Neuer Hund aus dem Tierschutz sitzt seit drei Tagen ängstlich in seiner Box...

  • Meine Sina war auch sehr ängstlich (eine Wohnung kannte sie nich), wobei das natürlich überhaupt nicht mit deinem Hund zu vergleichen war, aber ich habe festgestellt, dass es für sie sinnvoll war, "einfach zu machen", denn je öfter ich immer dasselbe "einfach gemacht" habe, desto eher hat sie mir vertraut, weil sie gemerkt hat, dass ihr gar nichts passiert.


    Sie hat anfangs immer unter sich gepinkelt, wenn ich sie hochgehoben habe um sie nach draußen zu bringen, denn an der Leine konnte ich sie nicht vom 1. Stock runterführen, weil sie noch kein Halsband und keine Leine kannte.


    Sie lief vor mir weg, flüchtete auf ihr Kissen und hat sofort zu pinkeln angefangen wenn ich begonnen habe, sie hochzunehmen. Das hat einige Tage gedauert, dann hatte sie so viel Vertrauen zu mir, dass sie nicht mehr unter sich gepinkelt hat.


    Bei meinem Mann hat es über 2 Monate gedauert bis sie nicht mehr unter sich gemacht hat und er kann sie auch nur ohne Pinkeln hochnehmen, wenn sie gerade entspannt irgendwo liegt und er sich erstmal 1min zu ihr setzt und sie ruhig streichelt.
    Wenn er da einfach hingehen würde und sie hochnehmen würde, würde sie wieder unter sich pinkeln.
    Bei ihm wird das noch einige Zeit dauern bis sie genau so viel Vertauen zu ihm hat wie zu mir.


    Auch die 2 Stufen zum Garten musste ich sie anfangs runtertragen weil sie sich nicht getraut hat. Als sie dann das Halsband und die Leine von den vielen Gartenpipigängen kannte, hab ich sie vor den 2 Stufen abgestellt, sie nicht gelockt, denn das hätte sie noch mehr verunsichert. Ich bin einfach im Leinenlängenabstand mit dem Rücken zu ihr vor ihr gestanden und habe die Leine langsam gestrafft, sodass sie nicht nach hinten wegkonnte.
    Dann habe ich ganz vorsichtig einen kleinen Ruck gemacht und sie musste gezwungenermaßen die beiden Stufen runtergehen. Ich bin dann gleich noch ein paar Mal die Stufen rauf und runter mit ihr. Ab da war das Thema "2 Stufen zum Garten" erledigt weil sie gemerkt hat, dass da beim Runtergehen überhaupt nichts passiert.


    Das waren jetzt 2 Beispiele wo ich mit Verstand "einfach gemacht" habe und bei Sina gab es viele solche Situationen in denen ich derartig gehandelt habe - ihr hat das sehr geholfen.


    Je mehr ich bei ihr versucht habe, sie mit Leckerlies oder mit meiner Körpersprache zu locken, desto unsicherer wurde sie.


    Ab sinnvollsten war es, sie so zu ignorieren, also mit dem Rücken zu ihr, sie nicht ansehen und ansprechen, dann hat das auch alles gut geklappt.

  • Mich verwirren etwas die vollkommen unterschiedlichen Sichtweisen - doch in gewisser Weise helfen sie mir auch. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Und unsere Gedanken sind sehr wichtig bei so etwas.

    Das kann ich verstehen, mir geht es auch immer so, aber es kann auch helfen, verschiedene Sichtweisen einzunehmen und sich zu überlegen, was auf die eigene Situation passt. Naja, das hast du ja auch geschrieben, und ich denke, da sind wir uns alle einig.


    Ich arbeite ja selbst therapeutisch, und ich habe aus meiner Hundewelt ein Bild übernommen, das mir manchmal hilft. Meine Tierärztin hat mir mal gezeigt, wie man bei Hunden eine Pfotenmassage macht (kann hilfreich sein bei alten Hunden). Sie sagte dann: Wenn der Hund die Pfote wegzieht, soll man nachgeben, also mit der Bewegung mitgehen, aber nicht loslassen. Ich signalisiere also dem Hund: Ich habe wahrgenommen, dass du dich dem entziehen willst, aber ich lasse nicht los, sondern mache sanft weiter.
    Das ist ein gutes Bild, finde ich. Nachgeben, aber nicht loslassen.
    Natürlich nicht, wenn es etwas ist, das dem Hund wirklich nicht gut tut. Und den Unterschied zu erkennen ist manchmal nicht ganz einfach!


