Bedürfnisorientiert oder kontrolliert? Was traue ich meinem Hund zu?

  • Ich verstehe seit einigen Seiten auch nur noch Bahnhof. :ka: Im Eingangspost ging es um grundsätzliche Einstellung zu Anfragen des Hundes, und zwar in ziemlich krassem Schwarzweiss. Inzwischen scheint es um Anderes zu gehen, aber wie Hummel komme ich nicht dahinter, um was.


    Einfach nur aneinandergereihte Erzählungen, wie jeder seinen Hund führt? :???:

  • Genau, @Montagsmodell - es muss keiner die Haltung dahinter bekanntgeben, wenn er nicht mag. Aber genau das finde ich unter anderem interessant.


    Und ich finde das überhaupt nicht verkopft, steif oder zu pauschal. Sobald ich bedürfnisorientiert und respektvoll mit einem Lebewesen umgehe (ob Hund, Hase, Maus oder Mensch), sehe ich automatisch das Individuum und gehe ganz individuell darauf ein.


    Schadet glaube ich auch niemandem, ab und an mal in Ruhe darüber nachzudenken: Warum mache ich das eigentlich gerade so, wie ich das mache?


    Weil man das so macht?
    Weil wir das schon immer so machen?
    Oder weil es wirklich die beste Variante für alle Beteiligten ist?
    Kreiert mein Verhalten hausgemachten Stress, mehr Aufwand und immer wieder das gleiche Problem?
    Oder mache ich das Leben dadurch freier, leichter und schöner?


    Meine Oma war ein tolles Beispiel für "Das macht man so, weil man das so macht". Lebewesen haben zu funktionieren, weil die zu funktionieren haben. Essen gibt es zu ganz festen Zeiten und ausschließlich zuhause. Alles muss immer eine ganz strikte Ordnung haben. Weil...... ähm..... das so ist. Das so sein muss.
    Sie konnte mir bis vor wenigen Jahren nie erklären, warum sie macht, was sie macht. Und ihr ging es mit diesen strikten Strukturen eigentlich nicht gut. Das hat auch für sehr viele Konflikte in der Familie gesorgt.


    Dann kam ich mal darauf: Sie ist Kriegskind. Die festen Strukturen haben ihr Sicherheit gegeben. Wenn alles in perfekter Ordnung ist, kann man schneller und organisierter losrennen, wenn der Fliegeralarm beginnt. Alle Bedürfnisse außerhalb von Sicherheit spielten einfach keine Rolle für sie. Deswegen konnte sie weder ihre eigenen Bedürfnisse erkennen, noch die von anderen. Hat halt auch nie darüber nachgedacht.


    Aber seitdem sie darüber nachdenkt - hui. Natürlich ist nicht alles perfekt. Aber sie hat sich deutlich entspannt. Und die Familie mit ihr. Und alles nur, weil sie sich jetzt selbst fragt: Warum mach ich das eigentlich so? Tut mir/ uns das gut? Geht es anders vielleicht auch und vielleicht sogar besser?

  • Ich habe verstanden, dass es um Bedürfnisse des Hundes geht auf einer Seite, und auf der anderen Seite um Kontrolle. Und das in Bezug auf Dominanz versus Laisser fair.


    Beides gegenübergestellt, als würde nur das gehen.


    Ich schrieb dazu, dass der Hundeführer seine Führungsrolle interpretieren muss, und es nicht reicht zu meinen, als Mensch immer richtig zu liegen.


    Und dann kommt natürlich noch der Hund, der Charakter und die Rasse hinzu.
    Desweiteren habe ich angemerkt, dass beide genannten. Führungsstile veraltet und nicht zeitgemäß sind.
    Man favorisiert bestenfalls einen kooperativen Ansatz.


    Das kann man gut auf die Hundeführerrolle runterbrechen.



    Das „verkopfte“ hieran ist, dass Mensch sich auch mit Menschenführungsverhalten auseinandersetzen sollte. Denn ansonsten kommt sowas bei raus, dass Menschen denken eine Führung ist ausschließlich angeboren und „man muss sich durchsetzen“.

