Unsere Hibbelhunde - schneller, höher, weiter!

  • Mal eine Frage an die deren Hunde in bestimmten Situationen kreiseln:
    Warum lasst ihr das zu und holt den Hund nicht einfach aus diesem Verhalten heraus?


    Ich glaube, was aneckte war das "einfach herausholen". So einfach ist es halt nicht.



    Das erste, was wir eben auch von der Huschu probieren sollten war das Ignorieren. Keine Chance. Für Emil ist bellen selbstbelohnend. Wenn ich ihn ignoriere bellt er Chica an. Wenn die dann geht steht er eben da und bellt vor sich hin. Bis zu 20 Min habe ich das getestet und auch wirklich über längere Zeit. Nichts zu machen.
    Ich muss ihn aus seinem Wahn holen. Klappt auch nicht immer. Manchmal nehme ich ihn einfach auf den Arm. Das wirkt immer, da hält er den Rand. So breche ich aufgeregtes Bellen ab, weil das hochnehmen ihn eben auch körperlich einschränkt und er sich irgendwann beruhigt. Ist er sehr drüber fängt er aber auch an auf dem Arm zu toben. Nonverbal, aber sehr hartnäckig.


    Volle Innenstadt geht er wieder besser, da ist er so eingeschüchtert, da hält er die Klappe. Ist wahnsinnig angespannt, fokussiert sich dann aber auf mich. Letzten Sommer habe ich ihm das öfter angetan und war auch mit ihm im Eiscafe, mitten in der Fußgängerzone. Und der Menschenhassende Hund fing dann einmal tatsächlichan mit einem Mädchen am Nachbartisch zu flirten, weil sie in eine leckere Waffel biss |) . Das fand ich zwar schön, aber die Regel ist das nicht. Er kann es nicht ertragen, wenn fremde Menschen ihn angucken. Da er die aber auch anstarrt (inzw nicht mehr, machen ja Z&B) starren sie natürlich zurück.


    Mit meinem Mann ist Emil so wenig draussen, ich denke eher, dass er bei ihm an der Leine deshalb ruhiger ist. Irgendwer schrieb gestern, dass es den Hund unsicherer macht und er dann ruhig ist. Das kann ich mir gut vorstellen. Beim TA ist er so unauffällig, dass ich da am liebsten meine Tage zubringen würde xD

    Hätte ich das anfangs mit Nicky gemacht, bzw. wenn es unumgänglich war, ihn kurz zuhalten in solchen Phasen, dann hat der wie wild um sich gebissen und war gar nicht in der Lage überhaupt meine Stimmung wahrzunehmen.Dass Stimmungsübertragung überhaupt greifen kann, dafür brauchts im Gegenüber auch gewisse Voraussetzungen, welche aber in manchen Hunden in solchen Momenten gar nicht gegeben sind..............meine Erfahrung damit......


    Jetzt, nach mehr als 3 Jahren, keinerlei Problem mehr bei Nicky. Aber das musste erstmal erarbeitet werden.


    Momentan übe ich mit Emil ja das ignorieren anderer Hunde, oder zumindest das einfach vorbeigehen. Vom ignorieren sind wir weit entfernt. Nachdem wir in lockerem Fuß an den Hunden vorbei sind regt sich der Vogel ja unbändig auf und dann nehme ich ihn im Moment tatsächlich kurz. Er hüpft dann auch, bellt mich an und versucht so schräg vor mich zu kommen, ich gehe stur weiter und gucke ihn nicht an. Anfangs habe ich ihn dann machen lassen, dachte er braucht dann die Bewegung, er fällt in seiner Aufregung dann aber ins Hüten, rast um mich und Chica herum, bellt und kriegt sich nicht ein. In dem Zustand pusht er sich tatsächlich immer mehr. Ob kurz nehmen und zügig weitergehen was bringt werden wir sehen. Momentan bekommt er ein ruhiges Lob, wenn er sich dann beruhigt hat und darf wieder laufen.

  • Bei uns hier sagt man manchmal Sachen dialektbedingt, das sollte nicht heißen, dass das einfach ist.

