in den Ar*** gekrochen und Rüden werden bestiegen. Er macht das nicht bei allen Hunden so aber schon bei vielen. Richtig schlimm wird es erst, wenn der andere Rüder seinerseits versucht, Bobo zu rammeln. Um das direkt klar zu machen: Bobo ist nicht aggressiv, zumindest nicht körperlich. Aber er versucht andere Hunde schon zu deckeln und klein zu halten. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er andere Hunde nicht mehr treffen will des Kontakts wegen, sondern nur, um seine Position zu behaupten. Ich denke, das ist auch der Grund, weshalb seit neustem bei jedem Hund, der uns auf der Straße begegnet, lautstark gefiept und gezogen wird. Natürlich lasse ich ihn so zu keinem anderen Hund hin aber ich weiß ganz genau, dass es an der Leine genau so ablaufen würde, wie ich es oben beschrieben habe.


    Oh Mann, das ist ein ganz schöner Roman geworden. :hust: Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen. Ich bin nur so verzweifelt im Moment. Bis vor ein paar Wochen hatte ich noch den "perfekten" Hund, mit dem ich rundum glücklich war und plötzlich ist er ein ganz anderer. :???: Uns beide stresst das sehr, weil wir im Alltag nicht mehr gut miteinander auskommen. Ich weiß ja, dass das alles nicht seine Schuld ist, da seine Probleme wahrscheinlich einzig und allein hormonbedingt sind. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass er gar keinen Spaß mehr am Leben hat. Er möchte nicht mehr kuscheln, nicht mehr clickern, nicht mehr mit anderen Hunden durch die Gegend ziehen. Das tut mir irgendwie alles total Leid für ihn.


    Kleine Anmerkung noch: Er hatte so eine Phase schon mal vor zwei Jahren. Da aber viel schlimmer, sodass er chemisch kastriert wurde. Letztes Jahr hatten wir diese Probleme gar nicht und dieses Jahr (mit ein paar Monaten Verspätung) wieder. Was mich wundert ist, dass ich ihn vor zwei Monaten noch einfach so von einer läufigen Hündin abrufen konnte. Wie kommt es, dass er von jetzt auf gleich einfach gar nicht mehr auf mich reagiert? :verzweifelt: Ich finde das alles total seltsam... Könnte es möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass sein bester Freund vor ein paar Wochen weggezogen ist? Der hat mit seinem Herrchen bei uns im Haus gewohnt und er und Bobo hatten mehrmals die Woche Kontakt zueinander. Fragen über Fragen... Ich hoffe, dass ihr vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und mir ein paar Tipps geben könnt. Kastration hatte ich auch schon überlegt, wäre für mich aber der letzte Ausweg. Danke schon mal für eure Antworten.

  • Wenn du ihn 2014 hast chemisch kastrieren lassen dann kann es schon sein das der Chip einfach länger gewirkt hat.
    Bei kleinen Hunden liest man das ja oft.

  • Bobo ist im März vier geworden und hat aktuell keinen Chip mehr. Dass der Chip letztes Jahr auch noch gewirkt hat hatte ich auch schon vermutet. Ich habe Angst, dass mir jetzt nur noch die Kastration bleibt... Wir waren gerade anderthalb Stunden Gassi und es war einfach nur furchtbar. Er hört einfach kein Stück mehr, ist nur unverschämt zu anderen Hunden und drehte sich auch kein einziges Mal zu mir um, um mal zu sehen, wo ich bleibe. Das ist wirklich nicht mehr mein Hund. :( Eigentlich müsste er jetzt auch müde sein aber anstatt sich hinzulegen (wie sonst immer) rammelt er erstmal zehn Minuten laut hechelnd sein Kissen. :fear: Ich erkenne diesen Hund einfach nicht mehr wieder.

  • Es geht mir nicht um irgendeinen Hype oder darum meinen Hund zu quälen. Eine Kastration ist immer auch mit Risiken verbunden. Während der OP und auch im Nachhinein. Ich habe nun mal ein großes Problem damit zu entscheiden, ob meinem Hund jetzt ein Körperteil amputiert wird oder nicht. Man mag es mir verzeihen! Das ist eine schwere Entscheidung und ich wünschte, ich müsste sie nicht treffen.
    Vielleicht hat Tüdeldü ja auch was sinnvolles zum Thema beizutragen, anstatt mir den Sprung auf den Hype-Train zu unterstellen. :muede:

  • Ich kann Dich gut verstehen und Deine Situation nachvollziehen. Mein Rüde war damals auch so. Er hat auch zuhause, wenn die Damenwelt läufig war, nur gejault, gebrochen und kaum mehr gefressen. Da war für mich klar: jetzt schleunigst kastrieren.
    Denn in dem Moment, wo nicht nur ich Streß habe, sondern vor allem der Hund selber, gabs für mich kein Überlegen und kein Warten mehr. Wenn ein Tier, ob männlich oder weiblich, so dermassen reagiert, würde ich in jedem Fall kastrieren lassen.

