Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • tinybutmighty

    Danke für deine ausführliche Rezension. Allein schon beim Lesen von dieser weiß ich, dass ich das Buch nicht schaffen würde zu lesen (ich bin einfach zu empfindlich bei solchen Themen), aber es ist definitiv wichtig, dass solche Themen auf diese Art geschrieben und gelesen werden.

  • Lisa Jewell – The Family Upstairs / Was damals geschah


    "In einem großen herrschaftlichen Haus in Londons elegantem Stadtteil Chelsea liegt ein Baby in seinem Bettchen. Das kleine Mädchen ist satt und zufrieden, es fehlt ihm an nichts. In der Küche des Hauses liegen drei verwesende Leichen. Neben ihnen eine hastig hingekritzelte Nachricht. Die drei sind seit Tagen tot. Doch wer hat sich dann um das Kind gekümmert? Und wo ist diese Person jetzt? Fünfundzwanzig Jahre später erhält eine junge Frau namens Libby einen Brief, der sie überraschend zur Erbin des Anwesens erklärt. Die Fragen von damals wurden nie beantwortet. Und schon bald nach ihrem Einzug beschleicht Libby das Gefühl, dass sie nicht allein im Haus ist ..."


    Erzählt aus drei unterschiedlichen Perspektiven entwickelt sich hier ein sehr interessanter Psychothriller, der mit mäßigem Tempo und überschaubaren Charakteren eine sehr komplexe Geschichte zeichnet. "Superspannend" wäre glaube übertrieben, aber die Geschichten der Charaktere halten gut bei Laune und ein paar Twists waren auch dabei. Das Ende war sehr zufriedenstellend, evtl. hole ich mir den zweiten Teil dazu.

  • Evie Wyld – The Bass Rock / Die Frauen


    "Der Bass Rock wirft seit Jahrhunderten einen Schatten auf North Berwick und seine Bewohner. Neu unter ihnen: Ruth Hamilton, die in den Jahren nach dem Krieg mit ihrem Mann und zwei Stiefsöhnen in ein zugiges Haus am Meer zieht. Ruth ist zum ersten Mal schwanger und zusehends allein: die Kinder im Internat, der Mann über Wochen in seiner Londoner Kanzlei. Als Großstädterin hadert sie mit der Abgeschiedenheit und auch mit den sonderbaren Gebräuchen der einheimischen Gesellschaft. Ein Strandpicknick mitten im Winter? Die Frauen eigenartig kostümiert? Ruth passt sich an, ein wenig. Bis sie begreift: Das hier passiert nicht nur ihr. Es ist ein altes Spiel. Sie soll es nicht gewinnen.

    Ein halbes Jahrhundert später, das Anwesen am Bass Rock steht zum Verkauf, kommt wieder eine Frau in den Norden. Viv hadert mit ihrem Single-Dasein, aber auch mit den Gelegenheiten, es zu beenden. Außerdem schläft sie schlecht, in jedem der Betten in dem alten Haus. Ihr ist, als würde sie heimgesucht von dunklen Geschichten. Geschichten von aufsässigen Frauen, von Frauen in Bedrängnis. Und ihre Stiefgroßmutter Ruth ist nur eine davon.

    Im Ton mal spöttisch, mal drastisch und voll wilder Wut über eine Welt, die den Männern allein gehört, ist Evie Wylds «Die Frauen» Ghost Story, Kampfschrift, Familiensaga. Ein Buch mit vielen Gesichtern."


    Der letzte Satz fasst das Ganze eigentlich ganz gut zusammen: Die Hauptthemen des Buches sind Gewalt gegen Frauen, Patriarchat und Macht, Trauma und Erinnerung, Isolation und Einsamkeit.

    Die Narrative wechselt lose zwischen Viv (in der jetzigen Zeit), Ruth (kurz nach dem 2. Weltkrieg) und dem Mädchen Sarah (~ 18. Jhd.). Jede Geschichte, jeder Charakter ist ausgereift, glaubwürdig und die Zusammenhänge komplex aber nicht überfordernd. Weiter unterfüttert wird die Geschichte mit kurzen Vignetten namenloser Frauen, die auf die eine oder andere Art Gewalt durch Männer oder Unterdrückung durch die Gesellschaft erfahren haben.

  • Ich habe heute Die Tribute von Panem: Das Lied von Vogel und Schlange - Suzanne Collins beendet und bin etwas enttäuscht.


