Bedürfnisorientiert oder kontrolliert? Was traue ich meinem Hund zu?
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Was mir zu der Sache mit der Führung noch einfällt: Führung hat ja dem Wort nach immer auch was mit Vorangehen zu tun. Wenn ich jemanden irgendwo hin oder durch führen will, dann muss ich mich selbst dort auskennen. So gesehen finde ich es auch im Umgang mit meinem Hund wichtig, mir immer einer gewissen Vorbildrolle bewusst zu sein. In meinem Verhalten allgemein, wie auch im Verhalten meinem Hund gegenüber. Um so interessanter, wenn manche Hundehalter von Führung sprechen, damit in der Praxis aber einen durchaus autoritären bis ruppigen Umgang mit dem Hund meinen, während sie umgekehrt dem Hund genau das verbieten wollen. Schon irgendwie merkwürdig, oder?
Jedenfalls habe ich festgestellt, dass es in aller Regel zwischen Mensch und Hund durchaus so etwas wie eine gemeinsame Gesprächs- und Umgangskultur gibt. Weshalb ich es auch logisch finde, dass Hunde, die bei sehr stark vom Rangordnungsdenken geprägten Menschen aufwachsen, dann auch selbst oft Menschen wie Hunden gegenüber eher durchsetzungsorientiert auftreten (zumindest wenn sie nicht völlig gebrochen wurden und sich einfach nix mehr trauen). Was dann wiederum dazu führt, dass sie die jeweiligen Menschen in ihrer Ansicht voll bestätigt sehen: Siehste, der Hund - meist verallgemeinert zu "die Hunde" - macht das ganz genauso! Dabei geht ein wenig unter, dass andere Hunde, die in einem anderen Umfeld leben, sich eben nicht "ganz genauso" verhalten. Selbst mein durchgeknallter und durchaus verfressener Terrorkrümel zeigt keinerlei Futteraggression, weder mir gegenüber noch bei anderen Hunden. Die Ansätze dafür hat er von der Züchterin durchaus mitgebracht; aber in seiner Jugendzeit bei mir und Kaya ist er in einem Umfeld groß geworden, in dem es völlig normal war zu teilen, und dass sich niemand Sorgen darum machen musste ob er genug abbekommt. Und diese "Kultur" hat er übernommen, wie meine früheren Hunde auch. Natürlich gibt es auch da Extremcharaktere in die eine oder andere Richtung. Aber ich finde, der Einfluss eben dieser Kultur wird oft stark unterschätzt.
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Hi
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Aber ich finde, der Einfluss eben dieser Kultur wird oft stark unterschätzt.
Ich führe das nochmal weiter indem ich behaupte: Das wird nicht nur unterschätzt - oft wird es gar nicht wahrgenommen.
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Zwei Sachen, auf die ich unbedingt erst einmal eingehen möchte:
Konsequenz bedeutet für mich nicht mit eiserner Faust regieren ... (dös ist für mich was anderes )
Konsequent ist für mich einfach der verlässliche Rahmen. Die Regel von heute wird auch nach der 33. Anfrage, Morgen, Übermorgen und nächsten Monat noch gelten. Da ist eine Grenze, die bei mir einfach nicht überschritten werden darf.
Die Konsequenz ist dann das, was ich mache, um meine Grenze zu wahren. Das ist für mich nicht zwangsläufig "eiserne Faust." Eine Konsequenz oder für mich (grenz-)schützende Reaktion ist für mich beispielsweise:- Jemand ruft mich 50 mal am Tag an, obwohl ich sage, dass ich das nicht möchte, derjenige macht weiter - ich blockiere die Nummer /besorg mir eine neue Nummer. Nicht als Strafe für diese Person, sondern als Schutz für mich.
- Hund lässt sich heute extrem einfach ablenken, hört nicht auf den Rückruf - ich nehme ihn an die Leine. Nicht als Strafe dafür, dass er gerade nicht bei der Sache ist - sondern als Schutz, weil ich ihn sicher wissen will.
