Stachelwürger im Hundesport

  • Hm - ich will gar nicht unfreundlich erscheinen- aber ich fürchte, dass es keinen Sinn hat, wirklich ins Detail weiter zu erklären, weil das eben Informationen und Erkenntnisse beinhaltet, die man nur hat, wenn man diesen Typ Hunde kennt UND mit ihnen (verschiedenen von ihnen) schon gearbeitet hat. Ich sage auch nicht, dass man mit einem Stachel arbeiten MUSS um erfolgreich zu sein. Ich sage nur, dass nicht in jedem Fall der Gebrauch negativ für den Hund ist. Mehr nicht.


    Aber nein ;) es fliegt einem nicht mit einer IPO3 überregional zu, falls die Frage ernst gemeint war. Das "fliegt" auch nicht zu. Es wäre durchaus wissenschaftlich logisch zu erklären, man muss dabei aber eben ALLE Faktoren berücksichtigen. Und das tun nun mal die Theoretiker (hier im Thread) nicht.



    Leider kann ich mich so gar nicht daran erinnern diese 3 D erklärt zu haben, die du aufzählst. (Die Erklärung der Aufzählung natürlich schon.)


    Die 3D die ich erklärt habe waren Distance-Duration-Distraction - da ging es um Desensibilisierung.


    Mein Abbruch ist NICHT für den Sportbereich geeignet. Denn es ist ein trieblicher Abbruch. Will ich eine Verhaltensänderung trotz hohem Trieb bei einem Verhalten, was IM Trieb auftaucht, muss man da anders dran.


    Also - nix für ungut für keine weiteren detailreichen Erklärungen von mir. Das ist ein komplexes Thema und es bietet zu viel Raum für Missverständnisse bzw Interpretationsfehler. Zumindest sind da meine Möglichkeiten begrenzt. Vielleicht hat ja irgendwer sonst von denen, die sich differenzierter damit auskennen ansonsten Lust und Zeit, das mal detaillierter zu beschreiben.

  • Ich finde "hochaversiv" ist ein schönes Wort. Man kann damit allem so eine gewisse Dramatik verleihen, egal wie wenig Argumente (ausser, weil halt!) so ein seitenlanger Sermon enthält.



    Für weitere Ausführungen empfehle ich gerne auch andere gerngenutzte Phrasen wie "Tierschutzrelevant" oder "sadistisch". Dankt mir später für die Inspiration. :pfeif:

    Ich finde die Euphemismen der anderen Seite auch interessant:


    Der Hund ist nicht "triebig" weil der Selbsterhaltungstrieb hinter dem Jagdtrieb zurück tritt, sondern ist trotz Stachler "freudig".
    Es ist ihm eine Freude, er ist richtig dankbar, dass ihm jemand ein Schmerzreiz setzt.
    Er würde auch sonst den Popo nicht hochbekommen und *aktiv* werden.


    Das ist das andere Wort, dass mit auffällt. Man benutzt das Halsband zur "Aktivierung".
    Also man treibt mit der Piekserei den Adrenalinspiegel nach oben.
    Aber "aktiv" klingt positiver und weniger stressig.


    Und man "hilft" dem Hund endlich die richtige Fußposition zu finden. Denn sonst belastet ihn, dass sein Mensch frustriert ist.

  • Ich verstehe deine cm-Rechnung da nicht - was ist mit eindrehen? Wer hat das geschrieben, dass 5-7 cm tief (was heißt das?) ein Stachel eingedreht wird?

    Hier wurde geschrieben, dass mit 2-3 Fingern kurz in den Stachler gegriffen wird. 2-3 Finger sind 5-7 cm, um die das Halsband verkürzt wird. Das war meine Rechnung.

    Aber zu behaupten, dass alle (!!) die ihn nutzen dem Hund weh tun und/oder zu dumm/faul/sadistisch/hilflos sind, den Hund anderweitig auszubilden, das zeigt, dass KEINE echte fachliche Ahnung da ist.

    Die Motivation eines Hundehalters oder Hundesportlers, ein Stachelhalsband zu nutzen, habe zumindest ich hier nicht öffentlich gewertet und daraus folglich auch keine sachliche oder persönliche Abwertung abgeleitet. Die kam, sorry, aber nun mehrfach durch Dich, indem Du einigen unterstellst, unwissend zu sein und keine Ahnung zu haben. Ist Dein gutes Recht, juckt mich an dieser Stelle aber auch nicht, denn mir geht es eben nicht um die von Dir angesprochene Motivation, sondern um die Auswirkung.


