Das Grüne Band - 1400km* an der ehemaligen deutschen Grenze entlang
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Oh toll, gute Reise!
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Hi
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Huhu zusammen,
vielen Dank für die guten Wünsche!
Die ersten ~80km liegen hinter uns. Da ich morgen einen kurzen Termin in der Arbeit habe, hatte ich nur das Oster-WE über Zeit für die Tour und musste den ersten geplanten Abschnitt um zwei Tage kürzen. Allerdings hatte es in den letzten beiden Nächten ohnehin Temperaturen um den Gefrierpunkt und es soll laut Wetterbericht noch kälter werden, insofern war die Kürzung vielleicht gar nicht schlecht.Auf dieser Tour hat sich mal wieder alles gegen mich verschworen, trotzdem bereue ich nichts. Mehr dazu dann im Tourbericht.
Inzwischen habe ich ein Bad genossen, Ebby wieder eingesammelt, die Müffelklamotten in die Waschmaschine gepackt, das klatschnasse Zelt zum Trocknen aufgehängt und einen Teil des Equipments gereinigt und verräumt.
Bones bewegt sich allenfalls noch von einem Bett zum anderen. Ich glaube, der braucht weder heute, noch morgen viel Bewegung.Weiches, warmes, großes Bett!
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Bei uns ist es auch eisig geworden übers Wochenende. Ich musste so an euch denken! Ich freu mich schon auf deinen Bericht
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Uiii, hab ich doch glatt den Start der reise verpasst. Alles gute auf euren Wegen.
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Das Grüne Band – der AnfangAm Ende der ersten knapp 80km stelle ich mir im Großen und Ganzen eine Frage: Was zur Hölle hat mich geritten, 1393km auf Beton laufen zu wollen? Diese Lochplatten sind wirklich kriminell! Mein linker Fuß ist vom ständigen in die Löcher rutschen lädiert, mein rechtes Knie meldet Protest an und meine Schuhe sehen aus, als hätte ich versucht, sie durch den Reißwolf zu drehen, es mir aber doch noch mal anders überlegt.
Dennoch bin ich entschlossen, die Wanderung am Grünen Band fortzusetzen, weil diese Wanderung besonders ist, weil diese Wanderung anders ist, weil ich gegen das Vergessen bin.Tag 1
Wie vor jeder Tour habe ich auch diese Nacht quasi nicht geschlafen. Ich bin die ganze Nacht hektisch durch die Bude gerannt und hab alle möglichen Teile zusammengesucht. Um 3:00 Uhr habe ich mich endlich hingehauen und etwa eine halbe Stunde später hörte das Rattern in meinem Kopf dann auch auf. Um 4:30 Uhr erinnerte mich der Wecker an mein Vorhaben. 6H Zugfahrt – grässlich! Warum habe ich mir eigentlich kein anderes Ziel ausgesucht? Egal. Jetzt ist es so.
Um 6:00 Uhr muss ich an der U-Bahn-Haltestelle stehen, also erledige ich noch rasch die letzten Sachen bevor es los geht.
Um kurz nach sechs am Feiertag am Münchner Hauptbahnhof einen Kaffee zu finden, stellt sich als schwieriger als gedacht heraus. Es ist sechs Uhr morgens und ich habe die Aussicht auf sechs quälend lange Stunden Zugfahrt. Ich brauche KAFFEE! Bis ich endlich einen habe, ist es bereits 10 Minuten vor Abfahrt und ich begebe mich zum Gleis. Ich halte nach jemandem Ausschau, der ein Foto für die DF-Gemeinde machen kann – ich morgens kurz nach sechs müde am Bahnsteig. Der Mann, der sich bereiterklärt, ein Foto zu machen, kämpft mit der Technik, immer wieder betätigt er die Video-Funktion oder dreht die Kamera um bis es ihm endlich gelingt, ein unscharfes Foto von uns zu machen. Das muss reichen, in 1 Minute fährt der Zug ab.
Im Zug schleimt sich Bones schnell bei einem Mann ein, der ihn mehr oder weniger durchgehend die nächsten 5h streicheln sollte. Gewusst wie! Kurz vor Plauen wurde ich dann sehr nervös, der Zug hatte Verspätung und ich war mir nicht sicher, ob mein Anschluss-Bus warten würde. Bei der Einfahrt in den Bahnhof, spurtete ich also zum Busbahnhof, der zum Glück gut beschildert war. Der Busfahrer war noch mit dem Abkassieren beschäftigt, daher hatte ich Glück und habe den Bus noch pünktlich erwischt.Um 12:00 Uhr komme ich in Bad Elster an. Nach wenigen Metern an der Straße entlang, geht es schon ein schönes Waldstück entlang. Nett ist es hier, aber mit dem Kolonnenweg hat das noch nichts zu tun.
Bones darf auf diesem schönen Gelände mit der Schleppleine laufen bis die Wilddichte zu groß wird und ich ihn sicherheitshalber doch lieber anknaste. Kurz vor der tschechischen Grenze verliert sich der Weg. Ich stehe vor einem Zaun. Weil ich absolut keine Lust habe, zurückzulaufen, suche ich mir eine Stelle, wo ich durch komme. Der Weg, den ich schnell wieder gefunden habe, stellt sich nach kurzer Zeit als falsch heraus, also gehe ich zurück und muss irgendwie über den Bach drüber. Mit dem schweren Trekkingrucksack über einen Baumstamm? Tja, es bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Beim ersten Betreten, bricht sofort ein morsches Stück herunter. Sehr vertrauenerweckend! Sicherheitshalber werfe ich die Kamera über den Bach, damit wenigstens die nicht nass wird, falls ich in den Bach falle. Etwas wacklig sieht es aus, aber schließlich komme ich unbeschadet über die reißenden Fluten (:-P). Schön ist es hier. Ich beschließe, eine kurze Knips-Pause zu machen. Bones nutzt die Zeit, um über Bäche und umgefallene Bäume zu springen.
