Wurde gerade gebissen - was tun?

  • Es geht mir ja nicht um die Unterstützung von Fahrlässigkeit oder Verantwortungslosigkeit von Hundehaltern, sondern um Verhältnismässigkeit und eine faire Betrachtung der jeweiligen Situation.

    Mir auch. ;)

  • Ich bin da bei @SophieCat. @Manfred007 hat ja von Anfang an gesagt, dass sie in gewisser Weise die Reaktion des Hundes selbst verschuldet hat, weil sie ihn in Gegenwart einer Person, die nicht die Hauptperson war, angefasst hat.


    Vielleicht nochmal ganz kurz.
    Ich wusste NICHT dass die Schwester vom Besitzer (das war sie bei Einzug es Hundes noch) nun (2 Jahre später) zur Urlaubsbetreuung wurde ...
    Das erfuhr ich erst einige stunden nach dem Vorfall.


    Na wie auch immer -
    ich habe nach wie vor nicht vor irgendwie Anzeige zu erstatten.
    Und ich trage nach wie vor einen Teil Mitschuld am Unfall.
    Wenn aber aufrgund meiner sachlichen Schilderungen die Versicherungen irgendwelche Einschränkungen für Rotti+Halter festlegen, fühle ich mich nicht dafür verantwortlich.


    Denn es geht nun nicht mehr darum warum was passiert ist - da sist vorbei udn eben passiert.
    Es geht darum was wir daraus mitnehmen. Ich habe draus gelernt.


    Aber wenn hier einige der Meinung sind, der Hundehalter habe absolut nix falsch gemacht, das Verhalten des Rottweilers war abzusehen und legitim - was lernt dann der Hundehalter draus? Und was passiert beim nächsten mal?



    Und bisher bin ich in der Hundeszene immer mit dem Wissen konfroniert worden,
    dass alle Hunde "gleich gefährlich" sind. Dass es immer nur auf guten Umgang, gute Sozialisation, gute Haltung usw ankommt um einen tolleranten und höflichen Hund zu haben. Dass die Rasselisten Humbug sind, dass es nur aufgrund der Genetik keine "gefährlichen" Hunde gibt.
    Die Rasse hatte bei meiner Entscheidung, den Hund azufassen, keinerlei Einfluss.


    Und jetzt werden hier Aussagen laut, dass es legitim und normal ist wenn ein Rottweiler innerhalb von 2 Sekunden die Hand die ihn streichelt schnappt.
    Dass es bei manchen Gebrauchshunderassen durchaus normal ist.
    Dass sowas auch mit guter Aufzucht, Sachverstand und top Sozialisation nicht veränderbar ist.
    Aber ein Otto-normal-Mensch - auch ein Otto-normal-Hundehalter - ist nicht in der Lage innerhalb von 2 Sekunden das Kommunikationsspektrum (von Neugierde, zu Unwohlsein und mehreren Warnstufen bis zum abschnappen) eines Hundes zu beobachten und gleichzeitig so schnell angemessen zu reagieren.


    Aber wenn das Verhalten des Rottweilers wirklich normal ist aufgrund seiner Genetik - dann wären manche Rasselisten ja wirklich sinnvoll.
    Denn dann wäre ein Rottweiler in guten Händen tatsächlich gefährlicher für die Allgemeinheit, als ein Labrador in guten Händen ...

  • @SophieCat: Genau so sehe ich das auch. Auch mein erster Hund hätte dann zeitlebens mit Maulkorb rumrennen müssen. Er kam als traumatisierter Hund zu uns, wurde in seiner Jugend von einem älteren, korpulenten Mann verprügelt und im Hof eingesperrt. Das einzige Glück seiner Jugend war der Moment, als er im Tierheim abgegeben wurde. Er hatte panische Angst vor dieser Art Mensch. Nach langer Zeit bei uns wurde es besser und er konnte an unserer Seite auch Begegnungen mit älteren Herren ohne Panik ertragen.
    Ich saß einmal mit ihm auf einer Bank, als ein älterer Mann, korpulent und mit Gehstock zu mir kam und fragte, ob er den schönen Hund streicheln könnte. Ich verneinte, erzählte ihm die Story, während Benny zwischen meine Beine und unter die Bank flüchtete. Der Typ versuchte es dann trotzdem und wurde von mir recht unfreundlich zurecht gewiesen. Er trollte sich dann. Als ich wegschaute, kam er zurück und bückte sich mit ausgestrecktem Arm unter die Bank! Da gab es ein körperliche Abmahnung meinerseits, noch bevor mein Hund reagieren konnte. Ich denke, der blaue Fleck wird den guten Mann noch eine Weile an uns erinnert haben. Hätte Benny zugeschnappt, wäre die Angelegenheit sicher nicht so glimpflich ausgegangen.
    Ich würde jederzeit wieder so handeln (vielleicht nicht ganz so heftig gegen den Oberarm schlagen). Letztlich habe ich sowohl meinem Hund als auch dem Typen einen Gefallen getan (Benny blieb der Maulkorb erspart und dem Herrn die zerbissene Hand - ein Briardmix kann schon ordentlich zupacken).
    Bei meiner jetzigen Hündin kommt keiner auf die Idee, sie ungefragt zu streicheln, weil sie doch sehr nach Malinois aussieht. Dabei ist sie von allen Menschen hoch begeistert und geht schwanzwedelnd und mit angelegten Ohren auf alle Menschen zu (soweit Leine und ich das zulassen).


    Aber der Thread ufert hier gerade aus. Ging ja eigentlich nur um die notwendigen Versorgungen nach einem Hundebiss.

