Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Ich hatte mich damals so auf die Reihe von Kathi Reichs gefreut. Und war nach dem ersten Buch soooo sooo enttäuscht. Keine Ahnung. Ich hatte die ganze Reihe günstig bei den Kleinanzeigen bekommen und hab sie dann wieder verschenkt. Hm, verfrüht? Das erste hat mich jedenfalls null angesprochen. Das was Du geschrieben hast kann ich nur unterschreiben. Ich frag mich auch, kann ich wohl entspannt ein aktuelleres lesen ohne Hintergrundinfos zu haben? Vielleicht gebe ich der Reihe dann nochmal ne Chance.

  • Zuletzt gelesen: "The Woman in Me", Britney Spears


    "Free Britney" hat ein Buch geschrieben, in dem sie ihre bewegte Lebensgeschichte, geprägt von Extremen, erzählt. Spears wuchs in den 80er-Jahren im Süden der USA auf, ihre Eltern waren zunächst sehr arm, der Vater war Alkoholiker, das familiäre Leben daher geprägt von Chaos und Angst. Schon früh zeigte Spears musikalisches Talent und wurde von den Eltern auch gefördert und zu allerlei Castings gekarrt. Mit dem "Mickey Mouse Club" wurde Spears schok als Kind berühmt - so wie Christina Aguilera und Justin Timberlake. Anschließend konzentrierte sie sich auf ihre musikalische Karriere. Britney wurde noch während ihrer Jugend zum Weltstar. Doch der Ruhm kam auch mit Schattenseiten, ein normales Leben war für sie nicht mehr möglich. Spears hatte keinerlei Möglichkeit mehr, ihre Privatsphäre zu wahren, selbst schmerzhafte Trennungen wie die von Justin Timberlake wurden medial ausgeschlachtet. Wie geht man damit um als junger, sensibler Mensch?

    Irgendwie machte Britney Spears immer weiter, denn Musik und Perfformance, dfür schlug ihr Herz ja auch. Sie verliebte sich in den Tänzer Kevin Federline, bekam zwei Söhne mit ihm - doch weiterhin kehrte keine Ruhe ein, auf Schritt und Tritt wurde sie verfolgt, fast die ganze Welt schien ständig über ihre Mutterqualitäten oder das Fehlen derselben zu urteilen.

    Irgendwann kam er, der wohl unvermeidliche Zusammenbruch. Doch hier begann erst das eigentliche Drama im Leben der Pop-Ikone: 13 Jahre lang stand Britney unter der Vormundschaft ihres wohl eher lieblosen, sehr am Geld seiner Tochter interessierten Vaters, den sie nie als wertschätzend und warmherzig empfunden hatte.

    In "The Woman In Me" berichtet Spears von diesen fast eineinhalb Jahrzehnten, in denen ihr Leben fast völlig fremdbestimmt wurde und sie sich den zahlreichen Regeln ihres Vaters beugen musste - für den sie in dieser Zeit weiterhin gut Kohle machte, von der sie selbst aber aufgrund der Vormundschaft quasi nur ein "Taschengeld" abbekam.

    Britney erzählt in diesem Buch von ihrer Verzweiflung, ihrer Wut, ihrer Enttäuschung - und wie es ihr dennoch gelang, die Hoffnung auf ein selbtsbestimmteres, erfüllteres Dasein nie aufzugeben und schließlich erfolgreich gegen die fragwürdige Vormundschaft vorzugehen.




    Ich finde die Autobiographie von Spears durchaus lesenswert, sie war aber auch eine der Popmusikerinnen zu deren Songs meine Schwesterbund ich als Kind voller Elan tanzten und herumhopsten. Ihre Geschichte ist wohl ziemlich einzigartig und auch schockierend - denn wie kann das sein, dass eine so weltweit gehypte erfolgreiche Künstlerin 13 Jahre lang unter eine Vormundschaft gestellt wird, die dermaßen fragwürdig war und sicherlich nicht vereinbar mit ihren besten Interessen?


    Ja, "The Woman In Me" ist sicherlich keine tiefgründige, extrem selbstreflektierte Lektüre - das kann man Spears aber auch durchaus zugestehen, nachdem sie jahrzehntelang selbst von der eigenen Familie vor allem als Cash Cow ausgebeutet wurde. Ich fand es auf jeden Fall sehr interessant, dass sie selbstnun ihre Geschichte erzählt hat, und wünsche mir, dass auch im Lichte der Öffentlichkeit stehenden Personen mit grundlegendem Respekt und Anstand behandelt werden.

  • Ich hatte mich damals so auf die Reihe von Kathi Reichs gefreut. Und war nach dem ersten Buch soooo sooo enttäuscht. Keine Ahnung. Ich hatte die ganze Reihe günstig bei den Kleinanzeigen bekommen und hab sie dann wieder verschenkt. Hm, verfrüht? Das erste hat mich jedenfalls null angesprochen. Das was Du geschrieben hast kann ich nur unterschreiben.

    Das beruhigt mich ehrlich gesagt total, ich war selbst überrascht, wie wenig mir Band 1 gefallen hat und habe mich schon gefragt, ob ich plötzlich überkritisch geworden bin.


    Ich habe jetzt gerade Band 8 am Wickel ("Totgeglaubte leben länger") und der ist wieder genau so, wie ich die Reihe schätzen gelernt habe. Trockener Humor, Überraschungen, knackige Dialoge, interessante Handlung.


