Neuer Hund aus dem Tierschutz sitzt seit drei Tagen ängstlich in seiner Box...

  • Hallo :winken:


    Ich wollte mich auch mal melden :smile: Ich habe 2 Tierschutzhunde aus dem Ausland. Eine Schäferhundmixhündin lebt seit 6 Jahren bei mir und kommt aus Polen. Sie war von Anfang an sehr interessiert an allem, ja geradezu aufgedreht ubd Angstprobleme gab es nicht außer ab und zu mal ein kleines wegzudenken vor irgendwas (Föhn und Staubsauger sind heute noch ganz böse :fluchen: )
    Vor 4-5 Wochen habe ich dann noch einen 8 Monate alten griechische Bracke Rüde von Kreta bekommen. Der war die erste Zeit genau so ängstlich wie deiner. Die ersten 2 Wochen hatte er sich seinen Platz im Schlafzimmer hinter dem Dreckwäschesack gesucht und wollte da patu nicht raus (der teure Holzboden unserer Vermieter ist an der Stelle wohl hinüber :( ) Wir haben ihm jeden Abend sein Futter hingestellt. Ca. 1m vor ihn und sein Wasser stand da auch. Weiter weg ist er nie gegangen die erste Zeit, nichtmal nachts. Seine Hinterlassenschaften hab ich vorsichtig unter ihm rausgewischt ubd es hat schon erbärmlich gesunken bei uns :verzweifelt: Nach einer Woche habe ich angefangen mich stundenlang neben ihm hinzusetzten, immer ein Stück näher, wenn er anfing zu zittern oder zurückzuckte bin ich wieder soweit weg gerutscht das es aufhörte und dann nach einer weile wieder ein Stück näher. Das habe ich solange gemacht bis ich meine Hand auf ihn legen konnte ohne das er in Panik verfiel und dann kam langsam das streicheln hinzu. Ca. 2,5 Wochen hat es gedauert bis ich ihn vernünftig streicheln konnte und er es nicht nur akzeptierte sondern auch merkte das es was gutes ist und es genoss. Dann ging alles super schnell. Er krabbelte als ich aufhörte ihn zu streicheln aus seiner Ecke, legte sich neben mich und forderte mich mit seinen Pfoten auf weiterzustreicheln. Alles ganz vorsichtig und zaghaft. So saßen wir ne ganze weile da bis meine alte Hündin dazu kam und ihn das erste mal richtig beschnüffelte. Ich habe mich da komplett rausgehalten. Zuvor hatte sie ihn in seiner ecke nur mit ausgestrecktem kopf von weitem beschnüffelt. Nachdem sie ihn ausging untersucht hatte legte sie sich auf die andere Seite von mir und er robbt zu ihr. Sie stand auf und lief los (sie ist vorsichtig mit anderem Hunden und schätzt Nähe zu fremden Hunden nicht so). Er stand auf und ging mit. 2 Stunden klebte er an ihrer Backe (nur in der Wohnung und auf der Terrasse) dann verzog er sich wieder in seine Ecke. Am nächsten Morgen stand er mit uns auf und war wie ein neuer Hund. Er klebte meiner Hündin und mir ca. ne Woche jede Sekunde an der Backe und schlief dann sogar direkt mit bei uns. Nach der Woche war er plötzlich interessiert an allem und ein ganz anderer Hund. Richtig frech sogar :lol: Er macht alles kaputt, liebt Menschen und Streicheleinheiten, tobt und hat sogar schon Nein, Sitz, Ab ins Körbchen und Komm her gelernt und das in der kurzen Zeit. Angst ist noch da, aber nur bei unbekanntem und großen/lauten Dingen. Da versteckt er sich dann hinter mir oder quetscht sich an meine Ersthündin und das darf er auch. Selbst sie liebt seine Nähe inzwischen.


    Ich weiß nicht ob meine Geschichte dir viel hilft, aber vielleicht macht sie dir wenigstens etwas Mut und Hoffnung, deshalb wollte ich dir das mal mitteilen ;)


    P.S wenn Interesse besteht kann ich Bilder com Anfang bus jetzt zeigen. Ein Riesen Unterschied :smile:

