Wurde gerade gebissen - was tun?

  • Ich finde das zu hart. Ein Vorfall der sowas von vermeidbar gewesen wäre von beiden Seiten und als Resultat der Ruf nach Maulkorb und Leinenpflicht. Klar ist ein gut konditionierter MK keine Einschränkung für den Hund, die Leine dann schon eher, aber auch gut lösbar. Es geht mir eher um die Verhältnismässigkeit.Ich sehe es auch so dass "gefährliche" Hunde gesichert werden müssen. Mit dem was hier an Hintergrundwissen aber vorliegt finde ich den Ruf nach einer solchen Absicherung bei diesem Hund einfach nur unverhältnismässig. Ich schrieb ja weiter oben bereits, dass das dann mind. 10% aller Hunde dauerhaft mit MK und Leine gesichert werden müssten, Gebrauchshundrassen tendziell noch öfter. Das soll die Lösung sein? Das ist das angestrebte gesellschaftliche MITeinander? Sorry, sehe ich anders.


    Wenn es danach ginge hätte mein 8KG Spitz dauerhaft MK und Leine dranhaben müssen. Der fand nach einem unschönen Vorfall bei dem er unvermittelt geschlagen wurde von einem fremden Menschen, der ihn wenige Sekunden vorher noch gestreichelt hat, anfassen durch Fremde extrem blöd und hat sofort abgeschnappt.


    Total unverhältnismässig - aber das ist auch nur meine persönliche Sicht drauf.

  • Ich schrieb ja weiter oben bereits, dass das dann mind. 10% aller Hunde dauerhaft mit MK und Leine gesichert werden müssten,

    Wenn diese 10%, von denen Du schreibst, bereits gebissen haben: ja.
    Dass die Halter eines Hundes, der gebissen hat, die Auflagen unverhältnismäßig finden, kann ich gut nachvollziehen. Aber genau aufgrund solcher persönlichen Einschätzungen von Haltern bezüglich des eignen Hundes (Klassiker: "Der tut nix"- "Das hat er ja noch nie gemacht") kommt es ja überhaupt erst zu solchen Vorfällen. Der Vorfall, um den es hier geht, ist für mich das beste Beispiel dafür.


    Ich sehe Maulkorb- und Leinenpflicht nicht als unverhältnismäßige Strafe an, sondern als Schutzmaßnahme. Und wie Du selbst schreibst, kann ein Hund gut mit beidem leben.
    Blöd ist eben, dass Fehleinschätzungen und Fehlverhalten weniger Hundehalter allen anderen Hundehaltern das Leben schwer machen. Die Leinenpflicht und die Notwendigkeit der strengeren Regelungen resultieren ja genau aus dem naiven und teilweise fahrlässig gedankenlosen Blick einiger Halter auf den eigenen Hund. Deshalb ist es mir lieber, dass genau dort frühzeitig reglementiert und eingegriffen wird, wo es notwendig ist, als dass alle Hunde (wie z.B. mit Blick auf die Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln) in Sippenhaft genommen werden.

  • Ich bin da bei @SophieCat. @Manfred007 hat ja von Anfang an gesagt, dass sie in gewisser Weise die Reaktion des Hundes selbst verschuldet hat, weil sie ihn in Gegenwart einer Person, die nicht die Hauptperson war, angefasst hat. Klar sollte ein Hund dann nicht sofort so reagieren, aber wenn es doch passiert, sollte man die Kirche im Dorf lassen. Der Hund hat die Hand erwischt. Das kann eine Maßregelung gewesen sein, und es ist immer noch möglich, dass der Hund
    a) Schmerzen hat, was abzuklären wäre, oder
    b) vielleicht sogar gewarnt hat, was aber übersehen wurde. Denn wenn die TE den Hund kurz vorm Biss nicht im Blick hatte, kann sie auch Signale übersehen haben. Nicht jeder Hund droht durch Knurren. Es gibt genug Hunde, die das nur durch Blicke, steif werden, Lefze ziehen etc. tun. Guckt man dann nicht hin, kann man die Zeichen schon übersehen.


