Neuer Hund aus dem Tierschutz sitzt seit drei Tagen ängstlich in seiner Box...

  • Soweit ich mich bisher informiert habe, ist das auch die übliche Herangehensweise bei Angsthunden. Ein Hund tickt einfach anders als ein Mensch und daher darf man in solchen Situationen nicht zu menschlich gedacht an die Sache herangehen.
    Es gibt gewisse Dinge, da muss ein ängstlicher Hund einfach durch, auch, wenn das manchmal etwas heftig aussieht, aber für den Hund ist das sinnvoller.

  • In dem Video bietet sich der Hund bereits an - er kommt freiwillig aus seiner Box und wird dann mit Halsband/Leine gesichert. Dass er dann bockt, ist ein normales Verhalten und der Trainer arbeitet dabei recht gut.


    Stressabbau durch Futter? Auch hier gibt es die Variante, dass Hunde im Stress kein Futter annehmen können.

  • Selbst habe ich vier Jahre lang für einen professionellen Heiler aus England Behandlungen übersetzt und es wurden viele Traumatas und Schocks aufgelöst, welche Jahre oder Jahrzehnte zurück lagen. Und glaubt mir: Sie wurden nicht aufgelöst, indem der Mensch einfach gewartet hat, bis der Schock irgendwann weg ist. No way!


    Lasst uns doch einfach einmal unseren Weg mit unserer Trainerin gehen - und verfolgt gerne, wie sich Makaio dabei entwickelt.


    Bisher haben sich viele Hundebesitzer aktiv beteitligt, welche diesen Weg vorgeschlagen haben - und jetzt gerade sind eben gerade die Hundebesitzer aktiv hier dabei, die unseren Weg kritisieren. Vielleicht bestärkt durch jemanden, der einmal ausgesprochen hat, was sie auch schon lange denken.


    Ich finde das Video genial - es ist unser Weg.


    Unsere Trainerin hat Makaio gezeigt, dass es auch den Garten gibt - und sie hat ihm geholfen, sich artgerecht im Garten zu entleeren und zu lösen. Sie betonte aber auch lachend, dass Kollegen sicherlich die Variante bevorzugen würden, ein halbes Jahr lang mit Matten im Zimmer zu arbeiten. Sie hat das nicht kritisiert, sondern nur gesagt, dass es nicht ihr Weg ist.


    Stets hat sie ihm Zeit gelassen, auch wenn er sich hingelegt hat. Da war die Leine ganz locker und sie hat liebevoll mit ihm gesprochen. Um dann wieder zu sagen: Komm, Kleiner, du schaffst das bis zum Garten.


    Der Hund im Video sah auch nicht immer begeistert und Schwanz wedelnd aus - und doch hat ihm der Trainer geholfen und ihn unterstützt.


    ;)

  • Ich finde es auch ziemlich krass, der der Bub so extrem reagiert und sich wehrt. Natürlich ist das alles in Gänze betrachtet nicht schön. Aber wie soll man ihm da raushelfen? Komplett in Ruhe lassen, wochenlang?
    Das erscheint mir auch nicht richtig. Es sei denn, man hat eine Unterkunft, wo er sich auch nicht großartig weiterentwickeln muss (Gnadenhof mit Rudelhaltung z. B., also wie Tierheim, nur besser).
    Aber das hat er nunmal nicht, und es kann auch nicht jeder Hund so unterkommen.


    Ich weiß nicht, ob welches die (einzig?) richtige Herangehensweise ist. Aber ich glaube, dass das hier im Forum in geschriebenen Worten geschildert bei den einzelnen Lesern einfach unterschiedlich ankommt, je nachdem, welche eigenen Erfahrungen man vielleicht gemacht hat oder in welcher Stimmung man gerade ist. So stellt sich jeder die Situation ein bisschen anders vor. Vielleicht sollte man das gar nicht so detailliert in einem Forum besprechen, ich merke ja auch immer wieder, dass ich Dinge ganz anders meine als sie aufgefasst werden.


    Ich würde allerdings jetzt noch keinen weiteren Schritt planen, sondern ihn erstmal so weit Sicherheit bekommen lassen, dass er freiwillig und ohne sich zu wehren geschweige denn zu pieseln in den Garten mitkommt.

  • :roll: Im Video wurde nicht gezeigt, wie der Hund aus dem Tierheim in diese Box gekommen ist. Aber sicherlich ist er Schwanz wedelnd aus seinem Zwinger rausgesprungen und in die Transportbox reingelaufen. Und auch in der Pflegestelle angekommen, ging er sicherlich ganz ruhig und alleine in diese neue Box und hat sich gefreut, dass er in den Garten getragen wird. Und ebenso sicher, stand diese Box gerade mal erst kurz im Garten und es gab vorher keinerlei Interaktion mit dem Trainer (Ironie off). :D


    Leute, Leute...


