Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
-
-
Mo Hayder - Pig Island
Seit einem persönlichen Verlust durch die Machenschaften eines Wunderheilers hat es sich Journalist Joe Oakes zur Aufgabe gemacht, paranormale Beobachtungen und Scharlartane zu entlarfen. Ein Video das eine mysteriöse Kreatur auf einer kleinen Insel zeigt, macht Joe sich auf den Weg. Auf Pig Isalnd lebt eine zurückgezogene Sekte mit ihrer kleiner Gemeinde und der Sektengründer ist keun Unbekannter für Joe.
Hätte verschwendetes Potential einen Titel, dann wäre der "Pig Island". Das Buch startet gut und das erste Drittel ist wirklich hervorragend. Eine spannende Ausgangslage, eine interessante Hintergrundgeschichte, ein ansprechendes Rätsel, tolle Atmosphäre und perfekt dosierte Spannung und dann fällt es einfach auseinander. Auf ca 130 Seiten klasse geschriebenen Paranormal Thrill folgen 330 Seiten dröge Langeweile. Man wartet und wartet und wartet und wartet, bekommt ein lahmes Ehedrama und eine dumme Lovestory und dann gibt es eine noch dümmere Auflösung.
Hinzukommt, dass der Schreibstil nervig ist. Ich kann dieses Gimmick des zweiten Ich-Erzählers einfach nicht mehr ab. Vor allem, weil die Briefe aus Sicht von Joes Ehefrau eigentlich nur zwei Dinge für die Geschichte tun: Sie füllen Seiten, um das Buch aufzublähen und sie beweisen in fast jeder Zeile, was für ein ekelhafter Charakter sie ist.
Hätte man das Buch auf 200-250 Seiten eingedampft, wäre es auch mit dem Ende erträglich. Es wäre nicht überragend, aber es wäre ok gewesen. So war es nur eine große Enttäuschung und das einzige, was einem im Geächtnis bleibt, ist, wie viel Potential die Geschichte gehabt hätte.
Note: 4,8
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Ich mag mal einen Tipp da lassen:
Seemann vom Siebener von Arno Frank.
Eine ganz leise und unaufgeregte Geschichte mit Charakteren, die einem im Gedächtnis bleiben. Eine Story gibts eigentlich nicht, es ist ein Tag in einem Schwimmbad, wir begegnen 6 Menschen, erfahren Stückchenweise ihre Geschichten und wie sie miteinander verwoben sind.
Klingt nicht sehr spannend, hat mich aber komplett in seinen Bann gezogen.
Ich werde dann bald mal sein Erstlingswerk lesen.
-
"Flight Behavior" von Barbara Kingsolver
Nachdem "Demon Copperhead" einer meiner Lieblingsromane meines Lesejahres 2023 war, wollte ich unbedingt ein weiteres Werk von Kingsolver lesen und entschied mich für "Flight Behavior". Ich gestehe, dass mir der Zugang zunächst etwas schwer fiel, denn "Flight Behavior" ist sowohl thematisch als teils auch stilistisch so ganz anders als mein erster Kingsolver letztes Jahr es war. Ich wusste zunächst nicht so recht, wo die Handlung hinführen sollte, und war ein wenig ratlos. Doch Kingsolver schaffte das, was richtig gute Schriftstellerinnen meisterhaft beherrschen, und plötzlich wirkte der Roman eine fast unwiderstehliche Sogwirkung auf mich aus. Die Gedankengänge, die Sehnsüchte, die zwiespältigen Gefühle der Protagonistin Dellarobia, die aufgrund einer unbeabsichtigten Schwangerschaft ihre Jugendliebe Cub heiratete, nun zwei Kinder mit ihm hat, sich vom Leben in einer kleinen Stadt in einer ländlichen Gegend in den südlichen USA zunehmend eingeengt fühlt, waren so realistisch, so vielschichtig und dreidimensional geschildert, dass ich zutiefst mitfühlen konnte. Kingsolver versteht die grundlegenden Dilemmata und Enttäuschungen des Menschseins äußerst scharfsinnig und pointiert in Worte zu fassen.
Die dann eintretende Veränderung in Dellarobias Leben, ausgelöst durch ein plötzliches Auftauchen einer Schmetterlingsart, die normalerweise in Mexiko überwintert, aufgrund der sich drastisch verändernden klimatischen Bedingungen aber unweit vom Haus der Protagonistin landet und Schaulustige von nah und fern, Naturschützer*innen und Wissenschaftler anzieht, mutet zunächst etwas bizarr an, doch schnell ist man völlig gefesselt von dem ungewöhnlichen Ereignis und fragt sich auch, wie es wohl zwischen Dellarobia und dem Naturwissenschaftler Ovid, der zu Forschungszwecken hinter ihrem Haus campiert und ihr bisheriges Weltbild gehörig ins Wanken bringt, weitergeht...
