Ist Hundeerziehung heutzutage zu verkopft?

  • Für mich ist die Hundeeeziehung heutzutage nicht unbedingt verkopfter als früher, da ich bei Hundeerziehung und verkopft als Erstes an den Alphakram a la "der Hund darf nie aufs Sofa, darf nie zuerst durch die Tür, etc." und das wurde meines Wissens früher viel häufiger angewendet als heute.


    Ich persönlich kann aber auch nicht ganz verstehen, wie es sein kann, dass Methoden, die scheinbar schon immer unter anderem Namen bzw. einfach so benutzt wurden (wurde hier ja jetzt bereits mehrfach geschrieben, dass man bestimmte Sachen schon immer so gemacht hat) mit einem Mal verkopft sein sollen, nur weil sie heutzutage einen (anderen) Namen haben. Nur weil das Ganze benannt wurde, ändert sich doch nicht die ganze Methode und der Umgang mit dieser.


    Bei manchen Sachen habe ich auch das Gefühl, dass "Gegner" diese komplizierter machen als sie sind, weil sie sie einfach nicht richtig verstanden haben. Der Eindruck drängte sich mir doch sehr auf, bei der Diskussion über den Clicker. So kompliziert ist der einfach nicht und in der Praxisanwendung schon gar nicht. Man muss ihn nicht verwenden - ich verwende ihn auch nur sehr selten -, aber bevor man etwas als unnötig und übertrieben abtut, wäre ein Grundverständnis davon eher nicht verkehrt.


    Ich habe durchaus auch den Eindruck, dass man sich inzwischen deutlich mehr über Hunde und alles was dazugehört informiert und sich öfter auch selber als Hundehalter zu hohe Erwartungen stellt. Das heißt für mich aber nicht, dass man zwangsweise verkopft an die Erziehung rangeht. Mal ganz davon abgesehen, dass sich die ganze Hundehaltung auch enorm gewandelt hat und daher oft kaum noch vergleichbar mit früher ist.


    Für mich persönlich ist jemand verkopft, der so in seinem Modell/Schema feststeckt, dass er nicht in der Lage ist, situativ auch mal flexibel zu handeln. Und das hängt für mich weder mit der Zeit noch mit dem erworbenen Wissen zusammen. Meine Mutter hält z.B. schon seit Jahrzehnten Hunde, ich dagegen viel kürzer und gleichzeitig eigne ich mir viel mehr Wissen zum Thema Hunde an, würde aber doch klar behaupten, dass ich deutlich flexibler und intuitiver im Umgang mit den Hunden bin.


  • Für unser normales Leben wird eben kein Clicker beötig, weil meine Hunde keine längeren Sequenzen ausführen müssen. Ich finde das viele Hundehalter sich mit dem Clicker das Leben schwerer als nötig machen (und ihren Hunden auch) weil sie einfach nicht wissen wofür der eigentlich genutzt wurde. Ist "neu", ist modern, ganz unböse und wird teilweise sowas von falsch benutzt...


    Inwieweit macht man das Leben des Hundes schwerer, wenn man einen Clicker verwendet? Was sind denn die falschen Einsätze des Clickers?

  • Ich persönlich kann aber auch nicht ganz verstehen, wie es sein kann, dass Methoden, die scheinbar schon immer unter anderem Namen bzw. einfach so benutzt wurden (wurde hier ja jetzt bereits mehrfach geschrieben, dass man bestimmte Sachen schon immer so gemacht hat) mit einem Mal verkopft sein sollen, nur weil sie heutzutage einen (anderen) Namen haben. Nur weil das Ganze benannt wurde, ändert sich doch nicht die ganze Methode und der Umgang mit dieser.

    Leider ändert sich der Umgang eben sehr wohl.
    Weil die Leute auf "Ist neu und wissenschaftlich" aufspringen und das ganze anwenden ohne nachzudenken. Da kommen dann so Dinge bei rum wie am Waldrand stehen und lalala zu singen während der Hund im Wald seinen Spaß hat, weil man so ja durch die intermediäre Brücke noch verbunden ist.
    Im Gegenzug dann das Video von Honig, wo man eben sieht das die Brücke eben durchaus ihren Zweck hat, wenn man sie richtig anwendet.


