Warum verdienen Tierärzte so wenig???

  • Es kommt auch darauf an wie gut die Praxis besucht ist/ ausgelastet ist. Unsere Tierärzte verdienen ganz gut. Sie machen aber auch Kleintiere, Pferde, Kühe, Schweine usw.. Die Praxis ist sehr gut ausgelastet und gefragt. Obwohl sie für Kleintiere nur Sprechstunden von 10-11 und von 17.00 -18.30 Uhr haben und einen Tag in der Woche gar keine Sprechstunde.
    In Notfällen kann man aber 24 Stunden 7 Tage die Woche anrufen.
    Sie haben sich jetzt erst eine Praxis mit mehr und größeren Räumen gekauft.


    Wir leben auf dem Land. Hier ist die Konkurenz auch nicht so groß. In einer Stadt mit vielen Tierärzten sieht das bestimmt auch noch mal anders aus.


    Alle Ärzte, egal ob Tierärzte oder Humanärzte, die wir kennen verdienen sehr gut. Viele, die wir kennen, müssen auch nicht soooo viel arbeiten und haben normale Arbeitszeiten. Andere müssen mehr arbeiten, wie z.B. unsere Tierärzte für Großtiere.


    LG
    Sacco

  • Studienschulden haben ja mit dem Verdienst an sich nichts zu tun.

    Ich meinte damit, wer Schulden hat, der muss an Arbeit nehmen, was er kriegen kann. Da kann man es sich oft nicht leisten, auf eine besser bezahlte Stelle zu warten.

  • Die TÄ, die sich einen guten Ruf erarbeitet haben, bekommen über den Zulauf einen großen, treuen Kundenstamm. Dazu ist nicht mal das modernste Praxischichi nötig. Dann dreht sich der Laden auch finanziell.


    Andere versuchen die supermoderne, tolle Praxiseinrichtung möglichst schnell auf Kosten der Patientenbesitzer abzubezahlen und vergraulen trotz maximalem Technikeinsatz die Kunden. Dann ist man sauer und stichelt gegen den erfolgreichen Kollegen.


    So ist es zumindest hier, bei den TÄ, die kennengelernt habe.... es hängt viel von der Praxisdichte und von der Kompetenz ab.

  • Sacco: Leider sind die in dem Artikel, den ich verlinkt hatten 600 Euro Vollzeit Stellen kein absolutes Kuriosum.


    Ich kenne viele Leute, denen sowas angeboten wurde, oder die mal sowas gemacht haben, erschreckenderweise ja auch in den Unikliniken, wie im Artikel beschrieben.


    Soweit ich weiß ändert sich das z.B. in Berlin gerade, aber es gibt diese Stellen in Deutschland aber leider immer noch.


    Aber wie gesagt: Es muss auch Leute geben, die bereit sind die anzunehmen...


    Andere Länder bilden dann eben Tierärzte unter ihrem eigenen Bedarf aus (sehr teurer Studiengang) und importieren dann fertige Tierärzte aus Deutschland.


    Es gibt schon ewig eine Diskussion über einen Tarifvertrag für Tierärzte, aber wirklich dabei rumgekommen ist bisher noch nichts....

  • Sie arbeitet in einer Kleintierpraxis und verdient 10,80 € netto die Stunde

    Hängt von Berufserfahrung, Region und Können ab. Wettbewerb gibt es überall. Wenn ich mich in einer Stadt niederlasse, in der es gefühlte 100 TÄ gibt, habe ich entweder keine Marktanalyse gemacht oder bin so gut, dass ich mich durch Qualität absetze.


    Nach meinem Umzug habe ich einige TÄ durch, einer riet mir zur Kastration meiner Junghündin (sie wissen ja, Frühkastration, das sollte man heute machen, wegen Krebsvorsorge und so :roll: ) verschrieb mir ein Schmerzmittel, dass er eh für seine Pferdepatienten da hatte, dem nächsten fiel nicht auf, dass ein Band im Zeh meiner Hündin angerissen war, obwohl selbst ich das gesehen habe etc.pp.


    In meiner früheren kleinen Tierklinik fühlte ich mich sehr gut aufgehoben. Sie war zwar stark frequentiert, aber es waren dort kompetente Ärzte, die nicht lang rumgeeiert und ausprobiert haben, sondern der Ursache auf den Grund gegangen sind. Da wurde man nicht mit halbgaren Aussagen vertröstet. Von den Kosten her alles absolut im Rahmen. Das Konzept ging auf. Es wurde ehrliches Geld verdient, trotz vieler Menschen und Tiere die sich dort aufhielten, waren alle nett und freundlich, man nahm sich die Zeit die nötig war. Man hat gewartet, aber das hat man gerne getan.


