Warum verdienen Tierärzte so wenig???
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Das Problem ist ja auch, dass es mehr Menschen gibt die nicht mehr für Dienstleistungen zahlen wollen/können. Mein Patenonkel hat eine Schlosserei gehabt und musste die aufgeben, weil immer mehr nicht rechtzeitig oder gar nicht bezahlt haben.
Unser Tierarzt macht auch keine Ratenzahlung mehr, was lange nie ein Problem war. Nur ausgewählte Personen, wo er weiß sie zahlen, dürfen Ratenzahlung machen. Dazu macht er große Rabatte für den Verein der Katzenfreunde für Kastrationen von Wildkatzen. Das einzig gute für ihn ist, dass er der einzige Tierarzt in unserem Ort ist. -
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Das hat viele Gründe. Wie schon geschrieben wurde geht es bei diesen wirklich niedrigen Gehältern um angestellte Tierärzte, vor allem in der Kleintier- und Pferdepraxis. Selbständige Praxisinhaber (mit einigermassen gut gehender Praxis) können ganz gut von ihrem Beruf leben, haben aber wie @Maxzimmer schon sagt oft ein brutales Arbeitspensum und natürlich neben der tierärztlichen Arbeit auch den Rattenschwanz an administrativen Aufgaben, die man als Selbständiger so hat.
Ich finde es viel zu einfach, mit den Schultern zu zucken und zu sagen "tja, ist halt so, die können ja auch nix wenn sie von der Uni kommen". Diese Einstellung ist Teil des Problems.
Ein weiteres grosses Problem ist meiner Meinung nach, dass es keine Gewerkschaft / Interessenvertretung für angestellte Tierärzte und auch keine Arbeitgebervertretung gibt. Wie schon jemand anders sagte, junge Ärzte haben Tarifverträge... junge Tierärzte wursteln alleine vor sich hin. Wenn da der junge Tierarzt dem potentiellen neuen Chef gegenübersitzt (wo ja Sympathie und zukünftiges Arbeitsklima auch ganz entscheidende Rollen spielen) sind die Chancen ganz gut, dass Gehaltsverhandlungen nicht besonders hart geführt werden.
Nicht umsonst sehen die geregelten Verträge beim Staat nach einer Weile praktischer Tätigkeit gar nicht so übel aus, auch wenn man dann Fleischbeschau macht.Das gilt auch für die Ausbildung - falls die wirklich so inadäquat sein sollte, dass ein junger Tierarzt nicht mehr als Mindestlohn verdient hat, oder erst mal in der Uni-Tierklinik jahrelang "Internships" machen muss um tatsächlich in seinem Beruf zu arbeiten, dann haben nicht die einzelnen Absolventen, sondern die Ausbildungsstätten versagt. Das sollte auch gemessen werden und Konsequenzen sollten folgen. Aber so.wie es jetzt ist ist es den Uni-Kliniken ganz recht, wenn die Absolventen nicht allzu selbstbewusst aus dem Studium kommen.
Ich bin ja auch kein grosser Fan von Unternehmen wie AniCura, aber ich hoffe, dass sich damit wenigstens die Bedingungen für angestellte Tierärzte verbessern. Wie schon jemand anders sagte, im englischen / amerikanischen System, wo Tierkrankenversicherungen üblich sind und es keine GOT gibt geht es den jungen Tierärzten deutlich besser.
Ich lebe ja nun schon eine Weile in Nordamerika und arbeite an der Uni. Wie in Deutschland gibt es in Kanada fünf tiermedizinische Fakultäten, aber z.B. die Fakultät unserer Uni bildet im Jahr nur 32 handverlesene Studenten aus. Die würden als Anfangsassistenten für weniger als etwa $CAD70'000 (ca. 50'000€) in Jahr nicht mal zur Arbeit erscheinen. Dafür verlässt man aber als Tierbesitzer auch nie mit einer Rechnung unter $90 (ca 65€) die Praxis. -
Mein Mann hat im Staatsdienst nach seinem Studium 7 Euro die Stunde verdient. Das ist auch verdammt wenig. Und da schimpfen die Leute alle das Beamte/ Leute im Staatsdienst so viel verdienen würden.
Oh, was hat Dein Mann denn studiert? Verbeamtet nach Studium wird ja eigentlich recht gut bezahlt.
Ich glaube auch, dass es den selbstständigen Tierärzten schon gut gehen kann. Die beiden o.g. sind aber auch echt im Dauereinsatz, wenn ich das so lese. Die machen ja mehrere Dinge parallel. Da bleibt ja gar keine Zeit für andere Dinge.
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Unsere Chiropraktikerin für die Pferde ist seit Jahren mit dem Preis stabil. Ich habe sie mal drauf angesprochen.Sie erzählte mir, das ihre Steuerberaterin sich mal im Netz umgeschaut hat und zu ihr meinte, das sie ja mehr Geld nehmen kann. Sie sagt mir, wenn ich mehr Geld nehmen, dann steigen die Leute mir auf das Dach und zeigen mir einen Vogel. Die sind nicht bereit mehr zu zahlen. In einer Stadt ist das was anderes.
