Wer hatte noch einen Welpen, der "Ruhe lernen" musste? Was sind eure Tipps?

  • Mal aus ehrlichem Interesse: Wie wird ein Welpe so? War der dann schon beim Züchter so auffällig, konnte nie schlafen, war immer überdreht? Oder ab wann kippt das und warum? Oder läuft da bei manchen Rassen in der Zucht was schief, es ist irgendwie angezüchtet? Oder eher eine Art zufällig auftretender Defekt im Gehirn, dass die Reizverarbeitung nicht richtig funktioniert? Oder irgendwie eine unglückliche Kombination im neuen Zuhause? Wie erklärt man sich das?

    Ich glaube, es gibt hier zwei Erklärungen.
    (1) Die Mutterhündin hatte Stress in der Schwangerschaft, das ist bekannt. Der Hund wurde am Anfang der Trächtigkeit aus einer Vermehrerstation freigekauft. Dann einmal quer durch Europa transportiert, wo er dann die zweite Hälfte der Trächtigkeit im Haushalt einer Tierschützerin lebte. Allerdings dürfte auch das für den Hund ein gewisser Stress gewesen sein, denn er kannt ja nur das Leben aus der Vermehrerstation.
    (2) In den ersten 5 Tagen habe ich selber den Fehler gemacht, den Welpen nicht herunter zu fahren. Wie gesagt, es ist mein erster Welpe. Ich dachte auch "ach, der fällt schon um, wenn er müde ist" (tat er auch, aber nur 2 Stunden am Tag, den Rest der Zeit war er mehr oder minder richtig blöde drauf). Ich habe erst nach 5 Tagen meinen Fehler erkannt und angefangen gegenzusteuern. Das ist jetzt natürlich erstmal ein Kampf, dass er die Ruhezeiten einhält.


    Bin aber stolz, heute hat er schon so um die 18 von 24 Std geschlafen. Ich merke, es reicht noch nicht ganz, aber viel besser als die nur 14-16 Std. auf die wir vorher kamen. Ich glaube, wenn ich das über einige Wochen halten und ausbauen kann, dann verwächst sich hoffentlich der Tick mit dem Schwanz etc.

  • Ich finde es langsam gruselig, dass Welpen nur noch "Ruhe lernen" sollen.


    Es vollkommen normal, dass ein Welpe seinen Menschen hinterher geht. Ein Hund muss auch tagsüber nicht unbedingt Stunden am Stück schlafen! Im Gegensatz zu Menschen können Hunde ja problemlos zwischen schlafen und wachen wechseln: Sie sind beim kleinsten Anlass hellwach, können aber auch jederzeit schlummern oder dösen.
    Schmeiß in jedem Raum eine Decke oder ein Handtuch in eine Ecke, dann kann er sich überall, wo sich gerade jemand aufhält in dessen Nähe er sein will, auch schlafen legen.


    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Welpe in einem ruhigen Haushalt mit zwei Erwachsenen und einer alten Hündin ernsthaft "überdreht". Dass er im Vergleich zum Rest sehr lebhaft wirkt, liegt in der Natur der Sache!


    Bedenklich wäre nur, wenn ein Hund von Menschen ständig zu Action animiert wird. Z.B. wenn Kinder ständig herumrennen, oder wenn Erwachsene meinen, den Hund ständig mittels Schnalzgeräuschen auf sich aufmerksam machen zu müssen, oder jederzeit Bällchenspiele initiieren.


    Solange ihr das nicht tut, ist es absolut unbedenklich, wenn der Hund euch von Zimmer zu Zimmer hinterher geht, um euch bei Fernsehen, Büroarbeit oder Haushalt Gesellschaft zu leisten. Auch dann, wenn er sich von allen möglichen Gegenständen und Gelegenheiten zum knabbern oder herumhüpfen animiert fühlt. Das ist normal, es ist ein W-E-L-P-E!

  • Tja, hätte ich mir auch nicht vorstellen können, ist aber so.
    In jedem Raum stehen bei uns Hundebetten, wir hatten hier zeitweise mal 4 Hunde (2 eigene und Pflegehunde), also Liegeplätze gibt es mehr als Hunde.
    Dass er mir hinterher läuft, ist nicht das Problem. Auch nicht, dass er mal was macht, was er nicht soll etc.
    Aber er kommt von selber nicht zur Ruhe. Ich habe das ja die ersten Tage ausprobiert. Als er dann an Tag 5 anfing mein Bein zu rammeln, wurde mir klar, dass der Hund Stress hat und irgendetwas ernsthaft schief läuft und ich gegensteuern muss.
    Er macht all die Sachen, die du beschreibst, wenn er ausgeschlafen ist, auch, aber halt dann wie ein "normaler Welpe" und nicht wie eine Krankenschwester nach ner Doppelschicht mit Ecstasy im Blut.

