Die große kleine Leserunde- 'der Trafikant' von Robert Seethaler
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@Brauni2012: Jetzt verstehe ich dich. Ja, das kann man so sehen. Deine Frage an den Autor
ist berechtigt. Ich denke auch noch mal darüber nach. -
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Hi
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@Brauni2012: Nach einigem Nachdenken über das Buchende hatte ich folgende Ideen:
Das Hissen der Hose ist zum einen ein Zeichen des Widerstandes gegen das NS-Regime und ein Mittel, den sinnlosen Tod von Otto Trsnjek zu rächen. Da die Aktion erst im Morgengrauen entdeckt wird, konnte sich "schon halb Wien sein schadenfrohes Maul zerreißen. Und jetzt muss man sich natürlich einmal die Gesichter von den Geheimen vorstellen! Praktisch eine einzige Entgleisung." (S,241) Es ist eine Verzweiflungstat, aber nicht sinnlos - zumal die Symbolik der Hose erwähnt wird: "Wie ein riesiger Zeigefinger, der den Leuten den Weg weist." (S. 242) Außerdem ist der letzte Traum von Franz, den Anezka noch in der Trafik findet, wohl von großer Bedeutung. Er spielt an auf die Ahnungen der Mutter von Franz am See (S. 244) und auf den Anfang des Buches, wo auch der See erwähnt wird (damals noch zu besseren Zeiten, also ohne Hakenkreuzflaggen), dazu ein Gewitter mit Blitzen, die ein Geranienblütenblatt leuchten lassen "wie ein zartrosa Hoffnungsschimmer" (S. 8). Was das Bild des Tanzes bedeutet, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht sind die Unterhaltungen mit Freud hier präsent. Auf jeden Fall schließt sich der Kreis.
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Ich bin jetzt auch durch mit dem Buch. Als Wuenerin gefiel mir der Lokalkolorit, das Wienerische sehr gut an dem Buch. War irgendwie schon was Besonderes, von der Berggasse zu lesen, wenn man sich gerade tatsächlich in dieser befindet
Die Geschichte an sich hat mir auch recht gut gefallen. Ich müsste aber lügen, um zu sagen, das Buch habe mich wirklich tiefgehend und nachhaltig berührt. Ja, es war eine nachdenklich stimmende, sehr subtil erzählte Geschichte über den Anfang der NS-Zeit in Wien aus Sicht eines jungen Burschen vom Lande, aber das gewisse Etwas fehlte mir persönlich dann doch.
Allerdings trotzdem: ein sehr gutes Buch, das zu lesen sich in meinen Augen schon lohnt!
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Bin nun auch durch.
Und ich teile die Irritation einiger Mitleserinnen.
(Be-)schreiben kann er, der Seethaler.
Das Coming-of-age ist wohl sein Thema.
In "Jetzt wirds ernst" fließt das auch noch locker aus der Feder, mit großen tragischen und großen komischen Momenten.
Im "Trafikant" ist die Balance nicht da. Die Kabarettnummer mit Freuds schlecht sitzendem Gebiss usw. wirkt hölzern und herbeigezwungen.
Mag sein, dass es an der Größe des Themas (NS, Anschluss) liegt, dass das Buch "unrund" läuft.
Berührt hat es mich durchaus. Der Franz und seine Methode, mit dem Leben und seinem Gewissen klar zu kommen, haben stille Größe. -
@frolleinvomamt: Was du mit „unrund“ meinst, ist mir nicht klar.
Dein letzter Satz ist sehr schön: „stille Größe“.
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