Bedürfnisorientiert oder kontrolliert? Was traue ich meinem Hund zu?

  • Dazu hätte ich eine Frage: Wie genau macht man das denn, keine Aufregung zu erlauben? Ich meine, Leinenführigkeit ist das eine. Aber Aufregung ist doch ein innerer Zustand, und mir ist nicht ganz klar wie man Aufregung erlauben oder verbieten könnte, genauso wenig wie man meinetwegen Angst erlauben oder verbieten kann? :???:

    Aufregung kann man aus dem Hund bekommen indem man selbst nicht hektisch ist und noch langsamer als sonst und vor allem verbal (falls man dabei mit dem Hund sprechen muss) und körperlich selbst ganz viel Ruhe ausstrahlt.
    Zumindest funktioniert das bei meiner Hündin super.
    Die kann ich nämlich nicht mal als Belohnung streicheln weil sie dadurch je nach Situation sehr aufgeregt/hektisch wird.

  • Aufregung kann man aus dem Hund bekommen indem man selbst nicht hektisch ist und noch langsamer als sonst und vor allem verbal (falls man dabei mit dem Hund sprechen muss) und körperlich selbst ganz viel Ruhe ausstrahlt.


    Das wäre dann der Versuch einer Stimmungsübertragung, und kein "erlaube ich nicht", oder?

  • Aufregung nehme ich meinem Stinker indem ich ihm Entscheidungen abnehme. Da wären wir wieder bei Kontrolle bzw. enge Führung. Ist aber trotzdem bedarfsorientiert, weil er dieser Hilfe bedarf, um runterzukommen oder sich gar nicht erst aufzuregen.


    Das ich selbst dabei so ruhig wie möglich bleibe ist für mich nicht Situationsbezogen sondern Normalzustand - also zumindest der Versuch :pfeif:

  • Der Hund hat sich nicht einmal die Trainingsleine anfangs anlegen lassen wollen. Bisse waren Tagesordnung, und sowas wie Gelassenheit, waren für mich als auch meinen Hund ein Fremdwort.

    Darf ich mal fragen, wie das alles zustande gekommen ist?

  • Hi, weil das Thema „Vermenschlichung“ angesprochen worden ist: Für mich heißt Vermenschlichung, einem Tier menschliche Moral- und Wertvorstellungen aufzupfropfen. Die alle etwas mit unserem kulturellen und ideologischen Kontext zu tun haben.


    Also zu erwarten, dass ein Tier fair, dankbar, logisch abwägend etc. handelt - oder eben sein Tier als unfair, undankbar, bösartig etc. zu verdammen. Davon versuche ich mich freizumachen. Welche unglaublichen und schädlichen Ausmaße das annehmen kann, haben wir ja erst kürzlich in der Diskussion um Chico erlebt.


    Zu glauben, dass Hunde aus sozialen Interaktionen ähnliche Emotionen ziehen wie Menschen, halte ich nicht für Vermenschlichung. @Aza1on hat in ihrem Thread einen schönen Ausdruck dafür gebraucht: „Spiegeln“. Ein Thema, dass in der aktuellen Verhaltensforschung ja genau so eine Rolle spielt wie Epigenetik.


    Aber das Beispiel mit der Diskussion um ein „im Stich lassen“ ist ein schönes Beispiel dafür, wie Menschen ihre Wertvorstellungen dazu nutzen, Andere zu verurteilen. Alleine schon diese Formulierung. Mir ist wichtig, dass im Team Mensch/Hund jeder ein Recht auf seine Bedürfnisse hat. Auch der Mensch. Und wenn jemand kein Blut sehen kann, steht ihm das Recht zu, diese Situation zu meiden.

  • Mein Hund ist mein Partner, mein Begleiter, mein Kumpel, mein Freund.
    Da ich aber der "Erwachsene" bzw. "der Erfahrene" bin, ist es an mir ihm die Welt zu zeigen. Ich führe ihn also durch einen ihm unbekannten Lebensraum.
    Ich bringe ihm bei welche Regeln gelten, was notwendig ist und wie er mit Situationen umgehen soll.
    Das ist der grobe Rahmen.


