Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Die Liebe an miesen Tagen - Ewald Arenz

    Clara und Elias sind für einander bestimmt. Das merken sie bei der ersten Begegnung. Elias steckt in eine Beziehung fest. Clara hat mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Trotzdem nähern sich beide an. Dann bekommt Clara ein Jobangebot und muss dafür umziehen…

    Das Buch las sich einfach so weg. Wie es bei Ewald Arenz eigentlich immer der Fall ist. Beide Protagonisten fand ich allerdings grundunsympathisch. Die Dialoge wirkten total aufgesetzt. Und wie immer, hätte man die „Probleme“ mit einem offenen Gespräch aus der der Welt schaffen können. Immerhin handelte es sich hier nicht um Teenager sonder Menschen zwischen ca. 40 und 50.

    Für mich leider nur eine 4/10.


    Bride - Ali Hazelwood

    Bündnisehe zwischen Vampir und Werwolf, um Frieden zu erhalten. Ein Komplott und ein bisschen arg viel Spice für meinen Geschmack. Die Story über die Machenschaften zwischen Werwölfen und Vampiren hätte ich mir hingegen etwas umfangreicher gewünscht.

    Eventuell hab ich mich an Ali Hazelwood auch satt gelesen. Das war jetzt schon das zweite Buch, dass mir nicht wirklich gefiel.

    3/10

  • Elif Shafak – 10 minutes 38 seconds in this strange world / dt. Unerhörte Stimmen


    "Für Leila rufen die letzten 10 Minuten und 38 Sekunden nach ihrem Tod viele sinnliche Erinnerungen wach: gewürzter Ziegeneintopf, den ihr Vater opferte, um die Geburt des ersehnten Sohnes zu feiern; sprudelnde Bottiche mit Zitrone und Zucker, um die Beine der Frauen zu wachsen, während die Männer beim Gebet sind; der Kardamomkaffee, den sie mit einem gut aussehenden Studenten in dem Bordell teilt, in dem sie arbeitet. Jede verblassende Erinnerung bringt die Freunde zurück, die sie in ihrem bittersüßen Leben gefunden hat - Freunde, die jetzt verzweifelt versuchen, sie zu finden.... "


    Der erste Teil des Buches dreht sich um Leilas letzte Minuten in ihrem Leben, wie sie versteht, dass sie ermordet wurde und wo sie sich befindet, ebenso wohnt sie noch der Unterhaltung von einigen Jugendlichen bei, die sie auf der Straße liegend finden und ihre teuer aussehende Halskette klauen. Dann laufen sie davon, denn sie sehen genau was Leila ist, eine Frau, eine Sexarbeiterin, und nichts wert. Leilas Erinnerungen an ihre Kindheit sind geprägt von Trauer, Wut, Schmerz, Verzweiflung, Angst, später im Leben von wahrer Liebe und tiefer Freundschaft. Der zweite Teil der Geschichte dreht sich um Leilas Freundeskreis bestehend aus fünf Individuen, die wie Leila ausgestoßen am Rande der Gesellschaft leben, und zusammen versuchen Leila einen letzten Freundschaftsdienst zu erweisen.


    Kein ganz einfaches Buch durch die teils schweren Themen, einige Ereignisse und Orte sind real und machen das Ganze noch ein bisschen schlimmer als reine Fiktion. Auf der anderen Seite feiert das Buch die Türkei, die Sprache, die Familie, die Freunde, das Essen, den Glauben, Istanbul als kontrastreichen Schmelztiegel, wo alle zusammenkommen und versuchen das Beste aus ihrem Leben zu machen. Manche in der Mitte, manche am Rand.

  • Alex White - The cold Forge


    Dorian Sudler wird von der Firma entsandt, um Geld zu sparen. Er prüft Forschungsprojekte, entzieht Fördergelder und entlässt Angestellte, oftmals aus reiner Bösartigkeit. Auf der Raumstation Cold Forge laufen drei Projekte, als er dort eintrifft. Doch was ein normaler Auftrag für ihn sein soll, entpuppt sich schnell als lebensbedorhliche Szenario, als zwei der Projekte durch Sabotage komplett außer Kontrolle geraten.


    Normalerweise ist das WeyYu Universe mein Wohlfühlort, mein Fluchtpunkt um abzuschalten und bisher waren selbst die mittelmäßigen Romane und Comics aus dem Canon unterhaltsam. The cold Fogre ist einfach nur nervig und schlecht. Ich brauche keine große Prosa und keine literarischen Meisterwerke, aber Stil und Erzählstimme sind hier einfach nur grauenvoll. Die Charaktere sind furchtbar. Sudler wirkt wie eine Karrikatur des typischen Firmenliqudators und auch die anderen Figuren sind so weit davon etnfernt,glaubwürdig zu sein, dass es weh tut.