    Um es bewusst zu überspitzen: Wenn ich Dir eine knalle, tut Dir die Wange weh. Ob meine Motivation war, eine Mücke zu vertreiben, die gerade auf Deiner Wange saß, oder meiner Wut freien Lauf zu lassen, hat keinen Einfluss auf Dein Schmerzempfinden. Über die Motivation zu diskutieren ändert also mMn nichts an der Auswirkung und deshalb mag ich diesen Teil auch gar nicht werten.


    Darüber, ob dieses Beispiel nun passend ist und ob ein Hund wirklich Schmerz empfindet, wenn er ein Stachelhalsband trägt, lässt sich trefflich streiten, weil hier kein einziger Hund seine Erfahrungen beisteuern kann. Zu einem Ergebnis werden wir in diesem Punkt also kaum kommen. Allerdings reicht mir persönlich auch schon die Vorstellung, dass etwas unangenehm oder schmerzhaft sein könnte, um eine bestimmte Handlung nicht an einem Lebewesen auszuführen. Mitgefühl eben. Und zu dem Schluss ist ja ganz offensichtlich auch der Gesetzgeber in der Schweiz und Österreich gekommen.

  • Danke für die Richtigstellung der 3D.
    Entschuldigung, ich wollte dich da nicht falsch zitieren.

  • Ich kenne Stachler meist auch nur aus dem Alltag, wo es fälschlicher Weise als Erziehungshilfe genutzt wird. Am schlimmsten sind dann noch die Kandidaten, die so Hilfsmittel, getarnt als Lederhalsband, dem aufbrausenden Junghund aufbürden.
    Bei mir auf dem Hundeplatz gab ebenfalls Hundehalter, die diese Halsbänder verwendeten und fernab von jeglichen großen sportlichen Ambitionen waren.
    Auch wenn es in mir immer einen faden Beigeschmack bewirkt, wenn ich Hunde mit solchen Hilfsmitteln sehe, versuche ich mich auch in die Sichtweise der hier antwortenden Hundesportler hinein versetzen um dies zu verstehen. Aber es fällt sehr schwer, nachzuvollziehen wozu man solche Sachen benutzt und dem Sportpartner Hund einen Schmerzimpuls setzt.


    Das Stachelhalsband wird so um den Hals gelegt, dass es oben hinter den Ohren sitzt und unten zwischen Kieferknochen und Kehlkopf. Da Das Halsband durch Aushaken eine Gliedes an- und abgenommen wird und nicht durch Überstreifen, muss das Halsband so eng eingestellt sein, dass es gut am Hundehals anliegt, dann verrutscht das kein Stückchen weder nach unten zur Kehle, noch seitlich.

    Das ist doch schönreden, oder nicht? Es gibt kein "zwischen Kieferknochen und Kehlkopf". Worin "mündet" denn der Rachen, das Zungenbein? Genau, im Kehlkopf. Und nebenbei befinden sich dort noch Speicheldrüsen. Perfekt um in der empfindlichen Gegend, Schmerzimpulse zu setzen.

  • Nö. Ein Verbot bewirkt nur, dass die Tipps "unter der Hand" weiter gegeben wird. Wer das Hilfsmittel missbrauchen will, wird es auch weiter tun.Nur dann halt wild, ohne Sachkundige Anleitung und ohne Trainer der bessere Alternativen aufzeigt. Die Nutzung ist dann vielleicht nicht mehr offensichtlich, verschwinden tun solche Mittel jedoch nie.
    Österreich ist da ein prächtiges Beispiel, Tele in D auch.
    Das einzige was Verbote bringen, gelangweilte Tierschutzuschis können sich auf die Schultern klopfen, was man nicht tolles geschafft hat.
    Das man tatsächlich das Tierleid nur verstärkt hat, muss man ja nicht sehen, geschieht ja hinter geschlossenen Türen.


    Aber man kann diesem Thread eines schön entnehmen, es herrscht Unwissen und Unwille sich mal über den Tellerrand hinaus zu informieren.