    Innerhalb dieses Rahmens befindet sich die soziale Interaktion. In diesem Bereich gibt es keinen "Klügeren", denn jedes Individuum kennt seine Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse am besten selber.
    Ich kann mir nicht anmaßen Wissen zu können was ein anderes Lebewesen wohl gerade möchte. Also muss man zusammen agieren, indem man seine Bedürfnisse zum Ausdruck bringt. Man kommuniziert miteinander.
    Das das gemeldete Bedürfnis nicht immer sofort Befriedigt werden kann ist klar, aber dennoch muss man es ja erstmal kommunizieren damit es überhaupt eine Chance darauf gibt.
    Folglich wird hier fleißig Kommuniziert und je nachdem auch bejaht oder verneint. So wie ich es einem Menschen zugestehe mir zu sagen das er Hunger hat, so soll es mir auch der Hund anzeigen dürfen.
    Mein Kind kann alleine aufs Klo, der Hund muss mir sagen dürfen das er muss, damit ich ihm ermöglichen kann.
    So wie ich meinem Partner einen Kuss geben kann wann ich will, so gestehe ich meinem Hund zu mir seine Zuneigung zu geben wenn es ihm danach ist.
    Ich stelle es mir schrecklich vor wenn man als soziales Lebewesen keinerlei Recht haben würde seine Bedürfnisse anzuzeigen, sondern still und stumm zu verharren hat bis der "Mächtige" der Meinung ist er wüsste was jetzt gerade von Nöten ist und aufgrund fehlender Hellsichtigkeit dann auch noch falsch liegt.


    Wir haben also durch die Führung einen Rahmen erschaffen, in dem sich die Sozialen Aspekte abspielen. Dieser Rahmen wird gehalten bzw begrenzt durch die Kontrolle. Denn wenn ich will das dieser Rahmen stabil bleibt muss ich sowohl kontrollieren das keiner den Rahmen von innen übertritt aber auch das keine Fremden Einwirkungen störend hineinkommen.
    Das kann eine Person sein, die mir eine Idee zur Umsetzung einer Thematik sein- ich kontrolliere die Idee und entscheide ob ich sie in meinen Rahmen lasse.
    Dass kann bedeuten das ich zusehe das der Hund innerhalb des von mir gegebene Führungsrahmen bleibt und eben nicht auf leisen Sohlen davon schleicht um des Nachbars Katze zu fressen.



    Mir fällt das Bild eines Fremdenführers ein.
    Man stelle sich einen Menschen vor der uns durch die Fremde Bergwelt der schönen Berge fernab der Heimat führt. Ich vertraue ihm, denn er kennt sich hier aus. Fühle ich mich deshalb schlecht? Nein.
    Ich sage ihm das ich eine Pause machen möchte- er wird mir ja oder nein sagen bzw sagen wann und wo es geht. Fühle ich mich schlecht? Nein er hat mein Bedürfnis wahrgenommen und wird es erfüllen wenn er es kann.
    Ich will einen Weg verlassen und er hindert mich daran. Fühle ich mich schlecht? Nein, denn es ist seine Aufgabe zu kontrollieren das sich keiner verletzt und alle heil wieder ankommen.



    So und nun muss ich mal bissel den Haushalt erledigen. Die Wäsche hat das Bedürfnis an die Luft zu kommen und nach einer Kontrolle des Kinderzimmers muss ich den Sohn zum Aufräumen führen :p

  • ach sorry, Spoiler wäre für meinen Beitrag auch eine gute Idee gewesen... kanns leider nicht mehr rückgängig machen

    Naja, dachte, der Thread wäre errichtet worden, damit man sich frei austoben kann, stat bei @FrauBre alles zuzuspammen ;)

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