Hundeerziehung: Führung, Dominanz oder Laisser-faire... eure Meinung interessiert mich! :)

  • Schönes Thema


    Mit meinem ersten Hund lernte ich in der ersten Stunde (Hundeschule) den Schnauzengriff kennen. in der zweiten Stunde gabs den "freien Flug" für den Hund
    Auf dem Hundesportplatz gabs ein Unterodrnungtrainer, dem strikt zu gehorchen war " Du machst was ich sage sonst fliegst du raus " . Ich wurde öffentlich zur Schau gestellt und belächelt " dein Hund verarscht dich doch" weil er mit der Nasenspitze vor meinem Knie lief. Nirgends hatte ich mehr " die Schau der Eiltelkeiten" kennengelernt als auf diesem Hundsportplatz. ICH hatte mehr Kadavergehorsam als jeder Hund. Dabei wäre zu erwähnen, dass der Hund im Alltag sehr unproblematisch war.


    Zuwider sind mir die Hundeschulen geworden, mitdenken verboten!


    Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Hund merkt ob der HH irgendeinen Trainer nachhampelt oder sein Mensch sich selbst ist. Dies auch so lebt...


    Ansonsten seh ich es so wie Labradora.


    Viele Menschen definieren sich über ihren Hund, dass ist mir Zuviel.

  • Unser Hund hat lange auf der Straße gelebt. Er ist uns freundschaftlich eng verbunden, würde aber vor allem "sein Ding" machen, wenn man ihn nicht eng führen würde.
    Mit anderen Worten, ihm käme es nie in den Sinn, etwas zu tun, nur um uns zu gefallen.
    Daher musste er lernen, sich an Regeln zu halten, auch wenn er sie noch so innig hinterfragt.
    Klappt das, lassen wir ihn weitgehend in Ruhe und er hat viele Freiheiten.
    Ignoriert er zu oft, wird mehr trainiert und er hat weniger eigeninitiativ entschiedene Aktivitätsmöglichkeiten.
    Das klappt im Prinzip gut, aber ab und an ist mal ein Auffrischungskurs nötig. Nicht viel, er erinnert sich dann rasch daran, dass es sich letztlich auszahlt, sich an Regeln zu halten.
    Aber dass man auch das leckerste Kaninchen nicht jagen und den artgleichen Erzfeind nicht massregeln darf, wenn er die Etikette nicht einhält.....diesbezüglich sind zwei Trainer und wir letztlich an ihm gescheitert.
    Als Konsequenz bleibt er draussen an der Schlepp.
    Fazit, auch nach acht Jahren merkt man ihm noch an, dass er früher selbständig und eigenverantwortlich gelebt hat, aber wir haben uns arrangiert.
    Liessen wir ihn machen, er käme zum Fressen nach Hause und zwei drei mal am Tag zwischendurch. Im Rest der Zeit würde er seinen Streifbereich kontrollieren (nicht dauernd ablaufen, auch von Sitzwarte aus), auf Jagd gehen, wenn es sich ergibt und "schwierige" Interaktionen mit Hunden haben, die sich ihm nicht superfreundlich und nach perfektem Hunderitual nähern.
    Zur Ruhe käme er wenig.
    Das kommt er bei uns, wenn er vertraut, dass wir alles im Griff haben.
    Merkt er Unsicherheit - in jeder familie gibt es mal Zank, Trauer und andere Krisen- , steht er sofort unter Strom und meint, in der Pflicht zu sein, auf alle beonders aufzupassen.

  • Bei uns zieht sich ein roter Faden der möglichst non aversiven Erziehung durch, aber ansonsten erziehe ich meine beiden ziemlich unterschiedlich: Cosmo (riesiger Labbi Aussie Mix) ist ein sehr unsicherer Hund mit Tendenz, in Konfliktsituationen nach vorne zu gehen. Wir bewältigen den Alltag am besten, wenn ich ihn eher eng führe. Er hat gewisse Freiheiten, aber die sind sofort vorbei wenn er nicht gehorcht oder den Bogen überspannt. Wir haben noch immer kleine Baustellen aber im Prinzip ist er inzwischen unauffällig, weil unsere Methode gut funktioniert. Ich muss jedoch immer ein Auge auf ihn haben.


    Pikachu, mein Shiba, wird ganz anders gehändelt. Die hat sich quasi von selbst (v)erzogen, ich hab bis auf den Rückruf nie groß mit ihr trainiert. Als ich versucht habe, sie wie Cosmo zu erziehen, haben wir uns gegenseitig sowas von ätzend gefunden. Irgendwann hab ich endlich begriffen, dass die Kleine in den meisten Fällen am besten weiß, was zu tun ist. Es gibt Grundregeln (keine Menschen oder Tiere belästigen, nicht unerlaubt jagen, Rückruf muss sitzen), beim Rest hat sie Narrenfreiheit. Sie ist für Unterordnungsfans bestimmt der absolute Albtraum, aber ich komm mit ihrer Art unglaublich gut klar und bewähre den Alltag mit ihr, im Gegensatz zu Cosmo, konfliktfrei.

