Tierarztbesuche mit ängstlichem Hund

  • Hab keinen passenden Thread gefunden …. Wenn ich was übersehen habe, gerne verschieben. Geht nicht um die Krankheit – die war nicht das Problem.



    Unser kleiner Chaos Junghund ist so ein „halber“ Angsthund. Hat die ersten Monate in einer Perrera verbracht, dann deutsches Tierheim, seit einem ¾ Jahr bei uns. Am Anfang kannt er nix, keine Wohnung, keine Autos etc…. Er ist grundsätzlich neugierig und wir haben schon eine ganze Menge geschafft. Im Alltag hüpft er überwiegend problemlos und fröhlich hinter unser erwachsenen Hündin hinterher.
    Wir können ihn überall anfassen, kraulen und untersuchen… alles kein Problem wenn er entspannt ist. … aber… er lässt sich definitiv nicht gegen seinen Willen festhalten. Um keinen Preis.


    Vor zwei Wochen hatte er eine Entzündung der Speicheldrüse unter der Zunge. Ehrlich gesagt hatte ich TA Besuche noch nicht geübt, war bisher kein Grund und ich wollte erstmal alles andere mit ihm gut hinbekommen. Ja, vermutlich keine gute Idee.


    Und dann beim erstem Mal gleich das Maul… schöner Mist. Ich habe in Absprache mit der TA eine kleine Dosis Sedalin Gel gegeben, zuerst lief die Untersuchung gut, aber als er trotz Sedalin realisiert hat, dass er auf der Seite liegend festgehalten wird, war es vorbei.


    Er ist explodiert und hat einen Salto vom Behandlungstisch geschlagen. Mit viel Ruhe haben wir es zu dritt auf dem Boden geschafft, ihn in ein Handtuch zu wickeln, damit die TA Antibiotika, Fiebersenker und Schmerzmittel spritzen konnte. Es ging, die Zyste ist aufgegangen, er war nach 2 Tagen wieder fit. Ein bisschen misstrauisch für einige Tage - jetzt wieder alles wie vorher.


    Was aber das Problem ja nicht löst. Ich kann jetzt auch wieder in seinen Fang fassen, die Zähne untersuchen , an seinen Ohren rumhantieren. Krallen schneiden üben wir grad, geht auch. Er liegt auf dem Rücken direkt neben mir, auf mir ist auch ok… aber : NICHT festhalten über seine Schmerzgrenze.


    Wie übe ich denn am sinnvollsten festhalten über den Punkt hinweg, der ihm angenehm ist??


    Und wie denkt ihr darüber, wenn die TA selber eher ängstlich bei problematischen Hunden ist? Ich hatte das Gefühl, dass hat die Situation eher noch verschlimmert. Ich möchte ja keine Haudegen, der grob mit meinem Hund ist, aber eine gewisse souveräne Sicherheit wäre schon hilfreich, oder?


    Lg, Elzbeth

  • Da wüßte ich auch gerne Rat. Ich hab auch so einen TA-Angstschisser, sowas kenn ich normal vom Terrier nicht. Ich hab den Hund ja zweijährig übernommen und weiß nicht, was da vorher passiert ist.


    Ich vermute aber bei deinem Hund, daß er so überreagiert hat, weil er Schmerzen hatte. Das ist bei meiner Hündin auch so; sie hat sich z.B. von der TÄ voriges Jahr eine Granne aus dem Auge puhlen lassen, ganz ohne Narkose und hat still gehalten.
    Wenn sie aber irgendwo Schmerzen hat, spielt sie wilder Hengst und wir müssen sie zu dritt festhalten.
    Das ist echt schwierig, aber vielleicht kommen noch hilfreiche Tipps.

  • Und wie denkt ihr darüber, wenn die TA selber eher ängstlich bei problematischen Hunden ist?

    Ist ein schwieriges Thema.
    Die TÄ und TFA haben reichlich Erfahrungen mit Angstbeißern und von daher Respekt.
    Und nicht alle kommen gut damit klar. (Und - mal ehrlich - Berufsrisiko ist die eine Seite, Verletztwerden vermeidet man aber andererseits schon gerne.)


    Mit meinem Schisser gehe ich proaktiv vor. Ich sage direkt, dass er unkooperativ ist.
    Dann kriegt er ein Mauli ... und schon kann die TÄ entspannter arbeiten.
    Beim Röntgen/Schallen halte ich den Hund, eine TFA assistiert nur wenn nötig.


    In der TK kommt mittlerweile "seine" TÄ mit ihm klar, wenn er nur eine Tüte hat (auch ohne mich).
    Die Vertretungs-TÄ letztens hat mich aber dazugerufen, was ich völlig okay fand. Mir ist lieber, dass sie mich mit reinnehmen, als dass sie irgendwelche Löwenbändigermethoden anwenden. Das würde es ja nicht besser machen.



    Wie übe ich denn am sinnvollsten festhalten über den Punkt hinweg, der ihm angenehm ist??

    Es gibt Trainer, die sagen, man solle ein Mauli draufmachen und den Hund legen, bis er resigniert.
    Ist nicht so meins, so als Übung ohne Anlass.