  • Oooooh, vielen Dank für deinen Bericht!!! Das macht wirklich viel Mut!!!!!!!!!!! Wir haben jetzt gemeinsam mal entschieden, ihn vollkommen zu ignorieren, das heißt, ihn nicht anzuschauen, und auch nicht direkt auf ihn einreden. Wir unterhalten uns ganz normal im Raum - und lassen ihn einfach nur beobachten. Und wenn es für ihn stimmig ist, wird er schon auf uns zukommen. Das einzige ist halt, dass er, wenn er pinkelt, er da irgendwie drin zu sitzen scheint... Ist sicherlich nicht gut für sein Fell (???), aber wegzerren ist sicherlich noch weniger gut. Heute morgen hat er auch gezittert, als ich in den Raum kam - aber das war nach ein paar Minuten wieder weg. Wenn er merkt, dass wir nichts von ihm wollen, wird sich das auch geben.... Hätten wir gewusst, was da auf uns zukommt - wir hätten ihn trotzdem genommen :herzen1: :herzen1: :herzen1: Und unser Hund spiegelt uns sicherlich etwas. Kann nur von mir selbst sagen: Bin in unbekannten Situation auch sehr vorsichtig und zurückhaltend. Und warte erst mal ab, was die von mir so wollen... Wer sich mit Aura auskennt: Mikaio hat eine violettfarbene Aura - sensibel und sensitiv... Habe als Musiklehrerin viele Kristallkinder - jetzt offensichtlich auch noch einen Kristallhund :lol:

  • Du hast soviel Empathie...ich bin mir sicher, mit einer guten Portion Geduld wird auf jeden Fall!!! Kopf hoch & durchhalten, ich bin mir sicher, Ihr werdet beide belohnt :smile:

  • Es hört sich für mich so an als ob du eigentlich die richtige Einstellung zu dem Hund hättest. Das finde ich äußerst lobenswert und ihr werdet sicher belohnt für eure Geduld.


    Ich habe damals beim aussuchen des Nachbarhundes geholfen. Meine Nachbarn haben sich auch nicht gerade für den einfachsten Hund entschieden, aber ich habe das Vertrauen gehabt, dass sie die Geduld aufbringen können die für diesen Hund notwendig war.
    Der Hund aus Rumänien wurde von anderen Hunden im Tierheim übel zerbissen und hat daraufhin seine Rute verloren und hatte so schlimme Verletzungen der Muskeln an den Hinterbeinen, dass es ein Jahr gedauert hat bis er eine ordentliche Muskulatur hatte um nicht hinten ständig schief zu laufen. Die Wunden selbst waren beim Einzug verheilt.
    Er hat sich natürlich am Anfang gar nicht anfassen lassen. Das fing am Anfang schon ab Mitte Rücken an und hinten durfte man nicht mal die Hand in der Nähe haben, da ist er schon ausgeflippt.
    Wir haben dann ganz langsam nach einer Eingewöhnungsphase und etwas Vertrauensaufbau begonnen ihn sozusagen zu desensibilisieren. Wir saßen neben ihm und haben angefangen ganz ganz leicht alles zu streicheln. Angefangen von unter dem Kopf und immer weiter nach hinten. Das hat Monate gedauert, aber heute kann man ihn überall anfassen, wenn auch immer noch vorsichtig. Vielleicht sagt dir Parelli etwas. Man kann es eigentlich wie ds Friendlz Game von Parelli beschreiben aber eben am Hund und natürlich ohne Carot Stick.


    Worauf ich aber hinaus will, ist wenn der Hund von sich aus soweit ist, dass er Kontakt zulässt bzw eigentlich sucht, würde ich mich zu ihm auf den Boden setzen (bzw. eigentlich du auf den Boden und warten bis er selber kommt) und ganz ganz langsam zu schauen wie weit er sich anfassen lässt. Wenn er sich dann anfassen lässt am Hinterteil. Kannst du von vorne anfangen mit zB einem Lappen. Wenn ers ich das auch gefallen lässt kannst du versuchen das Hinterteil wo er sich angepinkelt hat sauberzumachen. Das funktioniert bestimmt nicht in ein paar Tagen, aber es erspart dir den Hund gleich auch noch mit baden stressen zu müssen. Es ist natürlich für die Haut ungesund wenn er sich viel angepinkelt hat, aber es wird ihn nicht in den nächsten Tagen-Wochen extrem gefährden. Daum das hier vllt als Alternative damit du ihn irgendwann saubermachen kannst aber keinen Vertrauensverlust hast durch den Stress beim Baden.

  • mm, viele Ansichten, viele Herangehensweisen... Ich hoffe, es verunsichert dich nicht, wenn ich jetzt noch sage: Ich würde es anders machen. Ich bin der Meinung, der Hund braucht Anleitung und es ist in Ordnung, ihn auch erstmal ein bißchen zu überfordern, solange er immer wieder das Erfolgserlebnis hat: Nichts passiert, überlebt. Und danch wieder Ruhe. Ich finde es gut, dass ihr den Hund schonmal aus der Box geholt habt. Wenn das Sicherheitsgeschirr gut sitzt, würde ich ihn tatsächlich mal mit in den Garten nehmen oder so. Allerdings müsst ihr dahinter stehen, sonst bringt das wirklich nichts. Draußen zu sein, hilft Hunden, die draußen gewohnt sind oft sehr gut und andere Hunde ebenso.


