Hund gegen Depression/Flugangst
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1. Wie verhält es sich mit der Hundesteuer? Diese fällt ja für Therapiehunde weg oder ist ermäßigt.
Das ist in jeder Gemeinde unterschiedlich geregelt. Ein Therapiehund hat nicht denselben Status wie ein Blindenhund. Hier in meinem Landkreis gibt es keine Ermäßigung. Es gibt Anträge, wo das durchgeht. Ohne offizielles Dokument geht da aber nichts (und das gibts nicht).
2. Dürfte sie den Hund auch mit ins Flugzeug nehmen? Ohne Hund wäre ihr der Flug aufgrund der Erkrankung
ja nicht möglich.Das muss man mit der Airline absprechen. Eine offizielle, allumfassende Genehmigung gibt es da ebenfalls nicht.
Wie kann Person A nachweisen, dass sie den Hund wirklich aus medizinischen Gründen benötigt?
Gar nicht. Psychische Leiden können diagnostiziert und attestiert werden, aber die Therapiemöglichkeit ist nicht per se immer und als erstes ein Hund. Bevor da nicht andere Möglichkeiten, die eine Krankenkasse bezahlt, durchgekaut sind, benötigt diese Person keinen Hund.
Es ist nämlich nicht erwiesen, dass ein Begleithund bessere arbeitet leistet als eine stationäre oder ambulante Therapie mit allem drum und dran.
Und woher soll der Arzt dann auch noch Ahnung von Tieren, ihrer Wirkweise oder Ausbildungsart bei einem ganz spezifischen Krankheitsbild haben?Reicht hier ein einfaches Attest des Arztes aus, oder muss sie und/oder der Hund spezielle Prüfungen
und Tests absolvieren?Nein, irgendein Arzt kann nicht eben ein psychisches Leiden diagnostizieren. Und selbst dann wird ein Arzt oder die Krankenkasse einem keinen Hund "verschreiben", sondern andere Wege einschlagen (Weiterleitung an die Psychotherapie, medikamentengabe, tiefenpsychologische Herangehensweise, Verhaltenstherapie, kurweise Aufenthalte oder ambulante Betreuung usw usf).
Das Problem ist, dass dieser Begriff Therapiehund überhaupt nicht geschützt wird. Es gibt keine einheitliche oder offiziell anerkannte Ausbildung für Therapiehunde. Es gibt private Trainingszentren und verschiedene Ausbildungsmodelle, aber das ist alles nicht offiziell von rechts wegen anerkannt - zumindest in Deutschland. Der Sinn und die Wirkung sind auch nicht unumstritten.In diesem Bereich wird ganz viel in einen Topf geworfen. Von ehrenamtlichen Besuchshunden (so wie wir das unter dem Dach des ASB oder der Maltesern, aber auch unter privaten Vereinen so machen) bis hin zu Blindenführunde und Assistenzhunde für körperlich beeinträchtige Menschen und der Hund, der privat geführt oder privat geprüft beim Logopäden "mitarbeitet" - jeder ist ein Therapiehund. Seit ca 5 Jahren boomt dieser Begriff total.
Und mit dieser diffusen Vorstellung einher gehen halt auch falsche Vorstellungen von Leuten. Zum Beispiel denken manche, sobald man einen Test zum Besuchshund in einer Organisation hat, darf der überallhin mit, weil "Therapiehund" (was natürlich völliger Quatsch ist). Oder die Leute, die ihren Assistenzhund in Eigenregie "ausgebildet" und dann hinterher einen Wesenstest mitgemacht haben, dass das dann ein Therapiehund ist. Oder dass es reicht, wenn ein privater Hund, der mit zur Arbeit kommt, zweimal mit dem autistischen Kind geschmust hat und dann das Kind therapiert.
Gerade bei Flugangst ist das doch ziemlich umstritten. Wie oft fliegt man zwingend im Jahr irgendwohin?
Jetzt weiß ich gar nicht, ob Flugangst offiziell als psychische Krankheit diagnostiziert wird? Und wieso soll ein Hund da mehr helfen als ein Flugangst-Seminar oder eine Therapie in diesem Bereich? -
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Trotzdem bleibts dabei, ein Hund oder anderes Tier kann immer nur eine Krücke sein. Viel besser und wichtiger ist es, zumindest gleichzeitig noch mit Therapeuten und Hilfsteam an der Depression und der Flugangst zu arbeiten.