    Am Anfang klang es auch noch so, dass @Manfred007 eben nicht möchte, dass auf Hund und Halter Konsequenzen zukommen. Um so mehr finde ich es schade, dass der Ton jetzt umschlägt.
    Nein, ich würde in solch einer Situation nichts melden, keine Behörden einschalten. Schon gar nicht, bevor ich mit der eigentlichen Halterin gesprochen hätte. Deren Einschätzung würde ich gern hören, denn sie ist diejenige, die den Hund normalerweise führt und ihn am besten kennen dürfte.
    Einen mir fremden Hund, der normalerweise immer von mir ferngehalten wird, würde ich gar nicht erst ohne seine eigentliche Bezugsperson und schon gar nicht angeleint streicheln, weil er an der Leine auch nicht richtig ausweichen kann.


    Eine behördliche Überprüfung ist nicht immer fair, vor allem, wenn der Hund ein Rottweiler oder ein anderer Hund bestimmter Rassen ist. Es gibt genügend Fälle, in denen Hunde Auflagen bekommen, obwohl das eigentlich nicht angebracht wäre. Und es bleibt ja nicht bei Leinen- und Maulkorbzwang (der je nach Bundesland NIE WIEDER aufgehoben werden kann, d.h., der Hund wäre sein restliches Leben lang betroffen); wenn der Hund als gefährlich eingestuft wird, erhöht sich die Hundesteuer bis zum zehnfachen Satz, man muss eine Haltungserlaubnis beantragen, um ihn weiterhin halten zu dürfen, es könnte auch der Verlust der Wohnung drohen, weil zum Halten eines gefährlichen Hundes die Erlaubnis des Vermieters erforderlich ist.


    Man muss sich halt fragen, ob man das wirklich möchte, wenn man selber auch zu der Situation beigetragen hat.
    Gerade, wenn man selber Hundehalter ist, sollte man etwas mehr Toleranz für die Fehler Anderer mitbringen, denn uns allen, auch denen, die jetzt schreiben, sowas darf niemals passieren, kann das schneller geschehen, als wir denken. Es könnte jemand dem Hund auf die Pfote treten und er reagiert mit einem Abschnapper, der trifft. Man bewegt sich in der Innenstadt und ein Passant tritt oder schlägt den Hund im Vorbeigehen. Mein Hund wurde in der friedlichen und von beiden Haltern gewünschten interaktion mit einer anderen Hündin von deren Halterin aus heiterem Himmel geschlagen, weil die Frau ihrer Hündin beweisen wollte, dass sie Alpha ist und alles regelt. Hätte er da geschnappt, wär ich auch der Depp gewesen, aber mit so was rechnet man einfach nicht.


    Am wichtigsten ist natürlich die schnelle Genesung der Hand der TE, das steht außer Frage. Aber eine Menge "was wäre gewesen, wenn" bringt einfach nichts, und vn diesen Wenns ist ja keines eingetroffen, zum Glück. Von daher würde ich wirklich abwarten und das Gespräch mit der Halterin abwarten, wenn diese aus dem Urlaub zurückkommt.



    Zitat

    Deshalb ist es mir lieber, dass genau dort frühzeitig reglementiert und eingegriffen wird, wo es notwendig ist, als dass alle Hunde (wie z.B. mit Blick auf die Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln) in Sippenhaft genommen werden.


    Wenn du kein Problem mit dem Maulkorb hast, wieso empfindest du dann eine allgemeine Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln als Sippenhaft?


    Würdest du dir auch eine strenge Regulierung mit allen Konsequenzen wünschen, wenn dein Hund aus irgend einem Grund einen Menschen schnappt? Mit erhöhter Steuer, Haltungserlaubnis beantragen, nur noch mit einem einzigen Hund laufen zu dürfen? Oder wäre es dir vielleicht lieber, wenn man dir die Möglichkeit lässt, nach deinem Ermessen adäquat auf das zu reagieren, was zum ersten Mal passiert ist?

  • Wenn du kein Problem mit dem Maulkorb hast, wieso empfindest du dann eine allgemeine Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln als Sippenhaft?

