Angsthund und die Panikattacken.. Überforderung :(

  • Guten Morgen zusammen,


    ich gehe seit drei Wochen mit einer sehr lieben Hündin (Mischling, 3 Jahre alt, Vorgeschichte nicht bekannt) Gassi, die aktuell noch im Tierheim sitzt.


    Anfangs war es so, dass ich nicht mal mit ihr alleine spazieren gehen konnte, da sie Angst vor fremden Menschen hat. Inzwischen vertraut sie mir so weit, dass sie mit mir mitgeht, häufig läuft sie super an lockerer Leine, aber es gibt da dieses Problem das ich einfach nicht in den Griff bekomme.


    Manchmal sieht sie irgendwas für ihren Geschmack Furchteinflößendes und versucht dann voller Panik zu flüchten.
    Sie stürmt in die entgegengesetzte Richtung davon und ist absolut nicht mehr ansprechbar.


    Ich versuche dann immer ruhig zu bleiben und mit ihr irgendwo am Wegrand stehen zu bleiben, bis sie sich beruhigt. Das habe ich letztes mal 45 min durchgehalten und sie war immer noch komplett panisch.
    Zwar trägt sie ein ausbruchsicheres Geschirr, aber aufgrund ihrer stattlichen Größe habe ich trotzdem mit der Zeit massive Probleme, nicht von ihr mitgerissen zu werden bei ihren Fluchtversuchen. Irgendwann geht mir da schlicht und ergreifend die körperliche Kraft aus.


    So und nun hätte ich gern einen Rat, wie ich diese Angstattacken bzw Fluchtversuche künftig besser händeln kann. Es ist ja nicht Sinn der Sache dass sie mich völlig unkontrolliert durch den halben Wald schleift und ich abends Schwielen an den Händen habe. ;)


    Ansprechen, Kommandos geben oder sonstwie ablenken funktioniert wie erwähnt in diesen Situationen leider null.
    Sie erst gar nicht in eine solche Situation bringen ist natürlich eine Option, allerdings erschreckt sie sich manchmal auch einfach nur vor Geräuschen, Regentropfen die auf Blätter prasseln etc.

  • Ich würde sie mal komplett von einem Tierarzt durchchecken lassen.
    Bzw. mal das Tierheim fragen, ob der Hund bereits gründlich untersucht worden ist.


    Nur, um auszuschließen, daß eventuell ein Schilddrüsenproblem diesen Hund "so" reagieren läßt.


    Wenn tatsächlich ein SD Problem vorliegen sollte, könnte sich dies mit der Gabe durch SD Medikamente, wenn sie einmal richtig eingestellt sind, eventuell legen.






    Ansonsten bliebe als weitere Möglichkeit für ihr Verhalten, eine eventuell schlechte Aufzucht, fehlende Sozialisation, fehlende Reize im bestimmten Alter, plus einer eventuell zur frühe Wegnahme von der Mutterhündin.
    Sollte dies der Fall sein, so dürfte es für Dich etwas schwieriger werden!
    Da braucht man als Mensch unendlich viel Geduld! Und man sollte sich darauf einlassen, auf einiges verzichten zu müssen.
    Und da ist das Einhalten gewisser Rituale bestimmt hilfreich für den Hund.





