Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
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Die stumme Patientin - Alex Michaelides
Blutüberströmt hat man die erfolgreiche Malerin Alicia Berenson neben ihrem geliebten Ehemann gefunden – dem sie fünf Mal in den Kopf geschossen hat. Seit sieben Jahren sitzt Alicia nun in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Und schweigt. Kein Wort hat die Malerin seit der Nacht des Mordes verloren, lediglich ein Bild gemalt: Es zeigt sie selbst als Alkestis, die in der griechischen Mythologie ihr Leben gibt, um ihren Mann vor dem Tod zu bewahren. Fasziniert von ihrem Fall, setzt der forensische Psychiater Theo Faber alles daran, Alicia Berenson zum Sprechen zu bringen. Doch will der Psychiater wirklich nur herausfinden, was in jener Nacht geschehen ist?
Ich bin jetzt ca. bei Seite 100 und muss schon sagen, dass sich Buch sehr flüssig und gut runterlesen lässt. Bin jetzt schon voll in der Geschichte, stelle Theorien in meinem Kopf an, was hätte passiert sein können und möchte unbedingt weiterlesen.
Bin gerade sehr glücklich ein Buch gefunden zu haben, was mal wieder diesen "Suchtfaktor" bei mir auslöst. Die letzten Bücher haben das nämlich nicht so ganz geschafft ("Kein Ort dieser Welt", "Trümmerkind").
Alex Michaelides – The Maidens / Die verschwundenen Studentinnen
Wenn mich mein momentanes Buch bis zum Schluss bei Laune hält, dann wäre "Die verschwundenen Studentinnen" ja der perfekte Nachfolger -
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Jakob Guanzon - Überfluss
Henry lebt mit seinem kleinen Sohn irgendwo im Mittleren Westen der USA in einem Truck.
Alles, was so grundlegend selbstverständlich erscheint (Lebensmittel, Wohnraum, medizinische Versorgung) ist aus Henrys Perspektive ein Griff in die Wolken. Unerreichbar, nicht festhaltbar.
Während Henry versucht, sich, und vor allem seinem kleinen Sohn, im stinkreichen Amerika jeden Tag aufs Neue etwas Normalität und Sicherheit zu erarbeiten, wird in Rückblicken die Geschichte entblättert, die im Truck als Lebensraum endete.
Jedes Kapitel ist mit dem jeweiligen Dollarbetrag überschrieben, den Henry im Folgenden zur Verfügung hat - und nach diesem Betrag richtet sich gnadenlos alles in seinem Leben aus.
Ein großes Highlight in diesem Jahr, absolute Leseempfehlung!
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Luke Dumas - The Paleontologist
Als Simon 10 Jahre alt war, verschwand seine kleine Schwester während eines Museumbesuchs spurlos. Seine Mutter gab ihm die Schuld und auch Luke selbst konnte sich nie verzeihen. Jetzt ist Luke erwachsen, Paleontologe und als eine Stelle in dem Museum frei wird, in dem seine Schwester verschwand, nimmt er an. Zumal er nach einer Trennung und in Zeiten der Pandemie auch nicht wählerisch bei seinem neuen Job sein kann.
Doch schon bald merkt er, dass der Job ihm mehr abverlangt, als er zuerst gedacht hat. Das Museum ist marode und kurz vor dem Bankrott auch schon vor der Pandemie. Und dann sind da noch die Geräusche sobald es dunkel wird, vor denen der Hausmeister Simon schon am ersten Tag gewarnt hart. Damals hielt Simon es für einen Witz, doch je länger er im Keller des Museums arbeitet, desto mehr wird ihm klar, dass der alte Mann es ernst gemeint hatte, toternst.
"Nachts im Museum" trifft auf Crime
Spannende Mischung, auch wenn die die Ausgangslage mittlerweile etwas abgelutscht ist. Der verschwundene Geschwisterteil ist mittlerweile schon fast ein Klischee in der Hintergrundgeschichte von Charakteren. Die ersten zwei Drittel des Buches sind einfach nur spannend. Ok zumindest wenn man sich für Dino- und Paleontologie Trivia interessiert, sonst könnte man es etwas überfrachtet finden.
Im letzten Drittel wenn es um die Auflösung des großen Rätsels geht, flacht das ganze etwas ab und es nimmt der Story ein klein wenig den Zauber. Unterm Strich bleibt es gute Unterhaltung, wenn auch leider kein Highlight.
