Unsicherer Hund und die dummen Kommentare anderer Hundehalter
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Ja, das kenne ich zu gut. Bei uns ist der Zug eh abgefahren, Hazel ist 11 und ich weiss schon dass ich sie in diesem Leben nicht mehr zu einem souveraenen, sozial interessierten Hund machen werde. Vor allem wissen wir ja selbst am besten, wann ein Erlebnis fuer unsere Hunde "positiv" ist. Bei Hazel ist ausser mit anderen Windspielen jeder Hundekontakt purer Stress.
Wo ist dabei das Problem? Warum muß jeder Hund souverän und sozial interessiert sein? Nur, weil das Andere verlangen? Mach Dich von dem Gedadnken frei! Das ist nämlich genau der Grund, warum man dann immer ein "schlechtes gewissen" hat oder sich belabern läßt - weil man im Hinterkopf hat, der Hund hätte ein Defizit. Nein - hat er nicht. Er möchte schlicht und ergreifend JETZT DIESEN Kontakt nicht haben: Vielleicht ist der Andre zu groß/zu wild/zuschwarz/zu gefleckt, oder er riecht unsympathisch - egal! Morgen oder an ner anderen Stelle kann er schon wieder viel gelassener reagieren.
Du mußt ja auch nicht jedem Passanten auf der Straße um den Hals fallen oder mit jededm Salltalk halten, nur weil viele Menschen das gern so machen.
Wichtig ist doch für Euch beide, daß Ihr streßfrei durch die Gegend laufen könnt - und wenn das bedeutet, daß Du Deinem Hund in eng werdenden Situationen, wo kaum ein Ausweichen möglich ist (und damit hundegerechte Körpersprache! Kaum ein normaler Hund würde bei Begegnungen frontal auf den Andren zugehen, v.a. wenns eng wird, die laufen immer zumindest nen Bogen o.ä.), den entsprechenden Schutz durch Hochheben gewähren kannst - ist doch super! Du bleibst ruhig, weil Du den Hund sicher weißt, der Hund bleibt ruhig, weil er sich sicher ist in Deinem Arm, und er weiß, Du beschützt ihn und sorgst für den nötigen Abstand - perfekt!
Meine Frieda war so eine Kandidatin, die kam mit 8 Jahren schon blind zu mir, war auf der Straße gefunden worden, und ging schon ab wie nix, wenn sie nur beim Gassi (odere daheim!) ein Halsband klimpern hörte, als ich sie bekam. Stell Dir einfach 7,5 Kilo sich windenden, kreischenden Aal vor, den Du so nicht auf dem Arm halten kannst, alternativ einen nach vorn in die Leine springenden, tobenden, kreischenden Terrier, der (blind auf der Straße!) gelernt hat, daß jeder Hund, den er auf der Straße trifft, ein potentieller Futterneider und Feind ist, und der deswegen der Meinung ist, daß nur tote Fremdhunde gute Hunde sind. Die hat vor Panik um ihr Leben geschrien, und sobald der Fremdhund weg war, sich hingesetzt, und ein flüssiges Geschäft erledigt - Panikdurchfall, der wie Wasser rauskam. Was glaubst Du, wie MICH die Leute mit Hund angeguckt haben in der ersten Zeit *gggg Gassi mit den andren beiden war schlichtweg unmöglich, weil Frieda dann nicht mehr zu bändigen war. Also hieß es, getrennt Gassi zu gehen. Und jeder Gang war ein Spießrutenlauf. Ich wäre damals gern dreimal täglich in irgendwelchen Mauslöchern verschwunden, wenn sie sich so "aufgeführt" hatte - die Leute konnten ja nicht wissen, warum sie so nen Streß hatte, und daß sie erst kurz bei mir war, und daß nicht ICH den Hund selbst "versaut" hatte...... Da fängt man an, einsame Gegenden zu suchen, sonderbare Gassizeiten zu wählen etc.....
