Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Das ist ja echt Wahnsinn... ich fange ja gerade erst an mit dem im Original lesen, da war mir das in der Dimension neu. Irre. :shocked:


    Es stimmt aber, was ihr gesagt habt. Je mehr man in englisch liest, desto einfacher wird es. Der Wortschatz wächst sprunghaft. Ich schaue aber trotzdem noch danach, mir jetzt nicht die Romane mit der kompliziertesten Ausdrucksweise auszusuchen, um das Anfangserlebnis nicht zu frustrierend zu gestalten. Und ich habe auch noch nichts mit heftigem Slang ausprobiert. Aber es wird.

  • Dann hoffe ich mal dass du zuverlässiger beim Abarbeiten deiner Listen bist als ich. :lachtot:

    Achso, wo ich gerade schon da bin, möchte ich gerne die Empfehlung für eine Reihe da lassen. Und zwar die Reihe um Matthew Corbett von Robert McCammon. Es sind historische Thriller/Kriminalromane (um 1700 rum), aber sehr gut geschrieben und mit herrlicher Hauptfigur. Matthew ist ein junger Gerichtsschreiber, der allein durch Intelligenz, Hartnäckigkeit und Bodenständigkeit zum Ziel kommt und immer versucht, rational vorzugehen. Eine wahnsinnig glaubhafte, sympathische Figur, mit der ich wirklich mitfiebere. Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal ist der erste Fall (in zwei Bänden). Die Bücher sind wahnsinnig atmosphärisch und gut recherchiert, und wie gesagt, Matthew ist klasse. Er ist eben ein junger Mann, auf eine Art ziemlich weltfremd (weil behütet von seinem Richter), der sich eben hin und wieder unabsichtlich in Schwierigkeiten bringt, weil ihm noch Lebenserfahrung und Menschenkenntnis fehlen. Ich lese gerade den dritten Band der Reihe und bin richtig glücklich, dass noch weitere vor mir liegen. Die Reihe wird auch noch fortgeführt. Liest sich runter wie geschnitten Brot, sprachlich sehr angenehm. Wer sich generell für so etwas erwärmen kann, sollte sich mal eine Leseprobe ansehen. Aber Achtung: Es gibt auch düstere und/oder brutale Passagen.

  • Rebecca Netley – The Whistling (erscheint Ende Januar auf deutsch als "Die Geisterflöte")


    Elspeth Swansome flieht mit ihren 24 Jahren aus Edinburgh und ihrer Vergangenheit, um auf der unwirtlichen Insel Skelthsea eine Arbeit als Kindermädchen im Anwesen Iskar anzunehmen. Elspeth freut sich auf die Gelegenheit, hat sie selbst gerade erst ihre geliebte Schwester verloren und ist fest entschlossen nun gut auf die 8jährige Mary Gillies aufzupassen. Doch anstelle eines Hauses voller Liebe und Kinderlachen, betritt Elspeth ein marodes, verrottendes Anwesen, mit verschlossenen Türen, wandernden Schatten und einer allumfassenden Trauer und Isolation.

    Nach und nach erfährt Elspeth die vielen Wahrheiten und Unwahrheiten der Insel und derer wenigen Bewohner. Die Tage sind bestimmt von den Wettern und Gezeiten der rauen Insel und mehr und mehr kriecht Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ins Espeth's Knochen, denn Mary spricht nicht. Seit langer Zeit kam kein Wort mehr über ihre Lippen. Auch die anderen Angestellten des Hauses verbergen viel und offenbaren nur wenig. Und dann ist da noch Iskar selbst, ein Haus mit Charakter, knarrenden Dielen, unzähligen leeren Räumen, einem immerwährenden eisigen Windzug durch die Fensterrahmen ... und manchmal des nachts, kommt jemand an Elspeths Türe, summt ein Lied, atmet durch das Schlüsselloch und doch sind die Flure leer, das Haus schwärzer und kälter denn je ...


    Wer den Film "The Wonder" gesehen und gemocht hat wird hier viele Parallelen erkennen, die Atmosphäre des Buches hat mich durchgehend an den Film erinnert. Wenn auch das Buch noch wesentlich dunkler daherkommt. Das Audiobook wird von der schottischen Schauspielerin Lois Chimimba gesprochen, was nochmal richtig zur rauen Stimmung des Buches beigetragen hat.


    Die Geschichte wird ruhig aber emotional von Elspeth erzählt und die Momente, in denen sie glaubt einen Zugang zu Mary zu finden, sind geprägt von Lachen und Hoffnung. Wenn Elspeth jedoch ihrer Verzweiflung anheim fällt, ist auch der Grusel am stärksten und die Atmosphäre unglaublich bedrückend. Die Dinge, die vor sich gehen, sind schwer einzuordnen und man weiß nicht, wie alles Sinn ergeben soll, ob überhaupt. Elspeths Entwicklung ist ebenso eine Reise, genau wie die eigentliche Geschichte, und obwohl am Ende vielleicht nicht alle Vorkommnisse lückenlos aufgeklärt werden, ist das Ende sehr befriedigend und versöhnlich.