    Du willst doch nicht allen ernstes behaupten, dass 90% der Leute, die den Stachler anwenden, das sachkundig tun? Hier haben schon so viele Leute geschrieben, dass sie die Dinger eher aus grusligen Alltagsbegegnungen kennen, nicht vom Platz. Wenn ein Stachler erlaubt ist, dann ist er nicht an die Anleitung eines Trainers gebunden und frei erhältlich. Das wäre vielleicht mal ein Tellerrand, über den der ach so tolle Hundesportler hinausblicken könnte: Er ist nicht der einzige, der die Teile anwendet. (Um nicht zu sagen, er ist in der Minderheit.)


    Das Mittel verschwindet vielleicht nicht ganz, aber es wird zumindest massiv eingedämmt. Und mir ständig vorzuwerfen, ich würde nicht über meinen Tellerrand hinaussehen, macht deine Argumente auch nicht besser. Was soll das werden? Stachelhalsbandbenutzer sind tolerante, weltoffene Leute, und die, die ein Verbot befürworten (ohne eine einzige Person als TierquälerIn hingestellt zu haben), sind alles verklemmte, gelangweilte Tierschutztussis? Sorry, da bist du bei mir an der falschen Adresse.

  • Nö. Ein Verbot bewirkt nur, dass die Tipps "unter der Hand" weiter gegeben wird. Wer das Hilfsmittel missbrauchen will, wird es auch weiter tun.Nur dann halt wild, ohne Sachkundige Anleitung und ohne Trainer der bessere Alternativen aufzeigt. Die Nutzung ist dann vielleicht nicht mehr offensichtlich, verschwinden tun solche Mittel jedoch nie.
    Österreich ist da ein prächtiges Beispiel, Tele in D auch.
    Das einzige was Verbote bringen, gelangweilte Tierschutzuschis können sich auf die Schultern klopfen, was man nicht tolles geschafft hat.
    Das man tatsächlich das Tierleid nur verstärkt hat, muss man ja nicht sehen, geschieht ja hinter geschlossenen Türen.


    Aber man kann diesem Thread eines schön entnehmen, es herrscht Unwissen und Unwille sich mal über den Tellerrand hinaus zu informieren.

    Es herrscht doch aber auch vor allem Unwissenheit "fachgerecht" damit umzugehen.
    ( wenn man mal dabei bleibt, dass es der Einsatz eines Stachlers in einem gewissen Rahmen legitim ist)


    Das was ich sehe und höre ist kein "Feintuning".
    Und die Beweggründe für das umlegen sind total verschieden.
    Trotzdem behauptet jeder Fachmann zu sein und jemand der dies ablehnt oder dem kritisch gegenübersteht, hat dann einfach mal ganz schnell keine Ahnung. (An dieser Stelle auch gern ein langer Vortrag, dass dies eben ein Gebrauchshund ist usw.)


    Jetzt mal nur als Beispiel.
    Fachmann A sagt:
    Es gibt eben sehr triebstarke Hunde, die sich durch nichts aus der Situation holen lassen.
    (Da kann ja dann nur über den Schmerzimpuls gearbeitet werden, ich bezweifel dass dieser Hund in hoher Erregungslage "feine Druckpunkte" spürt, oder eben mit diesen gearbeitet wird)


    Fachmann B sagt:
    Funktioniert zur Reizsetzung prima!
    (Und das kann man nicht anders aufbauen?)


    Fachmann C sagt:
    Man kann den Hund so besser und schnell korrigieren.
    (In der Theorie mögen da einige fein dosiert korrigieren wollen, ich sehe aber anderes)


    Und dann gibts eben auch leider immer noch (nicht wenige) Vereine die ihren Mitgliedern diese Teile schon direkt zu Anfang wärmstens empfehlen.


    Weil?
    Ja warum eigentlich?


    Die nennen sich alle Fachmänner.
    Und trotzdem sinds in meinen Augen nicht mal die Hälfte.


    Tatsache ist wohl, dass die meisten Hunde im Laufe des Trainings mal so einen Schmerz durch ein Stachelhalsband gespürt haben dürften, dass sie aufgrund dieser Erfahrung sich in Zukunft bei leichterem Zug/Druck etwas mehr zurücknehmen, weil es sonst wehtun könnte.