    Die Panem Trilogie fand ich super, auch die Filme. Die Vorstellung, ein Buch über den Anfang aus Coriolanus Snows Sicht zu lesen hat mich eigentlich gar nicht angesprochen. Als der Film dann rauskam, wurde mein Interesse doch geweckt, weil so viele den Film wirklich gut fanden. (Vom Buch hingegen war nie die Rede). Ich wollte das Buch lesen, bevor ich den Film schaue und das habe ich nun getan. In den Rezensionen zum Buch habe ich mehrfach gelesen, dass der Film deutlich besser sein soll, als das Buch, deshalb werde ich den Film auf jeden Fall irgendwann noch schauen.






    Hat von euch eigentlich schonmal jemand "Die Farbe der Rache" von Cornelia Funke gelesen?

  • Dreesbach & Bachmann - Lost & dark Places in Oberbayern 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte


    Laut Klappentext Oberbayerns ertser "Dark Tourism§ Guide, der zu Lost Places und unheimlichen Orten mit düsterer Vergangenheit oder mythisch-sagenhaftem Hintergrund führt.


    Ich bin ein bisserl hin und hergerissen bei dem Buch. Es sind schöne Ausflugsziele in Oberbayern aufgeführt, oftmals in der Natur verbunden mit kleinen Wanderungen. Aber wirklich vergessen ist daran wenig. Oftmals sind es stark touristisch erschlossene Gegenden (Watzmann, Königssee, Starnbergersee, Zauberwald...) bei denen auf die alten Sagen eingegangen wird und das ganze halt dann mit suggestiven Bildern in der Morgendämmerung bei Nebel auf "creepy" getrimmt.

    Auch stört mich, dass im Vorwort ganz klar mit der illegalen Seite des Dark Tourism koketiert wird, wo es dann Ratschläge gibt, wie man möglichst ungesehen und unauffällig auf verbotenem Gelände unterwegs ist. Im Buch selbst werden dann aber (meiner Erinnerung nach) nur öffentlich zugängliche Orte präsentiert und bei Gebäuden und Grundstücken in Privatbesitz sofort vehement vor Betretung gewarnt. Ausnahme ist die Pähler Schlucht, bei der das Betretungsverbot allerdings erst nach Erscheinen des Buchs erlassen wurde.

    Wieso kann man nicht von Anfang an sagen, dass man hier nur legale Ausflugsziele bewerben wird? Wieso Tipps wie "Ebenso ist es ratsam, sein Auto nicht direkt vor dem Gelände zu parken. Schauen Sie beim Betre-ten des Geländes auch immer, dass niemand Sie sieht." Dreesbach et Bachmann, Lost & Dark Places Oberbayern (2021) S.11

    Man möchte gern dark und creepy und edgy sein, ist aber im Grunde nur ein weiterer Ausflugsführer für Oberbayern und versucht halt mit dem Anstrich des Morbiden und Verbotenen noch eine Nische auf dem vollgepackten Wanderbuchmarkt zu schaffen.

    Auch nervt mich, dass es keine erkennbare Sortierung der Orte gibt. Es wird willkürlich kreuz und quer durch Oberbayern gesprungen.


    Ja, war jetzt viel negativ, aber prinzipiell ist es ein nettes Büchlein, das ein paar schöne Tipps für Ausflugsziele gibt (ich hab mir auch eins für nächste Woche rausgesucht) und ein paar alte Sagen und historische Ereignisse zu den Orten anspricht.


    Note: 3,0

  • Klingt ja wirklich sehr reißerisch aufgemacht. Und problematisch bei vielen Lost Places ist ja, dass das Betreten schlicht und einfach gefährlich ist, ohne dass das ersichtlich ist (Gifte im Boden).

  • Wieso kann man nicht von Anfang an sagen, dass man hier nur legale Ausflugsziele bewerben wird? Wieso Tipps wie "Ebenso ist es ratsam, sein Auto nicht direkt vor dem Gelände zu parken. Schauen Sie beim Betre-ten des Geländes auch immer, dass niemand Sie sieht

    Tja, anders bekämst du es wohl nicht veröffentlicht. Kannst ja keine echten "begehe diese Straftat an Ort xy" Anregungen in einem Buchhandlungs-Buch geben. Zumal es das ja dann gefühlt für viele legal machen würde. Schätze, die Autoren hätten es durchaus anders gewollt. Auf der anderen Seite wären es dann absolut sicher keine Lost Places im eigentlichen Sinn mehr.