Die m. E. wichtigste Frage ist ja immer, welchen Preis man nehmen muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch etwas fürs Alter zurückzulegen. Denn auch wenn man (leider nicht unberechtigt) Angst hat, dass Kunden nicht bereit sind, höhere Preise zu zahlen, hilft das ja auch nicht viel, wenn man seine Miete nicht mehr bezahlen kann, im Alter verarmt oder so viel arbeiten muss, dass der Burnout nur eine Frage der Zeit ist - und der lässt wieder neue Geldprobleme entstehen.
Dieses Problem hat für mich aber zwei Seiten. Zum einen die individuelle Preispolitik von Selbständigen, wenn sie Preise machen, bei denen sie letztlich verlieren. Zum anderen hat es eine gesellschaftliche Seite, gerade wenn man so viel mit Endkunden arbeitet (also privaten Tierhaltern). Ich vermute mal, würden die mehr verdienen, würden sie auch bei gefühlt höhren Preisen nicht so zusammenzucken.
Last not least bin ich immer wieder gelinde entsetzt, wenn andere Hundehalter mir erzählen, dass sie nicht wissen, wie sie ihrem Tier eine Behandlung ermöglichen sollen, die sagen-wir-mal 600 Euro kostet. Das ist ein großer Batzen Geld, keine Frage. Aber dass solche Kosten (und noch viel höhere) auf einen Tierhalter zukommen können, sollte doch bekannt sein, so dass sich vor der Anschaffung eine Strategie zurechtgelegt werden kann, wie man so etwas im Falle eines Falles bezahlt oder eine Behandlung ermöglichen kann.
Mein Mann hat im Staatsdienst nach seinem Studium 7 Euro die Stunde verdient. Das ist auch verdammt wenig. Und da schimpfen die Leute alle das Beamte/ Leute im Staatsdienst so viel verdienen würden.
Das ist bitterlich wenig. Zum Glück war es aber wenigsten eine Festanstellung, oder?
Selbständige müssen in der Stunde deutlich mehr verdienen, da sie keinen Arbeitgeber haben, der ihnen die Krankankasse, die Rentenversicherung, eine eventuelle Arbeitslosenversicherung etc. zahlt. Das muss alles vom Stundenlohn geschehen. Und dann natürlich auch alle weiteren Kosten für das eigene Unternehmen (Computer, gerätschaften, Angestellte, ...) und dei normalen Lebenshaltungskosten. -
Das Problem ist eher, dass durch die Sozialversicherung in Deutschland die Menschen häufig kein Bewusstsein für den Wert medizinischer Behandlungen haben.
Tierärzte werden grundsätzlich nach dem subjektiven Preisgefühl beurteilt. (Ich möchte mal sehen, dass einer nach dem günstigsten Augenarzt für sich selber sucht..)
Und die Kunden haben halt die Macht.
Es wird für soviel wertlosen Schrott Geld rausgeschmissen, aber beim Tierarzt wird um jeden Cent gefeilscht und bloß kein Euro zuviel gegönnt.
Ich glaube es ist ein sehr schmaler Grat für Tierärzte, Rechnungen zu stellen, die angemessen sind und die der Kunde auch angemessen findet...
Letztens musste Smilla mittwochabends ne Wiederholungs-Spritze bekommen, die Tierärztin ist extra dafür in die Praxis gekommen. Als wir die Uhrzeit verabredet hatten, wollte ich noch wissen wieviel Geld ich grob mitbringen muss. "Leider" waren die Spritzen sehr kostspielig, also das reine Medikament hat schon gut 100€ gekostet. Das wusste ich vorher. Also hab ich laut im Kopf überschlagen. "Untersuchung, Abstrich, Medikament, das Spritzen, morgen nochmal, dann Zuschlag(fürs extra kommen) und Mwst."
Da guckt sie mich groß an.... Das würde sie natürlich ohne Zuschlag machen. Und die Helferin meinte noch scherzhaft: "Oh das bräuchten wir öfter, dass die Patienten uns freiwillig Zuschläge anbieten!"Berechnet hat sie dann wirklich nur das reine Medikament, und ein paar Euro für die Materialien. Obwohl sie den Hund untersucht und auf Wunsch nochmal in die Ohren geschaut hat. Nichtmal "einzelne Organe", nichts. Dafür dass sie spät am freien Nachmittag in die Praxis kam und nur für mich alles angeschmissen hat.
Ich bin da zwar Stammkundin, aber soo oft war ich auch noch nicht da und viel Geld hab ich da vorher auch nicht gelassen. Sie kennt mich also nicht. Ich hab echt nichts zu verschenken, aber das ist doch irre!Und warum hat sie das so gemacht? (Meine Vermutung) Der Spaß hat mich 150€ gekostet. Viel Geld, ABER hätte sie alles berechnet wären es 200€, in der Klinik locker 300,-(!) und von den 150€ waren gut 125€ reines Material.
