Vertrauensübungen für ängstliche und unsichere Hunde

  • Was ich bei unsicheren Hunden als sehr hilfreich empfinde ist, dass sie sich eng halten und auch tragen lassen. Das kann man wunderbar kleinschrittig aufbauen und es hilft sowohl beim Tierarzt, als auch in Alltagssituationen, die sich anders (noch) nicht meistern lassen.


    Und was in meinen Augen das Wichtigste - aber wohl auch das Schwierigste - überhaupt ist: dem Hundehalter vermitteln, wie er Sicherheit ausstrahlt und den Hund nicht zusätzlich verunsichert. Wie oft habe ich schon gesehen, wie ein Hund der beim Betreten der Praxis kurz zögert ewig mit dem Leckerli und frontal zugewand mit säuselndem Tonfall über die Schwelle gelockt wird.
    Aber dafür sind die im Eingangsthread genannten Übungen ja ein guter Ansatz.

  • Melli ist auch ein unsicherer Hund und sie hatte sehr viele Ängste.
    Seitdem wir ZOS machen, hat sie wahnsinnig an Selbstvertrauen gewonnen. Sie geht an Dinge ran, die klappern, die rascheln und knistern, sie läuft über Gitter und Luftpolsterfolie usw.
    Daran war anfangs überhaupt nicht zu denken und in ihrem Arbeitseifer vergisst sie diese Ängste jetzt und macht einfach.
    Die Bindung und das Vertrauen wurde auch stärker.


    Auch beim normalen Gassigang können kleine Fährtenspiele oder solche Dinge eingebaut werden, wodurch sie sicherer werden.

  • Das Problem hatten wir am Anfang auch. Aber wir musste auch lernen, dass alles ausweichen und tüddeln nichts bringt. Also laufen wir vorbei..natürlich auf Abstand aber wir gehen einfach vorbei ohne den Menschen zu beachten. Du selbst bleibst ruhig und entspannt. Vielen passiert es, dass sie sich von der Angst des Hundes anstecken lassen und man sich dann gegenseitig hochfährt.
    Wenn man dann an der Gefahr vorbei ist (meistens sieht man dann weil der Hund auf einmal wieder locker wird) gaaanz doll loben...aber nicht solange der Hund noch angespannt ist oder mit den Leckerlies ablenken, sondern wirklich das gemeinsame Meistern der gefährlichen Situation feiern.

    Danke, das ist genau das, was ich mir auch zusammengereimt habe. Also anstecken lasse ich mich sowieso nicht, da bin ich durch unseren Pöbelotto schmerzfrei und ich denke ich muss ja Souveränität ausstrahlen, wenn der Hund es momentan eben nicht kann. Ich möchte aber auch nichts falsch machen und das Ganze verschlimmern. Man bekommt leider die verschiedensten Ratschläge. Unter Anderem das mit dem Ablenken durch Leckerchen.

  • Leider (Zum Glück, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet) ist jeder Hund anders. Das sind die Erfahrungen die ICH gemacht haben und was ich als sinnvoll erachte. Aber andere Hunde können auch absolut anders zu händeln sein. Daher würde ich es hauptsächlich vom Hund abhängig machen.

  • Mit meiner Schissbuxe hätte ich im ersten Jahr nicht mal ansatzweise die Dinge machen können die hier beschrieben werden. Der ist schon in Ohnmacht gefallen wenn ich nur mit dem Arm gewackelt habe.
    Für uns war die wichtigste Vertrauensübung zu lachen, Spaß zu haben und das Leben toll zu finden. Und vor allem nichts zu erwarten.
    Später immer wieder kleine Beschäftigungen angeboten, auch wenn er anfangs nur dumm aus der Wäsche geschaut hat. Dann hat halt meine Hündin den Futterbeutel geholt, nach 1,5 Jahren sprang er auch mal einen Meter hinterher. Viel gebracht hat eine kleine Beschäftigungsgruppe, wo es einfach nur darum ging in Anwesenheit fremder Menschen Spaß zu haben. Das dann Step by Step ausbauen, je nachdem was der Hund einem gibt.
    Ängstlich wird er immer bleiben, aber wir kommen gut durch das Leben und haben jede Menge Spaß ..... das ist alles was zählt.

  • Ich habe zwei Hunde, die anfangs unsicher waren, auf unterschiedliche Weise.


    Die Liese war panisch, kannte nichts, hatte Angst vor allem, aber schnell Vertrauen zu mir.
    Da musste sie durch. Ich habe sie brutal desensibilisiert.