    Außer Frage steht, dass man das Training auch ohne Stachler vermurksen kann weil man zuviel Druck aufbaut, den Hund hart abstraft oder an der Leine ruckt.
    Aber ich finde ja das Stachelhalsband setzt all dem nochmal die Krone auf.

  • Also ich denke wir sind uns einig, dass ein Stachelhalsband, so wie man es zu 90% angewendet sieht, absoluter Murks ist.
    Im Hundesport als "minimale Korrektur" wie es hier teilweise beschrieben wird, kenne ich es nicht. Ich frage mich nur, wie das funktionieren soll. Wenn die Stachel ganz leicht die Haut berühren, sind wir uns einig, dass es dem Hund nicht weh tut.
    So, wenn es nun nicht weh tut, warum sollte es dann irgendwas korrigieren? Es ist ja kein Signal für den Hund, ich kann mir nicht vorstellen, dass der Hund weiß "oh, minimaler Reiz am Hals durch Stachel, jetzt muss ich meine Position verändern". Es muss ja also über ein gewisses Meideverhalten funktionieren -> "oh, Stachel, da wo der Stachel ist darf ich nicht hin". Das widerum funktioniert doch nur, wenn der Hund weiß, dass es ggf blöd wird wenn er dem Druck/Reiz nicht nachgibt.


    Oder liege ich da falsch?



    Auch den Vergleich mit Sporen oder Kandare beim Pferd kann ich nicht so nachvollziehen. Diese Ausrüstungsgegenstände stellen keine Hilfe in diesem Sinne dar, sondern sind erst mal eine Verstärkung/Verdeutlichung von schon beherrschten Signalen.
    Beim Stachler handelt es sich doch eben nicht um ein auftrainiertes Signal/Kommando (oder baut man beim Hundesport das "Fuß" mit der Leine auf?) im Sinne von "Druck am Hals links bedeutet ich muss weiter nach rechts".
    Auch sind Sporen und Kandare im Reitsport ab einer gewissen Leistungsklasse Pflicht, sollen also gar nicht wieder ausgeschlichen werden.





    Dann gerade im Bezug zum Hundesport... Ich finde man muss sich verdeutlichen, auch wenn das hier so gerne so dargstellt wird, dass dies für den Hund keine Arbeit, sondern eine FREIZEITbeschäftigung ist. Es ist also streng genommen völlig Schnuppe ob der Hund nun 5mm zu weit rechts oder links läuft.
    Der einzige den das interessiert, ist der Mensch, weil ER besser in Prüfungen abschneiden will und irgend ein anderer Mensch die ideale Haltung des Hundes in ein Regelwerk aufgeschrieben hat.



    Achso, und weil das irgendwo anders erwähnt wurde: ja, ich finde es auch furchtbar, dass Moxonleinen frei verkäuflich sind. Klar gibt es Hunde die wirklich immer 100% leinenführig sind und denen das daher auch nicht schadet, aber die große Mehrheit die solche Leinen verwenden, haben eben nicht solche Hunde.

  • @Esiul
    Wieviele Menschen kennst du, die Stachelhalsbänder und Teletaks einsetzen? Persönlich?
    Also wirklich persönlich kennen, nicht auf Spaziergang gesehen und angepöbelt?


    Ich kenne diverse. Und ich kenne diverse, die verschiedene so heiß diskutierte Hilfsmittel im Training einsetzen. Stachelhalsbänder sind bei uns im Verein z.B. recht präsent.
    Wer da wilde rumruckt, falsch einsetzt, den Junghund mit Babystachel führt, kriegt auch entsprechend Gegenwind. Und halt aufgezeigt, warum das jetzt ziemlich Sinnfrei ist.
    Die Nachbarin, die ihren Golden am Bändele führt, macht das "eigenverantwortlich", da das bei ihrer Sportgruppe verpönt und verboten ist.
    Hätte ich sie darauf nicht angequatscht, würde der Hund immer noch mit Bändele und Bullenkarabiner (ernsthaft!) geführt werden. Sie hat immer noch das Bändele, aber jetzt mit Stopp und feiner Leine. Sie hat nicht drüber nachgedacht und hatte auch niemand, der ihr den Grundsatz "je schärfer die Halsung, desto dünner die Leine" vermitteln konnte.

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