    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Zuerst einmal finde ich es total toll das du dich um so einen schwierigen Hund kümmerst :winken: .
    Mein Podenco war auch so ein Kandidat und hat mich körperlich an meine Grenzen gebracht wenn er eine Panikattacke hatte. Das kam oft sehr überraschend. Sicherheitsgeschirre gab es damals noch nicht und ich habe ihn mit Geschirr und Halsband gesichert.
    Nachdem er mir einmal fast die Schulter ausgekugelt hat weil er plötzlich einen Satz zur Seite und dann nach Hinten machte, habe ich mir einen Jogginggurt gekauft. Daran war eine elastische Leine befestigt die den plötzlichen Zug dämpfte. Ich denke das dies ihm sogar geholfen hat, denn es gab für ihn nicht so einen abrupten Stopp.
    Seine Panikattacken hielten sehr lange an, aber da wir hier ziemlich ländlich unterwegs sind habe ich für die ersten Gassirunden ruhige Gegenden gewählt.
    Menschen machten ihm sehr Angst und ich hielt immer Abstand so gut es ging. Manchmal sind wir einfach auf ein Feld ausgewichen.
    Was ich sehr gut geholfen war das ich eigentlich permanent mit ihm geredet oder vor mich hin gepfiffen habe. das hat ihn irgendwie beruhigt. Trotzdem hat es aber sehr viele Monate gedauert bis wir entspannt unterwegs waren. Geholfen hat es das ich ihn mit auf den Hundeplatz nehmen und dort, in abgezäunter Umgebung, mit ihm gearbeitet habe. Da er sehr futterfixiert war kamen schnell Erfolge. Er hat sogar Hundesport gemacht, aber ich musste immer acht geben ihn nicht zu überfordern. Er wurde sogar ziemlich selbstsicher und Menschen fand er irgendwann total toll weil ich ja erlaubte das sie ihm etwas gaben. Ich konnte ihn sogar mit in die Stadt nehmen.
    Leider blieb seine Angst vor Knallgeräuschen und Gewitter.


    LG Terrortöle

  • Hallo und danke für die Antworten.
    Ich habe mich im Internet ja auch schon etwas eingelesen zu dem Thema und bin ebenfalls auf das Thema Schilddrüse gestoßen.


    Habe das auch bei ihrer Pflegerin im Tierheim zur Sprache gebracht. Sie wurde laut ihr vor der Kastration komplett durchgecheckt und angeblich war da nix Auffälliges, sie scheint kerngesund zu sein.


    Wie es mit der Sozialisation lief kann ja leider keiner sagen, es ist aber definitiv so dass sie mit jeglichen anderen Hunden super verträglich ist, egal ob Tierheimhunde oder solche die sie nicht kennt.

  • @'Tobias-1984,


    hier sitzt auch so eine kl. Angsthündin. (kannte nur TH) Sie ist jetzt ca. 5 Mon.bei mir. Am Anfang war es wie bei dir...vielleicht nicht ganz so extrem. Was hier super hilft, ist mein zweiter Hund. Eddy hat vor nichts u. niemanden Angst u. Pia orientiert sich sehr an ihm. Das hilft ungemein. Vielleicht hättest du ja noch jemanden, der euch mit einem souveränen Hund begleiten könnte. Mit solchen Hunden muss man unheimlich viel Geduld haben....je nachdem kann das Monate dauern. Am Anfang würde ich auch immer dieselbe ( reizarme)Strecke gehen u.immer wieder dieselben Abläufe. Wenn sie dann ein bißchen sicherer wird (kann länger dauern), kann man es erweitern. Weißt du, woher sie kommt? Ausland? Dort ist sie eventuell nur im TH aufgewachsen u. kennt weiter nichts. Für solche Hunde ist alles furchteinflößend. So ist es hier mit Pia. Sie ist 8J. u. ist im TH geboren worden. Hast du vor, die Hündin aufzunehmen? Wenn ja, es ist einfacher mit solchen Hunden zu "arbeiten", wenn sie in einem Zuhause sind u. 24 Std. mit dir leben. Sie lernen geregelte Tagesabläufe u. werden so sicherer. So war es bei Pia. Im TH hätte ich kaum eine Chance gehabt, dass sie mir vertraut bzw. sich auf all die Dinge einläßt, die das Leben so mit sich bringt.

  • Kenne ich auch von meinem letzten Hund.
    Zum Glück war er anfangs in einem so schlechten körperlichen Zustand, dass ich das körperlich konnte.