    Der Terrier war angstaggressiv, ließ sich in der ersten Woche nur mit Umschnappen anleinen usw.
    Bei ihm bin ich anders vorgegangen, habe ihm Respekt entgegengebracht, akzeptiert -- so weit das möglich war --, dass er nicht bedrängt werden möchte, und mir so sein Vertrauen erarbeitet.


    An irgendwelche Spiele war in der ersten Zeit bei beiden nicht zu denken.


    Mit dem Terrier bin ich seit zwei Jahren im Hundeverein. Er hat viel Will to please und findet Übungen klasse. Das hätte ich schon früher anfangen sollen (nach der ersten, langen Phase des gegenseitigen Respektaufbaus), denn es hat nochmal eine Bindungsverstärkung gebracht.

  • Ich möchte das Thema nochmal nach oben schieben. Vielleicht hat noch wer Ideen?!


    Im Haus ist jetzt kein Problem. Shira vertraut mir und meinem Freund, dass wir ihr nichts tun. Aber nicht (ausreichend zumindest), dass wir sie in für sie schwierige Situationen "beschützen" können. Durch unser Training ist es schon deutlich besser geworden, aber von gut sind wir noch weit weg.



    Generell finde ich Übungen gut, die die Bindung und das Vertrauen zwischen Hund und HH stärken, aber ich muss den Besitzern von ängstlichen Hunden hoffentlich nicht extra nochmal sagen, dass man Übungen nicht übertreiben sollte und den Hund nicht überfordern darf!


    Hier noch etwas, was mir dazu einfällt:


    Lift fahren

    Genau um das fett gedruckte sowas geht's und ich suche Beispiele dafür ;) Der Rest ist klar. Wir haben sie schon eine ganze Weile und haben auch eine Trainerin an der Seite. Ich finde nur Meinungen und Ideen von Außen noch ganz gut.
    Wir wollen jetzt noch mal intensiver ins Mantrailing einsteigen. ZOS haben wir schon mal versucht. Da ist sie aber leider zu blöde für :tropf:

  • ZOS haben wir schon mal versucht. Da ist sie aber leider zu blöde für

    Nein, das kann nicht sein :( :
    Habt ihr es im Verein bzw. mit Trainer versucht oder alleine aufgebaut? Vielleicht hat sie etwas falsch verknüpft?
    Hunde arbeiten doch gerne mit der Nase :roll:

  • @EPonte


    Unter Anleitung einer Trainerin. Aber einer anderen als die wir jetzt haben.
    Aber bei ihr kann das schon sein, bzw. ist zu blöd wahrscheinlich der falsche Ausdruck. Wir wissen ja wenig bis nichts über ihre Vorgeschichte. Es wird aber ein Deprivationsschaden vermutet. Es äußert sich unter anderem darin, dass sie sich kaum konzentrieren kann. Sie würde gern und hat eigentlich Freude, aber sie bekommt es nicht hin :( :


    Deswegen sind alle unsere Einheiten immer extrem kurz und wir machen eher Dinge, wo sie spontan reagieren muss, anstatt darüber nachzudenken oder sich darauf zu konzentrieren. Dann kann es fast nur schief gehen.

  • Bei Stella hat am besten funktioniert, sie für Kleinigkeiten und quasi "Selbstverständlichkeiten" mega zu loben... Nicht mit Leckerchen, sondern sich einfach überirdisch über einen winzigen Erfolg zu freuen.


    Das nötige Selbstbewusstsein kam dann einfach, dass ich schon eine Party gefeiert habe, wenn sie nur ansatzweise versucht hat über ihren Schatten zu springen... Sie hat sich dann so über meine Freude gefreut, dass sie ihre Unsicherheit vergessen hat und der Spaß im Vordergrund gestanden hat...


    Ich bin dann eben oft jubelnd am Boden gelegen und hab geklatscht und sie angefeuert |)


    Ich/Wir hätten uns zu Anfangszeiten, als sie 2-3 jahre alt war, nicht im Traum vorgestellt, dass wir z.b an, ihr vollkommen fremden Plätzen, Dummys werfen können und sie den auch konzentriert suchen geht bzw überhaupt nachgeht... Inzwischen ist das kein Thema mehr :applaus:
    Sie hat sich zum Teil zu 180 Grad gedreht und hat jetzt Spaß an Spaziergängen und ist nicht gefangen in ihren Ängsten, es könnte ein Mensch oder Hund kommen und sie auffressen...

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