Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Das Gebinde Amontillado

    Hieß das nicht immer das Fäßchen? :???: Was für eine seltsame Übersetzung...

    Ich hab mich die ganze Zeit beim Lesen der Geschichte auch gefragt, warum "Gebinde" :denker: ... scheinbar wurden in dieser 2017er-Auflage (orig. 2012) die eher seltenen Übersetzungen genutzt. Genau wie Ascher statt Usher. Ich hatte auch für die ersten Geschichten jeweils eine (irgendeine) Audio-Version gehört, aber da gehen die Übersetzungen auch echt weit auseinander, so dass man den Text nicht mal halbwegs parallel hätte lesen können.

  • "Gebinde" ist so ein seltsam technischer Ausdruck, so ähnlich wie "Sättigungsbeilage" für Reis oder Kartoffeln.

    Passt so gar nicht in den Zusammenhang der Geschichte. Klingt fast nach automatischer Google-Übersetzung.

  • Ich höre gerade nochmal Das Volk der Bäume und finde es wieder sehr gut. Es ist lange „nur“ interessant/spannend und wird recht spät schockierend und unangenehm.

    Das Hörbuch finde ich dabei auch noch sehr gut gelesen.

  • Hunter Shea - Die Kreatur


    Kate ist schwer krank. Um seiner Frau einen letzten großen Traum zu erfüllen, mietet ihr Mann ein einsames Haus am See. Doch der Traumausflug, läuft anders als erwartet. Kate ist zu krank, um es zu genießen und dann schleicht da auch noch etwas unheimliches durch den Wald rund um das Haus.


    Müsste ich das Buch in einem Wort beschreiben, dann wäre es LANGWEILIG, ja großgeschrieben.

    Es dauert 200 Seiten, bis irgendetwas anderes passiert, als dass Kate Schmerzen von ihrer Krankheit hat, die immer und immer und immer wieder beschrieben werden und sich ihr Mann die Birne zu säuft. Wenn etwas passiert, was spannend sein könnte, wird es in weniger als vier Sätzen abgehandelt, damit man wieder 20 Seiten Kates Krankheit beschreiben kann.

    Auch ist es nicht hilfreich, dass der Autor sehr plakativ klar macht, wann das ganze seinen Anfang nimmt (man kann es kaum überlesen) und zum Schluss, wenn es wirklich Horror werden könnte, die wirklich heftigen Szenen ausspart und nur kurz erwähnt, was passiert ist. New Age Quark als Ideengeber trifft auf mittelmäßigen Schreibstil.


    Note: 5,0

  • Deborah Levy - August Blue


    Ich mag Levy als Autorin so gerne. August Blue ist wie schon die anderen Bücher eher experimentell und doch empfinde ich immer große Nähe zu den Protagonist:innen. Die Story und das Setting wirken nicht distanziert abgehoben, sondern eher verkünstelt im guten Sinne. Es gibt spannende inhaltliche und textliche Bezüge zu entdecken. Sehr dicht gewebt, kann man dieses kurze Buch wahrscheinlich dreimal lesen und wird immer noch Neues entdecken. Im Zentrum steht die berühmte Pianistin Elsa, die ein großes Konzert in den Sand gesetzt hat und sich danach wieder finden muss. Sie kreist um Identitäts- und Herkunftsfragen.

  • Fredrik Backman - Björnstadt / Beartown


    "Du bist nicht allein. Du warst nie allein. Du musst dir nur überlegen, mit wem du zusammen sein möchtest."

    (Fatima, Björnstadt)


    Björnstadt ist eine kleine Stadt mitten in den skandinavischen Wäldern. Hier gibt es nur Natur, Einsamkeit und das Gefühl, von der Welt vergessen zu sein.

    Umso mehr fiebert die ganze Stadt einem schicksalhaften Wochenende entgegen; denn das Juniorenteam des Eishockeyvereins steht im nationalen Halb-

    finale! Seit Jahrzehnten die erste echte Chance, allen zu zeigen, wozu Björnstadt in der Lage ist. Alle Hoffnungen und Träume, aller Druck ruht auf den Schultern

    einer Handvoll Jugendlicher, vor allem seines Stars Kevin und dessen besten Freund Benji.

    Und so kommt es in einer wilden Partynacht zu einem unverzeihlichen Fehltritt, der ein junges Mädchen beinahe zerstört und eine

    ganze Stadt in Aufruhr versetzt. Wem glaubt man? Wem will man glauben? Wem muss man glauben? Jeder einzelne Björnstädter muss sich entscheiden,

    auf wessen Seite er steht ... Freundschaft oder Familie. Ehre oder Ruhm. Wahrheit oder ein Sieg um jeden Preis.