    Falls es dich mal nach Kroatien verschlägt, kann ich dir aber einen wirklich sehr spektakulären Lost Place Tipp geben. Als Scenerie für einen Endzeit- / Horror-Thriller taugt der sicher :nicken:

  • Wie gesagt in dem Fall sind es wirklich zu 95% typische Touristenorte, wo das gefährlichste ist, dass man ausrutscht und sich den Knöchel verstaucht.

    Es sind zwei, drei dabei, die rechtlich bedenklich sein können, aber der Rest sind einfach normale Tourismusspots.


    Schätze, die Autoren hätten es durchaus anders gewollt

    Ich glaube wirklich, man hat da schlicht versucht, die üblichen Touristenhotspots neu vermarktet zu bekommen.

    Es gibt ja ne ganze Buchreihe in verschiedenen Städten, Bundesländern und Regionn dazu und wenn man es gewollt hätte, hätte man da für Oberbayern ganz andere (trotzdem legale) Orte wählen können.

    Oder man hätte es halt über die Schiene "die dunkle Geschichte der beliebten Ausflugsziele" aufziehen können. Aber Kehlsteinhaus, Zauberwald, Königssee, Ebersberger Forst und Co als Lost Places zu betiteln ist... kreativ.

  • Hier im Ort steht eine große verlassene Klinik am Waldrand auf einem Hügel. Aus ganz Deutschland kommen irgendwelche Deppen zusammen und steigen da ein.

    Im Untergeschoss wurden die Scheiben zum Schwimmbecken hin zertrümmert, einiges an Wild ist da drinnen verendet, weil man reinkommt aber nicht raus.

    Etwa zweimal pro Jahr brennt das Ding, entweder weil wieder jemand zu dämlich war oder wegen tatsächlicher Brandstiftung.

    Mich kotzt die Klientel da nur noch an.

  • Preston & Child - Angel of Vengeance


    Nach den Geschehnissen aus dem Vorgänger Band "The Cabinet of Dr Leng" sitzen Pendergast, D'Agost und Diogenes bei Constance in der Alternativwelt von 1881 fest, die Maschine, die das Portal kontrolliert hat, offensichtlich zerstört. Nun machen sie sich mit vereinten Kräften daran, Constance's jüngeres Ich und ihre Geschwister aus den Fngen des Dr Leng zu befreien und der ein oder andere nutzt die zeit auch, um seine eigenen Ziele zu verfolgen.


    Ernsthaft?

    Darauf habe ich ein Jahr lang gewartet?

    Ich war ja schon im ersten Band weder von der Multiverse Idee noch von dem Cliffhanger sonderlich angetan. Aber was hier jetzt abgeliefert wurde, setzt dem ganzen die Krone auf. 300 Seiten mit größtenteils belanglosem BlaBla. Dutzende von "Verkleidungsspielchen" in denen sich irgendeiner der Charaktere abwechselnd als jemand anderes ausgibt, um an Informationen zu kommen... hätte man das alles gestrafft hätten Cabinet und Angel mit Leichtigkeit in einem Buch zusammengefasst werden können, ohne die 450 Seiten Marke zu knacken.

    Auch ist die Charakterzeichnung langsam echt furchtbar. Natürlich finden die "Zeitreisenden" (ja ist nicht ganz korrekt) sofort und mit absolut sicherer Hand immer und überall Spezialisten, di sofort bereit sind, für ein paar extra Dollar absolut vertraulich alles zu machen, was von ihnen gefordert wird. Constance kann ich schon lange nicht mehr ertragen, dieser platte Mix aus Mary Sue und Soziopatin ist einfach nur nervig.

    Und die Tatsache, dass die Autoren es - wie in allen anderen ihren Büchern - nicht schaffen, einen romatischen Subplot zu schreiben, bei dem sich einem vor Fremdscham nicht die Fußnägel aufrollen, setzt dem ganzen die Krone auf.

    Wobei, da ist ja noch der Epilog, bei dem ich fast die Motten gekriegt habe, weil er so platt, dumm und unkreativ daherkommt, wie man es sich nur vorstellen kann.

    Achtung:

    :doh: :doh: :doh: :doh: :doh:


    Nach dem ersten Teil war klar, dass das kein Meisterwerk wird, aber das war jetzt wirklich hardcore.


    Note: 4,0

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