Straßenhund aus Ungarn; nach Tierarztbesuch schlimmer als am Anfang
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Hallo,
vor zwei Jahren habe ich mir Pamina, eine kleinen Dackelmix, nach Hause geholt. Sie wurde mir damals vom Tierheim empfohlen und ich muss sagen, wir passen eigentlich wirklich gut zusammen.
Der Hund
2014 geboren, seit Ende 2015 bei mir
Sehr lieb, sehr verträglich, aber extrem nervös und ängstlich
Ich bin aber schon der 3. Besitzer, was ich nie so richtig verstanden habe...bis jetztVorgeschichte
War ein kompletter Welpe vom Verhalten her, nicht stubenrein, kaufreudig, etc. Damit hatte ich aber gerechnet, war also kein Problem.
Woran wir aber arbeiten mussten war, dass sie sofort komplett auf mich fixiert war, also auch mit aufs Klo gegangen ist. Sie hatte auch vor allem Angst (Radio, Zeitungsständer, andere Hunde, andere Menschen,...) Aber das Schlimmste war, dass sie nicht Stillbleiben konnte. Ständig ist sie durch die Wohnung gelaufen, hat sich bei jedem Geräusch aufgeregt und ist quasi irgendwann zusammengebrochen und hat geschlafen wie ein Stein bis das Ganze von Vorne begonnen hat. Ich hab das Problem dann mit Leberwurst gelöst: Immer wenn sie auch nur kurz inne gehalten hat, hab ich ihr die Tube vors Maul gehalten. Hat funktioniert.Von Anfang an, hat sie aber nie geschnappt und alles mit sich machen lassen. Auch wenn Leute in der Straßenbahn plötzlich ins Fell gegriffen haben nicht. Was sie beizeiten aber noch heute macht: Sie knurrt, wenn Fremde sie lieb ansprechen.
Ich vermute, dass sie geschlagen wurde, weil sie vor gerollten Zeitungen geflüchtet ist. Generell, wenn man Dinge in der Hand hatte. Und sie hatte panische Angst vor meinen Füßen, sobald ich Schuhe an hatte.
Die ganze Angst hat sich aber gelegt. Sie hat seit ewigen Zeiten niemanden mehr angeknurrt. Man konnte alles mit ihr machen und sie war so ein richtiger Verlasshund geworden. Sicher, manchmal knurrte sie halt doch einmal Leute an, aber eigentlich gab`s nichts mehr zum Bekritteln.
Auslöser
Der Nachbars Nachbarhund ist ausgebüxt und hat kurzerhand beschlossen, sich einfach so auf meinen Hund zu stürzen und ihn zu beuteln. Wir sind dann sofort mit ihr zum Tierarzt gefahren und haben sie behandeln lassen. Erst dachte ich mir, es ist zum Glück nicht viel passiert, doch nachdem das Antibiotika abgesetzt worden war, hat sich am Hals eine Zyste entwickelt.1) Erster Versuch war eine Salbe, damit sich die Zyste alleine zurückentwickelt. Auftragen war eine Katastrophe. Ich musste ihr den Beißkorb anlegen, aber selbst das hat nichts gebracht. Sie hat geschrien, sich gedreht, geschnappt, geknurrt. Ich hab sie noch nie so erlebt. Die reinste Panik.
2) Wir mussten schließlich aufgeben, weil sie die Salbe einfach nicht auftragen hat lassen...sie wurde dann operiert und eine Drainage gelegt, die jetzt auch noch drinnen ist.
3) Beim Verbandswechseln wieder dasselbe Spiel. Fazit: Der Tierarzt musste sie in Halbnarkose legen, um sie neu zu verbinden und zu untersuchen.
Seit dem Verbandswechsel ist sie ein ganz anderer Hund. Natürlich ist jetzt noch nicht viel Zeit vergangen, aber ich mache mir trotzdem Sorgen, dass das so bleibt und frage lieber noch nach anderen Meinungen. Vor allem, weil sie sonst ganz normels Verhalten an den Tag legt und Gassigehen verlangt. (wir haben ihr beigebracht, sich vor einem hinzustellen und sich zu drehen, wenn sie raus muss. Sie dreht sich auch nach einer Pipi-Gartenpause, aber wir sollen sie nicht überanstrengen.)