  • Jin Min-Lee - Marylin und ich


    Das Buch erzählt in knappen Sätzen (scheint irgendwie der asiatische Stil zu sein) die Geschichte einer Frau, die den Koreakrieg überlebt hat. Das Grauen, das stattfand, wird fast nebenbei geschildert, und ist damit noch umso grausamer. Verwoben wird das mit einer Liebesgeschichte und dem Aufeinandertreffen mit Marylin Monroe. Und diese Rahmenhandlung lässt mich etwas ratlos zurück. Beides wirkt eher überflüssig, einzig Mittel zum Zweck, aber nicht wirklich wichtig für die eigentliche Geschichte - wobei es schwierig ist, die eigentliche Geschichte überhaupt auszumachen. So interessant der Einblick in diese Zeit aus koreanischer Sicht ist, so bleibt der Prosateil irgendwie unzugänglich.

  • "The Lies We Tell" - Jane Corry


    Ein Weglesebuch, das sich recht flüssig durchkriegen lässt, ja - die Bezeichnung Thriller hat der Roman meiner Ansicht nach aber nicht verdient. Plot Twists oder überraschende Enthüllungen, ja gerne - aber bitte mit Sinn und Verstand und nicht einfach nur um des Kniffs an sich willen.

    Kurz gesagt geht es um den 15-jährigen Teenager Freddie, der eines Nachts viel zu spät nach Hause kommt und seinen Eltern eröffnet, jemanden getötet zu haben. Sarah und Tom wirken auf den ersten Blick wie ein ganz normales Ehepaar mittleren Alters, haben in Wahrheit aber selbst auf relativ düstere Kapitel in ihrer Vergangenheit zurückzublicken...


    Anfangs war ich noch recht gespannt, wo die Story hinführen würde, letztlich konnte dieser Spannungsbogen leider nicht aufrechterhalten werden und das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen. Außerdem verstand ich zB die Rolle von Olivia, Sarahs bester Freundin, im Romanverlauf nicht. Da schien es immer wieder mal Foreshadowing zu geben, woraus aber irgendwie auch nicht recht was gemacht wurde. Und die Erzählperspektiven? Zuerst wurde immer abwechselnd aus Sarahs und Tomas Sicht erzählt, bis Toms Perspektive auf einmal fallengelassen wurde - fand ich ungeschickt und nicht nachvollziehbar.

  • Wrath James White - The Resurrectionist


    Dale hat eine einzigartige Gabe, er kann frisch Verstorbene wieder zum Leben erwecken. Das erste Mal entdeckt er dieses Wunder, als sein Vater seine Mutter tötet und schnell findet der Junge heraus, dass sich dies nicht nur auf Menschen beschränkt. Tiere wie Menschen reagieren auf seine Gabe, die sie nicht nur wieder zum Leben erweckt, sondern auch die Erinnerungen an das zuvor geschehene auslöscht. Doch seine Mutter beginnt bald die Gabe zu fürchten, zu recht, wie sich zeigt. Denn Dale nutzt sie nicht zum Guten. Er nutzt sie, um seine niedersten Triebe auszuleben und ungestraft davon zu kommen. Bis er in die Nachbarschaft von Sarah und ihrem Mann zieht. Bald ist er besessen von der hübschen Nachbarin und beginnt auch mit ihr, sein Spiel zu zu spielen. Doch diesmal ist etwas anders. Sarah kann sich erinnern und ist wild entschlossen, sich zu wehren.


    Ich habe lange, sehr lange gezögert.

    Extreme Horror ist immer so eine Sache. Ich kann die Themen und die explizite Gewaltdarstellung mit haufenweise Gore problemlos ab, nur meist langweilen mich die Romane extrem, einfach weil sich viele von ihnen nur auf den Schockfaktor ihrer Darstellung verlassen und keine wirklich interessante Geschichte zu erzählen haben.

    "The Resurrectionst" ist mal wieder eine löbliche Ausnahme. Ja, es ist harte Kost, die kein grausames Thema (Folter, Vergewaltigung, Verstümmelung, Mord, Gewalt gegen Tiere) auslässt, aber die Brutalität ist nie Selbstzweck. Auch hat sich der Autor bei der Charaktergestaltung eindeutig Gedanken gemacht. Keine tumben Abziehbildchen, die dämliche Entscheidungen treffen und überraschenderweise wird sogar mit dem Thema Missbrauchsopfer und ihre Aufarbeitung des Geschehenen und ihr Leben danach recht sensibel umgegangen.

    Abzug gibt es für die teilweise massiven Fehler im Lektorat (an mehr als einer Stelle werden Namen von Personen vertauscht) und die Längen in der Geschichte, aber ansonsten ist das ein erstes kleines Highlight des Lesejahres.


    Note: 2,5

  • John Hargrove - Beneath the Surface


    14 Jahre lang hat John Hargrove als Orca Trainer gearbeitet. Die meiste Zeit davon bei SeaWorld. In diesem Buch zeichnet er seinen Werdegang nach, von dem Tag als sechsjähriger, als er den Entschluss fasste, eines Tages im Shamu Stadion mit den Orcas zu arbeiten bis zu dem Tag an dem er sich von der Industrie abwandte und die Produzenten und Aktivisten hinter dem Dokumentarfilm "Blackfish" zu unterstützen.

    Er gewährt Einblicke in den Traineralltag, in die Ehrfurcht und Beziehung zu den Walen, der alltäglichen Gefahr im Umgang mit den Tieren, der Gehirnwäsche, der er regelmäßig ausgesetzt war, dem Druck den das Management ausübte und wie langsam die Zweifel in ihm hochkamen.

    Ein berührendes und erschreckendes Buch, das Einblick hinter die Kulissen des Geschäfts mit den Orcas bietet und einen nicht mehr los lässt.


    Note: 1,6

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