Irgendwann habe ich beschlosseen, daß dieser Hund KEINEN Kontakt zu anderen Hunden braucht. Gar keinen. Weder direkt, noch in Hörweite oder Riechweite. Daheim war sie nur in meinem Zimmer, davor die abgeschlossene Türe. Abwechselnd mit den andren beiden. Bin erstmal Monate nur dort gegangen, wo ich alle Leute kannte - die waren nämlich hier aufm Kaff so lieb, ihre Hunde dann auf Entfernung abzurufen, damit sie nicht in Friedas Nähe kamen (nicht ganz uneigennützig - wer den Hund einmal erlebt hatte in seiner Reaktion auf den eigenen Hund, hat lieber Sicherheitsabstand eingehalten.......*gg). Oder wo ich nie wen traf, weil ewig weit draußen - aufm Feld kann man wunderbar kilometerweite Bögen schlagen, sobald man doch mal wen Andres mit Hund entdeckt.
Erst nach Monaten war Frieda dann langsam mal entspannter unterwegs, weil sie nicht schon beim Rausgehen auf "hab Acht!" war. Einfach durch die Erfahrung, ich halte ihr monatelang jegliche Hundebegegnung vom Leibe (sowas dauert natürlich, bis das Vertrauen da ist). Und erst dann, als ihr Streßlevel so weit unten war, konnte ich anfangen, mit ihr zu arbeiten. Mal 100 Meter entfernt von nem andren Hund stehenbleiben, wenn sie ihn riecht, sie zwischen meine Beine nehmen (in der Hocke, als Schutz, meine flache Hand auf ihrer Brust), und geschaut, ob sie das erträgt. Oder ich nahm sie hoch, wenn ich eine direkte Begegnung im Übungsgebiet nicht mehr verhindern konnte. Im Bogen an nem andren Hunden vorbei, sodaß sie grad noch das Halsbandklimpern wahrnehmen konnte - da bin ich dann oft mit einem "komm mit" losgerannt, sodaß sie quasi gemerkt hatte, daß ich ihr Problem wahrnehmen konnte, und sie auch schnell aus der für sie unheimlichen Situation wieder rauskam. Das Ganze schrittweise, immer die Entfernung verringert, oder mal statt in die Hocke zu gehen, nur daneben stehengeblieben. Oder statt weiterzulaufen, stehengelieben und sie berührt, um ihr Sicherheit zu geben. Und das Ganze aber in Abständen, die es erlaubten, daß sie entspannt blieb. Also bloß net jeden Tag geübt oder so. Eine Begegnung, dann wieder paar Tage nix (sodaß sie verarbeiten konnte: "da war eine Hundebegegnung, aber Fraule hat mich beschützt"), nur sicheres Gassi. Um einfach nicht wieder auf den Ausgangs-Streßlevel zurückzufallen. In Minischrittchen über die Jahre hinweg sind wir heute so weit, daß wir Hundebegegnungen, egal wie nah (!), entspannt mit ganz normalem gegenseitigem Beschnuppern absolvieren können. Wenn Hunde zu stürmisch zu ihr rennen, blocke ich (oh, was hab ich über die Jahre hinweg das Blocken gelernt....), weil sie das abstraft. Da schnappt sie gerne mal - und das ist für mich doof, weil die Reaktion einerseits zu 100% gerechtfertigt ist (unhöfliches Verhalten des Andren), ich aber Angst habe, daß sie bei sowas wieder lernt, daß nach vorn zu gehen eine adäquate Lösung bei Unsicherheit sein könnte. Das brauch ich net nochmal.... *gg Da blocke ich dann oder nehme sie sogar heute noch hoch - aber das ist sehr selten.
Ich kann auch inzwischen mit meinen Dreien problemlos zusammen Gassi gehen. Früher wie beschrieben undenkbar. Ja, es kommt vor, wenn meine zwei Andren vor der Haustüre beim Rausgehen voll "rumspacken", also hektisch rumspringen, kläffen, um Frieda herumwuseln, daß sie hektisch wird und in Richtung es Gewusels schnappt, weil es sie verunsichert. Aber das ist ein Warnschnappen, bei dem es dann auch bleibt- nicht zuletzt, weil ich die beiden Irren dann ausbremse *gg Und das nimmt Frieda eben ganz gut wahr, daß ich eingreife und ihr helfe, sodaß sie nicht mehr nach vorn zu gehen braucht.
Neulich hat Frieda das erste Mal außer Haus übernachtet, als ich nicht da war - bei @FozzyDogbone. Und siehe da: deren Hunde leben alle noch :-) Frieda hat wenig geschlafen, weil eine komplett fremde Umgebung für nen blinden Hund natürlich anstrengend ist. Aber sie hatte nichtmal ein Thema mit einer Stella, die ihr fröhlich ins Gesicht gehupft ist vor Freude :-) Und vor einigen Nächten bin ich früh aufgewacht, und Frieda und Bossi haben auf Körperkontakt neben mir geschlafen...