- Katze springt immer wieder auf die Balkonbrüstung - Konsequenz ist, dass ich ein Netz anbringe oder sie nicht mehr auf den Balkon darf."Konsequenz" wird häufig falsch verwendet. Eben nicht als Resultat. Sondern als Strafe. Natürlich kann eine Konsequenz auch strafend sein. Spring aus dem Fenster und die Konsequenz ist Verletzung bis Tod. Sei die ganze Zeit grenzüberschreitend und respektlos bei deinem Partner und die Konsequenz ist vermutlich, dass du verlassen wirst. Aber an sich ist Konsequenz einfach nur eine logische Folge.
Mit "vermenschlichen" meine ich aber, dass ich meinen Hund wie einen behandle. Das bedeutet, für in wenn wir beim Blutabnahme-Beispiel sind, ich mir einrede "Der Hund schafft das ohne mich nicht, ich bin doch seine Mama!"
Hat meines Erachtens nach überhaupt nichts mit Vermenschlichen zu tun. Ein Säugling schafft das auch ganz ohne seine Mama. Und ja, mit dem Verlassen des Raumes lässt du deinen Schutzbefohlenen, ob Hund oder anderes Wesen, bei entsprechender Bindung an dich ganz klar im Stich. In deinem Fall mit einem extrem guten Grund und nach gründlichem Abwiegen der Vor- und Nachteile. Deine Anwesenheit würde mehr schaden als helfen. Punkt.
Würde dein Hund bevorzugen, dass du dabei bist? Keine Ahnung. Tut aber nichts zur Sache, wenn du trotz aller Anstrengungen und trotz aller Versuche umfällst. Deswegen solltest du dir weder selbst Vorwürfe machen, noch von anderen machen lassen.
Aber vermenschlicht finde ich das in keinster Weise. Menschen kommen durch sowas auch ohne Händchenhalten und Anwesenheit eines Vertrauten durch. Sie finden es vielleicht schöner, wenn sie Unterstützung haben. Aber so mancher Hund mit Sicherheit auch.Was mich daran stutzig werden lässt bzw. was ich interessant finde: Du erwartest damit von einem Hund ein dickeres Fell, als von Menschen. Weißt du, wie ich das meine? Hunde schaffen das schon alleine. Menschen brauchen ihre Mama. Und wer davon ausgeht, dass es für den Hund schöner sein könnte (das ist ja auch individuell verschieden), dass er seine Bezugsperson dabei hat - der vermenschlicht den Hund.
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Nachdem ich jetzt alles durchgelesen habe, wollte ich mal noch meine Definitionen von den Begriffen niederschreiben:
Bedürfnisorientiert:
Ich beachte Wünsche, Äußerungen, Anfragen und Verhaltensweisen und versuche dadurch auf die eigentlichen Bedürfnisse zu schließen, diese wahrzunehmen und zu befriedigen.
Mein Hund frisst draußen alles, von Kot bis Plastikmüll und Steine.
Hat er Hunger?
Hat er ein Defizit in der Versorgung?Wie kann ich das Bedürfnis stillen? Fütterung umstellen, ärztliche Untersuchungen und Behandlungen, draußen Leckerli einsetzen?
Mein Hund ist unruhig.
Ist er unausgelastet? Körperlich oder geistig? Sollte ich das Training / die Beschäftigung intensivieren?
Hat er eigentlich das Bedürfnis nach Ruhe aber kann sich selbst nicht entspannen? Muss ich also mehr Ruhe bieten oder ihm dabei helfen, zur Ruhe zu finden? Wenig Ablenkung, bequemer Platz, in den Schlaf kraulen?Ich hab doch auch nicht das Bedürfnis nach Geld, weil ich bunte Papierscheine und runde Metallscheiben so toll finde. Ich will Sicherheit. Ich will Freiheit. Meine Grundbedürfnisse sind also Sicherheit und Freiheit und die Währung ist eben nur der Weg, auf dem sich die Bedürfnisse äußern.
Kontrolliert:
Wenn ich mich unsicher fühle, kontrolliere ich. Das kann zum Schutz meiner Schutzbefohlenen sein. Das kann zum Befriedigen meiner Bedürfnisse erfolgen. Manchmal kann sich das überschneiden.