  • Nicky kann JETZT ein beschränkendes "an mich bringen" tatsächlich auch in manchen Situationen als Hilfestellung annehmen.
    zB höchste Erregungslagerade wie zB Wildsichtung. Allerdings nicht mit Leine festhalten und ignorieren, sondern in die Hocke gehen, sodass er selbst andocken und das gehalten werden einfordern kann.
    In anderen Situationen, zB aufregende Begegnungen,kommt er selber zwischen oder an meine Beine und dockt an.
    Aber dazu hats einiges an zielgerichteter Vorarbeit erfordert, DASS das nun so sein kann.
    Was mir dabei sehr gefällt, ist, dass er immer öfters selber zu spüren scheint, BEVOR er ausflippen muss, sodass er sich damit selbständig runterholen kann, ohne noch so weit in den Stress zu kippen, in dem er früher chronisch drin war.
    Und wenn ich denke, er merkts grad nicht selber, reicht meist ein stehenbleiben und er kommt ran.

  • Also bei Willi gibt es zwei Arten von diesem Kreiserennen. Variante A ist einfach Stressabbau, er ist halt eh sehr rennig und das hilft ihm, also lasse ich ihn. Irgendwann beruhigt er sich dann von selbst und wir können zusammen etwas ruhigeres machen, was suchen oder so.


    Variante B tritt ein, wenn es echt zu viel war und ist hier ein absolutes Warnsignal. Da rennt er richtig um sein Leben (schwer zu beschreiben, ist auf jeden Fall furchtbar). Dabei steigert er sich tatsächlich immer weiter rein und würde das bis zur totalen Erschöpfung machen. Das breche ich ab und halte ihn fest, bis es einigermaßen geht und wir ruhig etwas an der Leine auf und ab laufen können.

    Das, finde ich, trifft doch ziemlich gut die Unterscheidung, die man in der Situation treffen sollte:


    Ist es wirklich Stressabbau und dem Hund geht es danach besser, und das Verhalten schadet weder ihm noch anderen hat er da anscheinend eine gute Strategie für sich gefunden. Spult er sich nur hoch, macht eigentlich nur Abbruch Sinn.

  • Das, finde ich, trifft doch ziemlich gut die Unterscheidung, die man in der Situation treffen sollte:
    Ist es wirklich Stressabbau und dem Hund geht es danach besser, und das Verhalten schadet weder ihm noch anderen hat er da anscheinend eine gute Strategie für sich gefunden. Spult er sich nur hoch, macht eigentlich nur Abbruch Sinn.

    Ja, finde ich auch. Diese Unterscheidung gibt es bei Emil auch. Mal kopfloses Hüten/rennen/bellen, oder, was wir letztens hatten, Emil schottert los, wirklich einfach geradeaus den Weg lang, auch nach einer Hundebegegnung, biegt dann ab in den Wald, wo ich schon mein "Kehrt" brüllen wollte, weil ich dachte er sieht Wildschweine, aber nein, er rannte und sprang durchs Unterholz und kam dann im Bogen zu uns zurück und trabte ruhig neben uns. War ziemlich strange und hat er so vorher noch nicht gemacht, hat ihm da aber geholfen. Aber das Hüten/Rennen/Bellen unterbinde ich momentan mit Fuß an der kurzen Leine. Mal sehen, ob es den gewünschten Effekt hat :ka: Noch dauert es nervtötend lange bis Ruhe ist.


    Was ich ja nun schon länger vermutet habe, die anderen Hunde sind Schuld |) . Ne, ernsthaft. War heute nachmittag mit den Hunden und meinem Mann mit dem Auto mal ein Stück weiter draußen auf einem Feld, wo zwar immer mal Hunde und Pferde unterwegs sind, aber eben sehr weit sichtbar und so wenige, dass man das problemlos meiden kann.
    Obwohl mein Mann dabei war, was ihn ja sonst hohldrehen läßt (generell, wenn jemand mitkommt), war er nur sehr kurz aufgeregt und ging dann ins schnüffeln und Hundedinge machen über. Hatte die SL dran, da er beim letzten Mal auf diesem Feld (weit über ein Jahr her) am Horizont auf der Landstraße Autos gesehen hat und abging wie Schmidts Katze und meinen RR ignoriert hat, aber offenbar haben wir diese Baustelle nicht mehr. Maximal ein Motorrad wurde kurz fixiert, aber war auch nicht weiter interessant.
    Nun dachte ich erst, ok gerade mal gut drauf, der Spinner, aber dann kam ein Hund ohne Spracheingabe, der erst ein Pferd ein ganzes Stück weg verbellte und dann zu uns kam. Frauchen ignorierend. Emil ging relativ gut an ihm vorbei, verfiel aber danach genau in dieses aktuelle Muster, was mich so nervt. Wirklich mind 3 Min braucht er nach so einer ruhigen Begegnung, bis er aufhört zu bellen. Und der Hund ist quasi nur an uns vorbei gelaufen. Als er sich das von der Seele gebellt hat, ging es ziemlich entspannt weiter. Heißt noch immer, dass er rennt, auch mal bellt und sehr aktiv ist, aber eine komplett andere Gemütslage. Kein hektisches, gestresstes Gerenne, sondern Freude an der Bewegung. Kein mich anschreien, sondern ein kurzes "Hey Frauchen" und weiter gehts. Noch immer ein Hund, den alle die ich kenne wohl als hyperaktiv bezeichnen würden, aber eben in einer völlig anderen Gemütslage.


