Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
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Alma Katsu -The Wehrwolf
Hans lebt mit seiner kleinen Familie während des 2. Weltkriegs friedlich in einem zurückgezogenen kleinen Dorf. Als unmittelbar hinter seinem Hof eine Leiche gefunden wird und sich im Dorf die Gerüchte um herumstreifende alliierte Soldaten häufen, beschließen ein paar Männer aus dem Dorf, etwas zu unternehmen. Hans schließt sich nach anfänglichen Zögern an, um seine Familie zu schützen, nicht ahnend, dass es keine gewöhnliche Bürgerwehr ist, sondern sie ein mythisches Geheimnis haben.
Ich habe bisher zwei Bücher von Katsu gelesen. Das Erste mochte ich, das zweite fand ich furchtbar. "The Wehrwolf" ist jetzt das Zünglein an der Waage, dass den Ausschlag gegeben hat, dass ich absofort die Finger von Katsu lassen werde. Es ist eine Novelle mit knapp 80 Seiten. Die Idee ist spannend und ansprechen, die Umsetzung ist seelenlos und platt.
Die Charaktere sind flach, die Motivationen sind klischeehaft und nicht nachzuvollziehen, die Handlung rast so vor sich hin. Der Stil ist unterdurchschnittlich und wenn man sich schon dafür entscheidet, seine Story in einem anderen Land spielen zu lassen, sollte man mit der Recherche etwas tiefer gehen, als das Klischee Wissen, dass man über deutsche Geschichte hat.
Gut recherchiert waren allein die Basics der europäischen Werwolfmythen.
Schade, als ganzer Roman, geschrieben von einem besseren Autoren wäre es sicher eine spannende Geschichte gewesen.
Note: 4,8
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Akimitsu Takagi – The Tattoo Murder
Tokio, 1947. Bei der ersten Nachkriegssitzung der Edo Tattoo Society enthüllt Kinue Nomura unter großem Beifall ihre Ganzkörpertätowierung in Form einer Schlange. Vor allem bei Frauen immer noch ein Unding, erregt Kinue viel Aufsehen, der anwesende junge Mediziner Kenzo Matsushita verfällt der Schönheit bei diesem Spektakel. Kinue offenbart Kenzo, dass sie schon länger in Angst lebt und glaubt, bald ermordet zu werden. Nur wenige Tage später wird in Kinue's Haus eine zerstückelte Leiche gefunden, der Rumpf mit dem Schlangen-Tattoo ist nirgends zu finden, Arme, Beine und der Kopf jedoch befinden sich im, von innen verschlossenen, Badezimmer. Kenzo und sein Bruder, Polizeichef Daiyu, setzen alles daran den Fall zu lösen ...
Der wohl populärste klassische japanische "Locked-Room"-Krimi. Hervorragende Übersetzung, flüssig, mitunter lässig-humorvoll, super zugänglich, die Kapitel oft nur wenige Seiten lang. Tempo fand ich anfangs eher langsam, der Mord passiert erst zur Hälfte des Buches, bis dahin geht's hauptsächlich um die Etablierung des zerbombten Tokios als Schauplatz, Vorstellung der doch recht vielen Charaktere und der Ausarbeitung der Tattoo-Szene. Das letzte Viertel gibt eine sehr genaue Aufklärung über das wie was wo wer wann und lässt keine wichtigen Fragen offen. Ich fand es sehr zufriedenstellend, mein Hauptinteresse galt der Frage wie der verschlossene Raum erklärt wird, den Mord an sich fand ich eher zweitrangig.
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"Held" - Anne Michaels
"We know life is finite. Why should we believe death lasts forever?"
Ich habe "Held" bestellt, weil es für den Booker Prize 2024 nominiert wurde und mich das neugierig auf das Werk machte. "Fugitive Pieces", Michaels' Debutroman, bekam sehr gute Kritiken, wurde von mir aber ebenso wie der Zweitlang nicht vorab gelesen - "Held" war somit das erste, was ich von Michaels, die eigentlich Dichterin ist, gelesen habe.
"Held" ist kein typischer Roman mit einer klar umrissenen Handlung. Es handelt sich im Grunde um einen eher lyrischen Text, mit mehreren teils nur lose zusammenhängenden Erzählsträngen von Beginn des 20. Jahrhunderts bis 2025. So beginnt der Roman 1917 auf einem Schlachtfeld in Frankreich, wo der junge Soldat John um sein Leben ringt, während er sich an verschiedenste Begebenheiten seines Lebens erinnert. Weiter geht es 1920 in England, John hat überlebt und ist nun wieder mit seiner Frau vereint. Sein Geld verdient er sich als Fotograf, er besitzt ein eigenes Studio - und plötzlich tauchen auf den Photographien, die er für Kunden macht, Geister der Vergangenheit auf...
