Der "gefährliche" Hund

  • Da hört man solche schlimmen Geschichten irgendwie nicht.

    Wenn der liebe Familienhund zubeißt, ist es auch keine so tolle Story, wie wenn "wieder mal" ein Listenhund zugeschlagen hat.


    Geschichten von beißenden Normalohunden gibt es auch, nur wird darum nie so ein aufsehen gemacht. Sowas wird irgendwo mal nebenbei erwähnt oder kommt gar nicht erst an die Öffentlichkeit.

  • welches Millieu?


    kenne die Hunde seit fast 30 Jahren. Seit 1999 besitze ich selbst Pits,
    war zu vielen hundeshows und kenne reichlich Leute die ebenso
    diese Rasse schätzen und lieben. Familie und normale Menschen eben,
    wie du und ich.
    Mir ist in den ganzen Jahren nicht ein Dealer,
    Zuhälter oder sonst etwas in der Richtung untergekommen.


    Und du kannst sicher sein, dass auch schreiende Kinder von anderen
    Rassen attackiert werden. Aber es wird darum nie so ein Terz gemacht,
    wie bei Pit, Staff und Co.

  • Mir ist in den ganzen Jahren nicht ein Dealer,
    Zuhälter oder sonst etwas in der Richtung untergekommen.

    Och doch. Ich habe 20 Jahre in Hannover gelebt, hatte Dealer und Junkies als "Freunde" und viele waren mit nem Staff oder diesen tollen neuen Staff Mixen ausgestattet. Leider haben ein paar davon auch munter vermehrt.


    ABER diese Hunde waren nicht per se unerzogen oder ungeliebt. Die meisten hingen an ihren Hunden, auch wenn die Erziehungsmethoden oftmals fragwürdig waren. Und Aggressionen gegenüber Menschen hatte keiner von denen. Nur Artgenossen waren ein heikles Thema.

  • ich habe leider keine ahnung. ohne die genauen umstände zu kennen, ist alles reine spekulation.

    Meine Fragen sind auch mehr allgemeiner Natur und nicht auf den aktuellen Vorfall bezogen.

    welches Millieu?

    @hasilein75:Weil sich gerne Idioten die keine Hunde haben sollen genau diese holen z.B. Erst gestern gesehen, Typ mit 2 Pitties, Ohren der Hunde ratzekurz geschnitten, beide am Stachler.

    Das war eine Antwort auf meine Frage, ich wusste nicht, wie ich es besser formulieren sollte.

  • Der Hundeführerschein in Niedersachsen kann im übrigen mit jedem Hund gemacht werden, dafür braucht man nicht den eigenen. Ich könnte also zuhause einen Aggro Hund sitzen haben und den Führerschein mit dem Top Erzogenen, lieben Nachbarshund machen.
    Die Theoretische Prüfung besteht aus einem sehr einfachen Ankreuz Fragebogen und die praktische Prüfung ist einfach nur ein normaler Spaziergang unter Beobachtung. Getestet wird einfach nur der Mensch im Umgang mit einem Hund und nicht der Hund an sich.
    Irgendwo stand doch auch, dass die den Hund schon 8 Jahre hatten, oder? Wenn der Hund auch die ganze Zeit steuerlich angemeldet war, brauchten die Halter den Hundeführerschein nicht mal zu absolvieren.

    Deswegen schrieb ich ja "praxisnah". Von diesem Ankreuztest habe ich gehört und halte so was nicht für sinnvoll. Ich dachte schon an einen Test, der den Umgang mit dem konkreten Hund testet.

  • Jeder Hund kann beißen, aber bei manchen ist der zu erwartende Schaden eben höher als bei anderen. Die Gesellschaft hat ja mittlerweile schlau erkannt, dass das andere Ende der Leine die Verantwortung trägt. Danach folgt eben der Trugschluss, dass eine Rasseliste das Problem beseitigt. Dabei können die Plätze von Staff und Co. viele Hunde einnehmen, solange sie nur groß und stark sind und mit Verstümmelungen an den richtigen Stellen (z.B. abgeschnittene Ohren) böse genug aussehen. Interessanter wäre also eher, die Abgabe von Hunden, die einen bestimmten Typus entsprechen, stärker zu kontrollieren. Hier dann auch stichprobenartig die Haltebedingung. Einen begleiteten Spaziergang finde ich übrigens als Benchmark ebenfalls nicht schlecht.

  • @hasilein75 jetzt mal unabhängig von den tragischen Gegebenheiten, dazu möchte ich nicht spekulieren.


    Staffs und Konsorten haben öfter ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten. Schreiende Kinder können das triggern.
    Manche Hunde die die "passende" Genetik mitbringen und in den falschen Händen sind (und nein das heisst nicht immer unbedingt dass sie zu schlimm behandelt wurden. Das Gegenteil kann auch der Fall sein - keinerlei Grenzen und Führung) können bei allem Beuteähnlichen austicken. Sei es auch nur ein Ball der quietscht.


    Wieso das so ist? Also was da nicht stimmt, das weiss ich leider nicht.