Und da Allergien ja anscheinend auch immer mehr vorkommen, kann ich mir auch gut vorstellen, dass nicht jeder oder in jeder Situation ein Therapietier akzeptiert werden kann.
Auch ganz allgemein geschrieben.
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Wirklich interessante Denkanstöße von euch allen. :)
Natürlich kann man nicht einfach mal schnell zu seinem Hausarzt gehen und schon hat man einen Therapie Hund, so war das nicht gemeint.
Auch ging es mir nicht darum ob die Krankenkasse irgendwas zahlt, es ging mir ehr darum den Hund in alltäglichen Situation (wie dem Fliegen) mitzunehmen bzw. die rechtliche Komponente dahinter.Mal abgesehen davon, denke ich nicht das ein Hund bei einer psychischen Erkrankung der letzte Weg nach Medikamenten etc. sein sollte.
Es gibt durchaus Studien die einen positiven Krankheitsverlauf durch das Zusammenleben mit einem Haustier, vorallem dem Hund bescheinigen.
Warum sollte also ein Tierlieber Mensch zuerst auf die Chemiekeule zurückgreifen? -
Eine Bekannte von mir aus den USA hat nach einer Möglichkeit gesucht ihre sehr große und schwere Katze bei sich in der Kabine mit nach Deutschland nehmen zu können und hat das dann über die "Therapie" Schiene auch so geschafft.
Dafür musste sie dann schon ein paar Stellen durchlaufen aber es war wohl kein großer Aufwand.Das ist in den USA tatsächlich denke ich alles lockerer geregelt als hier...dort wird ja aber irgendwie auch gefühlt jeder Dritte mit einer Form von "Anxiety" (Angst- und Nervositätszuständen) diagnostiziert inkl. Tablettenverschreibung. Ist dort normal.
Davon hat man hier in dem Maße noch nie gehört. Also jedes Extrem zieht dann natürlich auch was mit sich.
Ich denke die anderen haben es auch schon gut auf den Punkt gebracht!
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Weil Depressionen eine definierte Krankheit mit körperlichen Fehlfunktionen darstellen und der Botenstoffhaushalt und die fehlenden Hormone durch diese "Chemiekeule" je nach Krankheitsbild ergänzt/unterdrückt/stabilisiert wird.
Bisschen Hund kuscheln wird nicht heilen. -
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Weil Depressionen eine definierte Krankheit mit körperlichen Fehlfunktionen darstellen und der Botenstoffhaushalt und die fehlenden Hormone durch diese "Chemiekeule" je nach Krankheitsbild ergänzt/unterdrückt/stabilisiert wird.
Bisschen Hund kuscheln wird nicht heilen.Danke. Wollte gerade die Erklärung von meinem Therapeuten rauskramen, aber deine ist auch sehr schön
Chemiekeule... hab ich auch lange gedacht. Bis mein Therapeut mirs dann auch mal so gut erklärte. Die Medikamente beseitigen nicht die Depression. Aber sie machen das Leben mit ihr erträglicher, weil sie mir Botenstoffe geben die mein Körper momentan nicht ausreichend bilden kann. Und so habe ich die Kraft und Stärke durch Gesprächsthera und anderes an der Depression zu arbeiten.
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Warum sollte also ein Tierlieber Mensch zuerst auf die Chemiekeule zurückgreifen?
Sagst du auch über einen Diabetiker, der Insulin nimmt, dass er auf eine "Chemiekeule" zurückgreift?
Oder wenn ein Asthmatiker Medikamente nimmt? Ein Schmerzpatient?
Ich stimme dir zu, dass man bei psychischen, genau wie physischen Erkrankungen auch alternative Behandlungsmöglichkeiten ausschöpfen sollte.
Aber ich würde mir wünschen, dass nicht immer so abqualifizierend über Medikamente bei klinischer Depression und anderen psychischen Krankheiten gesprochen würde. Es gibt so viele Menschen, die unnötig leiden, weil sie vor einer medikamentösen Behandlung zurückschrecken. Aufgrund solcher Vorurteile.
