Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Die statanischen Verse fand ich damals, als ich gelesen habe, ganz toll.


    Es ist aber überhaupt keine Islamkritik oder so - da schwirren ja ganz komische Vorstellungen rum.

    Sehr lesenswert von ihm fand ich auch Mitternachtskinder.


    Womit ich mich beim ersten Versuch der s. Verse schwertat ist, dass es viele Figuren mit religösen/mythischen Bezügen gibt, von denen ich dachte, dass man sie kennen muss, um das Buch zu verstehen. Und da bin ich einfach schlecht bewandert. Ich blende das nun aber einfach aus und lese es als eine eigene Geschichte, bei der das Lesen aufgrund des lockeren Stils einfach Freude macht, witzig und geistreich ist es ja nun unbestreitbar, religöser "Krempel" hin oder her.

    Die Mitternachtskinder interessieren mich auch, und insgesamt gibt's ja doch einiges von ihm zu entdecken. Er selbst bedauert es, dass er so sehr auf dieses eine Buch reduziert wird, aufgrund der Fatwa. Was schade ist. Und trotzdem war ich gerade auf das Buch so neugierig, auch wenn Rushdie selbst sagt, wenn man sein Werk nicht kennt, sollte man besser mit was anderem anfangen... Nun ja, ich würde sagen: Herausforderung angenommen :D

  • Ich lese gerade einen Murakami - "1Q84" - hat jemand den schon gelesen?

    Ich hab's gelesen, als es frisch 2009 raus war. Diese Massenmarktversion mit allen drei Teilen. Ich fand das schon gut und interessant und surreal .... typischer Murakami. In der Größenordnung fand ich persönlich aber den Commendatore noch ein bisschen besser.

  • Ich hab jetzt den ersten Band von „Hawthorne ermittelt“ gelesen. Und dann doch was zum Denken: „Die Krise des Absoluten“ von Daniel-Pascal Zorn.


    „Hawthorne ermittelt“ fand ich von der Idee her sehr reizvoll und witzig, auch sehr amüsant zu lesen. Der Erzählstil hat mich nicht so gefesselt, das mag aber auch an der Übersetzung liegen. Werde mal Ausschau halten, ob es die Folgebände zum Leihen gibt.


    „Die Krise des Absoluten“ lässt mich etwas ratlos zurück. Der größte Teil des Buchs beschäftigt sich damit, die Entwicklung der Arbeit der 8 Philosophen (deren Zuordnung zur „Postmoderne“ nicht in allen Fällen dem Kanon entspricht :smile: ), die er sich herausgezogen hat, im ihrem zeitlichen Kontext, ihrer gedanklichen Umgebung und ihren Beziehungen zu beschreiben. Hochinteressant und kenntnisreich. Es ergibt sich ein lebhaftes Bild der Probleme, mit denen Philosophie unterschiedlicher Nationen und Traditionen in dem Zeitraum ringt, der grob mit „Postmoderne“ bezeichnet wird.


    Relativ spät kommt eine deftige Abrechnung mit der Kritik an der Postmoderne, besonders bezogen auf eine Vorlesungsreihe von Habermas, und der dieser Kritik nachfolgenden verurteilenden Rezeption. Hier merkt man dem Autor deutlich an, dass es ihm nicht genügt das Denken seiner Protagonisten als unrettbar vergangen zu betrachten und auch nur eine unzureichende Rezeption diesen Eindruck hat erwecken können. Im allerletzten Schritt lässt er sie daher wieder erscheinen und sie miteinander reden, in einer Art einsamen Pantheon aus Glas außerhalb der Zeit mit dem abschließendem Wort, dass sie lebendige Gefährten brauchen, nicht Tote :smile: Ein schönes Stilmittel.


    Interessant und lohnenswert, klare Empfehlung. Allerdings hatte ich bei dem kritischen Teil das Gefühl, dass dem Autor etwas die Puste ausgegangen war, ich hätte ihn mir vergleichbar ausführlich gewünscht wie den ersten Teil. Und es piekst mich, dass nicht die weiblichen Kritiker an den Herren Protagonisten aufgenommen worden sind, die nicht weniger kenntnisreich etwas zu Krise des absoluten zu sagen gehabt hätten. Irigaray wenigstens hätte Gehör finden können.



  • Kazuo Ishiguro – A Pale View of Hills / dt. Damals in Nagasaki


    "Nagasaki, Anfang der Fünfzigerjahre: Die Zerstörungen des Krieges sind der Stadt immer noch anzusehen, doch zwischen den Ruinen entstehen bereits neue, moderne Hochhäuser. In einem von diesen lebt Etsuko, zusammen mit ihrem Mann Jiro. Während dieser verbittert versucht Karriere zu machen, kümmert sich Etsuko um den Haushalt. Unterhaltung hat sie wenig, oft steht sie am Fenster und beobachtet, wie sich die Welt um sie herum verändert. Eines Tages zieht eine Frau in die Holzhütte unten am Fluss ein, zusammen mit ihrer kleinen Tochter. Etsuko freundet sich mit den beiden an und muss bald feststellen, wie ihre Nachbarin über ihrem Traum vom Glück mit einem amerikanischen Soldaten mehr und mehr ihr Kind vergisst."