    Bei dem dosierten Stress, dem man einem Hund zumutet, muss man auch beachten, dass es ein paar Stunden dauert, um Stresshormone abzubauen. Das heißt, wenn man einem Hund, der z. B. draußen Angst = Stress hat, viermal am Tag einen Spaziergang zumutet, dann hat der pausenlos Stresshormone im Blut. Das ist auf Dauer nicht gesund. Deshalb sind lange Ruhephasen wichtig.
    Andererseits sollte sich seine Strategie (ich bleibe einfach hier hinterm Körbchen und falle nicht weiter auf) nicht verfestigen, und wenn man ihn komplett in Ruhe lässt, kann das passieren. Deshalb: Es geht hier nicht darum, möglichst schnell einen Erfolg zu haben, sondern den richtigen Weg zu finden.


    Bei meiner Hündin war es etwas einfacher. Sie hatte keine Angst vor uns Menschen oder vor anderen Hunden, und es gab hier eben noch eine andere Hündin, an der sie sich orientieren konnte. Ich glaube, das war für sie enorm wichtig, und so, wie du den Kleinen beschreibst (beobachtend), denke ich, dass die Hündin deiner Freundin etwas helfen könnte.
    Meine Feli hatte anfangs vor allem Angst, rauszugehen. Drinnen war es weitgehend in Ordnung. Sie konnte unters Bett kriechen, wenn ihr etwas zu viel war, ist dort allerdings immer wieder von allein vorgekommen. Aber in den ersten Tagen musste ich sie zum Pieseln raustragen. Glücklicherweise hat sie immer alles brav gemacht. Und dann habe ich Tag für Tag ein paar Schritte mehr mit ihr gemacht. Ich habe immer versucht, das nicht zu überreizen, so dass sich die Angst vorm "Draußensein" nicht bestätigt.
    Was ihr übrigens gut geholfen hat und immer noch zu helfen scheint, ist L-Theanin. Ich gebe ihr das in Form von "Sedarom direkt". Vielleicht ist das noch etwas für euch. Ist er im Tierheim mit Mutter aufgewachsen? Dann wurde er doch sicher gesäugt, oder? In dem Fall könnte auch Adaptil helfen (Zerstäuber für die Steckdose).
    Alles Gute weiterhin!

  • Heute nacht hat sie getrunken und gefressen. Ist doch ein riesiger Fortschritt...

  • Andererseits sollte sich seine Strategie (ich bleibe einfach hier hinterm Körbchen und falle nicht weiter auf) nicht verfestigen, und wenn man ihn komplett in Ruhe lässt, kann das passieren. Deshalb: Es geht hier nicht darum, möglichst schnell einen Erfolg zu haben, sondern den richtigen Weg zu finden.

    Das ist m.E. ein sehr wichtiger Punkt.

  • Oh, eine "sie" - Entschuldigung, war überzeugt davon, dass es ein Rüde ist. Keine Ahnung, wieso! :ops:


    Nachtrag: Hä, im ersten Beitrag steht doch "er"... :???:

  • Oh, eine "sie" - Entschuldigung, war überzeugt davon, dass es ein Rüde ist. Keine Ahnung, wieso! :ops:


    Nachtrag: Hä, im ersten Beitrag steht doch "er"... :???:

    Sorry, Makaio ist ein Rüde! :lol: :D Er ist halt sehr sensibel - aber es gibt ja auch sensible Männer... (Spaß)

  • Sehr hübsch, der junge Mann! :cuinlove:


    Da ich auch schon 5 Italienerinnen hatte, würde mich interessieren, woher er kommt! Verrätst du es mir, ggf. per pn? :smile:

  • Beim Lesen wird mir wieder bewusst, wie viele Glück wir mit unseren beiden Tierschutzhunden hatten:


    Unser Ersthund wurde ohne ihre Mutter mit der Flasche aufgezogen, hatte mehrere liebevolle Pflegefamilien mit anderen Tieren und großem Splelgarten, und beim Abholen haben wir die lange Fahrt schon mit zwei problemlosen Waldspaziergängen unterbrochen.


    Der kleine Zweithund hatte eine schwere Kindheit, sehr jung von der Straße eingefangen und suboptimal aufbewahrt. Wir haben sie am Flughafen von einer lieben Flugpatin übernommen, unser Ersthund hat dort beim Auspacken geholfen, und schon Minuten später gab es den ersten gemeinsamen Spaziergang im Grünen.


    Boxen haben wir erst später angeschafft, Drang zu ungestörter Ruhe wurde anfangs mit Kuscheldecken an geeigneten Orten befriedigt. Die Boxen wurden dann aber gern angenommen, und immer freiwillig wieder verlassen.



    Zuhause lässt das harmonische Zusammenleben keine Wünsche offen. Draußen gibt es leider oft Krach: Die Kleine ist ängstlich-aggressiv, und wird von der Großen schon bei minimalen Anlässen energisch verteidigt.


    sea u in denmark

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