    Eigentlich finde ich alles besser, als den Hund in diesem Zustand zu lassen. Diese dauerhafte Angst ist lähmend und er kommt aus dem Kreislauf von alleine scheinbar nicht raus. Er weiß ja auch gar nicht, was ihr eigentlich von ihm wollt. Ihr seid irgendwie da und er merkt ja eure Aufmerksamkeit und eine Erwartung an ihn aber er hat keine Hilfestellung, wie er sich denn verhalten könnte. Nicht nur psychisch sondern auch physisch ist dieser chronische Stress schlimmer, als etwas Kurzes Akutes, dass er danach verarbeiten kann indem er wirklich auch wieder seine Ruhe bekommt. Natürlich sollten es kleine Schritte sein aber ich fände es schön, dem Hund die Möglichkeit zu geben, sich seiner Umwelt gegenüber zu verhalten und auf Aktionen eurerseits zu reagieren. Er ist zur Zeit wie erstarrt und unfähig zu agieren.

  • ich hab mein anfangs immer rausgetragen bis zum auto, sonst hätte sie nie die Welt gesehen, aber da ist jeder Angsthund anders, was ihm hilft oder nicht

  • Draußen zu sein, hilft Hunden, die draußen gewohnt sind oft sehr gut und andere Hunde ebenso.

    Der Hund war seinen Lebtag nur im Zwinger im Tierheim, wie ich es verstanden habe. Draußen ist also auch komplett neu. Der Hund ist also generell permanent überfordert, drinnen und draußen. Warum nicht erst mal drinnen anfangen alles kennenzulernen, wo er sich immerhin schon mal lösen kann..? Dann hat man wenigstens einen bekannten Rückzugsort, wenn man dann anfängt mal rauszugehen. Wenn man jetzt alles auf einmal macht (akuten Stress zufügen - rausgehen, Box wegnehmen, anfassen etc.), kann der Hund das gar nicht verarbeiten, weil er nicht zur Ruhe kommt, weil er nirgendwo ruhen KANN, weil er sich nicht auskennt und niemandem vertraut.

  • ich hab mein anfangs immer rausgetragen bis zum auto, sonst hätte sie nie die Welt gesehen, aber da ist jeder Angsthund anders, was ihm hilft oder nicht

    Ich hab das mit jeder Angstbacke oder unsicherem Hund im Tierheim so gemacht. Und sogar noch schlimmeres (chippen, impfen, Maul auf und Pillen rein ect.) Während der Hund schon im Wald gut mitgelaufen ist, waren andere noch damit beschäftigt mit ihm im Zwinger zu hocken und darauf zu warten bis er aus seiner Hütte kommt. Erfolge gab es teilweise erst nach Wochen. Ich frage mich immer, was zb. so schlimm an einem Spaziergang im Wald sein soll? ist es nicht stressiger für den Hund, sich mit ihm einen Raum zu teilen und abzuwarten bis er sich freiwillig bewegt?

  • ch hab das mit jeder Angstbacke oder unsicherem Hund im Tierheim so gemacht. Und sogar noch schlimmeres (chippen, impfen, Maul auf und Pillen rein ect.) Während der Hund schon im Wald gut mitgelaufen ist, waren andere noch damit beschäftigt mit ihm im Zwinger zu hocken und darauf zu warten bis er aus seiner Hütte kommt. Erfolge gab es teilweise erst nach Wochen. Ich frage mich immer, was zb. so schlimm an einem Spaziergang im Wald sein soll? ist es nicht stressiger für den Hund, sich mit ihm einen Raum zu teilen und abzuwarten bis er sich freiwillig bewegt?

    ich denke mir halt auch, ein Hund, der auf keine positiven Erinnerungen zurückgreifen kann wie "draußen ist Wiese, Sonne, Schnuffeln", da ist dann das Verharren als Altbekanntes vermutlich das kleinere Übel und das Sicherheitsgebende.
    Meine Hündin fand die gesamte Welt bedrohlich, weil sie sie bis zu ihrem 6ten Lebensjahr nie gesehen hatte. Was also hätte sie motivieren sollen, damit sie sich allein überwinden hätte können, sich das fremde gefährliche Unbekannte anzusehen. Der Zustand, ängstlich zu erstarren, hatte ihr immerhin all die Jahre das körperliche Leben gerettet (und ihre Seele war sehr sehr tief verschlossen, auch die hatte sie damit letztendlich geschützt).
    Naja, eigentlich wollte ich jetzt gar nicht von ihr reden :'(

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