    Ishiguro's Debut-Roman und in jeder Weise legt dieses kurze Buch den Ton und die Art der folgenden Bücher fest. Die Geschichte, was eigentlich nur Erinnerungsbrocken von Etsuko sind, derer sie sich nicht immer ganz sicher ist, ob sie auch genau so passiert sind, wird dual erzählt. Etsuko, die im "Jetzt" gerade ein paar Tage mit ihrer jüngeren Tochter verbringt und dann das "Damals", kurz nach der Bombe in Nagasaki, als die Menschen versuchten in eine neue Realität zu finden. Eine ruhige Erzählung, Etsuko ist ein Charakter ohne Hast, fest verwurzelt mit ihrer japanischen Kultur, der Leser wird Teil ihrer Gedanken, Ansichten und Einstellungen ... und mehr und mehr bekriecht einen das Gefühl, dass nicht alles so war wie es scheint, dass die Menschen um sie herum vielleicht anders waren, als Etsuko glaubte. Am Ende gibt es einen "Twist", den man leicht übersehen kann.


    Eine starke Geschichte über Trauer, Traumabewältigung, Mutterschaft, die eigene Wandlung und die rasante Weiterentwicklung eines Landes, das lange glaubte einzigartig zu sein.

  • Am Ende gibt es einen "Twist", den man leicht übersehen kann.

    Welchen meinst du? Sind bei mir jetzt zwei Jahre her, dass ich das gelesen habe, und kann mich ad hoc an keinen Twist erinnern |)

  • George Orwell – 1984


    Noch so ein Klassiker, den ich noch nie gelesen habe. Muss man glaube auch nicht viel zu schreiben. Totalitäre Dystopie ohne Hoffnung, Freiheit, Individualität.

    Den ersten Teil fand ich gut im Sinne von interessant, da beschrieben wird wie die Welt funktioniert, Winstons Arbeit, wie die Vergangenheit und Gedanken kontrolliert werden etc. pp. Der zweite Teil war so ein Limbo zwischen persönlicher Revolution von Winston und Julia und der dritte Teil dann wirklich ganz grausam, wenn man begreift, was geschehen wird. Ich hatte das Buch physisch vor mir, entschied mich dann aber das Hörbuch, gelesen von Christoph-Maria Herbst, zu hören – was sich sehr von meiner Buchversion unterschied. Ich glaube, den Teil wo Winston das Buch der Bruderschaft liest und später die Zeit mit O'Brien, da hätte mich mich durchquälen müssen. Die ganze Geschichte zieht einen halt wirklich runter, mich hat das alles sehr an Gustave Le Bons "Psychologie der Massen" erinnert. Die Themen und Motive in 1984 fand ich dennoch spannend, gerade was Sprache angeht, Propaganda, Deprivation, Heranziehen von neuen (Verräter)generationen oder "Nutzen/Arbeit" zu haben durch ewigen Krieg....


    Farm der Tier finde ich zwar deutlich besser, aber ich bin froh, 1984 endlich mal gelesen/gehört zu haben.

  • Frisch abgeschlossen:


    DBC Pierre - Jesus von Texas :

    Feine (US- und) Mediensatire

    Vernons bester Freund hat bei einem Amoklauf an seiner Schule einen Haufen Mitschüler und sich selbst erschossen.

    Mangels eines greifbaren (=lebendigen) Schuldigen, gerät Vernon selbst ins Visier der Berichterstattung und wird schließlich Opfer eines komplett absurden Prozesses, der ihn in die Todeszelle befördert.


    Francoise Sagan - Bonjour tristesse :

    Junges Mädchen intrigiert die Verlobte ihres Vaters in den Tod

    Kurzer, recht oberflächlich bleibender Roman über ein Vater-Tochter Gespann, deren ziellose Dekadenz schließlich in einer Katastrophe endet

  • Ich hatte Lust auf ein richtiges Murder-Mystery-Rätsel und habe die "Truly Devious" Reihe gelesen, auf deutsch: Ellingham Academy. Ich wurde nicht enttäuscht. Kann ich weiterempfehlen (wenn man klassische Mörder-Geschichten mag).


    Es ist zum einen ein interessenates, vielschichtiges Rätsel, ohne blutige Schockeffekte und übertriebene Gewalt - zum anderen voller Anspielungen auf klassische Murder Mysterys, Sherlock Holmes, Agatha Christie. Das gibt dem ganzen so eine schöne, zweite Ebene, wenn man die Anspielungen erkennt, macht das Spaß, wenn nicht, stört es aber nicht.


    Es ist Young Adult, aber die Liebesgeschichte hält sich in sehr ertragbaren Grenzen und ist nicht besonders wichtig. Die deutsche Ausgabe ist sehr Jugendbuch-mässig aufgemacht - ich finde das entspricht dem Inhalt nicht so ganz. Es liesst sich jedenfalls nicht als wäre es für 13jährige geschrieben.



    Versteckt in den Bergen Vermonts ist die Privatschule der ideale Ort für die begabtesten Schüler des Landes – Bestsellerautoren, YouTube-Stars, Künstler, Erfinder. Doch das Internat umgibt eine tragische Geschichte. Vor mehr als 80 Jahren wurden Frau und Tochter des Schulgründers entführt. Genau deshalb wird Stevie Bell an der Akademie aufgenommen: Sie will die bisher ungeklärte Ellingham-Affäre lösen.
    Schon bald erhält sie eine mysteriöse Botschaft, die einen Mord ankündigt. Als ein Schüler kurz darauf tot aufgefunden wird, ist Stevie überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Todesfall und den Verbrechen aus der Vergangenheit gibt.

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