    Ansätze und Ideen der Geschichte waren durchaus vielversprechend, aber leider ist der Autor so talentlos, dass er daraus nichts machen konnte.


    DNF nach 200 Seiten.

  • Jodi Picoult – The Book of Two Ways / Umwege des Lebens


    Dawn Edelstein befindet sich mitten auf dem Heimflug zu ihrem Mann und ihrer Tochter, als das Bordpersonal Sicherheitsmaßnahmen einleitet, die Passagiere anweist sich anzuschnallen und auf eine Bruchlandung vorzubereiten. Dawn überlebt die Katastrophe, in den furchtbarsten Momenten ihrer größten Angst jedoch denkt sie nicht an ihren Mann und ihre Tochter, sondern an den Menschen, den sie 15 Jahre zuvor verlassen musste. Archäologe Wyatt Armstrong, der immer noch in Ägypten Ausgrabungen leitet und mit dem sie eine intensive Vergangenheit verbindet. Dawn muss sich am Absturzort entscheiden, ob sie nach Boston zu ihrer Familie oder nach Kairo fliegt. Dawn stellt sich die Frage, was wäre gewesen wenn. Wer wäre sie heute, hätte sie sich vor 15 Jahren anders entschieden...


    Grundsätzlich arbeitet das Buch mit zwei Zeitebenen, ähnlich dem altägyptischen "Zweiwegebuch ins Jenseits", das die zentrale Metapher für die Geschichte darstellt. Der Wasserweg (Boston) beschreibt Dawns jetziges Leben als Sterbebegleiterin mit Ehemann Brian und Tochter Meret, der Landweg (Ägypten) beschreibt Dawns Rückkehr zu Wyatt und den Ausgrabungsstätten, an denen sie einst zu Studienzeiten mit ihm als Mentor "Das Buch der zwei Wege" studiert hat. Eingewoben darin Erinnerungen an die Vergangenheit sowie eine fortschreitende Sterbebegleitung einer ihrer Patientinnen. Am Ende "fließt alle Zeit (mit allen Enthüllungen) zusammen" und Dawn muss sich entscheiden, wer sie ist und wer sie sein will.


    Die großen Themen des Buches sind Wahlmöglichkeiten und alternative Leben, Leben, Tod und Sterblichkeit, Das Leben nach dem Tod, Bedauern und die nicht eingeschlagenen Wege, Liebe und Beziehungen, Identität und Selbstentdeckung. (Content Warning ist glaube ganz sinnvoll, es geht wirklich viel um den Tod, in all seinen Facetten und aus allen Perspektiven, Dawn's Arbeit als Sterbebegleitung kann einem ganz schön in die Nieren gehen)


    Der Schreibstil (der englischen Version) ist fantastisch, herzzerreißend, traurig, tiefgründig, melancholisch, bisweilen leichtherzig und lustig, immer sehr dicht bei den Charakteren, nie unglaubwürdig oder überzogen und generell tief geerdet. Ich mochte beide Erzählstränge gleich gern, die schiere, fassbare Komplexität von Dawns Beziehungen mit ihrem Mann und ihrer Teenager-Tochter sowie ihrem Bruder Kieran sind spannend und nachvollziehbar, die Narrative in und um Ägypten, die Ausgrabungen, das heiße Land, die Menschen, Wyatt, die Sarkophage und Mumien, sind dank perfekter "Show, don't tell"-Manier problemlos vorstellbar.

  • Sabine Bode - Kriegsenkel (Die Erben der vergessenen Generation)


    Wie sich das Trauma nicht nur des Kriegs, sondern auch der unfassbaren Mittäterschaft am Dritten Reich in Familien bis in die Generation der Enkel fortführt, versucht Sabine Bode in diesem Buch anhand verschiedener Lebensgeschichten zu thematisieren. Mit dem Schicksal der Kriegskinder hatte sie sich bereits ausgiebig beschäftigt.


    Ich stehendem Buch zwiespältig gegenüber. Kritisch eben wegen des Titels und auch des Inhalts, in dem für mein Empfinden auch der Aspekt der „vererbten Schuld“ zu kurz kommt. Und die Einsichten aus den Lebensgeschichten bleiben mir zu allgemein und zu sehr an der Oberfläche. Aber Letzteres ist dem Buch gegenüber nicht wirklich fair, denn es verspricht keine tiefe psychologische Abhandlung, mein Fehler, dass ich mir mehr erhofft habe.


    Andererseits finde ich es als Betroffene wichtig, dass Beispiele gesammelt und gezeigt werden, dass man mit seinem Erleben nicht allein ist. Bei der Beerdigung meiner Mutter hat mich die Trauerrednerin nach einem intensiven Gespräch auf dieses Buch angesprochen. Auch sie kannte viele Geschichten, alle unterschiedlich und anders als meine, aber das Thema des familiären Traumas zog sich durch. Es ist ein spannender Bruch zwischen „Boomer“ und „Kriegsenkel“, mit dem zu beschäftigen sich sicher lohnt. Dafür liefert das Buch Anstöße.