    Hermann Hesse: "Keine Mensch kann beim anderen sehen und verstehen, was er nicht selbst erlebt hat."

  • Ich würde allerdings jetzt noch keinen weiteren Schritt planen, sondern ihn erstmal so weit Sicherheit bekommen lassen, dass er freiwillig und ohne sich zu wehren geschweige denn zu pieseln in den Garten mitkommt.

    Das finde ich sehr wichtig, denn damit hat der Hund genug zu tun und man sollte ihn nicht noch zusätzlich durch unwichtigere Sachen stressen.

  • Es liest sich eben sehr krass, wenn da geschrieben wird von Panik, Entgegenstemmen, Einpinkeln, massive Gegenwehr etc.


    Natürlich wird sich ein Angsthund gegen alles erst einmal zur Wehr setzen, egal, wie jetzt auch immer.


    Das Rauszerren aus seinem sicheren Eck, wäre nicht mein Weg gewesen. Ich hätte ihn aufgehoben (wie ein Welpe) und nach draußen getragen. Auf dem Weg nach draußen hätte auch ein Angsthund durch Beobachtung die Umgebung scannen können. Draußen zur Sicherung Halsband (Zugstopp) und eine 2m Leine und so ähnlich wie der Trainer agiert.


    Früher oder später findet der Hund dann seinen Weg zurück an "seinen sicheren Ort" und läuft selbständig. (ähnlich wie bei einem Welpen der sein vertrautes Zuhause aufsucht - die laufen ja auch eher den Rückweg, als den Weg weg vom neuen Zuhause). Man könnte ihn auch an der Zimmertür absetzen und er würde seinen "sicheren Ort" finden.


    Du bist vor Ort, wirst die Situation vielleicht besser einschätzen können, als ich mit den geschriebenen Worten. Du bist von dem Weg Deiner Trainerin sehr überzeugt - wenn es so ist, dann soll es so sein!

  • Schaut mal, hier sieht man, dass diese Herangehensweise der Trainerin nicht so falsch ist wie es den Anschein macht.

    Das Vorgehen ist tierschutzrelevant. Wieso der Hund irgendwo in einem scheinbar ungesicherten Gelände schon bei 0:22 von einem Menschen und einem ihm wahrscheinlich fremden Hund frontal bedrängt wird, während er keinerlei Möglichkeit zum Ausweichen hat, erschliesst sich mir nicht. Von den schönfärberischen Untertiteln zum Thema 'Respekt' und 'Ruhe' sollte man sich dabei ebensowenig täuschen lassen wie von der ruhigen, sanften Stimme des Erzählers. Wer schaut, was da wirklich passiert, merkt, dass es sich um ein Training handelt, in dem der Hund in einen derartigen Panikzustand versetzt wird, in dem er alles aufs Spiel setzt, nur um zu überleben.


    In der Psychologie kennt man dieses Vorgehen als 'Flooding,' wobei bei Menschen selbst da aus ethischen und moralischen Gründen der Patient zunächst darauf vorbereitet wird. Etwas vom Allerwichtigsten dabei ist die gute Vertrauens zwischen Therapeut und Patient. Der Hund wird hier aber weder vorbereitet, noch besteht auch nur das geringste Vertrauensverhältnis. Der Hund kämpft ums nackte Überleben. Die Tatsache, dass wir Menschen wissen, dass er das nicht muss, dass wir ihm ja nur helfen wollen und nachher 'alles besser' wird, rechtfertigt diese Methoden nicht und macht das Leiden des Hundes in diesem Moment nicht weniger schlimm.


    Bei 0:35 legt der 'Trainer' sich wieder frontal dem Hund gegenüber. Der Hund kommt aus der Box, weil er dem Menschen eigentlich ausweichen - und nicht, weil er auf ihn zukommen möchte. Er will sofort flüchten, wird aber durch die Leine daran gehindert. Von 'Einfühlungsvermögen' und 'sanftem Zwang' kann hier keine Rede sein. Der Hund hat Panik und versucht sich mit allen Mitteln zu befreien.