    Ich (und die anderen hier ebenso) sind ja garnicht gegen Neu.
    Aber wenn einem dann unter einem tollen neuen Label etwas verkauft werden soll was man kennt und man abgebügelt wird weil ja früher alles falsch war, weil man nicht die tollsten und perfektesten Begriffe des Hundetrainings kennt, oder auch einfach weils garnicht sein kann weil die Methode doch so neu und aktuell ist... Dann finde ich das gelinde gesagt ziemlich scheiße.
    Das machen aber viele Hundetrainer (und Möchtegerntrainer). Mit ein Grund warum mich keine Hundeschule mehr sehen wird.


    Ein Label macht nix besser oder neuer. Und manchesmal hat man das Gefühl das einfach zwanghaft alles möglichst hochklingelnd neu belabelt werden muss. Das macht die ganze Sache des "neu ist besser" nicht grade vertrauenerweckend.



    @Einstein51 Falsche Einsätze des Clickers sind unter anderem falsche Belohnung von Verhaltensweisen.
    Hier haben sich einige nen Leinenpöbler mit dem Clicker rangezogen, teils unter Anleitung eines Trainers....
    Aber ein einfaches Abbruch beibringen darf nicht sein, weil Clickern ja so toll und universell ist. :ka:


    Rückruf per Clicker war auch interessant anzusehen. Jedes Hinwenden wurde beclickt und das der Hund 10 Minuten lang für nen Weg von 20 Metern gebraucht hat wurde als Erfolg gefeiert.
    Weil es soviel besser ist einem Hund den Rückruf zu shapen.
    Der Hund kanns auch jetzt, ein halbes Jahr danach, noch nicht wirklich. Dem ist immer noch nicht klar was das Frauchen von ihm will, weil sie ihm außer den Clicks keine Hilfestellung gibt und der Hund sogar fürs Ohrenzucken in ihre Richtung geclickert wird.
    Sie macht das einfach falsch, aber so wurds ihr gezeigt.


    Ein Hund meidet den Clicker inzwischen richtig stark, die Besitzerin kann es sich garnicht erklären.
    Ich mir schon, weil ich gesehen habe wie sie ihn benutzt. Sie ist total steif und super konzentriert, weil falsches Timing ja ganz schlimm ist. Sie geht da rein mit einer Anspannung vor Fehlern, der Hund hat das ziemlich richtig mit dem Clicker verknüpft und macht dicht.
    Jeder versuch ihr zu versichern das Fehler und auch mal schlechtes Timing dem Hund nichts tun prallt ab. Zuviel Bücher und Trainer in ihrem Kopf. Zum Glück hat sie einen Hund der von sich aus total brav ist und auch sehr schnell errät was sie von ihm will.
    Leid tun mir beide trotzdem.


    Der Clicker ist ein Werkzeug von dem leider viele Gebrauch machen, aber eben ohne wirklich zu wissen was sie da tun.
    Ein Hammer ist klasse für Nägel, wenn man versucht eine Schraube damit einzuschlagen wirds schwierig.

  • Die Beispiele klingn für mich verkopft, aber nicht weil die Methode an sich falsch ist, sondern weil sie falsch angewandt wird oder einfach nicht zum Menschen / Mensch-Hund-Team passt.

  • Manche sehen den Clicker viel viel zu kompliziert ^^. Es ist nur ein geräuscherzeugendes Hilfmittel. Nicht mehr, nicht weniger. Wer ihn nicht verwenden will, läßt es eben und wenn ein Clickerer seinen Clicker verliert oder kein Futter dabei hat ist das auch schnurzegal :)

  • Nur, weil manche Menschen unfähig sind zu schneiden, gehören nicht alle Messer ersetzt.
    So etwas sind - und das sollte man sich immer wieder vor Augen führen - doch eher Extrembeispiele mit Menschen, die in allen Dingen wenig flexibel sind und deshalb dazu neigen, solche Anwendungsfehler zu machen; deshalb ist aber weder die Hundeerziehung noch die Methode verkopft, sondern der Mensch dahinter.


    __
    Ich würde mich als sehr verkopften Menschen bezeichnen, der in vielen Dingen recht rational vorgeht und stark auf wissenschaftliche Erkenntnisse fokussiert ist; dennoch denke ich beim Training nicht darüber nach, ob jetzt P+, R- oder sonst etwas angebracht ist, ich passe mein Verhalten der Situation an, doch trotzdessen nutze ich das Wissen, das ich mir angelesen habe. Verkopft zu sein in meinem Fall bedeutet nicht, unflexibel zu sein, sondern lediglich, Wissen sehr hoch zu bewerten, höher als irgendwelche nicht verifizierbaren Erfahrungen.