Note:2,9
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Sue Rainsford – Follow Me To Ground
Ada und ihr Vater leben unweit eines Dorfes in einer unbestimmten, surrealen Welt. Dorfbewohner kommen hin und wieder vorbei, um ihre Krankheiten und Leiden von Ada und ihrem Vater heilen zu lassen. Die beiden sind nicht menschlich, sie wurden nicht geboren, sondern gemacht. Und gerade Ada ist das Ergebnis einer langen Reihe von Versuchen ihres Vaters, sich eine Tochter und Helferin aus dem magischen, nährstoffreichen Boden des Gartens hinterm Haus zu formen. Doch Ada, so unmenschlich wie ihr Vater, beginnt Gefühle für einen kranken Jungen zu entwickeln, der nicht geheilt werden kann ...
Belletristik trifft (Body)Horror trifft Magical Realism. Die Geschichte ist nicht-linear aufgebaut, mit einer Mischung aus erzählender Prosa und fragmentarischen Abschnitten, die sich mit Adas Gedanken, Erinnerungen und der Folklore der Welt befassen. Die Erzählung wechselt zwischen Adas Perspektive und den Stimmen einiger Dorfbewohner, was zur mystischen Komplexität und Unheimlichkeit der Welt beiträgt.
Die vordergründigen Themen des Buches sind Heilung und Verwandlung, physisch wie metaphorisch, Identität, Selbstfindung, das Anderssein und schließlich die Entdeckung und Bewältigung von Sehnsüchten und Gefühlen.
Thematisch aber nicht stilistisch hat mich "Follow me to ground" sehr an Aliya Whiteley's "From the neck up" und Matt Hill's "Lamb" erinnert. Ich fand's saugut und war angenehm überrascht! In diesem Zuge werde ich mir Rachel Yoder's "Nightbitch", Han Kang's "The Vegetarian" und Carmen Maria Machado's "Her Body and Other Parties" mal auf die Wunschliste setzen, die sollen sehr ähnlich sein.
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Ich habe jetzt den neuen Stuart Turton gelesen (Teh Last Murder at the End of the World)
Hat zwar Schwächen, aber wer das verschachtelte Rätselspiel mag, kommt wieder auf seine Kosten.
Diesmal geht in die Richtung Post-Apocalypse, Dystopie mit dem Turton-typischen Detektivspiel.
Es hat mich vom Setting her an "Silo" erinnert (wobei Silo besser und vielschichtiger ist) und an "Ferryman" von Justin Cronin (auch das hat mir besser gefallen).
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Dieser Thread ist für mich eine Quelle der Inspiration auf der Suche nach Romanen. Purer Luxus - Ich lese eure Rezensionen durch und picke mir die Bücher heraus, die mich ansprechen.
Auf eine Empfehlung hin hatte ich mir vor ein paar Tagen „Überfluss“ von Guanzon geholt. Hat sich gelohnt!
Danke
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Ich habe mir zum Geburtstag die ersten 3 Bände der Morgenstern-Reihe von Karl Ove Knausgard schenken lassen und hab die letzten 4 Tage den ersten Band durchgelesen. Ich hatte vorher noch nichts von dem Autor gelesen, aber die Beschreibung dieser Reihe hat mich angesprochen und ich muss sagen, einmal angefangen, konnte ich das Buch tatsächlich nicht mehr weglegen und so hab ich die knapp 900 Seiten nur so runtergelesen. Ich find's schon recht spannend, für mich ist es grad genau das richtige zum Zwecke des gepflegten Eskapismus und ich freu mich auf mehr davon.
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Zuletzt gelesen: "Before the Storm" von Diane Chamberlain
Hatte ich vor mehreren Jahren schon mal gelesen und mangels Alternativen nochmal dazu gegriffen. Diane Chamberlain könnte man stilistisch mit Jodi Picoult vergleichen, auch die von ihr behandelten Themen kreisen meist um Familie, Liebe und ein gesellschaftliches Problem o.Ä.
In "Before the Storm" geht es um die Witwe Laurel, die ihre beiden Kinder im Teenageralter alleine großzieht. Andy, der Jüngere der beiden, hat FASD - das Fetale Alkoholsyndrom. Laurel fiel nach der Geburt ihrer Tochter Maggie in eine tiefe Depression, begann schließlich zu trinken - und wurde erst mehrere Monate nach der Geburt ihres beeinträchtigen Sohnes trocken. Nun ist Laurel festentschlossen, alles für Andy zu tun, und kümmert sich hingebungsvoll um ihn. Da sie manchmal eine Glucke sein kann, überredet die siebzehnjährige, vernünftige Maggie sie dazu, Andy zu einer Jugendparty in der lokalen Kirche gehen zu lassen, damit er sich unter Gleichaltrige mischen und etwas Spaß haben kann. Doch der fröhliche Abend endet in einer Katastrophe, als in der Kirche ein Feuer ausbricht. Letztlich fordert der Brand sogar drei Tote, ein paar Jugendliche erleiden teils schwere Verletzungen. Andy hingegen konnte sich und einige andere Kids aus der Kirche retten, da er einen sicheren Weg hinaus ins Freie entdeckte. Zunächst wird der Junge, welcher bisher aufgrund seines manchmal auffälligen Verhaltens eher als Außenseiter galt, als Held gefeiert. Doch dann werden Anschuldigungen laut, Andy habe etwas mit der Brandursache zu tun.