Problem
Sie vertraut mir eindeutig nicht mehr und schläft am liebsten im Raum neben dem, wo ich mich aufhalte. Das ist wahrscheinlich aber temporär...hoffe ich jedenfalls. Bei ihrer nervösen Ader wäre es fatal, wenn sie mir wirklich gar nicht mehr vertraut und wir ganz von vorne anfangen müssen....Sie hört aber auch gar nicht mehr. Auf nichts, was ich sage. Weder "Komm", noch die anderen Grundkommandos. Früher hat ein Lob gereicht, jetzt nimmt sie nicht einmal mehr die Extrawurst ernst.
Sie verkriecht sich auch generell gern. Nach der Operation war sie aber ganz normal. Erst nach dem Verbandswechsel ist die Stimmung gekippt...ihr neuer Lieblingsplatz ist unterm Kamin, wo ihr keiner nach kann. Sie ist generell extrem zart besaitet. Bei ungewohnten Geräuschen, vor allem Rumpler und Schüssen, ist sie immer schon sofort weg gewesen, aber jetzt springt sie plötzlich scheinbar ohne Grund auf und ist fort.
Womit sie jetzt auch angefangen hat ist, auszunutzen, dass Familienmitglieder sich vor ihr fürchten. Sie stellt sich zum Beispiel in die Tür und knurrt die Person an. Erst, wenn die Platz macht und eindeutig Angst hat, geht sie hinein. Vielleicht fühlt sie sich sicherer, wenn andere vor ihr Angst haben?
Sie schnappt auch, wenn sie nicht angefasst werden will. Auch, wenn ich sie Hochnehmen oder irgendwo Hinausziehen muss, weil sie meiner Familie mit der Knurrerei Angst macht, schnappt sie. Langsam traue ich mich fast nicht mehr sie anzufassen. Angefangen hat das mit dem Salbengeben. Aber da auch nur, solange man die Tube in der Hand hatte. Seit dem Verbandswechsel hat sich das auf die Norm ausgeweitet.
Ehrlich gesagt fühlt sich das ein bisschen an, als würde sie jetzt erkennen, dass sie Macht hat. Bin ich da sehr falsch? Ist sie einfach nur selber fertig, weil sie einfach krank ist? Ich weiß nicht mehr, wie ich reagieren soll. Die Lage scheint sich täglich zu verschlimmern und morgen habe ich wieder einen TA-Termin...
Ich will sie nicht weggeben, aber meine Familie ist inzwischen arg dafür. Ich kann mir jetzt auch vorstellen, warum sie bei den vorigen Besitzern nicht hat bleiben können... Ich hoffe halt einfach, dass sich das Ganze von allein legt, sobald die Drainage draußen ist und sie keine Schmerzen mehr hat. Aber die Situation ist so zugespitzt. Ich hab das Gefühl, ich muss irgendwas machen.
Liebe Grüße
Laura -
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Hi
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Ich hoffe halt einfach, dass sich das Ganze von allein legt, sobald die Drainage draußen ist und sie keine Schmerzen mehr hat.
Bestimmt nicht!
Nachdem sie nun herausgefunden hat, wie sie sich Menschen vom Hals halten kann.
Lege ihr eine leichte Hausleine an, damit Du sie dirigieren kannst, ohne sie anfassen zu müssen.
Der nächste TA Termin ist zu kurzfristig, aber danach wirst Du wieder von vorne anfangen müssen, was das Vertrauen angeht.
Und diesmal würde ich auch Tierarztbesuche und Untersuchungen mit einplanen. -
Ehrlich gesagt fühlt sich das ein bisschen an, als würde sie jetzt erkennen, dass sie Macht hat.
Sehe ich nicht so.
Sie hat Angst, und sie hat die Erfahrung gemacht, dass Du sie nicht schützen kannst.
Vertrauensverlust.
Also muss sie sich selbst schützen.Geduld und Ruhe sind da nötig, um das Vertrauen wieder aufzubauen ... und Arbeit am eigenen Verhalten.
Wenn Du Dich dadurch überfordert fühlst, gib sie lieber wieder ab.
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Sie ist traumatisiert. Sie hat in den letzten paar Tagen viele schlechte Erfahrungen gesammelt: Gebissen vom Nachbarshund, Schmerzen und Stress beim Tierarzt und das Frauchen schikaniert daheim ( Ich weiß, du musst die Salbe auftragen, aber dein Hund versteht das nicht). Ich würde daheim einfach ganz neu anfangen: Besondere Leckerlies aus der Hand für kleine Gefälligkeiten oder Tricks. Die Idee mit der Hausleine kam ja schon. Außerdem würde ich eine Box mit Kuscheldecke kaufen, scheinbar sucht sie eine Höhle. Dort kann sie sich zurück ziehen. Ich würde versuchen ein "Aus dem Weg" - und "In die Box"- Kommando zu etablieren. Dann kannst du sie etwas lenken, wenn die Familie kommt. Sie braucht Ruhe. Sicherlich werdet ihr wieder zueinander finden.