So, nun ist es aber so, dass die meisten Leute Idioten sind und nicht differenzieren können. Da heißt es dann hinterher "Unfassbar, 200,-€ für 10 Minuten Behandlung, 1mal ins Mikroskop gucken und zwei Spritzen. Abzocke!!"Und sowas geht dann rum...
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Wie schon gesagt ich möchte das Arbeitspensum nicht haben.
Aber alle "meine" Tierärzte machen ihren Job wirklich gern und sind eben auch interessiert.
Z.B. alle sind Reiter und wären am Wochenende meistens ohnehin auf einem Turnier.
Das wird nun nicht fürstlich bezahlt, aber sie sehen sich das sportliche Geschehen sowieso an und kommen immer mit ihren Kunden ins Gespräch.
Da werden im Vorbeigehen Termine für die nächste Woche gemacht oder über die neuste Wurmkur oder Untersuchungsmethode gesprochen, die der TA dann im Folgenden aber eben auch verkauft.Eine Tierärztin war jetzt über den Verband mit zu den Olympischen Spielen und hat da die Vet-Kontrollen mitgemacht.
Das war für Sie beruflich und privat ein Wahnsinns-Erlebnis und die perfekte Verbindung aus Job und eigenem Interessen.
Die Andere betreut bei so Mittelalter-Veranstaltungen die Tiere.
Klar wird das als Job bezahlt, aber es macht ihr viel Spaß und es hat sich für sie ein großer Freundeskreis entwickelt.Zudem bauen sich die Tierärzte mit ihrem Arbeitspensum was auf.
Eine Praxis, die ggf. eben sogar vererbt werden kann.Das habe viele andere Akademiker nicht.
Die haben auch "schwer" studiert und leisten gerade in der ersten Zeit nach dem Studium ein ordentliches Pensum.
GGf. auch etliche unbezahlte Praktika.
Haben dann aber im Falle einer Kündigung "nur" ihre Arbeitserfahrung.Wer sich für den Beruf entscheidet, wird sich doch hoffentlich auch über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und Verdienstaussichten informieren.
Nur rein aus Idealismus und Interesse etwas zu studieren und dann zu staunen, wie es in der Praxis tatsächlich ist, finde ich verantwortungslos.
Nicht zuletzt, weil die Erstausbildung in Deutschland kostenlos ist und staatlich unterstützt wird. -
Das kann man aber "nebenbei" alles nur machen, wenn man keine Familie mit mehreren Kindern hat. Zumindest als Frau.
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Unsere Chiropraktikerin verdient schon genug und es geht ihr auch nicht schlecht. Ihre Steuerberaterin war nur der Meinung das sie noch mehr verdienen könnte.
Das Selbstständige mehr in der Stunde verdienen müssen um ihre ganzen Kosten zu decken ist ja klar.
Das sollte nur mal ein Beispiel zu den 10,80 oder 9 Euro sein. Das waren ja zahlen von Angestellten. Und die 7 Euro waren nicht nur ein paar Monate nach dem Studium.LG
Sacco -
ist es nicht generell so, dass man im tierbereich wenig verdient. zb. auch die trainer. 75 franken für eine einzelstunden (mit lektionsplanung, erstellen von hand-outs, anfahrt, also ca. 2.5 stunden aufwand) ist doch schon wenig, gerade wenn man bedenkt dass der kundenschreiner / handwerker pro stunde 85 - 100 nimmt?
tierarzt möchte ich jetzt nicht wirklich sein. ich kenne einige tierärzte mit einem wirklich riesigen arbeitspensum. auch finde ich, dass es emotional durchaus ein job ist, welcher belastet.
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TA geht nun mal nicht ohne Studium und „Lehrjahre
sind keine Herrenjahre“, das wissen angestellte TÄ
auch und insofern versteht sich die anfangs geringe
Bezahlung.1. Die Themenstarterin hat von einer Frau Anfang 40 geschrieben, also keiner Berufsanfängerin.
2. Auch ein Studienabgänger verdient ein Gehalt in anständiger Höhe.
3. Dieses "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" Gelaber, kann man sich natürlich ganz einfach geben, wenn diese Zeit schon hinter einem ist. Heutzutage ist die Kaufkraft von Berufsanfängern im Gegensatz zu früher halt mal locker 30+ % niedriger, dafür dürfen die Berufsanfänger dann 10 Jahre länger arbeiten um die vergleichsweise dicken Renten der Chefs/Kollegen zu finanzieren, wegen denen Sie jetzt wenig Geld bekommen. Etwas weniger soziale Blindheit würde ich mir manchmal schon wünschen.Oh, was hat Dein Mann denn studiert? Verbeamtet nach Studium wird ja eigentlich recht gut bezahlt.
Referendare ob an Schulen oder Rechtsreferendare verdienen quasi nichts und werden zum Dank einmal im Jahr versetzt ohne dass Sie groß Einfluss darauf haben wohin...
Und selbst wenn man ein normales Einstiegsgehalt bekommen sollte und kein Referendarsgehalt, dann bekommen Sie so 2500 Brutto. Unter "recht gut" stelle ich mir da was anderes vor. -
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