Also: ganz falsch kann die Methode, den Hund vor Fremdkontakten zu schützen, definitiv nicht sein! Es schafft Vertrauen zum Halter, wenn der Hund sieht, man versteht ihn. Und erst dann ist Hund in der Lage, mit dem Halter zusammen daran zu arbeiten, geringere Entfernungen zuzulassen und trotzdem entspannt zu bleiben. Und egal, wie weit man mit dem Training kommt (Frieda war auch schon 8, als ich sie bekam, und ist heute 16!), es kann immer wieder mal Situationen geben, in denen der Hund die Sicherheit eben einfach braucht. Weils zu eng ist, auszuweichen - oder weil schlichtweg DEIN Hund die Körpersprache des Anderen besser/früher erkennen kann als Du (und eher sieht, ob der Andre es echt freundlich meint!), und Du dann darauf reagieren kannst.
Vertrau Deinem Hund - wenn er Deinen Schutz braucht, merkst Du das ja; dann gib ihm den einfach weiterhin. Und je rigoser Du dann die andren Leute/Hunde fernhälst, desto eher wird Dein Hund Dir dahingehend vertrauen, daß Du in der Lage bist, ihn zu beschützen, auch wenn Ihr zB mal erst in letzter Sekunden nen andren Hund seht, und es zu spät ist, ihn hochzunehmen.
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Hi
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. Und jeder Gang war ein Spießrutenlauf. Ich wäre damals gern dreimal täglich in irgendwelchen Mauslöchern verschwunden, wenn sie sich so "aufgeführt" hatte - die Leute konnten ja nicht wissen, warum sie so nen Streß hatte, und daß sie erst kurz bei mir war, und daß nicht ICH den Hund selbst "versaut" hatte...... Da fängt man an, einsame Gegenden zu suchen, sonderbare Gassizeiten zu wählen etc.....
Oh ja, der Spiessrutenlauf! Den kenne ich so gut. Mit dem Unterschied, dass ich in der Beziehung ja tatsaechlich leider schuldig bin, was das Versauen betrifft Aber das ist 11 Jahre her, und irgendwie, wenn ich so drueber nachdenke, bin ich ja gerade deshalb jetzt auch meinem Hund schuldig es mit ihr bzw. fuer sie auszubaden.
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Denk Dir nix bei - jeder macht Fehler, v.a. beim ersten Hund oder ersten Hund mit einem bestimmten Problem :-)
Gerade bei Biene denk ich mir nach dem, was ich dann später bei und mit Frieda gelernt habe, ich hätte sie früher viel öfter mal beschützen und hochnehmen sollen und viel rigoroser im Kontakt mit Fremden sein sollen. Es ist uns nämlich mehrfach passiert, daß irgendwelche hirnlosen Passanten den Kleinhund einfach erschrecken zu müssen glaubten (einer is mal einfach vor den Hund gesprungen mit nem Satz - man bedenke, erwachsene Menschen *gg), weil sie es lustig fanden, daß sie dann angekläfft wurden! Oder sie haben dann "BUH!" geschrien, wenn Biene im Vorbeilaufen zu ihnen ging und an ihnen geschuppert hat, und sie damit völlig erschreckt und verunsichert. Ich habe lang (und mit viiiielen Leckerlies *gg) dran arbeiten müssen, das hinzukriegen, sodaß sie heute Streicheln von Fremden toleriert (toll findet sie das immer noch nicht!), und wenn ich nicht aufpassen, und jemand kommt unvorhergesehen ums Eck, wenn sie im Freilauf ist, kanns heute noch passieren, daß sie hinrennt und die Leute ankläfft.
Aber wie gesagt - man lernt aus seinen Fehlern, und ich denke, je mehr man sieht, was man falsch gegmacht hat, desto eher schafft man es dann auch irgendwann, richtig konsequent zu sein, Kontakte zu verhindern, egal, was die Leute sagen, und sich ein entsprechendes Fell zuzulegen. :-)
Und Du weißt ja: beim nächsten Hund wird alles anders....... *gg
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dass ich in der Beziehung ja tatsaechlich leider schuldig bin, was das Versauen betrifft
Schieb die Schuldgefühle mal beiseite! Es hätte jederzeit auch beim Spaziergang passieren können, daß ein Hund in deinen Hund reinrennt.