  • Weil ich nicht mehr bearbeiten kann @naijra: Erstmal nein zum Schwarz-Weiß. Habe ich direkt anfangs erklärt und um Vorschläge für einen besseren Titel gebeten.
    Für mich schließt sich nichts (Bedürfnisorientierung, Kontrolle, Vertrauen und Zutrauen) gegenseitig aus. Es ist eben ein Spektrum, eine Skala.


    Im Kern ging es mir um die Einstellung zum Umgang mit dem Hund und wie sich diese im Alltag äußert. Und wie man dazu gekommen ist, diese Einstellung zu haben.


    Habt ihr da lange drüber nachgedacht? Vom Umfeld übernommen? Macht ihr das schon immer so? Kam es durch einen Hund, der mit einer bewährten Erziehungsmethode einfach nicht zurechtkam?


    Also im Grundprinzip eine simple Frage: Warum habt ihr die Einstellung, die ihr habt? Warum macht ihr, was ihr macht?


    Setzt natürlich viel Reflexion voraus.



    Was ich mich gerade frage: Es sind so viele reflektierte Antworten gekommen, ausführliche Beschreibungen von Ausnahmen, individuelle Klärungen von Begriffen - und es gibt echt viele Threads hier, die sich vom Ausgangsthema wegentwickeln. Warum ist das in diesem Fall so ein Problem für manche?

  • Warum das ein Problem ist, hab ich doch geschrieben. Aber gern nochmal: Es ist für mich ein Problem, weil nicht mehr zu erkennen ist, was man hier schreiben sollte. Es ist wirr und kopfig und weit weg von einer konkreten Fragestellung.


    Aber wie gesagt - ist ja nur mein persönlicher Eindruck.


    Da jetzt ja mal noch konkrete Fragen da waren, kann ich dazu auch noch antworten. Ich finde die Selbstreflektion hält sich dabei auch in Grenzen:


    Nein, ich habe nicht schon immer mit Hunden so umgetan wie jetzt.Als ich vor 20 Jahren meinen ersten Hund bekam, war es eben mein erster. Da war ich in keiner Hundeschule, habe kein Hundebuch über Erziehung oder sonst was gelesen - den hab ich traumatisiert aus dem Tierheim geholt und da gab es Cesar Schalen und ich hab einfach gemacht und nicht gedacht und das war sehr gut so. Ich hatte irgendwann mal nen Termin bei nem Trainer, weil ich unbedingt wissen wollte, was so ein Hundetrainer so zu tun hat überhaupt. (Die Trainerin hat übrigens nach der 2. Stunde das Handtuch geschmissen.)
    Mein Hund kannte keine Kommandos - aber seinen Namen in unterschiedlicher Betonung ausgesprochen - er brauchte bis er senil war nach dem ersten Jahr nie mehr eine Leine.


    Und dann kamen die Hunde - eigene weitere, Pflegehunde, Sitterhunde, Ausbildungshunde - ich hab mir Trainer angeschaut, ich hatte diverse Einflüsse. Und bis vor 4-5 Jahren noch ab und an "Ausschläge" mehr zur Fraktion "Regulieren" oder mal zur Fraktion "Luft, Liebe und Click".


    Und jetzt, 20 Jahre und sehr viele Hunde später bin ich da, wo ich jetzt bin.