  • Mein Hund neigte mit vier Monaten, als ich ihn bekam, noch sehr zum "überdrehen". Er biss in alles, was sich bewegte (Schnürsenkel beim Schuhe anziehen, Wischmopp, Gardine, Finger,...), und zwar leider auch ziemlich ungehemmt.


    Er kam aus einem Haushalt mit einem ca. dreijährigen Jungen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es mit einem ziemlich flippigen Kind schwierig sein kann, einem Welpen sowas abzugewöhnen. Bei mir, ohne so kleine Kinder, und auch ohne dass ständig wer mit ihm spielt, ist er ganz von selbst ruhiger geworden und hat auch die Beißhemmung erlernt.


    Ich vermute aber, dass auch das, was ich als ganz normales und angenehmes Junghundverhalten betrachte, dir Sorgen machen würde :ka: . Mein Hund folgt mir fast immer in jeden Raum, bzw. wartet im Flur auf mich, wenn ich im Bad bin. Er hat überall einen bequemen Platz. Eine Box hat er zwar, aber wird darin nur alle paar Tage mal für 20 Minuten mit einem Kauknochen eingesperrt, während ich daneben ein kleines Workout mache, was mir nicht möglich wäre, wenn er mich dabei anspringen und mein Gesicht ablecken würde. Ansonsten ist die Box nur eine freiwillige Option, und er legt sich nur gelegentlich hinein. (Meist mit einem geklauten Schuh oder auch mehreren :roll: )

  • Die Mutterhündin hatte Stress in der Schwangerschaft, das ist bekannt. Der Hund wurde am Anfang der Trächtigkeit aus einer Vermehrerstation freigekauft.

    Ohne Worte :mute: .


    "Freikaufen" ist kein Tierschutz, sondern Förderung des unseriösen Welpenhandels.


    (Sorry fürs OT. Das hilft hier natürlich nicht weiter.)

  • Ich sehe das ähnlich. Die Tierschützer wussten damals nicht, dass die Hündin trächtig ist. Sie wollten einfach nur den 5 Hunden ein vernünftiges Leben ermöglichen.
    "Freikaufen" ist vielleicht auch etwas viel gesagt. Der Typ, der die Vermehrerstation betrieben hat, hat sie aufgelöst, die Hunde waren "über" und man hat ihm 200€ für die 5 Hunde gegeben, weil er sie für null wohl nicht herausgerückt hätte, obwohl sie überflüssig geworden waren.

  • Ich habe das selbe in grün hinter mir mit meinem jetzt fast 16 Wochen Welpen. Die ersten 2 Wochen gingen wir beide auf dem Zahnfleisch, da er partout nicht schlafen wollte/konnte. Selbst nachts, obwohl er bereits durchgehalten hat, hat er mich indirekt geweckt, da er alle 45-60 Minuten den Schlafplatz gewechselt hat, rumgetapert ist oder den Teppich bearbeitet hat. Tagsüber das selbe in grün. Tagelang kaum länger als 12-14h Schlaf. Resultat war eben ein völlig überdrehter, mit Nadeln ausgestatteter Welpe der nicht mehr Herr seiner Sinne war und dazu ein Frauchen das völlig übermüdet auf dem Zahnfleisch ging und Tag für Tag ein dünneres Nervenkostüm hatte.


    Unser Haushalt ist super ruhig, hier passiert im Grunde tatsächlich nichts.


    Ich hab es mit ner Box versucht, da fuhr er letztlich auch runter, aber das war für mich einfach nichts.


    Wir haben seit er etwa 13 Wochen alt ist, nur noch max. 1 Tag die Woche wo es mal kritischer wird, aber das ist nichts mehr im Vergleich zu den ersten 2-3 Wochen.


    Ansonsten legt er sich auf Kommando hin und pennt, sofern er sich nicht erleichtern muss (fällt ihm manchmal erst ein wenn er 2-3 Minuten gelegen hat) oder es kurz vorm fressen ist. Liegen kann er wo er will (ausser Sofa, das ist der Rückzugsort für den Althund).