Laurel ist außer sich vor Sorge um ihren verletzlichen Sohn, doch nach und nach kommen auch ihr Zweifel, wie gut sie ihr Kind wirklich kennt. Auch Marcus, ihr Schwager, welcher bei der Feuerwehr tätig ist, muss sich ausgelöst durch die Ereignisse in der Nacht des Brandes seiner Vergangenheit stellen...
"Before the Storm" lässt sich sehr flüssig lesen und bietet daher ein kurzweiliges Lesevergnügen. So ernst die behandelten Themenbereiche auch sein mögen, handelt es sich durchaus um eine selbst für den Urlaub geeignete Lektüre, insbesondere aufgrund der stellenweise fast ein wenig ins Kitschige abdriftenden Beziehungsgeschichten, die in dem Buch ebenso eine Rolle spielen. Nichtsdestotrotz gelingt es Chamberlain, ihren Roman überwiegend glaubhaft zu gestalten und das eigentliche Thema nicht zu kurz kommen zu lassen. Hier werden durchaus auch gesellschaftlich relevante Fragen behandelt, beispielsweise, wie mit behinderten Menschen im Rechtssystem umgegangen wird und welche Konsequenzen dies haben kann.
Ich habe von Diane Chamberlain bisher zwei weitere Bücher gelesen, "Necessary Lies" und "Breaking the Silence", die mir beide insgesamt auch sehr gut gefielen. Vielleicht sollte ich also noch weiteren Werken der Autorin eine Chance geben.
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A. K. Blakemore – The Manningtree Witches
Ein historischer Roman, der sich mit den Hexenprozessen im England des 17. Jahrhunderts beschäftigt und die Geschichte der Frauen von Manningtree, einer kleinen Stadt in Essex, die der Hexerei beschuldigt werden, erzählt.
Protagonistin und Erzählerin ist Rebecca West, 19jährig, die allein mit ihrer Mutter lebt und bald ins Visier der Hexenjäger gerät. Die Ankunft von Matthew Hopkins, dem selbsternannten "Hexenfinder General", bringt eine Welle des Terrors und des Misstrauens in die kleine Gemeinde. Rebecca und andere Frauen sollen mit dem Teufel im Bunde stehen und werden jede nach der anderen aus ihren Betten und Häusern gezerrt, verhört, gefoltert und später der Prozess gemacht.
Die Geschichte basiert auf realen Ereignissen und Personen, nutzt aber natürlich literarische Freiheiten, um eine, wie ich fand, fesselnde und tiefgründige Geschichte zu erzählen, atmosphärisch sehr dicht und eindrucksvoll. Aber absoluter Slow burn und die größte Stärke lag mMn in den rar gesäten Dialogen. Themen des Buches sind Hexenverfolgung und Aberglaube, Gottesfürchtigkeit, Patriarchat und Geschlechterrollen, Macht und dessen Missbrauch, Gemeinschaft, Misstrauen und die allzu große Bereitschaft, Sündenböcke zu finden.
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Ich habe gerade "Trust Exercise" (Vertrauensübung) von Susan Choi gelesen.
Witzigerweise ein ganz ähnlicher Aufbau wie "Trust" von Hernan Diaz. Beides preisgekrönte Bücher. Beide fand ich zwar ein bissel verkopft, aber spannend zu lesen, vor allem weil die Struktur der Bücher sehr zum Überlegen anregt - was ist wahr, was ist falsch? Es geht um Perspektive, Umdeutung, Interpretation - und in beiden Fällen auch um männliche Macht und Kontrolle über Frauen.
Bei "Trust" spielt die Geschichte in den 1920er/30er Jahren in der Welt der Finanzmärkte. "Trust Exercise" spielt in den USA in den 80er Jahren an einer High School mit Schwerpunkt Theater.
Beide Romane sind in drei Teile gegliedert. Die Geschichte, die uns zu Anfang erzählt wird, wird durch das, was in den anderen beiden Teilen erzählt wird, völlig neu- und umgedeutet.
Thematisch geht es bei Trust Exercise um eine amerikanische Highschool, eine Liebesbeziehung zwischen 2 Protagonist*innen und v.a. darum, wie junge Mädchen Opfer von Grooming und sexual predators werden. Teilweise ziemlich explizit.
Während bei "Trust" die historische Perspektive für mich sehr interessant war, und man vor allem am Ende das Gefühl hat, die Zusammenhänge und Personenkonstellationen zu verstehen, lässt Trust Exercise sehr viel offen. Welche Charaktere sind eigentlich Aspekte ein und derselben Person?
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