Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Bei Grusel bin ich auch gerne altmodisch unterwegs.

    Dann reaktiviere ich direkt mal den Thread. Ich freue mich.


    P.S. Was ich schön und traurig zugleich finde: Durch den alten Thread ist auch Kathrin irgendwie ein bisschen mit dabei. Ihr hätte die Runde sicher wieder gut gefallen.

  • Ich kann übrigens 'Cryptos' von Poznanski empfehlen! Reiht sich typisch in die Reihe der super Jugendromane von ihr ein, super interessantes Thema (Flucht in virtuelle Welten nach dem Klimawandel). Sympathische Protagonisten, liest sich leicht und flüssig und ist sehr unterhaltsam und fantasievoll. Wie so oft wünsche ich mir, dass das Buch 800 Seiten lang wäre und wesentlich mehr in die Tiefe ginge. :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Fertig mit Haruki Murakami, "Kafka am Strand"


    Nach "Mister Aufziehvogel" war "Kafka am Strand" mein zweiter Roman des bekannten japanischen Autors. "Mister Aufziehvogel" übte eine recht große Faszination auf mich aus, die Geschichte zog mich bald schon völlig in ihren Bann, und auch wenn am Ende einige Fragen offen blieben, hatte ich insgesamt betrachtet doch das Gefühl ein recht stimmiges Werk gelesen zu haben, zumal die Interpretationen, die ich online dazu fand, recht interessant waren - ich entschied zuletzt, "Mister Aufziehvogel" als eine Art Liebesgeschichte zu sehen, wie es eine Interpretation des Buches nahelegte.

    "Kafka am Strand" war meines Wissens nach das Buch, das Murakami den großen Durchbruch einbrachte - ich bin aber sehr zwiegespalten, was diesen Roman betrifft. Eines ist klar, es liest sich sehr flüssig und angenehm und übt tatsächlich ebenfalls eine Art Sogwirkung aus. Man möchte durchaus wissen, wie es weitergeht, fiebert mit, und wird von Murakamis atmosphärischen Schilderungen abgeholt und mitgetragen. Er ist schlicht und ergreifend ein sehr guter Geschichtenerzähler. Aber dieses Mal störten mich die losen Enden, die Andeutungen und offenen Fragen, weil ich das Gefühl hatte, dass dahinter so gar keine Logik steckt. Surreale Welten und rätselhafte Begegnungen schön und gut, aber als Leser wünscht man sich doch eine Art Auflösung, einen roten Faden, der die einzelnen Handlungsstränge miteinander verbindet, irgendetwas - gegen Kafkaeskes habe ich ja gar nichts einzuwenden, aber bei Kafka gibt es sehr viele mögliche und dann auch sinnergebende Interpretationsmöglichkeiten von Werken wie "Die Verwandlung" und "Der Prozess" - und da spürt man als Leser*In einfach, dass Murakami eben literarisch nicht an Kafka rankommt, sondern das Surreale und Mythische in "Kafka am Strand" irgendeiner Aufklärung, einer inneren Logik bedürfte - aber diese Erklärungen fehlen, was einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlässt, so als habe der Autor sich ein wenig zu sehr bemüht, ein möglichst fantastisches Szenario zu entwerfen - dem aber der "Kern" fehlt.

    Kafkas Werke oder auch Haushofers "Die Wand" bedürfen keiner logischen Erklärungen, zumindest nicht, wenn man sie nicht auch als Sinnbild des menschlichen Daseins und Seelenlebens versteht - ein Schritt, der bei Murakamis "Kafka am Strand" jedoch ungleich schwerer fällt.

    Eigentlich würde ich das Werk eher nahe bei Autoren wie David Mitchell einordnen, den ich persönlich ja ziemlich genial finde - der aber bei aller Rätselhaftigkeit viel stringenter und in sich logischer erzählt als Murakami in "Kafka am Strand". Und dessen Romane, insbesondere "Chaos" und " Die Knochenuhren" mich daher tiefer berührt und mir mehr gegeben haben.