    Meine Vermutung ist, dass er die ersten Wochen einfach den Umzug zu schlecht weggesteckt hat. Ihm war dauernd zu warm, er war von jeder Kleinigkeit gestresst, obwohl er sonst sehr umweltsicher war. Für ihn war es wohl einfach zu viel und er hatte Rassetypisch und Charakterlich wohl einfach mehr zu knabsen als die meisten anderen Welpen (er ist ein BC).


    Er war beim Züchter schon eher der Denker und nicht der Draufgänger getreu dem Motto "was kostet die Welt?".


    Wir haben einen Weg für uns gefunden, er pennt meist irgendwas zwischen 16-18 Stunden und zusätzlich ruht er noch 2-4 Stunden und er ist mittlerweile recht ausgeglichen und aufnahmebereit. Es kippt aber schnell, sobald man zuviel oder zuwenig macht.. der Grat ist einfach verdammt schmal und das dauert seine Zeit bis man sich da eingespielt hat.


    Gestern war es versehentlich etwas zu viel, dafür war er heute Nacht wieder ziemlich unruhig. Dafür gibt es heute eben nur Sparprogramm und er muss mit der Langeweile lernen zu leben :)

  • Schön zu lesen, dass ich nicht alleine bin und es vielleicht besser wird, bevor er 5-6 Monate alt ist. Geht mir wie dir. Ich gehe ziemlich auf dem Zahnfleisch. Ständig nach der Uhr leben, damit der Hund irgendwie schläft oder zumindest mal ruhig liegt. Zum Schlafen zwingen kann ich ihn ja nicht.
    Allmählich merke ich, wie du so schön schreibst, wann er "kippt". Er ist auch schonmal schnell drüber, da stecke ich ihn dann flugs in den Kennel. Solange er außerhalb des Kennels ruhig und ausgeglichen ist, lasse ich ihn gewähren.
    Es gibt einen deutliche Unterschied, zwischen einem Welpen, der gerade mal seine 5 Minuten hat und Energie loswerden muss und einem Hund, der überdreht. Täglich erkenne ich die besser und handele dann danach. Wenn er überdreht ist, pennt er auch rasch ein im Kennel.
    Mir geht es auch nicht darum, ob er nun 16 oder 20 Std. am Tag schläft, sondern dass er ausgeglichen ist und für sein Bedürfnis GENUG Schlaf bekommt, damit sich seine nervösen Ticks nicht auswachsen.
    Zum Stressabbau bekommt er außerdem 3x täglich einen befüllten Kong Knochen. Ich merke, dass ihm das sehr hilft und er weniger Schwanzbeißen etc. macht.


    Nächte sind ähnlich, wie du es beschreibst. Er schläft nicht ruhig durch, obwohl er mit im Bett liegen darf. Meistens ist es ihm da sogar zu warm und er hüpft raus und liegt lieber auf dem kalten Boden.


    Unser ist auch sehr umweltsicher. Ich mache zwar noch nicht viel draußen, aber ein paar Mal geht es halt schon für 10 Minuten für die Tür. Autos, Busse, Fahrradfahrer, Jogger etc. steckt er alles recht gut weg.

  • Und ich gestehe, die Packung Ohropax und ich sind jetzt richtig gute Freunde geworden. So ein weinender Welpe ist mit etwas weniger Lautstärke einfach viel nervenschonender zu ertragen. :ugly: xD

  • "Freikaufen" ist vielleicht auch etwas viel gesagt. Der Typ, der die Vermehrerstation betrieben hat, hat sie aufgelöst, die Hunde waren "über" und man hat ihm 200€ für die 5 Hunde gegeben, weil er sie für null wohl nicht herausgerückt hätte, obwohl sie überflüssig geworden waren.

    Sowas kann leider auch ein Verkaufstrick sein, ähnlich wie bei Teppichhäusern, die alle paar Monate mit "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" werben.
    Es gibt auch Tierverkäufer, die sogar drohen "Muss heute noch weg, sonst bringe ich sie ins Tierheim!"
    Ich weiß ja nicht, woher sie kamen, aber in Ländern mit geringen Lebenshaltungskosten ist es wohl mehr als kostendeckend, ein paar mit Essenresten ernährte Welpen für 200€ zu verhökern.

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