    Ich glaube gar nicht dass das nur Staffs/Pits betrifft sondern eher dass diese Hunde oft unterschätzt werden, den Medien zum Trotz. Ich zB hasse das Wort kampfschmuser und dieses dauernde beweisen wollen mancher Halter in den sozialen Medien wie toll und schmusig und überhaupt die Hunde seien.


    Ich denke ein Malinois in falschen Händen, oder ein Jagterrier in falschen Händen bringt dasselbe Potenzial mit sich, nur werden diese Hunde viel bewusster geführt. Ich habe noch nie "Malis sind sooo tolle kuschelknutschi Hunde" Kampagnen mitbekommen. Holt man sich einen Gebrauchshund zB weiss man um sein Potenzial.

  • Habe jetzt auch mal alle Kommentare dazu gelesen.


    Hm... die Berichterstattung finde ich ok. Natürlich will man durch reißerische Überschriften Leser gewinnen.


    Ich bin gespannt auf das Obduktionsergebnis. Den Artikeln zufolge waren die Hundehalter mit dem Hund wohl überfordert, körperlich und erzieherisch.


    Aber ganz egal, wie das Ergebnis der Mediziner aussieht... ich glaube, ich wäre mit Einschläfern nicht einverstanden. Das Leben in Tierheimen ist nicht so toll. Aber dann ist die Gesellschaft gefordert, Tierheime besser zu unterstützen. Denn die Gesellschaft verursacht Tierheimhunde. Tötung, um Missstände nicht beseitigen zu müssen, geht gar nicht.
    Und egal ob der Hund generell nicht ganz sauber tickt weil irgendwelche Verbindungen im Gehirn nicht da sind, ein Sozialisationsproblem/Erziehungsproblem oder was auch immer vorhanden ist. Er ist nunmal da. Ihn einfach zu beseitigen, finde ich auch zu einfach gedacht.

  • hasilein es ist leider so, dass über Vorfälle anderer Rassen nicht genug reißerisches Material vorhanden ist. Ich habe selbst seit über 30 Jahren "Listis" und es ist nunmal leider auch so, dass sich so manche Möchtergerne über diese Hunde profilieren wollen, Angeben, ihr unterbemitteltes Selbstbewusstsein aufmotzen, so war es früher leider. Da ist es super gewesen, wenn der Hund stundenlang am Reifen hing und sich von seinem Ziel nicht abbringen ließ. Das wurde mit unglaublichem Respekt gezollt, je breiter der Kopf, je härter die Muskeln umso besser. Von richtiger Erziehung allerdings hatten die keinen blassen Schimmer und das interessierte auch keinen feuchten Furz. Arme mißbrauchte Wesen und die leidtragenden sind wir Normalos und die Hunde.


    Ich vergleiche diese Rassen gerne mit einem Porsche. Ich kann einen Porsche auch mit angepasster Geschwindigkeit fahren, ich muss nicht rasen, aber wenn ich rase, dann kann es Verletzte geben. Diese Rassen haben nunmal mehr Kraft, man schaue sich nur die Schultern, die Hinterhand, den Rücken usw. an, das hat eben potenzial. Zudem sind es Terrier, ein ausgemachtes Ziel wird auf Teufel komm raus verfolgt, das sollte ja auch so sein, keine Furcht vor dem Bär, Rindvieh, Dachs oder Ratten, das ist nunmal die Zucht. Reinbeißen, also packen, und nicht mehr loslassen, denn sonst rennt die Beute wieder weg. Schäferhunde und co. schnappen, lassen wieder los, schnappen usw. Die verteidigen eher.


    So und nun die andere Seite dieser Rassen. Richtig sozialisiert und erzogen sind das Traumhunde, eine Engelsgeduld mit Kindern, unheimlich menschenbezogen, verschmust, ja sogar aufdringlich, zu allem bereit, hauptsache sie sind dabei und bei ihrem Menschen. Wenn man sich mit der Geschichte dieser Rassen etwas beschäftigt, wird man lesen, dass gerade diese Hunde sehr menschenbezogen sein mussten, denn sie mussten sich mitten im härtesten Kampf von ihren Menschen angreifen und aus dem Kampf nehmen lassen, jedwede Aggression gegenüber dem Menschen wurde nicht geduldet. Staffordshire-Bullterrier, die eigentlichen Nannydogs, wurden nach einem Kampf in das Bett der Kinder der Familie gelegt, damit der Hund wieder "runterfährt".


    Und ja, sehr viele sind distanzlos, auch meine beiden hier lassen es sich nicht nehmen, Besucher oder Passanten auf ihre Art zu begrüßen. Es ist in der Tat so, dass die Schmerzschwelle also das Körpergefühl sehr weit unten ist. Das wiederum macht sie auch so geduldig und nachsehend mit Kindern, dort wo ein Schäferhund schon lange rumschnappt, weil die Göre ihm an den Ohren oder Schwanz zieht, da sitzt der Bullterrier gechillt und läßt das über sich ergehen.


    So das war jetzt eigentlich eine Kurzfassung meiner Erfahrung und Meinung.

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