Weiter geht es dann aber mit anderen Protagonisten und Protagonistinnen, in deren Leben Michaels einen kurzen, aber nichtsdestotrotz eindringlichen Einblick gewährt, ob es sich um Mara, die als Krankenschwester in Kriegsgebieten arbeitet, handelt oder um den Musiker Paavo, der seine Heimat aus politischen Gründen verlassen muss.
Der Roman greift zentrale Themen und Fragen der menschlichen Existenz auf - Liebe, Verlust, Trauer, Krieg, Erinnerungen, Spiritualität - und bedient sich dabei einer sehr losen, eher lyrischen Erzählstruktur, nicht des klassischen Narrativs. Dadurch entsteht ein literarisch recht anspruchsvoller Text, der sich auch der Sprache selbst als erzählerisches Mittel bedient. Das ist zweifelsohne schön und beizeiten berührend - ich empfand "Held" aber als recht anstrengend zu lesen und fand es auch schade, ständig "hinausgerissen" zu werden und mich in einem anderen Jahrzehnt, an einem anderen Ort, mit anderen handelnden Personen wiederzufinden. Man muss sich also wirklich einlassen können und wollen auf etwas ganz anderes als den klassischen Roman, dann ist "Held" auch ein kleiner, poetischer Schatz - bei mir bleiben trotzdem gemischte Gefühle, ich hatte letzten Endes doch etwas anderes erwartet und nichtsdestotrotz hat mich das Werk auch neugierig gemacht zumindest auf Michaels' Erstling, "Fugitive Pieces".
Erinnert hat mich Held in Bezug auf die Erzählstruktur übrigens unter anderem an "On Earth We Are Briefly Georgeous" von Ocean Vuong und "Bluets" von Maggie Nelson.
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Wenns noch Jemanden gibt, dem die Welt gerade zu viel ist, der seit zwei Wochen kränkelt, keinen Bock mehr auf Zynismus und Abgefucktheit hat und einfach nur was sucht, um sich zwei Stündchen richtig wohl und kuschelig auf einer Fantasyinsel zu fühlen: „Spellshop“ von Sarah Beth Durst. Kaum Spannung, sondern einfach nur Kuscheligkeit. Die Autorin selbst sagt, dass sie ein Buch wie eine Tasse heiße Schokolade schreiben wollte. Und es ist ihr gelungen.
Kann man nicht immer brauchen, aber gestern war es eine Wohltat. Und hat meinem Mann möglicherweise das Leben gerettet.
Es kommt eine intelligente Sukkulente namens „Miep“ vor
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Ali Smith – Winter
"Winter – die kürzesten Tage, die längsten Nächte. Eine Jahreszeit, die uns das Überleben lehrt. Vier Leute, Fremde und Familie, verbringen Weihnachten in einem riesigen Haus in Cornwall, und doch stellt sich die Frage, ob jeder genug Platz findet. Denn Arthurs Mutter Sophia sieht Dinge, die nicht sein können. Arthur selbst sieht andere. Und da sind noch Iris, Sophias Schwester, ewige Rebellin, nach dreißig Jahren wieder zurück, und Lux, eine Fremde, die Arthur als seine Freundin ausgibt. Eine besondere Nacht, voll Streit und Lügen, Erinnerungen und Mythen."
Band 2 der Jahreszeitenreihe, bisschen besser noch als "Herbst" aber natürlich genau so interessant und experimentell und am Puls der Zeit. Superviele Referenzen/Andeutungen zu aktuellen Themen und Problemen unserer Welt, die Charaktere mannigfaltig bis wunderbar schrullig. Es geht um Isolation (im Alter), familiäre Spannungen und (Vor)Täuschungen, Abrechnungen mit der Vergangenheit sowie Reflexion und Wiederannäherung nach Konflikten.
Haupthemen sind Zerrissenheit und Verbindung, Zeit und Erinnerungen, Umwelt- und Sozialthemen, Kunst und Wahrnehmung.
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Wenns noch Jemanden gibt, dem die Welt gerade zu viel ist, der seit zwei Wochen kränkelt, keinen Bock mehr auf Zynismus und Abgefucktheit hat und einfach nur was sucht, um sich zwei Stündchen richtig wohl und kuschelig auf einer Fantasyinsel zu fühlen: „Spellshop“ von Sarah Beth Durst. Kaum Spannung, sondern einfach nur Kuscheligkeit. Die Autorin selbst sagt, dass sie ein Buch wie eine Tasse heiße Schokolade schreiben wollte. Und es ist ihr gelungen.
Kann man nicht immer brauchen, aber gestern war es eine Wohltat. Und hat meinem Mann möglicherweise das Leben gerettet.
Es kommt eine intelligente Sukkulente namens „Miep“ vor
Das klingt toll
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