Warum griff mein Hund das Kind an?
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Eine Möglichkeit ist: Der HH ist kein souveräner Mensch und klärt die Situationen für seinen Hund nicht, sondern lässt erstmal laufen. Der Hund lernt: Mein Besitzer ist nicht in der Lage, Situationen zu regeln, deshalb muss ich das machen. Er geht also los und versucht die bedrohliche Situation (fremdes Kind im eigenen Revier) zu regeln.
@Hektorine
Andere Variante: Hund will prophylaktisch mehr Abstand schaffen. Das passiert durchaus auch durchs Vorspringen und schnappen. So verschafft sich der Hund mehr Raum, wenn ihm die Situation unheimlich und/oder zu eng wird.Unsichere Hunde haben in kritischen Situationen ja verschiedene Möglichkeiten:
1. fliehen, den Rückwärtsgang einlegen.
2. einfrieren, erstarren.
3. rumkaspern und -albern, um die Situation zu lösen.
4. eben angreifen, kämpfen. Je nach Rasse, Hundetyp und auch abhängig von den Erfahrungen, die ein Hund gemacht hat, wählt der jeweilige Hund die Strategie, die ihm am erfolgversprechendsten scheint. Hat ein Hund gelernt, dass nach vorn gehen dazu führt, dass die "Bedrohung" verschwindet, dann wird er in ähnlichen Situationen wieder den Angriff wählen. Meine blonde Katastrophe ist so ein Typ. Der hat als Kettenhund gelernt, dass abhauen nicht geht und einfrieren blöd wäre, wenn ihm einer was will, also hat er den Angriff gewählt. Immer. Diese Strategie abzulegen und was anderes zu tun, trainieren wir mit Erfolg.Beim Dobermann, der ja zu den Gebrauchshunderassen gehört, ist ein stellen und verbellen, um jemanden vom Grundstück runter zu kriegen, den er dort nicht haben will, ziemlich rassetypisch. Und wenn der Eindringling dann trotz deutlicher Aufforderung nicht verschwindet, wird der Dobermann eben eher nach vorn gehen, um seinen Standpunkt klarzumachen. Nicht untypisch, aber es sollte gemanaged werden.
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Hi,
Diese Strategie abzulegen und was anderes zu tun, trainieren wir mit Erfolg.
dazu würde ich gerne sehr viel mehr hören...das wäre ja wahrscheinlich auch eine universelle Geschichte. Und ich denke ja, weil ich viele Beiträge von Dir kenne und schätze dass Du sicherlich nicht irgendein Meideverhalten aufoktruieren willst, sondern wirklich was anständiges anstrebst..
LG
Mikkki
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ich werf mal meine Interpretation der Situation mit ein
Die Dobermänner, die ich kennengelernt habe, waren sehr schnell erregbar.
Es gibt halt Hunde, die brauchen einen sehr großen Außenreiz, um reagieren zu wollen, und es gibt Hunde, und da zähle ich jetzt einfach mal pauschal Wachhunde mit dazu (Rotti, Schäfer), die sind von Natur aus mißtrauisch, lassen nicht jeden aufs Grundstück, sind sehr wachsam und schnell auf 180.Das Kind hat sich aus Hundesicht frech verhalten. Kommt aufs Grundstück, lässt sich nicht abchecken und fuchtelt dann mit den Armen rum und schreit vielleicht noch in der Gegend rum.
Der Hund maßregelt das Kind, will es vielleicht auch stellen. Das ist sein Job, dafür wurde er gezüchtet.Von einem so leicht erregbaren Hund zu verlangen, nicht zu reagieren, wenn schreiende, tobende Kinder auf dem Grundstück sind, genauso wie sie nicht abzuchecken, ist utopisch.
Kinder neigen dazu, unkontrollierbar zu sein. Und gerade das stresst deinen Dobermann, der das schlecht abkann.
Das ist bestimmt auch Charaktersache, es gibt sicherlich auch Wachhunde, die, besonders wenn sie älter werden, nicht mehr so pflichtbewußt daherkommen.
Ich kenne aber wirklich keinen jungen Dobermann, der nicht ständig gespannt wie ein Flitzebogen auf dem eigenen Grundstück patroulliert und alle Leute im Auge hat.Die Lösung könnte so aussehen, dass du ihm entweder einen Teil vom Garten abteilst, wo er sich aufhält, wenn Kinderbesuch da ist, was aber die Gefahr beinhaltet, dass er Agression entwickelt, wenn er jedesmal weggesperrt wird, wenn Kinder da sind.
Oder du arbeitest mit einem erfahrenen Trainer da dran, dass er sich nicht so schnell hochpushen lässt und toleranter wird, wenn Kinder durch den GArten rennen.
Es wäre auch ein Befehl denkbar, den du für "Notfälle" einübst, wo du den Hund aus dem Verhalten (Kind/Mensch stellen wollen bzw. an der Fortbewegung hindern) rausholst.Du wirst aber wahrscheinlich nie einen Hund haben, der nur mal ein Auge aufmacht, wenn jemand reinkommt und sich dann wieder rumdreht. Dafür ist ein Dobermann einfach nicht gemacht, denke ich.