Und eine echte Depression (nicht eine depressive Verstimmung) sollte man behandeln, da ist es mit einem Hund alleine eher nicht getan.
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Tierlieb sein reicht aber nicht.
Wenn wir hier gerade bei Depressionen sind. Klar einem Menschen kann es gut tun mit dem Tier Zeit zu verbringen. Aber wenn eine Person die täglichen Gassirunden nicht gewährleisten kann, einfach weil ihr Körper es nicht zu lässt dann ist keinem geholfen.Ich habe eine Panikstörung und konnte einige Monate mein Haus kaum verlassen. Auch da wäre das mit Hund auf dauer nicht schön. Beide würden darunter Leiden.
Ich finde auch den finanziellen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Gerade bei Angststörungen oder auch Depressionen können Menschen teilweise nicht arbeiten. Teilweise Jahrelang. Wie wird der Hund versorgt. Klar vielleicht müsste man keine Steuern zahlen aber das ist doch noch die geringste Ausgabe. Futter, Zubehör evtl Hundeschule wenn man es schafft. Nicht zu vergessen die ganzen Arztbesuche im Krankheitsfall.
Was wird aus dem Hund falls er einem auf dauer doch nicht hilft?
Ich glaube Medikamente werden bei uns in Deutschland nicht immer als erste Möglichkeit angesehen. Bei Kindern und Jugendlichen jeden Falls. Erst gibt es verschiedenste Therapiemöglichkeiten. Klar kostet alles Geld aber genauso wie der Hund.
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In den USA werden "fake service dogs" gerade zu einem großen Problem, da viele Menschen ihre Hunde als emotional support animals bezeichnen um sie überall mit hinnehmen zu können.
Ein Therapiehund ist nur ein Hund, der eine spezielle Ausbildung unterlaufen hat. Diese Hunde werden in der Regel nie negativ auffallen, solange sie ihre Weste tragen sind sie konzentriert und nehmen keinen Kontakt zu anderen Tieren oder Menschen auf. In Flugzeugen sind Hunde wie diese natürlich erlaubt, genauso wie in Supermärkten, etc.
Menschen mit "Emotional support animals" oder "Comfort dogs" haben diese Freiheiten grundsätzlich ersteinmal nicht, auch nicht in den USA. Denn jeder kann behaupten, sein Hund sei ein emotional support animal. Das wird mehr und mehr ausgenutzt, sodass dort viele Menschen, die zum Beispiel auf Blindenhunde oder Diabetikerwarnhunde angewiesen sind, auf einmal viel Misstrauen ausgesetzt sind. Die Airlines, die Comfort animals zulassen, machen das aus reiner Kulanz. So wurde vor kurzem ein "Emotional Support Pfau" nicht zu einem Flug zugelassen.
'Emotional support peacock' barred from United Airlines plane - BBC Newswer dringend ein Tier braucht, dass er mit in ein Flugzeug nehmen kann, sollte meiner Meinung nach einen kleinen Hund kaufen, mit dem dies auch möglich ist, ohne die Therapiehundregelungen auszunutzen.
hier noch ein interessantes Video zu dem Thema:
[Externes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=a2iV1mAPtuM] -
......Mal abgesehen davon, denke ich nicht das ein Hund bei einer psychischen Erkrankung der letzte Weg nach Medikamenten etc. sein sollte.
Es gibt durchaus Studien die einen positiven Krankheitsverlauf durch das Zusammenleben mit einem Haustier, vorallem dem Hund bescheinigen.
Warum sollte also ein Tierlieber Mensch zuerst auf die Chemiekeule zurückgreifen?Naja, erstens genau aus dem Grund, der hier schon genannt wurde: ein Tier braucht zuerst mal adäquate Versorgung und Beschäftigung, die nicht von jedem, der an Depressionen erkrankt ist, zu jedem Zeitpunkt zuverlässig geleistet werden können. Wer also ein wirklicher Tierliebhaber ist, sollte das vorher gut abschätzen können (bzw. den Therapeuten abschätzen lassen), inwiefern der angehende Halter sich selbst jederzeit kümmern kann, bzw. wer das an seiner Stelle tun kann, wenn er selbst ausfällt.
