Langzeitleseprojekt: Literaturnobelpreisträger

  • Ich hab als Teenager Jane Eyre gelesen und war damit auch recht allein. Allerdings war ich mit meine Freude am Lesen generell eher ein Exot.

    Habe ich auch gelesen, da war ich allerdings schon jung erwachsen.

    Ich erinnere mich, dass ich mich köstlich amüsiert habe, dass ihr beinahe der Hungertod drohte nachdem sie ein paar Stunden nichts gegessen hatte.

    Heute erkläre ich es mir, dass in der Zeit damals weniger winddichte Funktionskleidung und enrgiereiche Nahrung zur Verfügung stand und sie ist wieder rehabilitiert.:smile:

    Jane Austen habe ich London gelesen, Emma und Stolz und Vorurteil. Da passt es und als Gesellschaftsroman auch.

    Hast du nicht auch José Saramago genannt?

    Da sind wir doch wieder zusammen mit dem Lesegeschmack.

  • Ach ja: Etwas nach der „Hesse-Phase“ kam bei mir Marquez. Mit Abstrichen auch die anderen Südamerikaner, aber hauptsächlich Marquez. Hemingway war mir dann später schon zu testosteronlastig, da hätte ich dann vermutlich auch Marquez nicht mehr lesen dürfen.

  • Ich gestehe, ich habe als Teenager auch Rosamunde Pilcher gelesen. Die war damals total in, es hat damals auch irgendwie gepasst. Heute packt ja keiner mehr die Bücher dieser Autorin mit der Kneifzange an ;)


    Ich finde es toll, wenn man durch Schule und Studium so einen intensiven Zugang zur Literatur bekommt. Das fehlt mir komplett. Habe nur die mittlere Reife und eine kaufmännische Ausbildung. In der Schule hat man zwar gemeinsam das ein oder andere Buch gelesen, aber wirklich tief ging das nicht.


    Ulixes

    wobei ich "Stadt der Blinden" schon auch ziemlich düster fand. Leider haben in dem Büchereiexemplar einige Seiten gefehlt, weswegen ich es nicht beenden konnte, aber ich konnte mich dann auch nicht mehr aufraffen, es anderweitig zu besorgen und zu lesen. Aber apropos düster: Ich hätte Lust, um Halloween herum eine Themenlesewoche zu machen (also düstere, gruselige, spannende, kriminalistische.... Lektüre). Hätte sonst noch jemand Lust dazu?


    Hemingway war mir dann später schon zu testosteronlastig, da hätte ich dann vermutlich auch Marquez nicht mehr lesen dürfen.

    Ich habe "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" gelesen. Es liest sich angenehm, keine Frage und ich habe mich auch relativ gut unterhalten. Aaaaaber das Männerbild des Hauptprotagonisten fand ich dann schon sehr, sehr fragwürdig. Nicht nur die extreme Verwandlung, die er durchmacht (natürlich wegen einer Frau - es sind ja immer die Frauen schuld), sondern auch die Art, wie er sich über das Wohlergehen der Frauen hinwegsetzt. Frauen, die verzweifeln, Frauen, die ihre Ehe (und ihr Leben) dadurch zuerstören.... Und dennoch zeichnet Marquez ihn als feinfühligen Mann. Wenn ich daran denke, dass weitentfernte Verwandte dem Hauptprotagonisten ihre 14-jährige Tochter anvertrauen und er sie - als alter Mann! - verführt und sie sich als Geliebte nimmt, hat für mich schon pädophile Züge und erzeugt in mir Übelkeit. Meine Tochter ist 13 Jahre und ich mag mir sowas gar nicht vorstellen.


    Diese Rollenbilder, welche manche Autoren in ihren Büchern zeichnen, lassen mich schon immer wieder erstauen. Philip Roth' Fantasien in "Das sterbende Tier" haben mich dann so angewiedert, dass ich eigentlich kein Buch mehr von ihm lesen mag, weil mir seine Fantasien immer im Kopf bleiben werden. Einfach widerliche Altmänner-Fantasien. Ich frage mich daher auch, wie man so jemanden ernsthaft als Anwärter für den Nobelpreis erwägen konnte. (Gut, dass es im Komitee dahingehend auch Skandale gab, lassen wir mal dahingestellt).


    101 männliche Literaturnobelpreisträger seit 1901, nur 16 weibliche Preisträgerinnen, davon 7 in den vergangenen 20 Jahren. Darunter aber letztes Jahr Handke, der sicherlich nicht zu einem besseren Image beigetragen hat.


    Ich konnte mich nie mit Feministinnen anfreunden. Zu sehr war in mir das Klischee von männerhassenden Lesben verankert. Mittlerweile denke ich - auch in Hinblick darauf, wie sich eine große Anzahl von Frauen in der Öffentlichkeit präsentieren - dass wir wieder mehr feministisches Gedankengut brauchen, mehr Literatur von Frauen. Nur bitte nicht a la Feuchtgebiete oder Fifty Shades of Grey.

  • :smile: Dabei sollte bitte nicht vergessen werden, dass das - von vielen Frauen leider sehr gern übernommene - „Feministinnenbild“ ein männlich geprägtes Klischee ist. Oft zutiefst reaktionär, diskreditierend und ohne sich jemals tiefer damit befasst zu haben. Eine der vielen Sachen, die ich nicht verstehe, die aber halt so sind und die ich akzeptieren muss. Wie das Klischeebild des „kleinen Mannes“ (persönlich finde ich es furchtbar, wenn man sich selbst so nennt - aber gut, auch das ist halt mal so), der genau das wählt, was seine Interessen eben nicht vertritt.


    Jenseits von aller Kritik, die ich heute an z. B. Frau Schwarzer zu richten hätte, ist sie eine unwahrscheinlich kluge Frau mit tiefen Einsichten, die ganz viel zu sagen hat. Auch mal Sachen, die ich so gar nicht teile, natürlich. Für die Altvorderen, die sich noch an Kelly/Bastian erinnern können, würde ich „Eine tödliche Liebe“ als Einstiegsbuch empfehlen.


    Wenns philosophisch sein soll, immer wieder Luce Irigaray, aber das ist schon härterter „Stoff“. Und mit Hannah Arendt und Simone de Beauvoir zwei Frauen, die viel mehr zu sagen hatten als die Männer, in deren Schatten sie gewachsen sind.

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