    Ok, theoretisch könnte ich jetzt morgens mit dem Auto immer zu dem Feld fahren, da treffen wir dann eher selten Hunde. Aber lernt er dann jemals damit klar zu kommen, wenn Hunde uns begegnen? Wie soll er was lernen, was man nicht übt? Da bin ich wieder bei der einsamen Insel, die ich benötige. :hilfe:

  • Ganz ehrlich, wenn es dir möglich ist aufs Feld rauszufahren, machs!
    Das was man auf solchen Spaziergängen an Ruhe und Entspannung tankt, ist unbezahlbar!

  • Sehe ich auch so.
    Ich habe hier den Luxus: Feld- und Waldrunden, wo uns bei richtigem Wetter oder richtigen Uhrzeiten niemand begegnet. Die Runden gehen wir fast nur.
    Und dann Felder "im Ort", wo auch alle anderen mit ihren Hunden langgehen.
    Wenn ich mir nie meine Ruherunden gönnen würde, wäre ich ein Wrack xD

  • Das ist jetzt etwas off-topic, aber ich hab in den letzten Tagen ein Buch von Patricia B. Mac Cornell gelesen, Titel " Liebst du mich auch"? Klingt romantisch, ist aber ziemlich wissenschaftlich über das Verhalten von Hunden. Bekannt ist von ihr das Buch" das andere Ende der Leine". Es geht wenig um Erziehungsmethoden, mehr um Verhalten und die Ursachen, um Mimik, Körpersprache. Darum, um kleinste Signale im Verhalten der Hunde zu erkennen und zu deuten. Mir schwirrt noch ein bisschen der Kopf, war sehr viel input.


    Aber ich fand einiges für mein Hibbeljagd modell und den ängstlich- pubertärenJunghund sehr spannend. Nach ihren Studien deuten zb bei einem Hund, der erregt ist, nach vorne geschobene Lewzen und ein harter Blick eher auf Angriffsbereitschaft hin und grosse, runde, angstvolle Augen und nach hinten eher auf Panik. Das ist jetzt nur so ganz oberflächlich ein Beispiel, das ganze geht sehr ins Detail.


    Sie beschreibt aus ihrer Arbeit mit angst-aggressiven Hunden auch ,dass die Besitzer häufig Signale falsch einschätzen und auch wenn sie sich viel Mühe mit ihren Hunden geben, oft Signale zu sehr menschlich beurteilen, und übersehen, was der Hund wirklich ausdrückt.


    Und jetzt denke ich schon drüber nach, ob ich da vielleicht doch noch mehr bewirken könnte, wenn ich genauer drauf achte. Diesen "harten" Blick kenne ich zb von unserem Junghund, wenn er sehr angespannt ist. Und nach dem Buch sehe ich grad noch mehr... das er, auch wenn er sich grad nicht nervös oder aufgeregt benimmt, trotzdem noch Anspannung in seinem Gesicht ist und er nicht wirklich entspannt und gelöst ist.


    Wäre das vielleicht für hier eine Anregung, noch mal gemeinsam zu schauen, wie sich die Mimik und Körpersprache der Hunde verändert, bevor das Verhalten auftritt, was wir alle nicht so gerne wollen?


    Sie beschreibt zb auch, das sich die Reaktion auf das angst oder stress auslösende Verhalten im laufe der Zeit immer weiter nach vorne verlagert, heisst also, erst kommt der Stress nur, wenn sie zb den anderen Hund, den sie nicht mögen, sehen und irgendwann kommt der Stress auch schon an der Ecke, wo sie das letzte mal den Hund gesehen haben, und irgendwann auch schon 200 meter vor der Ecke.. usw. Wenn Mensch dann erst reagiert, wenn der andere Hund in sicht ist, ist es viel zu spät.
    Das kennen sicherlich viele. Spannend finde ich die Idee, es dem Hund schon rechtzeitig anzusehen, bevor eine körperliche Reaktion kommt und zu reagieren.


    Ist das zu wirr oder könnt ihr was damit anfangen ?? :ops:


    Lg, Elzbeth

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