    Angesichts dessen, dass rechtsextreme Ansichten in Deutschland wieder großen Zuspruch erhalten und politisch weiter an Einfluss gewinnen, frage ich mich, was noch alles weitergegeben wurde („Angst“ ist eine der richtigen Antworten des Buchs) und wie unglaublich viel versäumt wurde.

  • Hier war doch neulich Jemand, der sich „Die Vegetarierin“ von Han Kang zugelegt hat? Heute wurde bekanntgegeben, dass sie den diesjährigen Nobelpreis für Literatur erhält. Eine überraschende Entscheidung, finde ich, aber da gabs schon Kandidaten, bei denen ich den weniger gesehen habe :smile:

  • Douglas Preston - Extinction


    In einem Tal in den Rocky Mountains liegt das Ferienresort Erebus. Für die Superreichen der Welt bietet sich hier ein einzigartiges Schauspiel. Durch Wissenschaft wieder auferstandende Mammuts, Wollnashörner und andere Spezies der ausgestorbenen Megafauna des Pleistozön leben hier und können gegen entsprechende Eintrittsgelder bei Wanderungen hautnah erlebt werden.

    Doch dann erschüttert ein grausamer Doppelmord die Idylle und ruft Agentin Cash auf den Plan. Bei ihren Ermittlungen merkt sie sehr schnell, dass sich da noch etwas anderes in den Wäldern herumtreibt, das den Touristen weniger wohlgesonnen ist.


    Bei den Single Werken der Autoren hatte ich schon immer das Gefühl, dass Preston die stilistisch schwächere Hälfte des Preston/Child Duos ist. Ein Fakt, der mir hier nochmal besonders heftig aufstieß, gerade zu Beginn des Buchs. Wobei ich mir da auch nicht ganz sicher bin, wieviel mal wieder der Übersetzung geschuldet ist.

    Die Story an sich ist nicht schlecht, unterhaltsame JP Variante mit interessanten eigenen Ideen, die sich aber stellenweise arg zieht, gerade die Szenen am Filmset sind nervig bis überflüssig. Die Rolle der Filmcrew hätte man auch irgendwie anders lösen können, ohne damit zig Seiten zu füllen. Auch ist die Charakterzeichnung diesmal eher schwach. Ja, wir haben es alle nach der xten Widerholung verstanden, dass die Prota keine Modelfigur hat und trotzdem fit ist. Ehrt den Auto, dass er da keine Hollywoodklischees bedienen will, ist halt nur plump umgesetzt.

    Auch ist das Cover der deutschen Ausgabe massiv irreführend. Wieso zur Hölle ist da ein T Rex Skelett auf dem Umschlag?

    Nicht das stärkste Buch aus Prestons Feder und denen, die er mit seinem Schreibkumpel Child zusammen verfasst hat, deutlich unterlegen, aber trotzdem ganz ordentliche Unterhaltung, auch wenn ich mir bei der Prämisse etwas mehr erhofft hatte.


    Note: 3,0

  • Kanae Minato – Confessions / Geständnisse


    Yuko Moriguchi ist alleinerziehende Mutter und Lehrerin an einer japanischen Mittelschule. Als die Umstände es nicht mehr anders zulassen, bringt sie einmal in der Woche ihre vierjährige Tochter mit in die Schule. Einige Schüler nehmen sich der kleinen Manami an, während Yuko an diesen Tagen einer regelmäßigen Lehrerkonferenz beiwohnen muss. Doch wenige Wochen später Manami stirbt auf dem Schulgelände, sie ertrinkt im Pool, weil sie im Bereich der Schwimmhalle den Hund der Nachbarn durch den Zaun füttern wollte. Ein tragischer Unfall, sagt die Polizei. Yuko jedoch, nachdem sich ihre Trauer in Wut gewandelt hat, sinnt auf Rache. Denn ihre Tochter wurde ermordet – von zwei Schülern in ihrer Klasse. Und jetzt ist der Tag, an dem sie gestehen wird, dass sie weiß wer und auch was diesen Schülern blüht.


    Huiuiui, ein bitterböses Buch, um Rache, Schuld, Trauma, die Folgen von Vernachlässigung und moralische Korruption. Schon sehr spezifisch für die japanische Kultur, dessen Schulsystem und die garstigen Dynamiken zwischen Schülern/Lehrern/Eltern. Das Buch hat 6 Kapitel und jedes beleuchtet Manami's Tod, wie es dazu kam und was danach geschah, aus der Sicht von Personen, die mehr der minder involviert waren und mit ihrem Tun oder ihrer Unterlassung die Katastrophe in Gang gesetzt haben. Yuko eröffnet und schließ das Tribunal, das Ende fühlt sich nach Genugtuung an, wenn auch moralisch total verwerflich.

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