  • mit Muffin hab ich einfach gemacht wie es mir in den Sinn kam. Ich hatte NULL Ahnung von Hunden, ich hab einfach gemacht. Da er ja nun mal nicht mal ein Jahr alt wurde kann ich nicht unbedingt sagen ob und was ich falsch gemacht habe... so rückblickendend hatte ich ein ganz gutes Bauchgefühl. (Er war im Nu stubenrein, ganz ohne "Nase in pipi tunken" aber auch ohne "alle 2 Stunden raus". Er konnte allein bleiben, das hab ich weder Sekundenweise geübt noch ihn von jetzt auf gleich 8 Stunden allein gelassen. Mir musste niemand sagen das ein langhaariger Hund gebürstet und ab und an gebadet werden muss, ich hab mir eine schleppleine gekauft um den Rückruf zu üben ohne das es mir jemand sagen musste.... er hatte AUF meinem Schreibtisch ein Kissen wo er geschlafen hat...)
    Kurz vor Mozarts Einzug hab ich das DF entdeckt... und hab mir damit unglaublich viel kaputt gemacht. Da war ich extrem verkopft. So unglaublich viel Fachwissen, da hab ich von Dingen gehört, da wusste ich nicht mal das es sie gibt.
    Hund muss dies, Hund muss das, wenn Hund das macht, ist es schlimm, wenn er jenes macht bist du praktisch tot. Bloß nicht falsch atmen, wenn du dieses oder jenes in der Welpenzeit nicht machst, ist dein Hund für immer verdorben.
    Ich habe wirklich Glück mit Mozart einen Hund zu haben der mir meine planlose Angst, etwas falsch zu machen fast komplett verziehen hat.
    Heute bin ich anders. Ich bin mit meinen Hunden sehr entspannt. Groß werden sie alle, Probleme lassen sich lösen, und wenn nicht... mei, dann leben wir eben damit. Ich liebe das DF für das endlose Fachwissen was ich hier finde, ich lese praktisch zu jedem Thema wenigstens mal quer und sauge praktisch alles auf. Das hilft mir auch sehr im Job weiter.
    Manchmal, so 3, 4 mal im Jahr, fall ich noch in alte Verhaltensweisen (meine Mädels können ein Lied davon singen :tropf: ) und mach mich grundlos fertig. Gehe ich zu viel Gassi? Zu wenig? Bin ich zu streng? Muss ich sie besser erziehen? Dann will ich unbedingt alles anders machen, besser, noch besser, am besten. Ich möchte dann für meine Hunde perfekt sein.
    Sobald ich danach wieder einen klaren Kopf habe (oder ihn ordentlich gewaschen bekommen habe xD ) erkenne ich, das eigentlich alles so passt wie es ist. Oh nein, ich mache nicht alles richtig, und meine Hunde sind alles, aber nicht gut erzogen :pfeif: und trotzdem. Das passt schon so. Der Alltag zeigt es mir einfach.



    Lange Rede, kurzer Sinn... Ich möchte einfach das mein Hund ein gewisses Grundvertrauen zu mir hat, und aktuell sieht es so aus als würde mir das sowohl im privaten als auch im Salon gut gelingen. Wenn mich jetzt allerdings jemand fragt wie ich das mache.... :ka: keine Ahnung. Ich übe es nicht bewusst. Ich hab keinen Plan, wann ich warum wessen Bedürfnisse wie befriedige oder auch nicht.
    Und ich weigere mich, mich dahingehend zu reflektieren. Dann komm ich mir auf blöde Ideen, was ich alles besser machen müsste und sollte und könnte und überhaupt..... :gelbekarte: :rotekarte: :flucht:

  • Und ich weigere mich, mich dahingehend zu reflektieren.

    Dabei könntest gerade du doch ein richtig dickes Buch darüber schreiben :) mit deiner privaten Bande und der hündischen Kundschaft.

  • oh, Geschichten könnte ich allerhand erzählen, das ist wohl wahr xD

  • Mach das mal und ich lektoriere und verlege. :D


    Ich meine, du hast das auch schon mal begründet. Dass du mit dem einen Hund eben so umgehst, weil zu viel Freiraum zum Zappeln führt. Und mit dem anderen eben anders, weil der sich besser auf diese Weise beruhigen lässt. Also halt nicht Schema F, das auf alle passen muss. Das ist doch reflektiert und abgestimmt.

  • Mach das mal und ich lektoriere und verlege. :D


    Ich meine, du hast das auch schon mal begründet. Dass du mit dem einen Hund eben so umgehst, weil zu viel Freiraum zum Zappeln führt. Und mit dem anderen eben anders, weil der sich besser auf diese Weise beruhigen lässt. Also halt nicht Schema F, das auf alle passen muss. Das ist doch reflektiert und abgestimmt.

    jain :tropf:
    Einfach weil ich das absolut intuitiv mache.
    Ich kann zum Beispiel nicht sagen "wenn ein Hund xy macht, reagiere ich wie folgt...."
    Da spielt so viel mehr rein. Meine Tageslaune, ist es heute der erste oder der letzte Hund, ist der Besitzer ein unhöflicher Mensch oder verstehe ich mich super mit ihm,.....
    Genauso zuhause.
    Aaaber, vielleicht hast du auch recht und man kann das tatsächlich als reflektiert und abgestimmt bezeichnen. Ich tu mir vermutlich einfach schwer, das was ich tue in Worte zu fassen.

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