  • Aus der Beschreibung lese ich, er lässt sich festhalten, bis zu einem gewissen Punkt.
    Ich würde bis knapp an diesen Punkt gehen und ihn dann belohnen.
    Wenn er mehrere Male dabei entspannt bleibt, ganz, ganz langsam versuchen, die Anforderung zu steigern.
    Erst die Zeit langsam erhöhen, dann die Stärke des Festhaltens.
    Weiter gehen immer erst, wenn er die Vorstufe entspannt erträgt.

  • Hilft dir zwar nicht, aber Benni hat sich an genau einen Tierarzt gewöhnt. Der darf ihn anfassen, streicheln und untersuchen. Da wird maximal etwas verspannt gegrummelt.
    Wir waren aber zeitweise einfach so oft da, dass Benni das lernen konnte. :muede:
    Ich denke auch, dass du das festhalten üben und die Zeit steigern solltest. Ich musste Benni anfangs auch richtig doll festhalten und wenn er da mal gezappelt hat, hatte ich ein blaues Kinn. Die letzten Male hat es gereicht, wenn ich mit einer Hand locker um den Bauch gegriffen habe und mit der anderen locker seine Schnauze an meine Schulter gedrückt habe. Einfach, damit er nicht nach hinten schnappen kann. Und je entspannter er wurde (das merkt man ja auch) desto lockerer habe ich ihn fest gehalten.
    Maulkorb hat Benni (bei diesem einen TA) seit Jahren nicht mehr dran. Aber das zu üben schadet auf jeden Fall nicht.

  • Ich habe festgestellt, dass es für den Hund einfacher war, wenn ich nicht irgendwie versucht habe, ihn "liebevoll" zu beruhigen, sondern ihn erstmal langsam und ruhig umgelegt habe, dann selbst im vorderen Bereich fixiert habe (beim großen Hund war hinten die TA-Helferin) und wenn er dann angefangen hat, sich zu wehren, habe ich ein scharfes Abbruchkommando gegeben, sodass der Hund wusste, es bringt nichts, wenn er sich wehrt und ich meine das Ernst, dass er jetzt stillzuhalten hat. Hat bisher sehr gut funktioniert, sowohl bei den DSH als auch bei den Dackeln.

  • Am sinnigstem empfinde ich gutes, entspanntes Personal beim Tierarzt. Maulkorb ist obligatorisch.


    Bei unserem, eigentlich gut händelbaren Hund ist es ein sehr großer Unterschied zu wem wir fahren. Der "gute" behandelt eh fast nur Gebrauchshunde, darunter die richtigen Kaliber. Da wird keiner von nem Dobiknurrer nervös. Es wird der Ablauf einfach weiterhin sauber und ordentlich durchgeführt. Klammern ohne Narkose war kein Problem. Leider ist die Praxis ne Stunde weg.


    Beim Dorftierarzt macht er wesentlich mehr Heckmeck, da bricht auf den Dobiknurrer aber auch die Panik aus. Alles krallt sich amHund fest... daher hier nur für Kleinigkeiten ohne viel Schmerzpotential.

  • Mit meinem Schisser gehe ich proaktiv vor. Ich sage direkt, dass er unkooperativ ist.
    Dann kriegt er ein Mauli .

    Ein Schisser muß nicht unbedingt auch schnappen oder beissen.
    Meine Hündin macht z.B. keins von beidem.
    Sie zappelt einfach voll Panik rum und hängt mir bald um den Hals.
    Letztesmal hat sie mich so am Oberarm zerkratzt, daß ich hinterher mitbehandelt werden mußte. :lol:


    Der Hund der TE scheint ja auch nicht zu schnappen, sondern nur unruhig zu sein. So einen Hund kann man nicht einfach auf die Seite legen.

  • Zum eigentlichen Problem kann ich wenig beitragen, aber was mir auch wichtig erscheint. Immer wieder zum TA gehen. Für die meisten ist es kein Problem wenn du einfach im Wartezimmer sitzt, vielleicht wenn der Raum frei ist darf dein Hund auch kurz auf den Tisch und es wird sonst nichts gemacht. Ich könnte mir vorstellen, er wird sich in Zukunft auch sträuben, in die Praxis zu gehen. Da wäre es vielleicht hilfreich, auch einfach mit ihm hinzugehen und positiv zu bestätigen.

  • Hier lese ich auch mal mit.
    Genau dieses Problem habe ich auch. Meine Maus lässt sich von keinem fremden Menschen anfassen. Zum Schnuppern geht sie mittlerweile, achtet aber genau drauf dass sie von der fremden Hand nicht berührt wird. Ich kann mit ihr auch kein Festhalten üben, ich darf es nämlich. So lange und so intensiv wie ich das möchte.


    Demnächst muss ich auch zum TA, Blutentnahme und allgemeine Untersuchung.
    Mir ist jetzt schon mulmig und ich befürchte, dass sie Fremden dann noch mehr misstraut. Ich suche noch einen Tierarzt mit Angsthundeerfahrung.


    LG Gila

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