    Ich schrieb nicht über mich, Sunti, sondern über Hundehalter, die Leinen- und Maulkorbpflicht als Strafe empfinden. :smile:



    Würdest du dir auch eine strenge Regulierung mit allen Konsequenzen wünschen, wenn dein Hund aus irgend einem Grund einen Menschen schnappt? Mit erhöhter Steuer, Haltungserlaubnis beantragen, nur noch mit einem einzigen Hund laufen zu dürfen?

    Ja.

  • Nein, kannst Du leider nicht.Die Bisse von meinem Hund habe ich mir zugezogen, als er eine undiagnositizierte SDU hatte. Er hat auch völlig ohne Vorwarnung zugebissen.
    Seitdem er richtig eingestellt ist, kann er ganz normal aushalten, vorwarnen und es ist nichts mehr passiert.
    Das, was Du erlebt hast, muss also absolut kein Defizit in der Aufzucht oder Haltung sein.

    Mein damaliger Dackelrüde wurde auch plötzlich unkontrolliert aggressiv und ich konnte es mir lange Zeit nicht erklären. Erst als festgestellt wurde, dass er eine subkl. SDU hat und er mit den Tabletten richtig eingestellt war, wurde er wieder zu einem normalen Hund. Verletzt hat er GsD nie jemanden, wobei ich aufgepasst habe wie ein Luchs und niemand durfte ihn anfassen.



    Ich glaube, wenn ich mir sicher bin, dass ich dem Halter und dem Hund keine Scherereien bereiten möchte, dann hätte ich vermutlich beim Arzt und sonst auch, der Einfachheit halber gesagt, dass mich mein eigener Hund beim Spielen/Raufen/Zergeln "saudumm" erwischt hat.

  • Was mich ein wenig bei der ganzen Sache stört ist die Aussage, dass du den Hund seit Welpenalter kennen würdest.


    Es bestand nie wirklich Kontakt zwischen euch. Im Gegenteil, die Halterin hat diesen immer vermieden. Du weißt wie der Hund aussieht, du hast ihn regelmäßig gesehen aber von kennen kann da bei weitem nicht die Rede sein. Somit hast du keinen bekannten, sondern einen fremden Hund angelangt.


    Ich weiß nicht, Eltern bläuen ihren Kindern immer ein, dass man Hunde nicht einfach so streichelt. Auch als Erwachsener sollte man sich daran halten, egal ob der Hund schnuppern kommt oder nicht. Vorallem dann wenn man nicht weiß weshalb ein Kontakt vorher immer vermieden wurde.


    Nur weil ich jemanden zur Begrüßung die Hand reiche ist das noch lange keine Einladung mich anderweitig anzulangen. Weshalb sollte ein Hund sowas dulden müssen?

  • Ich schrieb nicht über mich, Sunti, sondern über Hundehalter, die Leinen- und Maulkorbpflicht als Strafe empfinden. :smile:


    Ja.

    Das finde ich gelinde ausgedrückt heftig. Das ist so dermassen schwarz/weiss gedacht dass mir die Worte fehlen.

  • Dieser Hund hat garantiert vorgewarnt. Nur sieht der Mensch aus der Vogelperspektive, nicht die Mimik eines Hundes. Wäre man auf Augenhöhe mit so einem Tier, könnte man ganz sicher in seinem Gesicht etwas lesen.


    Mich würde nur mal interessieren, ob der Hund schon öfter geschnappt hat.
    Wenn ja, wäre es eigentlich die Aufgabe der Halterin dafür zu sorgen, daß niemand ihren Hund anfaßt.

  • Ich hatte mit meiner ersten Schäferhündin eine Situation bei der sie ebenfalls abgeschnappt/gebissen hat.