Fazit: Ein nicht nur unterhaltsamer und kurzweiliger, sondern auch lebenskluger Roman, der die aktuelle Thematik der Klimakrise mit den alltäglichen Problemen des Menschseins verbindet und zudem durch Kingsolvers exzellenten Schreibstil besticht.
-
Weil ihr es gerade davon hattet...
This Wretched Valley
by Jenny Kiefer
Four ambitious climbers hike into the Kentucky wilderness. Seven months later, three mangled bodies are discovered. Were their deaths simple accidents or the result of something more sinister? This nail-biting, bone-chilling survival horror novel is inspired by the infamous Dyatlov Pass incident. -
Solomonica de Winter - Das Gesetz der Natur (abgebrochen)
Ich war von "Die Geschichte von Blue" echt positiv überrascht. Normal bin ich ja so Wunderkindern gegenüber sehr skeptisch, aber der Roman war echt gut, nicht übertrieben, gekonnt, hat mir gefallen. Deswegen habe ich mich auch auf ihr zweites Werk "Das Gesetz der Natur" gefreut. Ich hab keine zwanzig Seiten geschafft... Der Stil ist unheimlich gekünstelt, Möchtegern-poetisch-verschwurbelt, genau das, was ich eigentlich beim Erstling befürchtet habe. Und dann hat das auch noch 600 Seiten... Ne, das tu ich mir definitiv nicht an...
-
-
Rebecca Netley – The Black Feathers
"Als Annie den Witwer Edward Stonehouse heiratet und samt gemeinsamen Baby in Guardbridge, seinem Anwesen in den Mooren von Yorkshire, ankommt, glaubt sie, die Dunkelheit endlich hinter sich gelassen zu haben. Sie irrt sich ... Edwards Schwester Iris lebt immer noch im Haus der Familie. Sie ist Tierpräparatorin und Medium und rät Annie, sich vor schwarzen Federn in Acht zu nehmen, da diese angeblich die Stelle markieren, an der ein Geist zu Besuch war. Zunächst ignoriert Annie ihre Warnungen. Doch schon bald wird sie von einem unheimlichen, fast quälenden Gefühl heimgesucht. Was genau ist mit Edwards erster Frau geschehen? Warum ist Iris so beunruhigt? Und sollte Annie nach Zeichen der Toten Ausschau halten - oder ist sie vielmehr diejenige, die beobachtet wird?"
Der zweite Roman von Rebecca Netley und dem ersten "Die Geisterflöte" sehr ähnlich. Eine junge Frau, mit traumatischer Vergangenheit, zieht in der dunklen Jahreszeit in ein heimgesuchtes isoliertes grusliges Anwesen und deckt nach und nach (übernatürliche) Wahrheiten über das Haus und die Bewohner auf. Also wer auf ruhigen, mäßig schnellen "Einsteiger"-Gothic Horror steht, ist hier ganz gut beraten. Wie in die "Geisterflöte" ist der Titel des Buches gar nicht soooo das Hauptprogramm, es ist sporadisches Beiwerk und nur ein Teil des Ganzen.
Getragen wird die Geschichte durch Annie in der 1. Person, die merklich durch ihre Vergangenheit gezeichnet ist, zwischendurch gibt es aber kurze Passagen in der 3. Person, als würden Szenen im Haus von jemandem beobachtet, bei denen Annie manchmal anwesend ist und manchmal nicht. Man wohnt Annies "Untergang" bei, denn das Haus, die Bewohner und die ganzen anderen Ereignisse reiben ganz schön an ihrem Verstand und das letzte Viertel des Buches kommt dann doch mit einigen Twists und einem emotionalen "Showdown" daher, der auch wesentlich besser aufklärt als "Die Geisterflöte". Für mich ein solides Horrorbuch mit passender Atmosphäre und nachvollziehbaren Charakteren.
-
Silvia Moreno-Garcia - Die Tochter des Doktor Moreau
Carlota wächst abgeschieden mit ihrem Vater auf einer Hacienda im Urwald Yucatans. Die Experimente ihres Vaters schrecken sie nicht. Die betrachtet die Kreaturen als Freunde und kümmert sich mit ihrem Vater und seinem Angestellten Montgommery um ihre Belange. Doch mit den Jahren ändert sich alles. Die Forschungen ihres Vaters stellen seinen Geldgeber nicht mehr zufrieden und so sieht Moreau nur einen einzigen Ausweg, seine Tochter soll in die Familie seines Geldgebers einheiraten und so das Lebenswerk ihres Vaters retten.
