Angst - Panik - deprivierte Hunde - Vorgehensweisen, Erfahrungen etc.

  • Warum muss man immer erst mal vom Schlimmsten ausgehen? Das sehe ich persönlich nicht so.


    Weil wenn man von einem harmlosen Fall ausgeht, ein "schlimmster Fall" mit überfordernden Methoden für einen "nicht so schlimmen" Fall erstens tierschutzrelevant gequält und zweitens seine Probleme noch verschlimmert werden können.


    Bei Menschen bewirkt Überforderung in der Traumatherapie eine Retraumatisierung. Eine ganz üble Sache. Während zB bei einem Menschen der nur eine Phobie hat harte Konfrontation wunderbar hilft.
    Nun kann man bei einem Menschen aber durch ein Gespräch feststellen ob derjenige nur eine Phobie hat oder eben mehr. Und da man den Hund nicht danach fragen kann MUSS man, damit die Massnahmen für das Tier sicher sind vom schlimmeren Fall ausgehen, da man nur durch Probieren und Beobachten feststellen kann was Sache ist. Und dabei kann man nicht mit rabiateren Methoden anfangen.


    Ist das so schwer zu verstehen??????

  • Ich glaube, dass es menschlich ist, dass man sehr vorsichtig im Umgang mit so einem Hund ist, wenn man vom Schlimmsten ausgeht.
    Und da denke ich, überträgt sich diese starke Vorsicht auf den Hund und das verunsichert ihn m.E. eher als dass es ihm hilft.

  • Und da denke ich, überträgt sich diese starke Vorsicht auf den Hund und das verunsichert ihn m.E. eher als dass es ihm hilft.

    Nein, das muss nicht sein.
    Ich finde es sehr wichtig, den Hund nicht als Baustelle zu sehen, die bearbeitet werden muss, sich auf seine Probleme und Defizite zu konzentrieren, in erster Linie das zu sehen, was er nicht kann und an welcher Stelle er wie weit hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt. @Die Swiffer ist für mich ein unglaublich schönes Beispiel dafür, wie das Zusammenleben mit einem Hund mit DS/ Angstproblematiken aussehen kann und mMn auch sollte. Wenn man den Hund in seiner Gesamtheit liebevoll und geduldig wahrnimmt, ihn respektiert und seine Eigenheiten akzeptiert, rutscht man nicht in einen Teufelskreis, in dem man sich gemeinsam mit dem Hund gegenseitig hochschaukelt.

  • Ich merke bei meiner Sina einen enormen Unterschied in ihrem Verhalten wenn sich ihr jemand nähert.
    Geht jemand einfach zu ihr hin, bückt sich und streichelt sie, dann ist sie ein ganz normaler fröhlicher Junghund, der demjenigen vor lauter Freude ins Gesicht springen würde.
    Geht jemand langsam auf sie zu und redet dabei beruhigend auf sie ein, sieht man sofort an ihren Ohren und Augen und der Körperhaltung, dass sie sich unwohl fühlt.


    Daher denke ich, ist zuviel Rücksicht manchmal falsch, wobei man das ja nur sagen kann, wenn man den Hund vor Augen hat und somit seine ganze Haltung beurteilen kann.

  • Ich glaube, dass es menschlich ist, dass man sehr vorsichtig im Umgang mit so einem Hund ist, wenn man vom Schlimmsten ausgeht.
    Und da denke ich, überträgt sich diese starke Vorsicht auf den Hund und das verunsichert ihn m.E. eher als dass es ihm hilft.


    Übervorsichtige Leute sollten sich generell keine irgendwie schwierigen Tiere anschaffen, die sind für ein ängstliches Tier genauso ungeeignet wie für ein aggressives oder eines mit anderen Verhaltensproblemen, oder auch nur ein völlig gesundes, aber besonders willensstarkes, das das hemmungslos ausnutzt. Und da ist auch egal welche Spezies.


    Ausserdem ist Vorsicht im Umgang was völlig anderes als Verständnis und Rücksicht auf emotionale Befindlichkeiten.