    Wie in vielen Branchen heute werden die Kunden verprellt, weil Behandlungen hinausgezögert werden, um mehr Geld zu verdienen. So funktioniert das nicht. Der letzten TÄ der ich sagte, die nächste Tollwutimpfung hätte ich gern für drei Jahre eingetragen stammelte: Ähm, das geht heute nicht mehr. Darauf ich: Ich hab den Impfstoff recherchiert, der ist für drei Jahre ausgelegt! Darauf sie: Äh ne, maximal zwei Jahre, aber kommen Sie doch einfach vorbei, wir schauen dann mal...


    Bei so was fühle ich mich weder ernst genommen noch gut aufgehoben. Die Transparenz fehlt häufig. Bevor ich heute zum TA gehe, informiere ich mich, weil ich nicht das Gefühl habe, vertrauen zu können. Das ist schade. Und ärgerlich, weil man lange suchen muss, um einen wirklich guten TA zu finden.


    Um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen: Wie in jedem anderen Beruf, muss man sich seine Lorbeeren erarbeiten. Das funktioniert mit Motivation, Engagement, Einfühlungsvermögen, Mitdenken und Fachwissen. Und dauert. Ein paar Jahre.


    Wer meint, ihm fällt der Erfolg in den Schoß, nun, der ist wohl in der Realität noch nicht angekommen.


    Ich zumindest kenne keinen guten (!) TA, der am Hungertuch nagt.

  • Für 600 Euro nach fast 6 Jahren Studium und evt. Diss zu arbeiten, hat nichts mit Lorbeeren erarbeiten zu tun, da läuft einfach was grundlegend schief!

    Oh bitte, aber das ist ja nicht der Regelfall. Generell sollte man sich VOR dem Studium überlegen, ob der gewählte Beruf in der Region in der man tätig werden will, einbringlich ist und welchen wert man hierauf legt. Es gibt auch viele Assistenzärzte an Unikliniken (für Menschen) die fürn Appel und en Ei arbeiten und 24 Std. Schichten schieben, und das der Perspektive wegen tun.


    Es hat doch jeder selbst in der Hand, welchen Beruf er ausüben möchte. Und das man, um hinterher ggfs. sorgenfrei leben zu können, sich das erarbeiten muss, ist doch klar. Ein Absolvent, der von der Uni kommt, kann praktisch nichts. Diese Anspruchshaltung: Ich hab ja studiert! finde ich recht seltsam. So funktioniert Marktwirtschaft nicht. Und es gibt tausend andere Berufe, die wichtig sind, in denen die Mitarbeiter dauerhaft(!) unterbezahlt sind.

  • Man muss unterscheiden zwischen angestellten Tierärzten und selbstständigen Tierärzten. Bei den angestellten, egal ob in einer kleinen Praxis oder einer topmodernen Klinik incl. Unikliniken, höre ich nur von katastrophalen Bezahlungen, da kann man echt auch als Putzfrau arbeiten.
    Die selbstständigen unterscheiden sich natürlich nach Größe und Ausstattung der Praxis bzw. Klinik. Da kommt schon eher Geld rum. Allerdings muss man da entweder gut erben oder den Mut haben das alles zu finanzieren und dann auch dementsprechend lange abzubezahlen.
    Ein Riesenproblem in Tierarztpraxen ist auch die Zahlungsmoral der Kunden, die Praxen haben alle große Ausstände und oft schlechte Aussichten an ihr Geld zu kommen. Was ich erst kürzlich gehört habe ... wenn ein Tierarzt eine Behandlung macht, muss er die darauf entfallende Umsatzsteuer abführen auch wenn er das Geld gar nicht bekommen hat. Der Tierarzt macht also auch noch Verlust.
    Ich bin immer wieder froh den Weg zum Staat gegangen zu sein, wenn ich mir die Kollegen anschaue. Da ist einer frustrierter als der andere.

  • Letztendlich ist es ein Problem unseres Berufsstands und die Entscheidung des einzelnen, ob er sich das nach dem Studium geben will (z.B. Internship zu in dem Artikel beschriebenen Bedingungen).


    Am Ende ist es die eigene Dummheit sowas mit sich machen zu lassen (meine Meinung). Ich würde es nicht machen und habe mich dagegen entschieden, kenne aber wie gesagt viele in der Situation.


    Aber sich darauf einstellen, dass man nach 6 Jahren Studium unter Umständen 600 Euro verdienen soll???


    Das ist falsch und im Übrigen in Bezug auf die Unis sogar rechtswidrig, nur daher hat sich da jetzt einiges geändert.

  • wenn ein Tierarzt eine Behandlung macht, muss er die darauf entfallende Umsatzsteuer abführen auch wenn er das Geld gar nicht bekommen hat

    Dann ist er selbst schuld und berechnet sie nicht. Auch TA-Rechnungen müssen Mehrwertsteuer ausweisen. Kann mir nicht vorstellen, dass ein TA so spendabel ist....

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