  • Das finde ich gelinde ausgedrückt heftig. Das ist so dermassen schwarz/weiss gedacht dass mir die Worte fehlen.

    Akzeptiere ich, sehe es aber völlig anders als Du und finde die Reaktion auch ein wenig dramatisch.
    Letztendlich kommt es aber nicht darauf an, wie ich werte, sondern wie der Gesetzgeber wertet. Und der hat ja eine sehr klare Haltung zu diesem Thema.

  • Dass sowas auch mit guter Aufzucht, Sachverstand und top Sozialisation nicht veränderbar ist.

    Jetzt werd ich dir mal was von meinem letzten Rüden erzählen.
    Normal aufgewachsen, von Welpenbeinen an bei mir gewesen, gut sozialisiert, freundlich zu Menschen und anderen Hunden.


    Mit etwa zwei Jahren fing er an, es nicht mehr zu dulden, von Nichtfamilienmitgliedern angefaßt zu werden, er schnappte ab, sobald jemand länger als 10 Sekunden an ihm rumtätschelte.
    Und das, obwohl er selbst sehr oft zu denn Betreffenden Personen hinging und sie begrüßte.
    Beim zweiten "Abschnapper" habe ich es nicht mehr erlaubt, daß fremde Personen ihn angefaßt haben.


    Was er aber richtig gefährlich war, war ihn zu umarmen, also in den Schwitzkasten zu nehmen.


    Dann hatten wir eines Tages ein, für mich, "Horroerlebnis". Ich war mit dem Hund auf dem Friedhof, um unsere Familiengrabstääte sauberzumachen. Hund war an einem Baum a u f dem Grab angebunden. Da kam ein Ehepaar des Weges, Frau sieht meinen Hund und steht innullkommanichts Auf unserer Grabstätte, geht in die Hocke und nimmt meinen Hund in den Arm. :shocked: Während der Mann seine Kamera zückte. Meine Versuche, ihr klarzumachen, daß es keine gute Idee ist, hat sie leider nicht verstanden, da spanischsprechend.


    Es kommt wie es kommen muß,; mein Hund dreht sich wütend um und wirft diese Frau auf ihren Hintern.
    Mittlerweile stand ich schon am Hund und hielt ihn zusätzlich, daß er angeleint war, am Halsband fest, während diese dumme Person sich aufrappelte und in gebeugter Haltung wild schimpfend auf meinen Hund zuging. :omg:


    Ich konnte meinem Hund nur noch per Halsband die Luft abdrehen, sonst hätte das ein Unglück gegeben, so wütend war er.


    Ein Nachspiel hatte das nicht. Aber wer wäre Schuld gewesen im Falle wenn?
    Ich, die ihren Hund auf der Grabstätte gesichert hatte, oder die Frau, die unerlaubt auf unserem Grab rumgetrampelt ist und meinen Hund in den Schwitzkasten genommen hat? :ka:
    So schnell können dramatische Situationen entstehen.


    Mit Kindern hatte dieser Hund übrigens nie Probleme; sie durften alles mit ihm machen, ihn streicheln und sogar in den Arm nehmen.

  • :???: nun würfelst du aber sehr viel durcheinander Manfred007 :ka:


    Wobei ich eines gestehen muss, ich persönlich sehe mich dazu nicht in der Lage, innert 2 Sekunden 'das Kommunikationsspektrum (von Neugierde, zu Unwohlsein und mehreren Warnstufen bis zum abschnappen) eines Hundes zu beobachten' wenn ich den Hund nicht mal im Blick habe!

  • Akzeptiere ich, sehe es aber völlig anders als Du und finde die Reaktion auch ein wenig dramatisch.Letztendlich kommt es aber nicht darauf an, wie ich werte, sondern wie der Gesetzgeber wertet. Und der hat ja eine sehr klare Haltung zu diesem Thema.

    Damit kann ich leben ;)


    Und nein, selbst der Gesetzgeber verlässt sich auf die Beurteilung von Sachverständigen und diese betrachten es durchaus situativ und im Kontext. Da gibt es hoffentlich eher selten die reine schwarz/weiss Betrachtung "Hund hat gebissen, Grund/Ursache/Vorgang vollkommen egal, Hund ist gefährlich".

  • Ich finde es nicht richtig dass Manfred007 jetzt eine so grosse Mitschuld gegeben wird.
    Das Versäumnis liegt ganz klar an der Hundeführerin, egal ob es jetzt die Schwester, Hundehalterin, o.ä. gewesen ist.


    Manfred007 hat klar erläutert wie sie damit umgehen will und wird und diesen Weg finde ich fair.
    Das sie sich im Nachgang ihre Gedanken macht ist klar. Das sie sich da nicht in der Hauptschuld sieht finde ich auch absolut menschlich und richtig. Würde mir ähnlich gehen. Einziger Unterschied - ich hätte diesen Hund gar nicht erst angefasst ;) .

  • Da gibt es hoffentlich eher selten die reine schwarz/weiss Betrachtung "Hund hat gebissen, Grund/Ursache/Vorgang vollkommen egal, Hund ist gefährlich".

    Schau Dir doch bitte noch einmal an, was ich geschrieben habe:

    Mit Blick darauf, dass es immer mehr Hunde auf immer dichterem Raum gibt, finde ich in Fällen wie diesem hier eine behördliche Beurteilung der Gefährlichkeit angebracht.

    Keine Ahnung, was Du da interpretierst, aber ich schreibe die ganze Zeit über die Konsequenzen einer behördlich auferlegten Maulkorb- und Leinenpflicht nach behördlicher Feststellung der Gefährlichkeit eines Hundes.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!