Führen, assistieren und leitend helfen:Dabei geht es darum, Hunden, Kindern und Co. einen Rahmen zu schaffen und dabei behilflich zu sein, ihre Bedürfnisse selbstständig und gesund befriedigen zu können. Möglichkeiten und Alternativen aufzuzeigen. Und im Notfall doch noch regulierend einzugreifen.
Respekt:
Wird echt oft und gerne mit Angst verwechselt.
Kleinen Hunden und Kindern wird mal eben ins Gesicht gegriffen oder sie bekommen eine "Ansage". Aber das gleiche Verhalten bei großen Männern und Hunden (z.B.) das wagt sich doch kaum einer. Haben Lebewesen mit größerem Gewicht, größerer Höhe und Körperkraft einfach automatisch mehr Respekt verdient??? Nope. Respektlose Menschen haben einfach mehr Angst vor der Reaktion von denen. Die sind ja auch potentiell gefährlicher.Mit Respekt an sich hat das aber nichts zu tun.
Ich hab ne Heidenangst vor stechenden Insekten, weil ich darauf extrem allergisch reagiere. Bis hin zur Atemnot. Deswegen respektiere ich die noch lange nicht mehr, als einen Elefanten. Oder einen Chihuahua. Oder ein Meerschwein. Respektieren heißt für mich, ich begegne dem Wesen, ohne übergriffig zu werden. Ich nehme soweit möglich seine Bedürfnisse wahr. Ich frage nach. Ich wahre Grenzen. Ganz unabhängig von der Größe und der Kraft.
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Für mich wird das hier immer komplizierter oder zu verkopft, zu steif, zu wenig individeull und somit auch zu wenig auf das Hobby Hund gemünzt.
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Für mich wird das hier immer komplizierter oder zu verkopft, zu steif, zu wenig individeull und somit auch zu wenig auf das Hobby Hund gemünzt.
Echt? Ich verstehe die ganze Diskussionsgrundlage immer noch nicht ein seltsamer Thread irgendwie.
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Für mich wird das hier immer komplizierter oder zu verkopft, zu steif, zu wenig individeull und somit auch zu wenig auf das Hobby Hund gemünzt.
Echt? Ich verstehe die ganze Diskussionsgrundlage immer noch nicht ein seltsamer Thread irgendwie.
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Jedenfalls habe ich festgestellt, dass es in aller Regel zwischen Mensch und Hund durchaus so etwas wie eine gemeinsame Gesprächs- und Umgangskultur gibt.
Ich stimme dir vollkommen zu!
Das war schon früher bei unseren Katzen zu sehen und bei meinen Hunden sehe ich es auch.
Ich bemühe mich immer höflich und respektvoll mit meinen Hunden umzugehen. Meist sage ich sogar bitte und danke Und meine Hunde erwarten sich jetzt natürlich auch von anderen Hunden und anderen Menschen, dass sie so behandelt werden. Die können unhöfliche Lebewesen überhaupt nicht leiden und rufen die zur Ordnung, so wie ich es bei meinen gemacht habe.Aber mein Lieblingsbeispiel dazu, ist ja immer noch der Hund, der Finya angegangen ist, von seinem Halter runter gezogen und genau auf die gleiche Art und Weise zu Boden geworfen wurde. Das kann ja kein Zufall sein
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Ich finde auch, dass das hier teilweise zu verkopft ist und ich verstehe auch nicht ganz worum es hier eigentlich genau gehen soll, da m.E. die 3 "Aussagen" im Threadtitel irgendwie gar nichts miteinander zu tun haben.
Oder ich bin einfach nur zu doof für diesen Thread. -
Vielleicht hab ich diesen Thread hier ja auch einfach falsch verstanden. Ich dachte, es geht halt nicht unbedingt um ein reines "ich mach das so", in dem jeder ohne weiteren Kommentar erzählt wie es halt abläuft (also eine Art Umfrage). Sondern mehr um ein grundsätzliches "welche Haltung habt ihr dahinter", und eine Diskussion wie und weshalb man genau zu dieser Haltung kommt. Wenn das jetzt ein Fall von Thema verfehlt ist, dann sorry!
@straalster Finde ich super zusammengefasst!
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