Stachelwürger im Hundesport

  • Uff..da ist ja einiges zusammen gekommen.


    Als ich in einem Hundeverein das erste mal mit einer Freundin trainiert habe, wurden einigen Hunden schon zu Anfang der Stunde (Stinknormaler BH Vorbereitungskurs) Stachelwürger von den Trainern (!) rausgegeben.
    Ich war geschockt und habe überlegt, ob ich mit den passenden Worten die Stunde für mich als beendet erkläre, bin dann aber geblieben.
    Irgendwie hatte ich den Ehrgeiz zu zeigen, dass es auch anders geht. Wir haben auf jeden Fall Eindruck hinterlassen, weil im Vorfeld schon einiges trainiert wurde und
    als ich mir die Hund/Mensch Teams so angeschaut habe war mein erster Gedanke, dass hier in erster Linie die Hunde die Unfähigkeit von den Besitzern ausbaden dürfen.
    Da war nix mit "Minimalkorrektur".
    Und auch da denke ich ...wieso ist man an dieser Stelle nicht Vorbild und zeigt eben, dass es auch ohne geht?
    Letztendlich habe ich einen Verein gefunden der ohne Stachler trainiert.


    Übrigens ist für Stachelwürger die häufigste Erklärung die ich höre..." um den Hund besser unter Kontrolle zu haben".


    Weshalb fällt es da so schwer sich zu positionieren?
    Ganz klar dagegen auszusprechen?
    Gerade wenn man einiges auf dem Kasten hat, dürfte es doch auch ohne gehen?
    Ruht man sich da nicht etwas auf diesem "Funktioniert schon über Jahre, warum also umdenken?" aus ...?


    Geht es beim Stachler nun letztendlich um Korrektur im Sinne von Schmerz (" der Hund war so hochgefahren, dass ich nur noch mit Stachler rausreissen konnte")
    Oder um eine minimale Berührung, die den Hund aufmerksam auf etwas machen soll?
    Wieso clickert man da nicht?
    Würde doch auch gehen um mit richtigem Timing "Feinschliff" in die Sache zu bringen?


    Edit: Ich finds ja immer schön wenn sich gleichermaßen Leute an Diskussion beteiligen die etwas mehr in der Thematik stecken, als auch Leute die ihr/en Wissen/Blickwinkel erweitern , oder einfach mal eine Frage in den Raum werfen möchten.
    Schade finde ich es allerdings, dass diese Leute teilweise mit dem einfachen und so oft bei unangenehmen Themen gelesenen Satz
    "Alles nur Polemik" ausgebremst werden.

  • Ich überlege gerade wie ich erklären soll, warum mein Hund (3-5 mal für wenige kurze Sequenzen) eine Kralle umhatte.
    Es ist eine Kombi aus verschiedenen Faktoren gewesen.
    Es ging bei ihm um eine Verschiebung nach hinten beim fusslaufen um Ca. 2-3cm und das auch nicht beim Beginn der Fußarbeit, sondern eher nach ca.15 Metern. Er arbeitete sich somit immer etwas weiter nach vorne. Ich bin ewig nicht mehr als 10 Meter Fuß gegangen, um ihn noch in der richtigen Position loben zu können, allerdings war das mit dem loben auch ein Problem. Der Hund war so engagiert dabei, dass er bei Lob völlig durchgeknallt ist und man somit sehr dosiert üben, loben und arbeiten musste.
    Nach ca. 2 Jahren war er in absolut kleinschrittiger Arbeit wirklich schön unterwegs, nur das Problem des sich vor Arbeitens blieb. Er war so engagiert und selber so motiviert und ich stand immer auf der Bremse, das frustrierte den Hund ungemein.


    Die Einwirkung die er mit der Kralle bekam, war ein eindrehen von zwei Fingern an genau der Stelle wo das vorarbeiten, also der Fehler lag. Mehr brauchte es nicht und ich musste meine Körperhaltung nicht ändern. Und ja, so wie ich die Kralle benutzte, würde ich sie an mir selber auch wirken lassen. Bzw. habe ich es selber vorher an mir ausprobiert. Nach den paar malen mit Kralle, reichte übrigens ein eindrehen von zwei Fingern an der Kette und das vorarbeiten blieb weg. Und die Kralle kam wieder in den Schrank und da liegt sie immer noch.


    Ich denke es kommt wie bei Kandare, Sporen und Gerte beim reiten, eben genauso bei der Kralle, retrieverleinen und z.b. auch dem halti darauf an wie ich es verwende.


    Ich denke das Bild dass hier viele im Kopf haben ist Herr t von gegenüber, der seinen Hund zum gassi einen stachler umlegt, daran die flexi und dann sagt "ich kann den sonst nicht halten!"


    Ich sehe allerdings auch deutlich mehr stachler auf gassirunden, in unsachgemäßer Handhabung, als bei gut arbeitenden hundesportlern.