  • Wer hat nun Recht?


    Den Clicker als Hilfsmittel beim Tiertraining gibt es seit Mitte der 80er Jahre.


    Wie konnte man vorher Hunde punktgenau ausbilden auch ohne aversiv zu sein?

    Na im Prinzip ja genauso, nur ist es mit dem Clicker einfacher, finde ich, weil emotionslos, und das kann manchmal auch sehr hilfreich sein :)
    Aber nur, weil man keinen Clicker hat, muß man ja nicht mit Strafreizen arbeiten? (Oder ich versteh Deine Frage nicht)


  • @Einstein51 Falsche Einsätze des Clickers sind unter anderem falsche Belohnung von Verhaltensweisen.
    Hier haben sich einige nen Leinenpöbler mit dem Clicker rangezogen, teils unter Anleitung eines Trainers....
    Aber ein einfaches Abbruch beibringen darf nicht sein, weil Clickern ja so toll und universell ist. :ka:


    Sie hätte es auch mit einem Markerwort nicht richtig hin bekommen. Da ist nicht der Clicker Schuld, sondern da steht einem die zuviele Theorie im Weg.



    Ein Hund meidet den Clicker inzwischen richtig stark, die Besitzerin kann es sich garnicht erklären.
    Ich mir schon, weil ich gesehen habe wie sie ihn benutzt. Sie ist total steif und super konzentriert, weil falsches Timing ja ganz schlimm ist. Sie geht da rein mit einer Anspannung vor Fehlern, der Hund hat das ziemlich richtig mit dem Clicker verknüpft und macht dicht.
    Jeder versuch ihr zu versichern das Fehler und auch mal schlechtes Timing dem Hund nichts tun prallt ab. Zuviel Bücher und Trainer in ihrem Kopf. Zum Glück hat sie einen Hund der von sich aus total brav ist und auch sehr schnell errät was sie von ihm will.
    Leid tun mir beide trotzdem.


    Das ist ein gutes Beispiel für zu viel Druck im Training. Meiner Meinung nach kann jeder so verkopft ins Training gehen wie er will, mich stört es nur massiv, wenn der Hund darunter leidet.
    Wenn ich manche Beiträge lese wo 90% des Umgangs mit dem Hund nur aus Training bestehen, dann tut der Hund mir leid. Und dann fragen sich die Leute warum es bei Leuten die sich weniger um die Erziehung kümmern so viel besser läuft. ...

  • @'Mejin
    Das halbe Buch war ausschlaggebend.
    Klarer Vorteil zum Einbuch, da der Trend doch eher zum Zweitbuch geht. ;)


    LG, Friederike

    Ich stehe gerade auf dem Schlauch. X-D Und verstehe es nicht.


    (Ich hatte zu den 1,5 Büchern übrigens noch viel im Internet gelesen, sollte ich evtl. erwähnen. Das 1. Buch war übrigens was Allgemeines, das 2. Buch war konkret für den Einzug eines Hundes bestimmt mit Tipps...)

  • Das ist ein gutes Beispiel für zu viel Druck im Training. Meiner Meinung nach kann jeder so verkopft ins Training gehen wie er will, mich stört es nur massiv, wenn der Hund darunter leidet.
    Wenn ich manche Beiträge lese wo 90% des Umgangs mit dem Hund nur aus Training bestehen, dann tut der Hund mir leid. Und dann fragen sich die Leute warum es bei Leuten die sich weniger um die Erziehung kümmern so viel besser läuft. ...

    Viele (eigentlich alle, die ich kenne) fangen erst an, sich mit der Theorie der Erziehungsmethoden zu befassen , wenn das mit dem Bauchgefühl halt nicht funktioniert hat. Deswegen bestimmt das noch lange nicht den gesamten Umgang mit dem Hund.


    Hier ist mir übrigens außerhalb des Hundeplatzes noch nie jemand mit Clicker begegnet. Aber ich lebe ja auch hinter dem Mond.


    Und dass Gebrauchshunde vor 50 Jahren schon so präzise und zuverlässig ausgebildet waren wie heute, wage ich stark zu bezweifeln.

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