  • Hier gibt es gewisse Spielregeln, von mir aufgestellt, die einzuhalten sind. Die meisten beziehen sich auf den Alltag und sind dem Hund nicht neu.
    2 Beispiele aus dem letzten Jahr: 1. Hund springt ohne Leine und ohne Aufforderung aus dem Auto um zum anderen Hundekumpel zu kommen. Folge: Dicker Anschiss, Hund kommt geduckt und mit eingeklemmter Rute zurück. Schlechtes Gewissen bei mir? Fehlanzeige. Hätte nämlich beim nächsten mal auch eine befahrene Straße zwischen uns und dem Ziel des Hundes sein können. 2. Hund bellt sich in Rage weil im Nachbargarten Leute darten, keine neue Situation für den Hund, ist nicht ansprechbar und der Maschendrahtzaun ist nun wirklich kein Hindernis. Die Knallschote bekommt nen Stoß in die Seite, bricht ab, wird umgelenkt und 10 Minuten später schauen wir den Leuten gemeinsam beim darten zu.
    Das Einhalten gewisser Regeln im Alltag fordere ich rigoros ein, da sie zum Großteil einfach meinem Schutz, dem Schutz des Hundes oder von Fremden dienen und bei nem 28kg Schäfi nicht immer die Möglichkeit besteht den Hund rein physisch aus allen SItuationen zu entfernen, z.B. durch tragen.
    Andere Alltagsregeln wie kein betteln am Tisch, kein hüpfen Auf die Couch ohne Aufforderung etc. werden zwar auch eingefordert, aber Fehlverhalten nicht derart wie oben beschrieben unterbunden. Da reicht ein einfaches "Nein."


    Gänzlich anders läuft das natürlich beim erlernen von neuen Sachen z.B. im Sport. Da wird zu 95% über Belohnung, Spaß und Kooperation gearbeitet. Das Wort "Nein" oder Abbrüche anderer Art habe ich auf dem Hundeplatz bisher wohl keine 10x genutzt, abgesehen vom Anfang als auch für den Hundeplatz neue Regeln aufgestellt werden mussten (kein Schnüffeln, kein zu anderen Hunden rennen etc.).

  • Meinen 1. DSH bekam ich als ich 12 war, da lernte ich mit Stachelhalsband, Leinenruck und Unterwerfung den Hund "gefügig" zu machen. Das hat recht gut geklappt, aber man hat es dem Hund auch angesehen.
    Daher habe ich nach 2,5 Jahren beim 2. DSH (der 1. überlebte leider die Notkastra nach einer Gebärmuttervereiterung nicht) einiges anders gemacht und das hat auch gut geklappt.


    Ich bin jemand der bei mir wichtigen Dingen sehr konsequent ist, da gibt es bei mir nur schwarz und weiß und da kann ich auch ziemlich deutlich werden. Bei mir nicht wichtigen Sachen gibt es auch Grauzonen und die nutzt der Hund natürlich aus, aber das ist mir dann egal, sonst gäbe es die Grauzone nicht.


    Ich bin kein Leckerlieumsichwerfer, Leckerlies gibt es bei mir nur zum Erlernen eines Kommandos, sobald das Kommando sitzt, lobe ich nur noch körperlich, verbal oder mit Spielzeug - je nach Hund.


    Nach 4 DSH und 3 Dackeln würde ich jetzt einfach mal behaupten wollen, dass meine Erziehungsmethode je nach Hund ein Mischmasch ist und sie nicht so schlecht sein kann sonst käme ich mit meinen Hunden im Alltag nicht so gut klar.


    Mit jedem Hund lerne ich dazu und das ist interessant, hilfreich und gut so.


    Am meisten habe ich bei Sina gelernt denn einen unsicheren Hund hatte ich vorher noch nie, aber ich denke, dass mir meine Hundeerfahrung und meine Art der Erziehung dabei sehr hilfreich war weil Sina durch meine klaren Regeln und Strukturen sehr viel Sicherheit bekommen hat und sich dadurch sehr gut entwickelt hat.


    Auch wenn das hier verpönt ist, ich würde mich schon als Rudelführer/Chefin/Erzieherin bezeichnen, denn ICH stelle die hier gültigen Regeln auf und nicht mein Hund und auch nicht mein Kind. Je mehr und besser sich daran gehalten wird, desto mehr Freiheiten gibt es dafür.

  • Ich hab keinen wirklichen Erziehungsstil. Jeden Tag hab ich die verschiedensten Hunde um mich rum und muss sie dazu bringen, mich die Sachen machen zu lassen, die sonst nicht mal herrchen darf.
    Bei dem einen Hund muss ich dafür "Hart wie Kruppstahl" sein, da darf der Hund nicht mal im Ansatz eine falsche Bewegung machen, da herrscht im Salon eine Totenstille.
    Der nächste wird durchgewuschelt, mit Kosenamen bedacht, Küsschen gegeben,... solange er im Endeffekt trotzdem still hält, wenn ich das sage.
    Jedes Tier ist individuell und dementsprechend verhalte ich mich.

