Fixieren oder "schauen"?

  • Du hast ja jetzt ne Menge Input und kannst dir deine Strategie überlegen.

  • Dass Glotzen nicht "normal"ist, sagt ja keiner. Andere Hunde sind für die meisten jungen Hunde sehr spannend.


    Sie müssen halt lernen, wie sie in welcher Situation am Besten damit umgehen.


    Glotzen es ist ein erster Schritt in der Konfliktlösungsstrategie. Denn Hundebegegnungen sind zuerst einmal auch immer potentielle Konflikte - Hunde sind ja eigentlich mal territorial gewesen, das Erbe steckt noch in ihnen, daher kann ein Hund ja nie sicher sein, ob ein anderer ihn nicht als Eindringling, Konkurrent oder sonstwas sieht.


    Was kommt dann? Fight, Flight, Freeze, Fiddle about und alles, was es dazwischen so gibt.


    An der Leine ist dem Hund die wichtigste Stretegie - Flight, Flucht- genommen. Das weiß er ganz genau.


    Nächster Schritt kann also sein, das ganze durch Spielaufforderung oder in der Steigerung Fiddeln positiv aufzulösen. Wenn das beim jungen Hund verankert wird, hat man später uU einen Tutnix, Allen-Hallo-Sagen-Müsser oder Frustpöbler. darf erst überall hin, dann wird er zu groß oder zu stürmisch, und darf dann nicht mehr - dann fängt der Frust an. Und ein Frustpöbler wird immer mehr von anderen gemieden, bekommt immer weniger Kontakte...



    Oder der Hund macht schlechte Erfahrungen, bekommt angst (Kleinhunden passiert das oft) und entscheidet sich für "Angriff ist die beste Verteidigung".


    Gerne macht auch der Tut Nix blöde Erfahrungen und zündet dann eben Stufe 2.




    Damit das alles nicht passieren kann, sollte man dem jungen Hund Gelegenheit geben, Erfahrungen mit Sozialkontakten zu sammeln, die für ihn positiv verlaufen, bei denen er aber auch mal lernt, dass man nicht immer rumspacken muss. Also Kontakt zum toben mit anderen Halbstarken und Kontakt zum lernen mit erwachsenen Hunden. Überdreht er, mobbt, fiddelt etc mus der Mensch helfen.


    Ebenso sollte er Alternativen lernen, die man einfordern kann, oder die er anbieten kann - Wegschauen, Weitergehen, Hinter dem Menschen Schutz suchen.


    Und er muss lernen, dass man eben auch mal Ruhe geben muss. Das ist für den jungen Hund schwer - Leinengehen ist wie Stillsitzen für kleine Kinder. jede Erwartungshaltung (vielleicht darf ich ja doch...) macht es noch schwerer.
    Natürlich muss Stressabbau möglich sein - Freilauf, toben. Vorher ein kurzes Parallel laufen, Frauchen angucken, Leine ab.


    Es geht aber nicht, dass der Hund entscheidet, wann und wie er gerne Kontakt pflegen will. Wie schnell das zum Problem wird, sieht man ja in den ganzen "Hilfe, der Hund bellt an der leine", zieht, geht nicht weiter Threads.


    Wir zwängen unsere Hunde in eine Vielzahl von Hundekontakten, die viele Hunde echt überfordern. Stress pur. Nicht für alle - aber für sehr viele Hunde.

  • Tut-was oder Tut-vll.-was an der Leine

    "Tut-vll.-was an der Leine"


    Das druck ich mir auf ein T-shirt.... :applaus: :applaus: :applaus:


    und hinten:
    Vielleicht tud er auch nichts,
    aber mit Sicherheit möchte er
    nicht spielen.

  • Ich würde es mir gar nicht so schwer machen. Die Gefahr, dass die Entwicklung in so einer Situation nicht in die falsche Richtung läuft, wird im Grunde auf Null reduziert, wenn man von Anfang an übt, dass der Hund den Blick maximal schnell wieder lösen kann. Er darf ja danach ruhig wieder (kurz) hingucken. Meiner Erfahrung nach ist es besser von Anfang an so vorzugehen als abzuwarten, ob es schief läuft. Denn dann wird das Training gleich viel aufwändiger. In dem Fall betreibe ich lieber Vorsorge. Egal, ob die notwendig gewesen wäre. Dem Hund macht die Übung Spaß und er macht sie gerne - tut also gar nicht weh das dem Hund beizubringen. :p

  • An der Leine ist dem Hund die wichtigste Stretegie - Fight - genommen. Das weiß er ganz genau.