  • Sodele, wir hatten das gleiche Problem und die Phase nach dem Chip ist auch eine Phase des Umbruchs.
    Du beschreibst im Prinzip meinen Rüden, der sich so oder so ähnlich wie Deiner verhielt.
    Außerdem waren läufige Hündinnen in der Gegend und deswegen stand meiner unter Strom.
    Momentan sind wieder wohlriechende Weiber unterwegs und wir sind viel mit Schleppleine draußen und ich übe den Abruf, das Stoppen auf Zuruf, weil mein Hund auch meint abdüsen zu müssen, wenn ein anderer Hund am Horizont auftaucht,
    Gemäkelt wird hier auch, ich halte dann konsequent durch, dass Futter einfach wegzustellen um es ihm später nochmal anzubieten.
    Er hat auch abgenommen, aber wenn er nicht unter meine festgesetzte Gewichtsmarke fällt dann nehm ich das so hin. Der Stoffwechsel eines nicht kastrierten Rüden ist nun mal auch anders, der Körper läuft quasi auf Hochtouren.
    In öffentlichen Verkehrsmitteln fängt er auch ab und zu das Jejaunze an. Ich bin wieder, weil er die Phase schon mal hatte, dazu übergegangen jedes ruhige Verhalten zu belohnen (wir clickern). Wichtig ist dass man bei allen Dingen im Training das Timing nicht verhaut.
    Ich übe eben auch außerhalb der Situation in Bussen und Bahnen seine Frustrationstoleranz zu erhöhen.
    Hundekontakte schränke ich ein, wenn ich merke ihn überfordert das. Wir haben dann nur ausgewählte Kontakte. Mit Fremden schon mal gar nicht. Wir haben Bekannte mit denen wir regelmäßig Gassigänge und Ausflüge machen. Wenn es da dann aber auch nicht klappt, schlagen wir einfach einen anderen Weg ein oder gehen heim.

  • Moosmutzel: Was mich halt nur ärgert ist die Tatsache, dass ich so viel Mühe und Zeit in die Erziehung dieses Hundes investiert habe, es dann eine Zeit lang der reinste Traum mit ihm war und ich jetzt wieder bei Null anfangen soll. So wie du das beschreibst (und ich finde das bewundernswert, dass du das so machst!) könnte ich das mit Bobo nicht machen. Wenn ich Bus oder Bahn fahre habe ich meistens was zu tun (Uni z.B.) und kann dann nicht die ganze Fahrt lang clickern. Vor allem wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte, weil er anfängt zu jaulen, sobald wir sitzen. Hundekontakte kann ich auch kaum vermeiden, weil die meisten Leute hier leider so rücksichtslos sind, dass die Hund einfach auf einen zugerannt kommen. Auch wenn man bittet, den Hund anzuleinen. Ganz abgesehen davon kommt Bobo mit ihm bekannten Hunden auch nicht mehr gut zurecht. Es ist einfach so stressig und nervig mit ihm unterwegs zu sein. Ich halte das echt kaum aus. Vielleicht bin ich da auch echt empfindlich aber ich habe diesem Hund gegenüber mittlerweile ein richtig gespaltenes Verhältnis. Mir macht es gar keinen Spaß mehr mit ihm das Haus zu verlassen und ich fühle mich total schlecht deswegen. Schließlich kann er ja nichts dafür... :( :


    @Fannybanny: Ich weiß halt nicht genau, ob ihn das tatsächlich so sehr stresst. Brechen und jaulen tut er ja nicht in der Wohnung. Er ist nur generell etwas unruhiger zu Hause, wo er bestimmt 20 Stunden am Tag gepennt hat. :hust: Auf jeden Fall stresst es mich aber maßlos und das wird er wohl auch merken.

  • Ich kann Dich sehr gut verstehen, wenn die Begleitumstände nicht entsprechend sind, also Termindruck beim Bahn Fahren z.B. ist es natürlich doof mit Training. Und auch dass sich die Leute durch das Jaulen gleich gestört fühlen erschwert ein Training ungemein. Zu einer Zeit und in einer Linie fahren wo weniger Publikumsverkehr ist könnte gehen. Man müsste dann aber das Bahn Fahren als Übung konzipieren.
    Aber ich denke man muss auch schon früher ansetzen, also außerhalb der Bahnsituation, und dem Hund das Aushalten von Frust nochmal "beibiegen".


    Es ist wirklich schwer nach einem erfolgreichem Training das Gefühl zu haben man macht Rückschritte und nie zu wissen ob es jemals wieder besser wird. Wenn bei Euch beiden aber der Leidensdruck so hoch ist, dass ihr nimmer könnt, dann lass ihn guten Gewissens kastrieren.

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