    Da ich die Büche online leihe und von den Verfügbarkeiten abhängig bin, lese ich sie doch recht durcheinander. Ich habe eben nachgeschaut, das erste Buch der Reihe, das ich gelesen habe war Band 5 ("Knochenlese"). Inzwischen habe ich auch Band 2 und 3 gelesen, die sind mir nicht als so krasse Ausreißer in Erinnerung geblieben wie Band 1. Von daher würde ich schon sagen, dass ein Versuch mit einem späteren Band lohnen könnte.


    Aber "verfrüht" hast du ganz sicher nicht aufgegeben. Ich meine, bis dahin hat man sich durch über 400 Seiten gelesen, mit Fragezeichen überm Kopf. Dazu hätte ich auch nicht noch mal Lust. Das Gute ist aber, dass man bei den anderen Bänden m. E. ziemlich fix merkt, dass sie ein anderes Kaliber haben.

    Ich frag mich auch, kann ich wohl entspannt ein aktuelleres lesen ohne Hintergrundinfos zu haben? Vielleicht gebe ich der Reihe dann nochmal ne Chance.

    Meiner Meinung nach geht das sehr gut, wie gesagt, ich lese unfreiwillig ziemlich durcheinander und das ist kein Problem.

    Jedes Buch steht tatsächlich für sich. Die wichtigsten Fakten werden superkurz wiederholt (wobei Brennans Wohnung über die ersten Bände hinweg von 70 auf 120 Quadratmeter wächst). Wirklich superkurz und nur einmal, nicht wie bei Stephen Kings Holly Gibney Reihe, bei der auf jeder dritten Seite erneut eine Zusammenfassung der bisherigen Bände wiederholt wird, bis man komplett matschig im Kopf ist.


    Das einzige, woran ich die springende Chronologie wirklich bemerke, ist das Alter ihrer Tochter und was diese gerade tut sowie die jeweilige Etappe von Brennans Liebesgeschichte. Bei der Tochter finde ich das immer wieder interessant, die Liebesgeschichte bräuchte ich nicht, daher stört mich das Durcheinander da tatsächlich nicht.


    Falls du noch einmal in die Reihe reinliest, gib gerne mal Laut, wie es dir gefallen hat. (Der größte Nachteil ist m. E. mal wieder, dass die Titel der einzelnen Bände sich so sehr gleichen, dass ich keine Ahnung mehr habe, was ich schon gelesen habe.)

  • Ich freue mich sehr darauf, mit "Die Feinde der Zeit" von Adrian Tchaikowski zu beginnen. Der dritte Teil seiner Zeit-Trilogie und die ersten sind grandios.

    also kann der zweite Teil mit dem ersten mithalten? Den fand ich großartig, habe aber über Band 2 tatsächlich bisher nur Schlechtes gehört und mich daher noch nicht rangetraut :verzweifelt:

    Der zweite Band ist etwas schwächer und hat einige Längen, aber ich mag die Geschichte und die Entwicklung darin sehr. (Will jetzt nicht zuviel spoilern.)

  • Kathy Reichs - Totgeglaubte leben länger


    Knackig geschrieben um eine spannende Grundfrage - handelt es sich bei einem historischen Skelett um Jesus? Die Handlung ist spannend, spielt zum großen Teil in Jerusalem, die Protagonistin ist gut drauf und macht keine seltsamen Alleingänge. Yay!


    Leider lässt dafür das Ende des Buches zu wünschen übrig, ich fand es sehr unbefriedigend.

    Einerseits nachvollziehbar, das Thema Jesus ist ein heißes Eisen, das wird ja auch im Buch immer wieder erzählt. Und die im Buch referiererten Theorien, Spekulationen und Möglichkeiten hätten für ein abschließenders Ende eine kräftige Portion Fiktion benötigt. Kann ich nachvollziehen, dass das in diesem Zusammenhang (Weltreligion) keine Option war. Andererseits hätte dann evtl. die Geschichte anders gewichtet, stärker verfremdet werden o. ä. geändert werden können, um das Spannende mit einem guten Abschluss zu erzählen.


    Beim Lesen und gerade jetzt beim Ende musste ich immer wieder an "Das Jesus Video" von Andreas Eschenbach denken. Das war mein erstes und bisher leider einziges Buch von ihm und es hat mich in seiner Konsequenz und seinem Mut sehr positiv überrascht, insbesondere auch sein Ende. Es geht also :)


    Hat trotzdem Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen und ist trotzdem schade um das Ende.

  • Ja, das fand ich auch smart und mutig, als ich es bemerkt habe. Der Extrapunkt geht dabei übrigens an den Übersetzer Klaus Berr; der Originaltitel lautet "Cross Bones".


    Und ich freue mich gerade, dass du das auch so siehst!


    Bei der Gelegenheit: Klaus Berr macht in den Büchern wirklich einen richtig guten Job. Ich lese eigentlich lieber im Original, lasse das momentan aber bewusst bleiben. Bei den von Berr übersetzten Büchern passiert mir nur selten, dass ich automatisch Sätze rückübersetze. Auch die vom ihm übersetzten Dialoge machen wirklich Spaß zu lesen, sind pointiert, knackig und lebensnah.

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