Dass sich dein Hund jetzt verteidigt hat oder ängstlich/unsicher wirkt, konnte ich deiner Beschreibung nicht entnehmen.
Ansonsten schließe ich mich dem allgemeinen Chor hier an: Solange du noch keine Lösung hast, muss dein Hund unbedingt von Kindern ferngehalten werden.
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Irgendwie eine merkwürdige Geschichte...
Da betritt ein Vater mit seiner Tochter, die sehr ängstlich Hunden gegenüber ist, ein Grundstück, auf dem ein großer Hund frei herumläuft?
Er geht hinein, obwohl er bzw. seine Tochter gebeten wurde von der HH, vor dem Zaun zu warten?Was sollte das denn sein, eine Art "Konfrontationstherapie"?? Oder nur Selbstüberschätzung (Mit mir zusammen passiert dem Kind schon nichts!)
Da sieht die HH, dass jener Mann samt Tochter einen Bereich betritt, der zum Territorium des Hundes gehört, kennt das Problem ihres Hundes mit Kindern und ruft diesen nicht sofort zurück bzw. verhindert den Kontakt zu den "Besuchern"?
Situation 1 (Vater) war - bestenfalls - unüberlegt, Situation 2 (HH) war bedingt durch Überforderung der HH oder der Tatsache, dass der Hund nicht gehorcht, wenn Fremde sein Grundstück betreten.
Wie es auch war..., das Kind tut mir leid. Seine ohnehin große Angst vor Hunden wird durch das Fehlverhalten von Erwachsenen noch verstärkt worden sein und es eventuell ein Leben lang prägen.
Warum sich der Hund so verhalten hat, wurde schon erklärt. Dass dieser Vorfall der HH und dem Vater des Kindes eine Lehre ist, bleibt zu hoffen.
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Vielen Dank für eure differenzierten, wertvollen Antworten.
Es war tatsächlich so, dass mein Kind den Hund aus der Tür gelassen hat - nicht ich! Ich hatte das fremde Kind (das genauso alt ist wie mein Kind übrigens) vorher gebeten, draußen zu warten. Die Situation lief innerhalb von Sekundenbruchteilen ab...war so schnell für niemanden von uns zu erfassen. Gelernt haben wir aber alle.Herumdoktern lasse ich den Trainer am Hund nicht - möchte aber erreichen, dass er zukünftig gelassener und ruhiger reagiert.
Gemaßregelt habe ich den Hund nach dem Vorfall nicht körperlich! Sondern lediglich durch strenge Worte.
Danke noch einmal! Sehr wertvoll, hier zu sein. Ich nehme viele verschiedene Anregungen mit.
Hi, schön, dass Du Dir gleich fachkundigen Rat holen willst. @Helfstyna hat es ja schon geschrieben: Eine Ferndiagnose ist da natürlich schwierig. Für Deine künftigen Trainingsvorhaben ist natürlich schon wichtig, ob der Hund eher aus Überforderung/Unsicherheit/Angst nach vorne gegangen ist, oder ob er aus seiner Warte seinen Job als Haus- und Hofwächter erledigt hat.
Du hast „Hundepsychologin“ erwähnt. Weißt Du, welche Ausbildung sie hat? Trainiert Ihr mit ihr bei Euch daheim, oder auf einem Platz - und ist das Einzel- oder Gruppentraining?
Hat Euer Hund schon verschiedene Kinder in verschiedenen Situationen kennengelernt? Und trainiert Ihr grundsätzlich „Situationen mit erhöhter Reizlage“ mit Eurem Hund?
Fürs erste würde ich Euch Maulkorbtraining und - wie viele Andere es hier auch schon getan haben - strikte Sicherung des Hunds empfehlen. Heißt: Nur gesicherter Kintakt zu fremden Menschen (nicht nur Kindern).
LG Nicole
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Noch ne kleine Ergänzung: Es könnte auch sein, dass das Zappeln und Weinen Jagdverhalten angetriggert hat.
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Bei der Tochter des Bekannten, die er bislang nicht kannte, wurde er sofort laut und fing an zu bellen. Er wollte sie beschnuppern;
Abgesehen von den bereits erwähnten Widersprüchlichkeiten, aber warum wurde nicht hier schon eingeschritten, als der Hund anfing zu bellen? Erst danach ist die Sache doch eskaliert.
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Habe nicht alles gelesen ,könnte mir aber vorstellen,
das das Kind ,bedingt durch seine Angst die Augen aufgerissen hat und den Hund angestarrt/fixiert hat. Nur aus seiner Angst heraus.
Der Hund hat dies wohl als unhöflich / angriff gesehen und ist
sofort dagegen angegangen.
Nur meine Meinung ich war nicht dabei.Hund besser sichern und seine Impulskontrolle verbessern.
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Hi,
Ganz einfach: Weil Du ihn gelassen hast.
Stimmt. Aber mir fehlt der zweite Satz: Mildernd ist zu berücksichtigen , dass die HH'in aus welchen Gründen auch immer in dieser Sekunde nicht damit rechnete, dass so etwas passieren könnte.
Die alleinige Aussage " gelassen hast" ist mir gedanklich etwas zu sehr im Vorsatz. Fahrlässig ja, aber ob man es wirklich kommen sehen musste, nein. Nur meine Meinung.LG
Mikkki
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