    Ich glaube viele die den hundesport ablehnen, vergessen wie viel Willen und nennen wir es Motivation der Hund dafür mitbringt. Mein rüde z.b. liebt und lebt für UO. Er lässt seinen vollen Napf stehen, freiwillig nur um "Fuß" machen zu dürfen. War ein Test meinerseits.
    Er ist jetzt fast 10 Jahre alt und seine Begeisterung, die ich natürlich gefördert habe, ist ungebrochen.


    Meine beiden Hündinnen finden uo ok, aber mehr auch nicht. Mein rüde war von Anfang an, mit viel mehr Motivation dabei. Bei meinen Hündinnen würde ich die Kralle auch niemals nutzen, dafür sind sie nicht weit genug ausgebildet in der uo Richtung. (Augenmerk lag bei beiden mehr auf dem hüten).


    Hoffe ich konnte es ein bisschen erklären, ohne gleich als tierquäler zu gelten.


    Ohne den Willen, die Motivation und die bereitschaft sich voll reinzuhängen vom Hund aus, käme man egal wie Ehrgeizig man ist nie vorwärts.
    Die, die ganz oben laufen sind Ehrgeizig, können super ausbilden und haben Hunde die ihnen in Willen, können und Motivation in nichts nachstehen. (Und sie haben die drei Ts (trieb, Talent und trainierbarkeit) ).


    Lg

  • Ich habe bei keinem Hilfsmittel etwas dagegen, wenn es korrekt verwendet wird. Denn dann ist es immer eine Hilfe, stressfreier auch und vor allem fürs Tier ans Ziel zu kommen.


    Spannend finde ich die die Pauschalisierungen hier. Das können nur Leute machen, die keine Ahnung haben. Denn sie kategorisieren sofort in "Tierquälerei", was wiederum belegt, dass sie keine Ahnung haben. Nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, hat man nicht zwingend Recht, dass es etwas nicht gibt.


    Aber es ist mir schon oft untergekommen, dass sich Menschen, die zB glauben ein riesen Hundeverstverständnis zu haben, die Unterschiede echter zB Gebrauchshunde gar nicht vorstellen können. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. (Und nein, damit meine ich nicht so einen Quatsch wie "die brauchen eine harte Hand" - im Gegenteil)
    Zum Glück wird auch gezogen, wenn Hunde im Hundesport - zumindest in der IPO - meidig laufen. Also ist freudiges Arbeiten in einer Prüfung sowieso Grundvoraussetzung und gerade wer wirklich hoch führen will, kommt an einer professionellen Ausbildung nicht vorbei (was nicht bedeutet, dass es nicht natürlich auch Idioten gibt und widerliche Menschen, die ihre Tier misshandeln. Natürlich gibt es dir und natürlich hätte ich auch gern, dass die dafür bestraft würden.)


    Österreich ist ganz sicher nicht heilig - in keiner Sportart. Kein Land ist heilig.


    Ich glaub etwas mehr Differenzierung wäre nötig, wenn man dem Thema irgendwie gerecht werden will. Die Frage, ob man selbst einen Stachel nutzen würde, steht ja auf einem anderen Blatt.

  • Bisher habe ich Stachler eher an Hunden von Privatleuten gesehen, die ihre Hunde nicht im Griff hatten. Auch mit Stachler nicht. Die Krönung war immer der Jagdhund der am Fahrrad mittels Stachler und Flex Gassi geführt wurde.


    Ich bin kein Fan vom Stachler, weil er eben in den falschen Händen und manchmal vielleicht auch in den richtigen Händen schnell zum Missbrauch verführt um es dem Hund mal richtig zu zeigen, wenn er nicht funktioniert. Und meist mehr von Leuten ohne Verstand und Hundewissen.


    Ich bin nicht in der Hundesportlerszene unterwegs, kenne, bzw kannte ein paar die in dieser Szene unterwegs waren, aber nicht unbedingt die hellsten waren und die durchaus einen Stachler benutzten.


    Aber wie es auch immer so ist: Nur weil man Ausnahmen kennt, sollte man es nicht verallgemeinern.


    Im übrigen habe ich schon sehr viele Polizeihunde mit Stachler gesehen. Früher noch mehr als heute, aber es waren Stachler an den Hunden und die hingen mit Inbrunst in diesen. Ob man das so toll finden muss? Aber ist die Polizei nun ein Verein der Hundequälter?

  • Ich gehe davon aus, dass du vom Mondio redest. Ja es gibt diese Leute, auch im IPO und das auch in DE. Es gibt aber auch mehr als genug Leute im Mondio (und zwar voellig egal aus welchem Land), die zum absichern der abgebrochenen Flucht zu was anderem als dem Stachel greifen. Und nein...das weiss ich nicht ueber 3 Ecken o.ae. Ich hatte es erst neulich mit Franzosen davon, die der Meinung sind, dass es ohne abaolut nicht geht. Ob das so stimmt, ist ein anderes Thema... Es gibt in jedem Land und jeder Sportart Leute, die gewisse Dinge einsetzen - unabhaengig vom Gesetz! Und einige der Leute, die extrem hoch fuehren, gehoeren zu diesem Personenkreis!