    Nicht unbedingt...Viele Leinenrambos machen ja genau das.


    Viele Hunde, die an der Leine beissende Rambos sind, sind im Freilauf durchaus auch "normal"...

  • Genau das sag ich ja.


    Wenn ein Hund weiß, er kann sich im Konfliktfall entziehen, verhält er sich völlig anders, als wenn man ihm diese Möglichkeit nimmt (und Stress durch den Zug auf der Leine obendrauf packt).


    Deswegen ist es ja ein problem an der leine. die wenigsten Leinenpöbler sind tatsächlich artgenossenaggressiv. Man zwingt sie in das Verhalten.


    Ach ich sehe - im Zitat steht Fight. Flight, Flucht, steht bei mir. Du hast vor meiner Korrektur gelesen!

  • An der Leine ist dem Hund die wichtigste Stretegie - Flight, Flucht- genommen.

    Rein aus Interesse: Wieso bezeichnest du das als die wichtigste Strategie? Der Hund ist ja kein klassisches Fluchttier?
    Für viele Hunde ist das keine Option auch ohne Leine. gerade Kleinhunde profitieren davon nicht wegzurennen.


    Flucht fällt für mich unter die Kategorie unempfehlenswerteste Strategie, da sie keine weitere Kommunikation zuläßt und einen Konflikt nicht aktiv lösen kann, sondern ihm nur wegrennt- ob das allerdings gelingt hängt von der Konstitution ab. Also ich würde Flight nie fördern, allein weil der Hund sonst z.B. über die Strasse rennt.
    Ein Freeze wäre besser, würde aktiv ein "Ich will gar keinen Stress, guck' ich tue gar nix" kommunizieren und im Gegensatz zu Flight nicht irgendwelche Beutereize oder falsch verstandene Rennspielaufforderungen auslösen. Sehe ich bei Hunden auch öfter als daß sie flüchten.
    Wenn es darum geht, Abstand zu erzeugen ist Fight eigentlich oft die bessere Wahl und so wird es von einer Menge Leinenpöbler auch genutzt.

  • Erst mal wird jedes Tier - ob Beute oder Raubtier - Gefahr aus dem Weg gehen. Immer erst mal Abstand, Situation einschätzen.
    Nur in die Enge getriebene gehen sofort zum Angriff über.


    Direkt auf Kampf zu gehen, ist eine gelernte Strategie, aus der Notwendigkeit geboren. Oder auch angezüchtet. Ein Wolf wäre kein guter Wach- und Schutzhund, der riskiert nicht so bereitwillig seine Haut wie ein extra dafür gezüchteter Hund. Die Natur würde soviel "Mut" schnell aussterben lassen.


    Unter natürlichen Bedingungen wäre es dem Überleben nicht sehr zuträglich, ständig ein hohes Verletzungsrisiko einzugehen. Auch der Sieger ist in großer Gefahr, an Infektionen einugehen oder beim nächsten Kampf geschwächt zu sein.
    Daher sind ja bei den meisten Tierarten auch innerartliche Kämpfe stark ritualisiert.


    Aber diese Rituale, die z.B. ein Kämpfen auf Distanz erlauben (Rumstaksen etc) sind an der Leine ja auch nicht möglich, weil Kommunikation eingeschränkt... zumal der Unterlegene ja sofort durch Distanzvergrößerung seinen Respekt zeigen würde, und auch das geht nicht, eine krasse Provokation für den Überlegenen, und der ritualisierte Kampf kippt in einen echten.

  • Wenn es darum geht, Abstand zu erzeugen ist Fight eigentlich oft die bessere Wahl und so wird es von einer Menge Leinenpöbler auch genutzt.

    Weil sie ja gar keine andere Wahl haben. Warum glaubst du wohl, pöbeln so viele NUR an der Leine?

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