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Geduld und Ruhe sind da nötig, um das Vertrauen wieder aufzubauen ... und Arbeit am eigenen Verhalten.
Auf was genau soll ich achten? Bei mir, meine ich.
Nachdem sie nun herausgefunden hat, wie sie sich Menschen vom Hals halten kann.
Lege ihr eine leichte Hausleine an, damit Du sie dirigieren kannst, ohne sie anfassen zu müssen.Hausleine klingt gut. Das machen wir auf alle Fälle. Wie genau soll ich sie denn auf Tierarztbesuche vorbereiten? Überall anfassen lassen konnte sie eigentlich gut. Auch beim Krallenschneiden zu Hause und beim Vasilineauftragen im Winter hatte ich niemals irgendwelche Probleme.
Ich würde daheim einfach ganz neu anfangen: Besondere Leckerlies aus der Hand für kleine Gefälligkeiten oder Tricks. Die Idee mit der Hausleine kam ja schon. Außerdem würde ich eine Box mit Kuscheldecke kaufen, scheinbar sucht sie eine Höhle. Dort kann sie sich zurück ziehen. Ich würde versuchen ein "Aus dem Weg" - und "In die Box"- Kommando zu etablieren.
An und für sich hat sie schon ein Körbchen, wo sie ganz in Ruhe gelassen wird, wenn sie sich zurückzieht.
Ich denke, dann fange ich wirklich von vorne an. Es hat mich nur irgendwie so geschockt, weil sie von komplett normaler Hund auf traumatisiert ist. Na, ja, zwei Jahre sind vielleicht doch noch nicht viel, vor allem wenn sie die Erfahrung gemacht hat, herumgereicht zu werden. Sie war ja mit 1,5 Jahren schon zwei Mal wo anders.
Ich fahre dann heute eine Hausleine kaufen und ansonsten feiere ich jetzt einfach mal die kleinen Schritte.
Wegen Problemen mit den Familienmitgliedern. Soll ich sie zur Zeit auf den Raum beschränken, wo ich mich aufhalte bzw. sie ganz in meinem Zimmer lassen? Oder einfach mittels Leine korrigieren. Soll ich da wirklich dran rucken oder sie einfach nur abrufen und zu mir holen? Bis dato habe ich die Leine eher als Verbindungsstück betrachtet, weil sie sich gut mit Stimme hat erziehen lassen. Ich hab immer nur positive Verstärkung benutzt...
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Die Leine benutzt du so sanft wie möglich in allen Situationen, in denen du sie sonst anfassen oder hochheben würdest, um sie irgendwo wegzuholen.
Also erst wenn abrufen nicht funktioniert.Wenn solche kritischen Situationen durch vorausschauendes Management deinerseits gar nicht erst entstehen, zB räumliche Trennung, umso besser.
Dagmar & Cara
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Aber die Situation ist so zugespitzt. Ich hab das Gefühl, ich muss irgendwas machen.
Bevor der Hund wieder ins Tierheim soll, würde ich mir eher eine Trainerin nach Hause holen.
Soll ich da wirklich dran rucken
Nein, natürlich nicht.
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Deine Hündin wird schmerzen haben. Viele Hunde lassen sich nicht gerne anfassen, wenn sie schmerzen haben.
Die Wunden müssen verheilen und das Vertrauen muss neu aufgebaut werden.
Es wäre fatal, sie deswegen wieder aus ihrer Umgebung zu reissen.
Bemühe dich. Nach Genesung arbeite mit Geduld und Ruhe, mit Sanftheit und Verständnis, mit Vertrauen und Liebe, mit Tricks, Training, Leckerlies und Trainer. -
Das hatten wir auch mit unserem Angsthund nach einer Verletzung. Das braucht Zeit und Vertrauen. Im Alltag legte sich das schnell wieder. Anfassen wurde gezielt und langsam geübt. Unzählige Trainingsbesuche in der Praxis, wobei es da immer noch extrem schwierig ist.
Solange der Hund noch Schmerzen hat würde ich sie möglichst einfach in Ruhe lassen. -
Okay, danke. Ich melde mich wieder, wenn ich weiß, wie die Lage nach der Genesung ausschaut. Mit den Tips kann ich ja schon einmal was anfangen. Solche Momente lassen einen dann doch fühlen, dass man trotz Aufwachsen mit Hunden kein Experte ist und auch der eigene Hund plötzlich fremd sein kann und Umdenken erfordert.
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