    Nicht ausschließlich aber auch ja.
    Das kam in meinem Beitrag aber auch vor, wenn man ihn zur Gänze zitiert zB. Die Leute braucht man gar nicht über drei Ecken zu kennen.


    Es ändert trotzdem nix an meiner - harten und ja verallgemeinernden - Meinung, hab sie ja in mehrere Richtungen offen gelassen.


    Ich weiß, dass es anders geht. Auch in den 'harten, krassen nicht Hausfrau konformen' Hundesportarten ebenso wie im Obedience was das Sterneguckerfuß angeht, dass ja 'nur' über Stachel aufgebaut werden 'kann'. Es geht immer anders, es ist Sport, Hobby.

  • Wer bitte sagt, Sternegucken könne nur über einen Stachel aufgebaut werden?


    Das spricht ja dann auch schon wieder für sich, diese inkompetente Auffassung. Das ist schlicht nicht wahr.


    Und was ist mit Aktivierung? Also sind Aktivierungen auch böse, auch wenn der Hund sie ja ganz offensichtlich in keinster Weise als negativ empfindet? Auch wenn das gar keine Korrektur - nicht mal ein bisschen - ist?
    Was ist mit der Tatsache, dass man mit stumpfem Schmerz viel heftiger einwirken muss als mit spitzem um überhaupt ein Gefühl zu erzeugen?
    Was ist mit der Tatsache, dass die Wahl der Ausführung und der Sitz des Stachels einen himmelweiten Unterschied in der Art des Gefühls machen?


    Gibt es dazu auch differenzierte Antworten?

  • War mal ein Facebookpost nach nem IPO Turnier wos der Richter so rückgemeldet hat und das ging ganz wild die Runde. Also bei Gott nicht meine Meinung.


    Welche Aktivierung meinst du?
    Ich sehe sowohl stumpfe als auch spitze Einwirkung kritisch.


    Dazu müssen sich also wohl andere äußern.
    Für mich steht die Nutzung nicht zur Debatte und somit kenn ich mich damit auch nicht weiter aus.

  • Ich melde mich in diesem Thread jetz auch noch einmal.


    Zu Beginn des Threads war ich dem Stachler skeptisch gegenüber, und ich habe mehrmals interessiert nachgefragt, woraufhin mir ein hämisches "Wer erfolgreich trainieren will, trainiert mit Stachler oder mit noch schlimmeren Dingen" entgegengeklatscht ist. Sorry, an dem Punkt bin ich ausgestiegen.
    Übertretungen des österreichischen Tierschutzgesetzes (ja, ein Gesetz, keine Richtlinie, die sich jemand aus den Fingern gesogen hat!) wurden gerechtfertigt, weil man ja sonst ein paar Zentimeter nicht korrigieren kann.
    Sorry, aber in dem Moment ist der hohe Sport bei mir unten durch. Ich kenne Leute, die maximal Landesmeisterschaften bestritten haben, und die trainieren gesetzeskonform - alles darüber läuft für mich jetzt mal in der selben Kategorie wie Leute, die ihr Pferd barren. Kurzer, punktueller Schmerzreiz und das Vieh läuft wie geschmiert. Ja, jetzt werd ich polemisch.


    Wer sich nicht an die Gesetze halten kann, der braucht einen Sport nicht auszuführen.

  • Spannend finde ich die die Pauschalisierungen hier. Das können nur Leute machen, die keine Ahnung haben. Denn sie kategorisieren sofort in "Tierquälerei", was wiederum belegt, dass sie keine Ahnung haben.

    Welche Ahnung braucht ein Mensch denn, um formulieren zu dürfen, dass eine Schilderung vor dem Hintergrund der persönlichen Erfahrungen unangenehm und schmerzhaft wirkt?


    Wenn ich lese, dass Stachelhasbänder 2-3 Finger breit und damit 5-7 cm tief als "kurzer Impuls" an einer so empfindlichen Stelle wie der Kehle eingedreht werden, muss ich kein Fachmann sein, um diese Vorstellung ausgesprochen unangenehm bis schmerzhaft zu finden und das formulieren zu können.

  • Selektives Lesen.....



    Die Einwirkung die er mit der Kralle bekam, war ein eindrehen von zwei Fingern an genau der Stelle wo das vorarbeiten, also der Fehler lag. Mehr brauchte es nicht und ich musste meine Körperhaltung nicht ändern. Und ja, so wie ich die Kralle benutzte, würde ich sie an mir selbst...

    Nicht das Band wird 2-3 Fingerbreit eingedreht,
    es werden nur zwei Finger (der Leinehaltenden Hand) eingedreht


    Und, dass sich die Körperhaltung dabei nicht ändert, zeigt, dass die Einwirkung kaum sichtbar und somit nicht massiv schmerzhaft sein kann (wobei Schmerz natürlichauch subjektiv ist)

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