    Ich erinnere mich nicht mehr in Detail da über 20Jahre her - aber so ungefähr war es.
    Ich war mit ihr auf einer großen Hundewiese in einem Park. Sie liegt im Gras und kaut auf einem Stock (ja ja, heute gibts grundsätzlich keine Stöcke mehr zum kauen). Da kommt ein deutlich angetrunkener Mann der sie super findet und erklärt zunächst mir dass er Schäferhunde liebt und selbst 20Jahre Schäferhunde hatte. Er ist nett, trotz deutlicher Fahne. Dann dreht er sich zu meiner Hündin, beugt sich über sie und will ihr den Stock wegnehmen um ihn zu werfen. Ich halte ihn am Arm fest und sage zu ihm, dass sie sich von Fremden nicht den Stockwegnehmen lässt und dann BEISST. Er sagt, er kennt sich mit Hunden aus und kein Hund würde ihn beissen. Ich sag ihm, meine schon bitte nicht Stock wegnehmen und nicht anfassen. Er befreit seinen Arm, beugt sich stehend über meine Hündin und versucht ihr mit beiden Händen den Fang zu öffnen, während ich an seiner Jacke ziehe (heute würde ich es auch anders machen aber damals mit unter 20 fehlte mir einfach die Erfahrung mit solchen Situationen umzugehen). Resultat, meine Hündin knurrt, fletscht und als auch das ignoriert wurde hat sie zugepackt. Er reisst seine betroffene Hand weg und blutet. Ich konnte mir die Wunden nicht ansehen, keine Daten austauschen und nichts, weil er sich daraufhin umgedreht und wortlos weg gegangen ist. Es hatte daher auch keinerlei Folgen. Ich war damals auch nicht sonderlich schockiert, weil ich fest davon überzeugt war, dass er selbst schuld ist.


    @Juno2013 Wenn ich Dich richtig verstanden habe (korrigiere mich bitte wenn ich falsch liege).. Bei Deiner diesbezüglichen (ich weiss ja dass wir bei anderen Themen auch wieder durchaus einer Meinung sind) schwarz/weiss Haltung hätte meine Schäferhündin jetzt Auflagen wie MK und Leine bekommen müssen, samt aller daraus resultierenden Konsequezen, weil sie gebissen hat. Aufgrund der unerträglichen Dummheit anderer Menschen (inkl. meiner damaligen eigenen), obwohl sie niemals von sich aus aktiv zum ihn hingelaufen wäre um ihn zu beissen und vorher sauber gewarnt hat.


    Für mich war meine Schäferhündin nie ein Hund vor dem andere Menschen aktiv geschützt werden müssen - auch rückblickend und dem Wissen von heute nicht. Für Dich schon.


    Für Dich wäre auch mein 8kg Spitz ein Kanditat für dauerhaft MK und Leine, weil er jede fremde Hand tackern würde die ihn anfässt, wenn vorab kein bestimmtes Ritual vorausgegangen ist (Gespräch mit mir, ihn nicht angucken nur Hand hinhalten damit er Kontakt auf nehmen kann, erst streicheln wenn Freigabe durch mich). Für mich ist es unvorstellbar dass er es verdient hat nur mit MK und Leine geführt zu werden, nur weil er nicht von fremden Menschen angefasst werden will.


    Da gehen unsere Meinungen halt einfach sehr sehr weit auseinander. Ich möchte gar nicht darüber urteilen wer von uns beiden Recht oder Unrecht hat. Ich versuche lediglich mich als Hundehalter zu fragen, was verhältnismässig ist.

  • Dieser Hund hat garantiert vorgewarnt. Nur sieht der Mensch aus der Vogelperspektive, nicht die Mimik eines Hundes. Wäre man auf Augenhöhe mit so einem Tier, könnte man ganz sicher in seinem Gesicht etwas lesen.


    Mich würde nur mal interessieren, ob der Hund schon öfter geschnappt hat.
    Wenn ja, wäre es eigentlich die Aufgabe der Halterin dafür zu sorgen, daß niemand ihren Hund anfaßt.


    Ich möchte diesen betroffenen Rotti ganz bestimmt nicht rosarot und plüschig reden, aber aufgrund explizit dieser Situation sehe ich da keine Auflagen wie Juno sie sieht (MK, Leine & hohe finanzielle Mehrbelastung).


    Wenn er aber jedoch mehrfach geschnappt hat (was aber keiner von uns weiss), dann hätte die Halterin auch ohne offizielle Auflagen stets ein MK drauf machen müssen. Und dann wären auch offizielle Auflagen vollkommen angebracht! Es geht mir ja nicht um die Unterstützung von Fahrlässigkeit oder Verantwortungslosigkeit von Hundehaltern, sondern um Verhältnismässigkeit und eine faire Betrachtung der jeweiligen Situation.

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