  • Ich merke bei meiner Sina einen enormen Unterschied in ihrem Verhalten wenn sich ihr jemand nähert.
    Geht jemand einfach zu ihr hin, bückt sich und streichelt sie, dann ist sie ein ganz normaler fröhlicher Junghund, der demjenigen vor lauter Freude ins Gesicht springen würde.
    Geht jemand langsam auf sie zu und redet dabei beruhigend auf sie ein, sieht man sofort an ihren Ohren und Augen und der Körperhaltung, dass sie sich unwohl fühlt.


    Daher denke ich, ist zuviel Rücksicht manchmal falsch, wobei man das ja nur sagen kann, wenn man den Hund vor Augen hat und somit seine ganze Haltung beurteilen kann.


    Das ist nicht rücksichtsvoll, das ist blödsinnig. In der Natur würde sich ein Raubtier langsam anschleichen, dabei aber intensiv schauen. Ausserdem ist die Sprache anders als die, die er kennt. Klar, dass das ein "hä, da stimmt doch was nicht" Gefühl bei einem sensiblen Hund erzeugen kann, für den ist das doch genauso schräg wie jemand der einfach hingeht und ihn antatscht.

  • Was ist dann hier im Thread damit gemeint wenn es heißt man nimmt Rücksicht?
    Wie würde man sich z.B. meiner Sina nähern wenn rücksichtsvoll falsch ist und "einfach machen" auch falsch ist wenn man beim 1. Kontakt vom Schlimmsten ausgeht?

  • Ich würde mich seitlich nähern in gemütlichem, aber bestimmten tempo, sie dabei weder angucken, noch ansprechen, und wenn sie nicht beschwichtigt von unten her streicheln. So habe ich mich dem misstrauischen Ex-Straßenhund einer Bekannten genähert und ich bin eine der wenigen, die den Hund anfassen darf :rollsmile:

  • Wie kann "rücksichtsvoll" denn falsch sein? Rein logisch schließen sich beide Vorgehensweisen aus. Bei einem Hund - der sich bereits unwohl fühlt - verringere ich doch die Distanz nicht noch weiter. Entspannung kommt durch Distanzvergrößerung.

  • @Juno2013: huch, ich fühle mich geehrt. :ops: Aber ich muss auch dazu sagen, dass es ein gaaaaanz langer Lernprozess bei mir selbst war, mit viiiiiielen Tränen, grauen Haaren und Verzweiflung. ;)


    @Dackelbenny:
    Rücksicht heißt bei mir und Erbse schlicht und ergreifend, nix zu erwarten.
    Ich kann es ganz schwer beschreiben... Wie das denn mit der Rücksicht aussieht... Das ist so ein "nicht in Watte pack"-Ding gemischt mit "auf ihre Art" zusammen mit "das, was sie leisten kann".
    Für Erbse gelten die gleichen Regeln, wie für die anderen auch, aber die Einhaltung wird für sie großzügiger ausgelegt, der Umgang ist zum Teil wirklich anders, auf der anderen Seite hat sie viiiiiiel mehr Freiheiten, weil sie die braucht (bzw. es etwas ist, was sie gut kann und sie dann auch ganz stolz werden lässt... )
    Wenn sie mal wieder nicht pinkeln kann, weil dunkel - dann ist das halt so. Dann wischt man drinnen eben öfter.
    Wenn sie ihren Kängurutag hat, dann hab ich sie eben öfter im Pulli.
    Wenn es für sie jetzt gerade total wichtig ist, zu gucken, was man da macht, dann darf sie halt gucken.
    Und wenn ihr mitten auf dem Spaziergang auffällt, dass sie eigentlich gar nicht laufen kann, dann wird sie halt getragen...


    Es sind - zumindest bei uns - Kleinigkeiten. Allem voran: wenn es etwas gibt, was sie nicht kann, dann kann sie es halt nicht und dann guckt man, ob es eine Alternative gibt, mit der sie klar kommen könnte. Und die wird dann mühsam kleinstschrittig in die Situation integriert.


    :ops: Ich merk gerade, ich kann es wirklich nicht beschreiben... :hust:

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