    Das soll aber nicht bedeuten, dass "Kafka am Strand" nicht lesenswert ist - denn wie gesagt, es lässt sich sehr, sehr angenehm lesen und man kann durchaus eintauchen in diese mysteriöse Welt, die Murakami da entwirft. Unglaublich charmant und liebenswert ist in diesem Buch der zweite große Erzählstrang, der sich nicht um den Protagonisten - den 15jährigen Kafka, der von zuhause abhaut und in ein neues Leben voller Rätsel und schicksalhafter Begegnungen gezogen wird - selbst dreht, sondern um den zweiten wichtigen Charakter, den älteren Herrn Nakata, der infolge eines rätselhaften Ereignisses in Kindheitstagen geistig zurückgeblieben ist, aber dafür die Fähigkeit hat, mit den Katzen zu sprechen - und man begleitet den im Romangeschehen eine Schlüsselrolle haltenden Nakata auf eine sehr abenteuerliche Reise durch Japan, da dieser nach einer schicksalhaften Begegnung eine Art inneren Ruf verspürt, dem er folgen muss. Die Diaologe mit Nakata sind unglaublich gut und einfühlsam geschrieben, und der Charakter wächst einem richtig ans Herz. Allein dafür gebührt Murakami schon ein dickes Lob.


    Nichstdestotrotz muss für mich persönlich jetzt erst mal eine Murakami-Pause sein - vielleicht auch, weil es mich oftmals ein wenig nervt, dass der Autor gerne mal zu provozieren versucht - jedenfalls habe ich den Eindruck - indem z.B. ziemlich brutale Schilderungen ihren Eingang ins Buch finden - in "Kafka am Strand" musste ich hier auch ein paar Seiten überblättern


    und hinzu kommt dann noch eine schwierige - möglicherweise inzestuöse - sexuelle Beziehung, die in dem Buch eine Rolle spielt - und ich bin da echt alles andere als prüde, aber habe mich halt einfach gefragt, muss das für die Geschichte sein oder ist das nur ein Versuch, möglichst gewagt und vermeintlich tabubrechend zu sein?


    Generell muss ich dazu sagen, ich mag Murakamis Art, Frauen zu (be)schreiben, ohnehin nur bis zu einem gewissen Grad - ich habe das Gefühl, irgendwie fungieren sie oftmals fast nur als "Props" für die männlichen Protagonisten, zudem gefällt es mir nicht, dass ich schon mehrmals das Gefühl hatte, dass sexuelle Handlungen für die Frauen bei Murakami mitunter irgendwie als "Besudelung" und "geistige Beschmutzung" oder sonstwas beschrieben werden, vielleicht ist das auch nur meine Lesart, aber das fand ich schon bei "Mister Aufziehvogel" unangenehm und störend - ich kann damit einfach nichts anfangen, wie er Sex in seinen Büchern nutzt.



    Puh, ewiger Text, also kurz nochmal zusammengefasst: "Kafka am Strand", Lesesvergnügen durchaus vorhanden, ebenso ein gewisser "Sucht-Faktor", man will einfach erfahren, wie es weitergeht - aber das Buch ist eben auch provokant und schwer zu interpretieren und lässt viele Fragen offen, man kann es eigentlich nur selber lesen und entscheiden, was man daraus macht.

    Über andere Meinungen würde ich mich echt freuen.

  • lese gerade die „knochenuhren“

    Mir gefällt es sehr gut (hab ca. 1/2 gelesen)

    Vielen Dank nochmal ❤️

  • Ich hab gestern "Jurassic Park" beendet und eben mit "State of Fear", ebenfalls von Michael Crichton, begonnen. JP fand ich spannend und ein wenig unheimlich, zu State of Fear kann ich noch gar nichts sagen.

  • Ich bin irgendwie etwas verwirrt, das sind mir zu viele Personen und zu "wissenschaftlich". Mal sehen, ob ich den fertig lese, aktuell überfliege ich ziemlich viel.