    Aber da sind 3 Wochen leider gar nichts. Es hat Jahre gedauert und zum Schluss war die Panik nur so "gering", das sie Fremden nicht ins Auge gefallen ist.


    Du hast da mit ab und zu Gassi gehen - was ich echt toll finde - natürlich auch viel weniger Spielraum etwas zu bewegen.


    Kann sie denn in dem Tierheim regelmäßig freilaufen und sich mal austoben?
    Meiner Erfahrung nach müssen gerade diese Tiere (auch Pferde) die Chance haben, sich mal frei zu bewegen und den Frust/Stress "abzulaufen".
    Und mit der Chance flüchten zu können (zumindest ein Stück) Sachen zu erkunden und auszuprobieren.
    Ich bin da medizinisch nicht fit genug, aber so hat auch der Hormonhaushalt Chance sich zu normalisieren.


    Alles andere ist Zeit und Vertrauen und gemeinsames Erleben.

  • Mein Rüde ist auch so ein Hasenfuß. Wenn er eine Panikattake hat ist er nicht auf dieser Welt. Stehenbleiben ist bei ihm absolut kontraproduktiv. Ich bringe ihn ruhig aus dieser Situation . Obwohl er auch ein großer Hund ist habe ich ihn Anfangs auf den Arm genommen und weg. In der Situation kann man nicht viel tun, man muss an den Ursachen arbeiten. Dazu gehört auch viel Management, seinen Hund gut zu kennen und rechtzeitig zu reagieren. Ruhige Spaziergehgegenden wählen, Vertrauensarbeit und schauen was dem Hund Spaß macht. Wichtig ist auch nur kurze Runden zu gehen. Als Gassigänger hat man allerdings nur begrenzte Möglichkeiten. Angsthunde machen im Tierheim mit all dem Stress nur wenig Fortschritte.

  • Habe das auch bei ihrer Pflegerin im Tierheim zur Sprache gebracht. Sie wurde laut ihr vor der Kastration komplett durchgecheckt und angeblich war da nix Auffälliges, sie scheint kerngesund zu sein.

    Das glaube ich sogar gern!



    Es könnte nur sein, daß die Kastration doch Auswirkungen auf die Schilddrüse hat.
    Das vielleicht noch einmal sicherheitshalber checken? :ka:




    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Hallo,
    schön, dass Du Dich um diese Hündin kümmerst.
    Ich gehöre nicht zu denen, die in jedem Angstproblem einen gesundheitlichen Aspekt sehen. Diese Hündin wird nichts kennengelernt haben, keine Sozialisierung auf den Menschen etc und das begründet ihre Angst

    ich gehe seit drei Wochen mit einer sehr lieben Hündin

    Das ist eine sehr kurze Zeit und so schnell baut kein Hund eine richtige Bindung zum Menschen auf

    Anfangs war es so, dass ich nicht mal mit ihr alleine spazieren gehen konnte, da sie Angst vor fremden Menschen hat. Inzwischen vertraut sie mir so weit, dass sie mit mir mitgeht, häufig läuft sie super an lockerer Leine, aber es gibt da dieses Problem das ich einfach nicht in den Griff bekomme.

    Das ist doch ein großer Fortschritt in dieser kurzen Zeit

    Ich versuche dann immer ruhig zu bleiben und mit ihr irgendwo am Wegrand stehen zu bleiben, bis sie sich beruhigt. Das habe ich letztes mal 45 min durchgehalten und sie war immer noch komplett panisch.

    Wenn Du Dich schon an einer Stelle aufhältst, setze Dich, damit Du auf Augenhöhe mit dem Hund bist, das gibt eher Sicherheit und Du kannst den Hund mit ruhigem Streicheln etwas "runterholen"


    Wichtig bei Angsthunden ist Ruhe, Entschleunigung und Orientierung auf den Menschen. Gehe ganz langsam mit ihr spazieren und Du wirst sehen, sie orientiert sich schnell an Dir.


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