Ich mochte "Mexicn Gothic", auch wenn dieses Buch ebenfalls seine Schwachpunkte hatte, aber "Die Tochter des Doktor Moreau" war leider mal wieder eine große Enttäuschung. Die Ausgangssituation hätte soviele spannende Themen gehabt, aus der man Konflikt hätte beziehen können. Die Frage nach dem ethischen Dilemma der Forschung, die sozialen Unruhen, Sklaverei, die Emanzipierung einer jungen Frau von ihrem übermächtigen Vater und wie schon von jeher bei Dr Moreau die Horrorelemente der Erzählung. Doch der Autorin fällt leider nichts anderes ein, als aus der ganzen Sache über weite Strecken einfach nur eine fade Romanze zu machen.
Auch fällt es einfach schwer, Sympathie für Montgommery zu entwickeln. Er soll wohl so eine Art moralisch grauer Antiheld sein, doch die meiste Zeit ist er irgendwo zwischen weinerlich, bemittleidesnwert und abstoßend. Der Mann versinkt kapitelweise in Selbstmitleid, säuft sich in einer Tour die Birne zu und verspielt seinen gesamten Lohn. Wenn doch mal etwas übrig bleibt, trägt er das Geld ins Bordell. Ja, unglaublich, dass man für diesen Typen so wenig Zuneigung entwickelt.
Auch ist der große Twist absolut vorhersehbar und man errät ihn eigentlich schon in den erste Kapiteln. und das Ende soll wohl actiongeladen und spannend sein, zieht sich aber wie Kaugummi und wirkt absolut blutleer.
Note: 4,0
-
William Schoell - Creature Feature
Ich hab echt nen Lauf, was schlechte Entscheidungen bei meinem Lesestoff angeht.
Ich bin ja bekennender Fan von Creature Feature, auch denen aus der Trash Ecke. Deshalb musste ich das Buch haben, sobald ich das erste Mal davon gehört hatte. Ein Sachbuch, dass sich mit diesem wundervollen und vielfältigen Sub Genre beschäfigt.
Ich hoffte auf spannende Einblicke, eine Diskussion über Entwicklung und Strömungen in dem Genre oder eine Analyse der üblichen Motive und Handlungssträngen. Joa... bekommen hab ich eine uninspirierte Auflistung von Titeln quer durch die Filmgeschichte. Dir Gruppierung entzieht sich jeglicher Logik, den Großteil desBuches machen Zusammenfassungen der Filminhalte aus und der Autor interessiert sich mehr für das Aussehen und die spätere Karriere der Schauspieler als für die beteiligten Kreaturen.
Man hat den Eindruck, der Autor würde das Genre nicht mal sonderlich mögen.
Fad und enttäuschend.
Note: 4,5
-
T. Kingfisher - What feasts at Night
Alex Easton kehrt nach den kürzlich durchlebten Alpträumen zurück ins Heimatland in die ehemalige Jagdhütte der Familie. Doch auch dort wartet etwas Dunkles. Der Landverwalter ist unter seltsamen Umständen verstorben und niemand im Dorf will darüber reden oder auch nur einen Fuß auf das Gelände setzen, um Alex und die Gäste zu unterstützen. Doch jeder spürt, dass etwas nicht stimm und dass das, was auch immer den Verwalter getötet hat, noch nicht fort ist.
Auf T. Kingfisher ist eben Verlass.
Slowburn Grusel mit einem immer noch wundervollen Hauptcharakter und einer interessanten Neuinterpreatation eines klassischen Monsters.
Note: 1,6
-
T. Kingfisher - What feasts at Night
Alex Easton kehrt nach den kürzlich durchlebten Alpträumen zurück ins Heimatland in die ehemalige Jagdhütte der Familie. Doch auch dort wartet etwas Dunkles. Der Landverwalter ist unter seltsamen Umständen verstorben und niemand im Dorf will darüber reden oder auch nur einen Fuß auf das Gelände setzen, um Alex und die Gäste zu unterstützen. Doch jeder spürt, dass etwas nicht stimm und dass das, was auch immer den Verwalter getötet hat, noch nicht fort ist.
Auf T. Kingfisher ist eben Verlass.
Slowburn Grusel mit einem immer noch wundervollen Hauptcharakter und einer interessanten Neuinterpreatation eines klassischen Monsters.
Note: 1,6
Auf dein Feedback dazu hab ich gewartet Dann kann ich es mir auch beruhigt holen
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!