    5/5 Sternen.

    Ein Buch mit einer Geschichte, die jeder kennt, die jeder schon mal auf die ein oder andere Art gehört hat, aus Zeitung, Medien, Fernsehen, Film.

    Aber Fredrik Backman erzählt diese Geschichte enorm wortgewaltig, und das obwohl es oft nur kurze Sätze sind, sehr knappe Absätze, die auf

    mich manchmal so intensiv Eindruck gemacht haben , dass ich das Buch schließen und kurz fünf Minuten Pause machen musste. Manche Sätze

    haben mir Tränen in die Augen getrieben, manchmal wurde eine Tatsache mit solch simpler Banalität beschrieben, dass ich schlucken musste.

    Ich muss allerdings gestehen, dass die ersten ~100 Seiten etwas anstrengend waren, was zum einen daran liegt, dass Backman eine spezielle
    Art hat, seine Charaktere aufzudröseln, als auch dass es viel um Eishockey geht. Das ist aber enorm wichtig für den Aufbau der Geschichte,

    einfach, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie viel an diesem "einfach nur" Sport in dieser verlorenen und verlassenen Kleinstadt hängt.

    Danach liest sich der Rest wie von selbst. Wunderbare, starke und gut gezeichnete Charaktere, eine leider zu glaubhafte Geschichte und nicht

    zuletzt Fäden, die alle irgendwie ineinander laufen machen das Buch für mich zu einen der wenigen, die man immer mal wieder lesen sollte.


    Nach diesem Buch und Demon Copperhead brauche ich jetzt aber dringend mal wieder etwas... leichtere Literatur.

  • Mich verwirrt diese Titeländerung. Björnstadt lief vormals unter Kleine Stadt der großen Träume . Ich dachte, ein anderes Buch von ihm hätte es auch noch betroffen, aber auf der Wikipediaseite steht nur das. Hmm.

  • Louise Erdrich – The Sentence / Jahr der Wunder


    "Eine kleine unabhängige Buchhandlung in Minneapolis wird von November 2019 bis November 2020 von der nervigsten Kundin des Ladens heimgesucht. Flora stirbt am Allerseelentag, aber sie will den Laden einfach nicht verlassen. Tookie, die nach jahrelanger Haft einen Job als Buchverkäuferin gefunden hat, muss das Geheimnis dieses Spuks lösen und gleichzeitig versuchen, all das zu verstehen, was in Minneapolis während eines Jahres der Trauer, des Erstaunens, der Isolation und der wütenden Abrechnung geschieht."


    Ich empfand dieses als Offenbarung, eine wahre Schatztruhe, gefüllt mit vielen interessanten Geschichten, quirligen Charakteren, so viel Liebe und Verehrung für die eigene Herkunft, für die Menschen in den verschiedenen indigenen Communities aber vor allem für einen selbst, das eigene Leid, die eigene Schuld, die eigenen Wünsche und Geister, die einen verfolgen.


    Tookies Erzählweise ist intim und rau, mit einer Mischung aus Humor, Sarkasmus und sehr emotionalen Momenten. Sie ist eine komplexe Figur mit einer scharfen, aufmerksamen und manchmal selbstironischen Stimme, was ihren Erlebnissen einen sehr ehrlichen, reflektierenden Ton verleiht. Ich habe mich sehr an Morowa Yejide's Creatures of Passage und Waubgeshig Rice's Moon of the crusted Snow erinnert gefühlt.

    Während das erste halbe Jahr noch davon handelt, wie Tookie ihr Dasein in ihrer Community händelt, wie sie in dem kleinen Buchladen aufblüht und durch die Bücher, die sie empfiehlt ihre eigene Geschichte erzählen kann, passiert in der zweiten Hälfte schließlich Corona und das Leben dreht sich um Masken, Spaghetti und Abstand. Und dann passiert George Floyd. Und man ist mit Tookie dabei, mit all den anderen Minderheiten, die auf die Straße gehen, die auf Polizeigewalt treffen, die nicht mehr hinnehmen können, was ihnen Tag für Tag angetan wird. Und Tookie muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Schuld ihr eigener Ehemann hat, ein ehemaliger Polizist, der auch an ihrer Verhaftung beteiligt war.


    Die großen Themen des Buches sind das Übernatürliche und die Spiritualität, Trauer und Schuld, Ethnie und Identität, historischer und sozialer Kontext, die Macht der Bücher und des Geschichtenerzählens, Erlösung und Transformation. Ich kann das englische Hörbuch nur wärmstens empfehlen, es wird von Louise selbst gesprochen.

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