Bald darauf treffen wir in Hranice ein, was auf deutsch „Grenze“ heißt. Hranice ist eine eigenwillige Kleinstadt mit rund 2000 Einwohnern. Was mir hier so stark wie sonst nirgendwo auffällt ist, dass Protz und Armut direkt nebeneinander liegen. Im Vordergrund ein hübsch hergerichteter Dorfplatz, direkt dahinter ein altes Gewerbegebäude, heruntergekommen, mit eingeschlagenen Scheiben, wie es viele in Hranice gibt. Kaum drehe ich mich um, staune ich nicht schlecht, der Platz vor der Kirche wurde aufwendig hergerichtet. Ich gehe weiter durch die Kleinstadt, doch das Bild, dass ein Haus verwahrlost und zerstört ist, während das andere daneben direkt erstrahlt, setzt sich fort. Es ist wirklich auffallend. Dazwischen offensichtlich glückliche Kinder mit Walkie Talkies und Elektrorollern, die mir strahlend „Dobrýy den!“ entgegen rufen.Hunde gibt es hier viele. Ich laufe Slalom zwischen am Zaun keifenden Schäferhunden und einer Deutschen Dogge, bei der ich bete, dass sie nicht weiß, wie groß sie ist und dass der Zaun leicht zu überwinden wäre.
Als ich an einem Duty Free-Shop vorbei komme überlege ich kurz jemanden anzusprechen, ob er für 2 Minuten Bones hüten könnte, doch ich entscheide mich dagegen. Mein Bauchgefühl sagt „nein“, also höre ich darauf.
Mir war schon vor der Tour nicht klar, warum die Routenführung laut Wanderführer durch Tschechien geht. Nach meinem kleinen Trip durch Tschechien bin ich auch nicht schlauer. Nach einem Grenzübertritt, der sich nicht wie einer anfühlt, bin ich wieder in Deutschland. Es geht über wenig schöne Wege über Ebmath nach Pabstleithen. Idyllisch wirkt es hier! Es geht auf einem schönen Wanderweg entlang zu einem Unterstand, an dem viele Zeitungsartikel hängen. Mit einem Schlag befinde ich mich wirklich auf dem Weg, den ich mir ausgesucht habe. Hier hängen alte Schilder, die hier früher vor Minen warnten und etliche Zeitungsartikel weisen auf die Ungerechtigkeit der DDR hin. In drei Umsiedelungswellen wurden insgesamt 52 Familien zwangsumgesiedelt und ihre Häuser niedergebrannt. Mehrere Ortsteile wurden dem Erdboden gleichgemacht.
1952 begann die 1. Zwangsumsiedlung unter dem Arbeitstitel „Aktion Ungeziefer“, bei der zunächst aus politischer Sicht unzuverlässige Leute aus dem Grenzstreifen geschafft wurden. Alleine bei dem Namen wird deutlich welch menschenverachtende Grundhaltung die DDR hatte. 1961 fand mit der „Aktion Kornblume“ oder auch „Frische Luft“ die zweite „Säuberungsaktion“ statt. 1974 traf es alle verbliebenen Familien, die im 500m breiten Schutzstreifen wohnten. Die DDR wollte ein freies Sicht- und Schussfeld. Die Häuser mussten dafür weichen. Heute erinnern über mehrere Kilometer verstreut nur Fundamentreste an die ehemaligen Siedlungen.
Nach wenigen hundert Metern stehe ich nun endgültig auf den Lochbetonplatten des Kolonnenwegs. Direkt daneben der KFZ-Sperrgraben. Während ich versuche zu begreifen, nutzt Bones den KFZ-Sperrgraben mit großer Begeisterung als Sprungschanze. Mir wird klar „dieser Weg wird kein leichter sein“.Die Lochbetonplatten sind zum Teil zugewachsen, was das Laufen erleichtert. An manchen Stellen jedoch sind die Platten offen, dann muss man aufpassen, nicht mit dem Fuß hineinzugeraten. Das sollte mir auf der Tour noch mehrfach passieren... Bones war da irgendwie begabter.
Einige Kilometer hinter dem Dreiländereck begann ich so langsam, das Radar nach einem Schlafplatz anzuwerfen. Mir war wichtig, nicht im Naturschutzgebiet zu schlafen, möglichst ohne Wildtiere zu stören und natürlich so wenig sichtbar wie möglich, was mit einem knallorangen Zelt nicht unbedingt einfach ist. Es sollte ein paar Kilometer dauern, bis ich müde von der langen Zugfahrt und erschlagen von den vielen Eindrücken ein halbwegs geeignetes Plätzchen fand. In Ermangelung von Alternativen ließ ich mich im KFZ-Sperrgraben nieder. Bequem ist es dort nicht, aber zumindest windgeschützt.... -
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Ich finde ja, du solltest einen Wanderführer mit Hund schreiben.
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Dennoch bin ich entschlossen, die Wanderung am Grünen Band fortzusetzen, weil diese Wanderung besonders ist, weil diese Wanderung anders ist, weil ich gegen das Vergessen bin.
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Wow, nicht schlecht. Bin gespannt auf die Fortsetzung
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Die Collage ist toll, richtig schöne Fotos
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Du schreibst total mitreißend. Ein unheimlich interessanter Weg, den du Dir ausgesucht hast. So viele Schicksale...so viel ungeheuerliche Geschichte.
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