    Bei 1:41 (nach einem Schnitt, im Übrigen), liegt der Hund völlig entkräftet und hoch gestresst auf dem Boden. Der Hund ist ausgelaugt, hat aufgegeben, ist nicht fähig, sich noch zu wehren. Der arme Kerl existiert nur noch, der lebt nicht mehr. Die 'Fortschritte,' die man um 2:00 sieht, sind wohl nur für Laien und Leute, die von der Körpersprache des Hundes wenig verstehen, zu sehen. Nach wie vor bewegt der Hund sich wie auf rohen Eiern und scheint mittlerweile gelernt zu haben, dass jegliches Fliehen Gewalt zur Folge hat. Der Hund zeigt überhaupt nicht 'deutlich, dass sie mitmachen will' - ihr wurden sämtliche anderen Optionen durch Zwang genommen. Ihre Art des Hechels zeigt deutlich, dass ihr Körper sich in einem Ausnahmezustand befindet. Der gesamte Körper ist angespannt, das hektische Hecheln deutet auf den riesigen Stress hin, den sie gerade durchlebt die zusammengekniffenen Augen, der weit aufgrissene Fang und der ganze Ausdruck im Gesicht sprechen Bände.


    So behandle ich weder Mensch noch Tier. Das sind hässliche Szenen, die völlig unnötig sind, aber natürlich spekakulär aussen, weil sie den Hund zumindest zunächst in eine Selbstaufgabe und eine erlernte Hilflosigkeit zwingen. Dass es (auf den ersten Blick) funktioniert, ist mir klar: schliesslich habe ich früher selbst so gearbeitet. Heute weiss und kann ich es glücklicherweise besser.


    Ich hoffe für diesen Hund, dass ihm bald Menschen begegnen, die ihm diese völlig unnötige Qual ersparen.

  • Werde mich jetzt mal hier zurück ziehen. Tipps habe ich viele wertvolle erhalten und dafür bin ich sehr dankbar!


    Allerdings merke ich gerade, dass ich dabei bin, unseren gewählten Weg zu verteidigen - und das vollkommen unnütz und auch nicht wichtig. Denn es gibt einfach viele Sichtweisen, die alle irgendwie richtig sein mögen.


    Ich bevorzuge Interaktionen, welche mir Kraft geben und mich beSTÄRKEN. Das ist mit unserer Trainer der Fall. Und auch mit einigen oder auch vielen von euch. Danke dafür.


    Alles, was dir im Leben das Gefühl gibt, dich rechtfertigen zu müssen, kostet Kraft und schwächt. Das vermeide ich auch sonst in meinem Umfeld. Energie-Vampire... Sie treten immer dann auf den Plan, wenn sie merken, dass du einen anderen Weg gewählt hast, als sie es selbst tun würden, und dann kommt das ABER - ABER - ABER... Zweifel schüren.


    Es ist meine Entscheidung, ob ich das zulasse (nochmals betone ich, dass ich nicht diese konstruktiven Vorschläge und Sichtweisen meine, sondern lediglich das Zerrupfen jedes Satzes und das beleuchten von allen Seiten - puuuuuuh, anstrengend). Und ich entscheide mich, aus diesem Feld auszusteigen.


    Also, nochmals ganz liebe Grüße von uns und von Makaio - und PN werde ich auch gerne beantworten. Wir werden unseren Weg gemeinsam gehen :herzen1:



    (Helikopter-Eltern empfand ich bei meiner Arbeit mit Kindern auch stets als sehr anstrengend. Doch das war mein Beruf...)

  • Lese schon die ganze Zeit hier mit, bin echt gespannt, wie es mit dem kleinen Kerlchen weitergeht.

    Und ist das ernst gemeint, dass wir keine Retriever-Leine nutzen sollen? Es ist zur Sicherheit und wir würgen ihn damit nicht. Diese Leine wird sofort ganz locker gehalten, sobald er läuft bzw sich hinsetzt. Dann wird er gelobt.

    Über das Vorgehen der Trainerin möchte ich nicht urteilen, da ich nicht so viel Ahnung von Angsthunden habe.
    Ich weiß nur, dass ich bei meinem reaktiven und tws. unsicheren Hund niemalsnicht so eine Leine benutzen würde. Wie hier schon geschrieben wurde, höchstens bei einem ganz entspannten, sehr leinenführigen Hund.
    Ich nutze noch nichtmals ein normales Halsband, weil ich es einfach extrem unangenehm finde, am Hals herumgezogen zu werden. Er WIRD vielleicht nicht gewürgt, er würgt sich selbst, sobald er sich falsch bewegt.
    Es gibt doch auch Sicherheitsgeschirre, wenn es jetzt darum geht, dass Hundi nicht ausbrechen kann.
    Also alles in allem finde ich das Vorgehen schon irgendwo nachvollziehbar, nur die Schnur um den Hals macht mir irgendwie Bauchweh.
    Bachblüten würde ich auf jeden Fall weiterhin benutzen, sie haben mir und meinem Schatz schon sehr oft weitergeholfen. Auch eine Homöopathische Behandlung könnte ihn unterstützen.
    Er ist ja übrigens sowas von niedlich, echt zum knutschen! :herzen1: :cuinlove: :herzen1:

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