  • Ich bin immer froh, wenn sich ein eBook nicht als Flop herausstellt. Die Tote von Lornea Island hat mich vollends überzeugt. Ein paar kleine Kritikpunkte hier und da, der Schreibstil und der Junge aber völlig authentisch, das fand ich sogar neben der Story echt am besten. Zuerst dachte ich, schon wieder abgehackte, kurze Sätze. Hat aber total zum authentischen 11jährigen Jungen gepasst, bei dem man gemerkt hat, ja, der ist im Kopf weiter - aber trotzdem doch erst 11. Ich mag ja diese überreifen, alles wissenden, sich unglaublich erwachsen verhaltenden Kinder nicht, ich finde das immer schwer, das authentisch zu finden. Hier ist der Spagat für mich perfekt gelungen.


    Da es später auch aus Ermittlersicht in der 3. Person geschrieben wird, kann ich auch feststellen, dass der Schreibstil aus Billys Sicht auch so gewollt ist, denn Gregg kann auch ganz anders Sätze bauen.

    Die Story selbst fand ich ausgeklügelt, für die absolut Krimierfahrenen kommt der ein oder andere Twist nicht vollständig überraschend, konnte mich aber dennoch überzeugen. Ab und zu wurde es mir zu ausschweifend, was Billys Hobbys anbelangt, aber das mag ich auch nicht als Kritikpunkt werten, weil es zu Billys Charakter einfach super gepasst hat.


    Bin wirklich sehr zufrieden.

  • Paul Tremblay - The Cabin at the End of the World


    Das homosexuelle Paar Andrew und Eric verbringt mit seiner chinesischen Adotivtochter Wen einen schönen Urlaub zurückgezogen in einer kleinen Hütte. Bis eines Tages vier Fremde auftauchen, sich gewaltsam Zutritt zur Hütte verschaffen und den dreien erklären, dass sie entscheiden müssen, wen von sich sie opfern wollen. Entscheiden sie sich nicht, fände jeden Tag ein großes Unglück statt, bis hin zum Untergang der Welt.


    Die Geschichte ist packend und die Spannung zwischen den Gruppen und auch innerhalb der Gruppen sind gut dargestellt und wirklich glaubwürdig geschildert. Es treffen sieben unterschiedliche Charaktere aufeinander, die in der Stresssituation miteinander interagieren. Die abwechselnd zweifeln, ob das, was sie tun, richtig ist, ob ihre Verbündeten ihnen nicht doch in den Rücken fallen werden und ob die Gegenseite nicht doch recht haben könnte.

    Das ganze ist kammerspielartig in der kleinen Hütte angelegt und vom Setting und der Idee her wirklich klasse, mitreißend und bedrückend. Doch wie schon bei "Head full of ghosts" habe ich so meine Probleme mit Tremblays Stil. Zum einen bekommt man gerade zu Beginn zu Wen und ihren beiden Vätern massive Infodumps, die wenig bis gar nichts zur Geschichte beitragen. Immer wieder hat man das Gefühl von der Welle an Infos fast begraben zu werden. Auch wirkt es bisweilen, als würde der Autor versuchen, das Buch künstlich zu strecken und den Figuren mit dem Holzhammer mehr Tiefe einzuhämmern.

    Mich nervt es zudem, dass teilweise mitten im Absatz die Erzählperspektive zwischen den Personen gewechselt wird. Gegen Ende hin wird dann auch vollkommen überraschend ein Kapitel vom Ich-Erzähler erzählt und zum Schluss wechselt der POV zwischen personal dritte Person und erste Person plural. Mag sein, dass es gedacht ist, um den Leser die Verwirrung der Charaktere nachempfinden zu lassen, ich finde solche stilistischen Spielereien gemeinhin als nervig. Platt gesagt, wenn ich Stil bemerke, stört es mich in der Regel.

    Im Anschluss an den Roman erklärt der Autor seine Gründe für den Aufbau und den Stil für jedes Kapitel, was ich persönlich noch störender empfinde.

    Gute Geschichte mit (für mich) deutlichen formalen Schwächen, aber durchaus mal was anderes aus der Gruselecke.


    Note: 3,5

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