Sie ist eben jetzt so und da mußt du das Beste draus machen. Wenn es für euch beide besser klappt, wenn du sie bei Hundebegegnungen auf den Arm nimmst, dann mach es einfach so. Und ignoriere irgendwelche dämlichen Kommentare.
Wenn dich das nächstemal irgendwer dumm anmacht dann erwidere einfach freundlich lächelnd "ich wünsche ihnen auch noch einen schönen Tag". Und fertig! -
Und Du weißt ja: beim nächsten Hund wird alles anders....... *gg
Hach ja, beim naechsten Hund ... ich war mir sooo sicher es gibt nix mehr als mein Bienchen vor ein paar Wochen ueber die Bruecke ging .... und jetzt hab ich schwer puppy fever. Erst recht seit ich eine Dame mit zwei anderen Spielchen im Wald getroffen habe vor ein paar Tagen, und gesehen habe wie unbefangen Hazelchen mit den beiden gespielt hat Aber ich muss mich auf die Finger setzen ... im moment waere es unvernuenftig von uns einen weiteren Hund anzuschaffen ...
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im moment waere es unvernuenftig von uns einen weiteren Hund anzuschaffen ..
Warum? Vielleicht blüht deine Hündin dann nochmal richtig auf.
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Warum? Vielleicht blüht deine Hündin dann nochmal richtig auf.
Mein Mann ist Amerikaner und wir werden in spaetestens 18 Monaten wieder in die USA umziehen. Unsere Hunde (also Bienchen und Hazel) sind viel mit uns umgezogen, von Deutschland nach Hawaii, ueber Mississippi und wieder zurueck nach Deutschland. Es ist einfach ein immenser Stress, selbst wenn die Hunde ihre Flugbox gewohnt sind ect (beide waren zu gross fuer die Kabine, mussten also Cargo fliegen). Ich wuerde mich schlecht fuehlen jetzt einen Welpen anzuschaffen, wo ich schon weiss dass ein Umzug nach Amerika in so absehbarer Zeit ansteht.
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Hmmmmm - aber Du könntest ja schonmal nach Züchtern gucken. Meist muß man doch eh ne Weile vorher reservieren etc. Evtl. bekommst Du ja nen Welpen so, daß er noch ganz klein ist, wenn Du übersiedelst, und dann in der Kabine mitfliegen kann :-) Dann hättest Du jetzt schonmal was zu tun mit Züchter suchen udn kontakten, vorbesprechend und Dich-vorfreuen, müßtest aber keinem Hund den Frachtraum im Flieger zumuten.
Oder Du triffst Dich einfach öfter mal mit der Dame - hast Du ihre Kontaktdaten vielleicht mitbekommen?
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Ich würde auch sagen, mache es mit Hazel so wie du es für richtig hältst.
Was die Kommentare angeht, das ist eine Krankheit unserer Zeit.
Immer und überall gibt es jemanden, der meint das Verhalten, das Aussehen, etc. anderer kommentieren zu müssen.
Wirklich übel.
LG, Friederike
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Zitat von BieBoss
Du mußt ja auch nicht jedem Passanten auf der Straße um den Hals fallen...
Absolut!
Es ist mir ein Rätsel wieso ich ähnliches von meinem Hund erwarten sollte!
Derartige Vorstellungen sind sowohl für Menschen als auch für Hunde weder normal, noch natürlich.
Ist ja schön, wenn manche einfach auf alle anderen stehen, muss aber eben nicht sein.Ich hab da so eine Anekdote von einer Freundin von mir, an die ich grad denken muss:
Wir hatten für eine Veranstaltung einen Text zu lesen. Sie war auf die Homepage der Autoren gegangen und hatte als erstes gelesen, da draußen seien hunderte Menschen die uns lieben wollten... Sie erzählte mir das mit weit aufgerissenen Augen und lachte "Das hab ich als Drohung aufgefasst! Da hatte ich keine Lust mehr weiter zu lesen." Naja Ich versteh das! Aber die Autoren hatten wohl ein anderes Gefühl dazu...
Wir sind halt alle unterschiedlich. Wunderbar!Lass dich nicht irre machen!
Ich wünsche euch ein schönes neues Jahr! -
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