    Das finde ich total interessant, es ist ja etwas ganz anderes als das Verhältnis zu einem eigenen Hund, mit dem man über Jahre zusammenwächst.
    Woran siehst du, wie du im Einzelfall vorgehen must? Wie schnell findest du den richtigen Zugang? Ist dir das schon in den ersten Minuten klar, wenn du einen neuen Hund vor dir hast oder tastet du dich allmählich heran?


    Dagmar & Cara

  • Ich würd's als grundsätzlich nett aber nicht zurückhaltend bezeichnen, d.h. je nach Dringlichkeit schmeiße ich schon Einiges an Emotionen rein, vermeide aber zu drohen.
    Erklären finde ich wichtig, Erfahrungen Machen Lassen auch. Aber möglichst wenige negative. Deswegen rufe ich beispielsweise den Hund vor Wegbiegung ran und wir gucken gemeinsam, was da auf uns zukommt oder halte ihn an zu warten. Regeln und Anweisungen gibt es viele aber sie werden nicht starr angewandt.

  • Das finde ich total interessant, es ist ja etwas ganz anderes als das Verhältnis zu einem eigenen Hund, mit dem man über Jahre zusammenwächst.Woran siehst du, wie du im Einzelfall vorgehen must? Wie schnell findest du den richtigen Zugang? Ist dir das schon in den ersten Minuten klar, wenn du einen neuen Hund vor dir hast oder tastet du dich allmählich heran?


    Dagmar & Cara

    Puh, schwer zu erklären. :tropf: das sind ganz ganz viele Kleinigkeiten, die ich nicht mal unbedingt bewusst mache und alle irgendwie gleichzeitig ablaufen :tropf: .


    Viel passiert in den ersten 10 Minuten des ersten Termins. Da beobachte ich Hund und Herrchen. Wie betreten sie den Laden? Welcher Typ ist der Besitzer? Eher "auf geht's, wir gehen da jetzt rein" oder "komm, Hasimausiputzibärchen, nein, komm, wir gehen wir rein, komm, nein, du musst keine Angst haben, los...". Wie reagiert der Hund darauf? Wie betritt er denn Laden?
    Dann geht die Tür zu und die Anweisung lautet "Hund bleibt an der Leine!" (Die meisten wollen am liebsten ableinen sobald die Tür zu ist.... wenn sie überhaupt bis dahin warten) und der Besitzer darf erstmal die Kundendatei ausfüllen. In der Zeit sehe ich, wie gut der Hund mit der neuen Situation und dem Frust (Leine) umgeht. Dann gehe ich schräg zum Hund in die Hocke und halte meine Hand hin. Ist der Hund eher offen, neugierig oder doch ängstlich oder geht sogar nach vorne oder ist er so abgelenkt das er mich nicht wahr nimmt? Wendet er sich hilfesuchend an den Besitzer oder ist er selbstbewusst oder möchte er einfach nur weg?
    Alles nächstes soll der Besitzer den Hund auf den Tisch befördern. Wie reagiert der Hund auf Berührungen von seinem Besitzer und auf unangenehme Situationen? Erst wenn er oben ist, hole ich ihn zu mir und ab da gibt es für Hund und mich kein zurück mehr. Ab jetzt startet die Behandlung, ohne wenn und aber, bis dahin sollte ich also ein erstes Bild vom Hund haben. Der Rest ergibt sich nach und nach, man tastet sich aneinander ran. Viel ist abhängig von der gesamten Stimmung im Salon, weshalb ich bei den meisten Hunden am liebsten ohne Besitzer arbeite. Eine Hand ist immer am Hund, sodass ich Körperspannung immer schnell wahr nehme, ich hab immer seine Mimik im Auge (darum hab ich einen großen Spiegel im Salon).
    Ich fördere und fordere, das der Hund mit mir kommuniziert, er darf und soll mir mitteilen wenn er etwas scheiße findet. Aber.... er muss da trotzdem durch. Am liebsten, indem er von sich aus mit mir zusammen arbeitet.
    Und mit der Zeit kennt man ja seine Pappenheimer :pfeif:

  • DAS würde mich jetzt auch interessieren, @Rübennase. Zumal wahrscheinlich das meiste "blabla" der Halter für dich in dem Moment brauchbar ist, oder?
    Grüßle
    Silvia

    einige können ihre Hunde tatsächlich nicht gut einschätzen. "Nee, der beißt nicht, der schnappt nur manchmal ein bisschen" und beim baden hatte ich die Zähne 1 cm vor meiner Nase klackern hören.
    Ich bin also dazu übergegangen, so wenig wie möglich bis tatsächlich nichts über das Verhalten zu erfragen und mich stattdessen auf meine Beobachtungen und vor allem mein Bauchgefühl zu verlassen.
    "Das mag er nicht" ist der meistgehörte Satz xD

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