Zweitens kann ein Tier, auch das wurde hier schon genannt, nicht nur eine Hilfe in der Therapie sein, sondern auch Ansprüche stellen und eine Belastung darstellen (spätestens in Krankheitszeiten des Hundes!) - ist ja ein Lebenwesen. Unter Umständen gibt es Zeitpunkte, zu dem ein Depressiver damit aber überfordert wäre, was ihm die Heilung bzw. den Umgang mit der eigenen Depression zumindest in dieser Zeit erschweren könnte.
Drittens: die Alternative zur Chemie ist doch nicht nur der Hund, sondern erstmal eine Therapie. Gespräche, Beschäftigung etc. Das sollte immer die erste Wahl sein, um überhaupt erst mal in die Lage versetzt zu werden, einen Hund auch nur führen zu können. Es ist bestimmt leichter, auch Dinge im eigenen Leben zu ändern, die einem zu schaffen machen, ohne gleich die Verantwortung für die nächsten 15 Jahre eines Lebewesens übernehmen zu müssen.
Ich will damit aber nicht sagen, daß ich einen Hund nicht generell für ein geeignetes Hilfsmittel sehe, um Gottes Willen. Ist nur die Antwort auf Deine Frage :-)
Aber letztlich sehe ich im Hund halt in allererster Linie immer noch ERST das Familienmitglied (ich hätte keinen Hund, wenn es nicht so wäre, auch wenn dieser als Rettungshund Menschen hilft, aber in allererster Linie ist er mein Familienmitglied), und dann erst die Aufgabe, einer Person zu helfen (egal, ob Blindenhund, Assistenzhund, Rettungshund oder Therapiehund). Und der Hund kann eine HILFE bei der Therapie sein - aber er ist eben nunmal kein Therapeut und kein Arzneimittel. Also dieses "Hund = gute Therapie", das Argument gefällt mir irgendwie nicht, weil einfach zu pauschal, und weil es zu viel Verantwortung auf den Hund schieben würde, die er nicht wahrnehmen kann.
Letztlich hat man ja auch immer das Problem, wenns net so "wirkt" wie gewünscht, was tun? Dann hat man 15 Jahre lang einen "nur-Familienhund" da, der zu Helfen nicht in der Lage war. Sprich, man hat eine Verantwortung, dieman so gar nicht wollte, bzw. für die man eben nicht den Ausgleich "ich fühle mich besser" bekommen hat.
Außerdem: ich glaub, so ein Hund kostet in seinen 10-15 Jahren Lebensdauer sicherlich mehr Geld als es ein Medikament aus der von Dir genannten Reihe der "Chemiekeulen" tut *ggg (auch wenn ich bei der Auswahl grundsätzlich auf alle Fälle den Hund bevorzugen würde....)
Ein Hund ist sicherlich ganz toll und kann Vieles bewirken. Aber der Einsatz muß schon wohl überlegt sein, es muß jemand zum Kümmern da sein, falls der Halter kurzfristig ausfällt, und der Halter muß damit umgehen können, wenn sich der Hund als reiner Familienhund entpuppt und nicht den gewünschten Anforderungen/Vorstellungen entspricht im Alltag. DANN ist er sicherlich eine tolle Hilfe. Aber auch nur dann - und genau deswegen muß der Therapeut gut überlegen und ein Wörtchen mitreden, ob an dieser Stelle bei dieser Peron in dieser Situation ein Hund helfen kann, und ob er nicht u.U. die Person überfordern würde. Was nicht gleichbedeutend damit sein muß, den Einsatz eines Hundes bei Depressionen o.ä. generell abzulehnen.
Achja - wenn jemand selbst sehr krank ist und Hilfe benötigt, ist es -natürlich auch je nach Hunderasse- sicher auch schwierig, den Hund konsequent und souverän zu führen. Spätestens dann gibt´s Ärger mit dem Hund (und wenn er nur dem Halter selbst auf der Nase rumtanzt *gg) - allein deswegen schon würde ich einen Hund nicht an erster Stelle einer Therapie sehen, sondern eher als Unterstützer im weiteren Verlauf, wenn der Mensch schon wieder recht stabil ist. Also auch hier NACH Gesprächstherapie und notfalls auch nach/begleitend zur Chemie.
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